Rundwanderung zum Wildhuser Schafberg (2373m) mit Ostwandrinne


Publiziert von Chrichen , 23. Dezember 2016 um 19:10.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 7 Dezember 2016
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-SG 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1050 m
Abstieg: 1050 m
Strecke:ca. 7.5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem PW bis Wildhaus (SG) / Gamplütbahn bis Gamplüt
Zufahrt zum Ankunftspunkt:(Gleicher Weg umgekehrt)

Der Wildhuser Schafberg (oder Wildhuser Schofberg) lässt sich aufgrund seines südexponierten Normalaufstiegs relativ spät / früh im Jahr besteigen und ist quasi prädestiniert für die Übergangszeit. Dank des schneearmen Dezembers konnten wir sogar den als Alpinwanderweg markierten Aufstieg via Wildhuser Schafboden einplanen und so eine attraktive Rundtour gestalten. Um der Runde noch etwas alpine Würze zu verleihen, sind wir durch die Ostwandrinne zum Sattel zwischen Vorgipfel und Gipfel aufgestiegen. Die Verhältnisse waren insgesamt sehr gut, einzig der Abstieg über den Normalweg war im oberen Bereich unangenehm rutschig.

Wie üblich für diese Jahreszeit gaben uns die zu vermutenden Verhältnisse einige Rätsel auf. Dennoch waren wir guten Mutes, dass sich die Geländestufen, welche der Alpinwanderweg überwindet, gut bewältigen lassen. Weiterhin machten wir uns über die Schlüsselstelle zwischen Voripfel und Gipfel Gedanken. Wir wussten, dass sie auch im Winter begangen wird. Die Stelle lässt sich auf den meisten Bildern aber nicht gut einschätzen und wirkt schlimmer als sie ist. Die Variante der Ostwandrinne konnte ich zum ersten Mal in *diesem Bericht von marmotta entdecken. Als Referenz diente ausserdem der *Bericht von jfk.

Gamplüt - P.1389 - Wildhuser Schafboden (T3)
Faule Berggänger nehmen die Seilbahn. Wir machen das natürlich nur um das lokale Gewerbe zu unterstützen und ersparen uns mit der Gamplüt Bahn die ersten knapp 300 Höhenmeter. Ab Gamplüt folgen wir dem Strässchen und einer abkürzenden Wegspur bis zum P.1389, wo der Alpinwanderweg zum Wildhuser Schafberg und Jöchli abzweigt. Vermutlich hätte ein Aufstieg durch das Flürentobel kaum länger gedauert. Der Alpinwanderweg zieht auf eine von weitem schier unüberwindbar erscheindende Geländestufe hin und schlängelt sich mit breitem Wegtrasse geschickt durch diese hoch. Dank des guten und vollständig schneefreien Weges kommt kaum ein Gefühl von Ausgesetztheit auf. Bei viel Schnee hingegen dürfte diese Stufe tatsächlich ein Problem darstellen.

Fast flach geht es nun an einer Alphütte vorbei und ein Stück weiter bis zur nächsten eher unscheinbaren Stufe, die sich teils über Schneefelder einfach überwinden lässt. Oberhalb der zweiten Stufe machen wir eine kurze Pause. Schon früh haben uns die ersten Sonnenstrahlen erreicht. Mittlerweile ist es für den Dezember unglaublich warm, und selbst der Fleece Pulli ist im Rucksack verschwunden.

Ober Wildhuser Schafboden - Einstieg Ostwandrinne (T3)
Vor uns wartet nun nach einem kleinen Flachstück die dritte und letzte Steilstufe. Diese ist mehr oder weniger eingeschneit und im unteren Bereich von zahlreichen Fussspuren durchzogen. Wir verzichten auf die Steigeisen, was gut geht. Zuerst steigen wir einen steilen Hang in der Fallinie hinauf, bis zum Durchstieg entlang des Wanderwegs. Dieser Abschnitt lässt sich über etwas dreckigen Schnee oder neben dem Weg über steiles Gras überwinden. Ich wähle die zweite Variante, was ein bisschen Kraxelei verlangt. Danach gehen wir weglos über Gras und Schnee weiter, bis wir definitiv in flacherem Gelände angekommen sind. Ca. hier würde der Weg ins Jöchli abzweigen. In diesem Bereich liegt noch relativ viel Schnee.

Wir peilen zunächst den Schafbergsattel an, wobei wir ungefähr dem überschneiten Weg folgen. Stevo47 übernimmt die anstrengende Spurarbeit. Es liegt stellenweise viel alter Triebschnee. Bei der Traverse zum Schafbergsattel läuft man zwangsläufig an der Ostwandrinne vorbei. Wir begutachten diese von unten her und befinden sie als durchaus einen Versuch wert, wenn nicht sogar als verlockend. Spuren, die zur Rinne hochziehen, geben zusätzliches Vertrauen. Also stapfen wir im Schnee bis unter den Einstieg und rüsten dort auf Steigeisen und Pickel um.

