Über Lidisgang zum Regitzerspitz


Publiziert von CampoTencia , 4. Dezember 2016 um 14:49. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum:29 November 2016
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 5:30
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit PW nach Fläsch Parkplatz in der Nähe der Fläscher Brücke oder mit ÖV nach cff logo Fläsch Dorf
Kartennummer:1155 Sargans

Schon wieder Fläscherberg? Aber sicher, den Fläscherberg könnte man jeden Monat begehen, er ist immer lohnenswert: der Anblick bei der Durchfahrt nach Chur, die abwechslungsreichen Routen, die einmaligen Föhren beim Heidenkopf und Ellhorn oder beim Vorderen Ochsenberg, der Leiterliweg, die Aussicht hinunter zum Rhein und den Rebbergen. Die Aufzählung könnte man noch lange weiterführen. Wir haben zwei Entschuldigungen, wieso wir schon wieder nach Fläsch fahren: für dieses Gebiet wird ein schöner, aber bissig kalter Tag ohne Hochnebel angesagt und der Lidisgang ist fällig, auf dem wir uns vor einiger Zeit auf halber Höhe aus Vernunftgründen zur Umkehr entschieden haben.
 
Der Tag erwacht erst, es ist kaum halb 9 und bissig kalt, als wir auf dem Parkplatz vor Fläsch aus dem Wagen steigen. Ein heisser Kaffee aus der Thermosflasche weckt die Lebensgeister. Die Sonne kommt zögerlich und die jungen Hochlandrinder auf der Weide nebenan sind noch in der Nachtstarre gefangen. Aber schöne, lange Kopfhaare tragen sie, um die ich sie beneide. Und mich veranlassen, meine Mütze aufzusetzen. Gemütlich wandern wir auf dem leicht ansteigenden Strässchen durch den Neuwald hoch. Auffallend sind, wie auf andern Touren in diesem Herbst, die gewaltigen Anhäufungen von Buchenlaub, durch welche man wie in Kindestagen durchstapft und mit den Füssen die Blätter zum Fliegen bringt. Einfach herrlich! Nach einigen Kehren erreichen wir den Punkt, wo der unscheinbare Pfad zum Lidisgang abzweigt. Hinter der Infotafel "Altholzinsel Neuwald" geht es hoch. Der Weg wird offenbar nicht häufig begangen, ist aber im Verlauf gut erkennbar. Hohe Laubansammlungen machen zuerst den Weg erfreulich, bis sie dann nach der grossen Kehre nach Westen das Weiterkommen sehr erschweren: das Gelände wird zunehmend abschüssiger, der Weg steiler und das Laub verbirgt den gefrorenen Untergrund. Äste müssen aus dem Weg geräumt werden und jeder Fusstritt sorgfältig aufgesetzt werden. Ein Weg wie jeder andere? Nein, dieser hat es in sich, er fordert und man ist froh, wenn man es geschafft hat. Aber lohnenswert auf jeden Fall: das viele Totholz, die seltsam geformten Buchen, die kleinen und grösseren Höhlen im Felsen kurz vor dem Sattel. Trotz der Herausforderung sind wir froh, den Lidisgang doch noch geschafft zu haben.
 
Nach einer kurzen Verschnaufpause gehen wir weiter und suchen den Weg durch den Wald, Krokus erfolgreich, ich weglos und mit mehr Aufwand. Aber schliesslich treffen wir uns wieder und steigen gegen den Sattel südlich des Guschaspitz hoch. Da treffen wir auf ein paar Pilze mit Falten wie ein Greisengesicht und mit gefrorenem Tau bedeckt. Schon fast schön! Und schön sind auch die Föhren, die den Übergang beim Sattel umrahmen. Der Fläscherberg in seiner ganzen Länge vom Ellhorn über Heidenkopf und Lida, Hinterer und Vorderer Ochsenberg ist in einmaliger Art am Südwestgrat mit den herrlichsten Föhren ausgestattet, an denen man sich kaum satt sehen kann.
 
Auf der Aussichtsterrasse des Regitzerspitz sind wir vor dem bissigen Wind geschützt und die Sonne scheint, was vorallem meinen kalten Füssen gut tut. Gemütlich halten wir Mittagsrast. Eile kennen wir heute überhaupt nicht und geniessen diesen den herrlichen Tag.
 
Beim Abstieg suchen wir sämtliche Abkürzungen, die möglichst dem Grat folgen. So kommen wir in den Genuss von tollen Einblicken in die Abbrüche des Fläscherberg. Unglaublich, da unten liegt das Dörfchen Fläsch, fast mit den Händen greifbar. Wie steil muss diese Wand sein!
 
Der Weg vor dem Schnielskopf durch Türlis hinunter ist nun endgültig gesperrt. Die Sperre ist so beeindruckend, dass wir gar nicht daran denken, auf eigenes Risiko den Abstieg trotzdem zu wagen. So machen wir uns an die Umrundung des Schnielskopf. Auf seiner Nordseite ist es beissend kalt, sodass wir die geplante Besteigung auf wärmere Zeiten verschieben und südwärts absteigen, um dann einen letzten, kurzen Anstieg zum Matlusch zu bewältigen. Der Abstieg nach Fläsch hinunter hat es in sich. Eigentlich problemlos, aber der gefrorene Boden taut im Sonnenlicht langsam auf und so kommt es, wie es kommen muss: wir gleiten beide auf dem rutschigen Boden aus und fallen hin. Vorteile des Alters: man fällt einfach und hat gar keine Zeit zu reagieren. Und eine durch Brombeerdornen zerkratzte Wange und eine dreckige Hose gehören halt zum Risiko.
 

Tourengänger: CampoTencia, Krokus


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Kommentare (2)


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countryboy hat gesagt:
Gesendet am 4. Dezember 2016 um 21:09
Lieber Herbert, liebe Ella
Wer wie ich zurzeit nicht zum Wandern kommt, liest liebend gerne einen "30." oder "50." Bericht zum Fläscher Berg!! Was für eine Freude! Weiter so und gute Besserung für eure Blessuren. :-)
LG, Yves

CampoTencia hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. Dezember 2016 um 21:18
Lieber Yves
Jeder hat so seine Lieblinge, für uns ist der Fläscherberg mit den Föhren ein ganz besonderer.
Wir hoffen, dass du wegen eurem Käse nicht zum Wandern kommst, und nicht aus gesundheitlichen Gründen daran gehindert wirst.
LG Herbert+Ella


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