Großglockner (3798m) über Normalweg bei perfekten Verhältnissen


Publiziert von pame , 4. Oktober 2016 um 07:26.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Glocknergruppe
Tour Datum:22 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T   A-K 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1950 m
Abstieg: 1950 m
Strecke:s. GPS-track und Wegpunkte (ca. 18km Wegstrecke)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Hoechster, mit PKW erreichbarer Ort: Lucknerhaus (1918m, gr. Parkplatz), Maut (€10)
Unterkunftmöglichkeiten:Huetten: Erzherzog-Johann-Huette (3454m), Stuedlhuette (2802m), Lucknerhuette (2241m), Lucknerhaus (1918m), Hotels, Pensionen, etc., in Kals

Es kann auch ruhig und gesittet zugehen am Glockner. Wenn man so manche Berichte über den höchsten Berg Österreichs liest, kommen einem schon die Zweifel, ob man sich wirklich auf den Massenandrang einlassen will. Deswegen wollte ich ihn so spät im Jahr wie möglich machen - zumindest außerhalb der Juli/August-Hochsaison.

Das ist dann natürlich immer ein bisschen ein Glücksspiel bzgl. der Wetter- und Schnee/Eisverhältnisse. Ich hatte zur Abwechslung mal Glück und praktisch perfekte Bedingungen: Gutes Wetter mit tiefen Temperaturen und Sonnenschein, wenig Leute, Hütten noch offen, und guter Trittschnee, der in den letzten Tagen gefallen ist, und die am Ende des Sommers doch etwas vereisten Stellen gut begehbar gemacht hat.

Ich hab diese Hochtour als Teil einer Dreiergruppe (plus Bergführer) über die Normalroute von Süden, d.h. Lucknerhaus (1918m) - Stüdlhütte (2802m) - Erhzherzog-Joh.-Hütte (3454m) - Gipfel gemacht. Ursprünglich wollte ich über den anspruchsvolleren Stüdlgrat, aber ich war mir nicht sicher, ob ich dessen Schwierigkeitsgrad (max. III bis IV) gewachsen sein würde, falls die Verhältnisse nicht ideal sein sollten (z.B. Vereisung). Im Nachhinein betrachtet wäre es sicherlich gut möglich gewesen.

1. Tag: Parkplatz Lucknerhaus (1918m) - Stüdlhütte (2802m) - Erzherzog-Johann-Hütte (3454m), T3, WS, I, +1600Hm, 4.5h.

Nachdem ich in Kals übernachtet habe, bin ich mit dem Taxi zum Lucknerhaus (1918m) gefahren (ca. €25), da der reguläre Bus schon nicht mehr in Betrieb war. Von dort ging's bei bestem Herbstwetter über den Wanderweg (T2), der am Morgen noch im Schatten lag, zur Stüdlhütte (2802m), wo ich nach einem kleinen Imbiss meine Gruppe traf und die Ausrüstung (Steigeisen, Helm) in Empfang nahm. Dann ging's über einen Bergweg (T2-T3) zum Ködnitzkees, der von gutem, festen Firn bedeckt war (L), und über eine gute Spur zum Oberen Mürztalersteig. Die Randkluft am Einstieg in die Felsen war problemlos und völlig zugeschneit. Auch die Felsen waren trocken (teilweise firnbedeckt) und gut mit Steigeisen zu begehen (I, KS-A). Am Nachmittag erreichten wir dann die Erzherzog-Johann-Hütte (3454m), wo wir übernachteten. Die Hütte war nur zu etwa 1/3 belegt (Anm.: Es gibt keine Wasserversorgung oder Waschräume auf der Hütte. Man kann aber Trinkwasser kaufen.).

2. Tag: Erzherzog-Johann-Hütte (3454m) - Großglockner (3798m) - Erzherzog-Johann-Hütte (3454m) - Stüdlhütte (2802m) - Parkplatz Lucknerhaus (1918m), T3, WS, II, +350Hm, -1950Hm, 5.5h.