Ostwandrinne - Wildhuser Schafberg (WS+)
Die Ostwandrinne ist eine schöne Linie, welche in der Felswand östlich vom Wildauser Schafberg über ca. 140 Höhenmeter direkt zum Sattel zwischen dem Vorgipfel und dem Gipfel hochführt. Die Steilheit beträgt 40° bis max. 55°. Im Sommer wird sie als T5, II eingestuft. (Details finden sich im *Bericht von jfk).

Zunächst macht Stevo47 den Vorstieg, wobei er den vorhandenen Spuren im rechten Bereich der Rinne folgt. Teils ist der Schnee hart, und nur die Zacken der Steigeisen finden Halt. Teils bildet er gute Tritte. Nachdem die Rinne bereits ziemlich aufgesteilt hat, lässt mich Stevo47 überholen. Auch ich folge weiterhin den vorhandenen Tritten im rechten Bereich (vgl. Fotos). Nach einem Weilchen führen die Spuren in den schrofigen Mittelteil, der hier kaum Schnee aufweist. Wir entscheiden uns, die Spuren der Vorgänger zu verlassen und stattdessen in den linken schneegefüllten Teil der Rinne zu queren. Das fordert von mir etwas akrobatische Turnerei, da ich 2-3 Meter zu weit aufgestiegen bin. Beim Hineinqueren in den linken Teil treffe ich zunächst auf unangenehm weichen Pulverschnee, so dass die Steigeisen auf dem Fels darunter Halt finden müssen. Danach herrscht aber vorwiegend bester Trittschnee bis zum Ausstiieg im Sattel. Die Rinne hat grossen Spass gemacht und war das Highlight der Tour.

Vom Sattel begutachten wir die mit Drahtseil ausgestattete Schlüsselstelle des Normalwegs vom Vorgipfel hinunter zu unserem Standpunkt. Vor Ort macht sie einen eher harmlosen Eindruck (ca. T3+). Vor allem ist sie nicht besonders ausgesetzt. Zuerst geht es aber zahlreichen Fussspuren entlang zum Hauptgipfel, der eine beachtliche Aussicht bietet.

Wildhuser Schafberg - Vorgipfel - Schafbergsattel (eine Stelle T3+, sonst T2-T3)
Die Gipfelrast wollen wir auf den geräumigeren Vorgipfel verlagern. Ohne längere Pause steigen wir also wieder ab zum Sattel und weiter hoch zum Vorgipfel. Da ich das Kraxeln mit den Steigeisen ein wenig üben möchte, wähle ich die Variante direkt über die Kante (ca. T4+). Nach einer gemütlichen Pause steigen wir zum Schafbergsattel ab. Im oberen Teil dominiert gut gestuftes steiles Gras, durch das eine interessante Spur von einzelnen erdigen Fusstritten führt. Danach geht es weniger steil, jedoch über harten Schnee oder rutschiges Gras zum Schafbergsattel. Einmal rutsche ich auf feuchter Erde unerwartet aus und lande auf dem Boden.

Schafbergsattel - Mietplätz - Schöferhütte - Gamplüt (T2)
Der restliche Abstieg über den Normalweg ist eher Fleissarbeit. Ich lasse den Weg links liegen und rutsche wo es geht über die aufgesulzten Restschneefelder ab. Stevo47 hält sich etwas genauer an den Weg. Bei Mietplätz mache ich einige Fotos vom hier besonders imposant wirkenden Zehenspitz. Danach führt der Weg in der Mitte einer Senke ziemlich gerade zur Schöferhütte hinab. Einige Stellen sind rutschig (eventuell waren unsere Schuhe mit Schnee/Eis angestollt). Bei der Schöferhütte lädt ein sonniges Bänklein zum Sitzen ein.
Danach geht es durch ein kleines Waldstück hinunter nach Gamplüt. Das Gelände ist steil, aber der z.T. mit Treppenstufen versehene Weg lässt nichts zu wünschen übrig. In Gamplüt geniessen wir ein alkoholfreies Bier, bevor es mit der Seilbahn in sehr gemütlichem Tempo zur Talstation geht.

Eine tolle Runde mit einem guten Mix aus Sonne, Wärme, Aussicht und einem Hauch von Alpinismus. Die Ostwandrinne kann bei guten Verhältnissen uneingeschränkt empfohlen werden. Der Abstieg auf dem Normalweg zieht sich etwas in die Länge. Höhenmeter werden effizient gewonnen/abgebaut. Im Hochsommer vermutlich sehr heiss.

Tourengänger: Chrichen, Stevo47


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Kommentare (2)


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alpstein hat gesagt:
Gesendet am 24. Dezember 2016 um 11:14
Tour, Bericht und Fotos einfach toll!!

Super gemacht!

Gruß
Hanspeter

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. Februar 2017 um 07:29
exakt meine Meinung ;-)


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