Gegen 6:30 Uhr ging's los. Es war hell genug, sodass wir keine Stirnlampen brauchten. Ausserdem hatten wir wegen der Kürze der Gipfelbesteigung nur Minimalgepäck dabei. Am Glocknerleitl, das wir schon nach einer halben Stunde erreichten, empfing uns ein eiskalter Wind. Deshalb war ich froh, dass ich entgegen meiner ursprünglichen Planung doch eine lange Unterhose angezogen und drei Paar Handschuhe mitgenommen hatte. Das Leitl war gut eingeschneit und mit Steigeisen problemlos zu begehen (WS).

Nun noch etwas Kletterei über einfache, trockene Felsen (I) und ein paar Firnstellen, und schon waren wir auf dem Kleinglockner (3770m). Dann am Drahtseil problemlos hinunter zur Glocknerscharte (KS-A, I) und auf der anderen Seite wieder hoch (weniger Meter II). So waren wir ca. 1h15m nach dem Abmarsch von der Hütte auf dem höchsten Gipfel Österreichs, wo der Wind gar nicht mal so stark war, und sich ein umfassendes Panorama über so ziemlich die gesamten Ostalpen bot: Dolomiten, Ortler, Dachstein, etc., alle da! Viele der Berge am Horizont konnte ich erst im Nachhinein am PC identifizieren. Selbst den Piz Bernina konnte man in über 200km Entfernung ausmachen.

Beim Abstieg hatten wir dann etwas Gegenverkehr, was aber kein Problem war. Um 9 Uhr waren wir schon wieder zurück an der Erzherzog-Johann-Hütte (3454m), wo wir kurz Pause gemacht haben, und die zurückgelassenen Sachen eingesammelt haben. Beim Abstieg zur Stüdlhütte (2802m) wurde es dann etwas wärmer, aber der Firn auf dem Gletscher war noch sehr gut zu begehen.

Nach einem Mittagessen auf der Stüdlhütte, wo wir uns von unserem Bergführer, der schon die nächsten Gäste in Empfang nahm, verabschiedeten, ging es dann bei bestem Herbstwetter zurück zum Parkplatz, ohne jedoch den guten, hausgemachten Kuchen der Lucknerhütte (2241m) zu verschmähen.

Fazit:

  • Eine tolle, abwechslungsreiche Hochtour, die dank der perfekten Verhältnisse und dem geringen Andrang ohne besondere Schwierigkeiten gemacht werden konnte.
  • Es ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits ist es natürlich besser, wenn nicht so viele Leute auf einer Route unterwegs sind. Andererseits gäbe es wohl ohne die grosse Nachfrage auch nicht die gute Infrastruktur vor Ort.
  • Das schöne Ködnitztal selbst ist eigentlich schon eine eigenen Besuch wert.
  • Wegen der relativ kurzen Etappen zw. den Hütten empfiehlt es sich, so wenig Essen und Getränke wie möglich mitzunehmen (nicht mehr als 1/2 Liter pro Abschnitt). Auch braucht man, wenn man einen Bergführer hat, keine eigene Hochtourenausrüstung mitzunehmen (was wiederum doch einiges an Gewicht spart). Die Kalser Bergführer lagern alles in der Stüdlhütte.
  • Den Abschnitt Erzherzog-Johann-Hütte - Gipfel kann man mit Minimalgepäck machen. Ein Rucksack pro Seilschaft ist wahrscheinlich völlig ausreichend.

Anm.:

  • Der Großglockner ist der Berg der Alpen mit der zweithöchsten Dominanz (Entfernung zum nächsthöheren Berg) nach dem Mont Blanc. Bei klarer Sicht kann man praktisch die gesamten Ostalpen überblicken.
  • Der nächsthöhere Berg ist die Königsspitze (3851m) im Ortlermassiv.

Tourengänger: pame


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Kommentare (2)


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Ovidam hat gesagt:
Gesendet am 16. Dezember 2016 um 08:05
Herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Besteigung! Wir haben das ziemlich genau 2 Jahre vorher gemacht. Bei uns war das Wetter deutlich launischer und wir hatten auch mehr Schnee, ansonsten dasselbe: TOP-Wetter am Gipfel, Mega-Fernsicht und richtig wenig Leute. Viel Spaß noch in den Bergen! Jürgen.

pame hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. Dezember 2016 um 09:45
Danke, und viel Spaß dir auch!
Gruß,
Patrick


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