Vom Sonnblick zum Hochtor


Publiziert von Erli , 22. August 2016 um 10:21.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Goldberggruppe
Tour Datum:17 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-S 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:18 km

Der Höhenweg vom Hohen Sonnblick zum Hochtor ist eine besonders eindrückliche Etappe des Tauernhöhenweges, der sich auf der Grenze der Bundesländer Kärnten und Salzburg über den Kamm der Hohen Tauern erstreckt. Aufmerksam wurde ich auf diesen Weg durch einen ausgezeichneten Bericht auf diesem Portal. Anders als mein Vorgänger entschloss ich mich, den Höhenweg in umgekehrter Richtung zu nehmen, um auf diese Weise dem Großglockner näher zu kommen. Leider erwies sich das Wetter als sehr durchwachsen, so dass die Sichtverhältnisse beeinträchtigt waren.

Im Gegensatz zum Abend des Vortages waren die Berge um den Hohen Sonnblick am Morgen des 17. August wolkenverhangen. Ich rechnete nicht damit, bis zum Hochtor gehen zu können, nahm mir aber vor, zumindest bis zum Hocharn zu wandern, sofern der Weg noch einigermaßen erkannbar sein sollte.

Vom Zittelhaus geht es zunächst wieder am Rand des Gletschers bis unter die Pilatusscharte hinab; der Aufstieg zum Goldzechkopf beginnt dann bei einer nahezu senkrechten, versicherten Platte (T 5, II). Da Tritte eingelassen sind, kann man sich am Drahtseil jedoch ganz gut hochziehen. Diese Stelle am Anfang der Tour stellt die Schlüsselstelle bei der Überschreitung des Goldzechkopfes dar. Es folgen dann noch mehrere Kletterstellen, die jedoch an den exponierten Punkten jeweils gut versichert sind (T 4, I). Der Schlussanstieg zum Goldzechkopf erfolgt zu meiner Überraschung über grobes Blockwerk; der Gipfel selber ist nur mit einem einfachen Stein markiert.Vom Goldzechkopf geht es dann etwa 200 Höhenmeter wieder in die Goldzechscharte hinunter; nach einem kurzen Zwischenanstieg kommt erneut eine kleine Scharte, bevor der lange Aufstieg zum Hocharn beginnt. 

Den Hocharn erklimmt man über den Südgrat (Stellen I); der Weg geht in der Regel an der Gratkante entlang; zwei entgegenkommende Bergsteiger gaben mir den Tipp, die letzte Kletterpassage unterhalb des großen Steinmanns einfacher rechts im Firn zu umgehen. Der Steinmann befindet sich auf einer Felsanhöhe und ist gut zu erkennen. Kurz danach ist der wenig ausgeprägte südliche Vorgipfel des Hocharn erreicht; von dort geht es sanft ansteigend in wenigen Minuten zum Hauptgipfel des Hocharn.

Der Abstieg vom Hocharn erfolgt über den Westgrat zunächst steil absteigend zum Schneehorn. Das Gelände wird von dort zumeist ausgesetzt; links und rechts geht es mehrere hundert Höhenmeter steil hinunter. Der Anstieg zur Arlthöhe ist wieder versichert (T 4+, I), bevor es erneut in eine tiefere Scharte geht. Dort befindet sich die Möglichkeit, in der kleinen Otto-Umlauft-Biwakschachtel zu übernachten. Das Biwak bietet etwa Platz für acht Personen; Decken und sogar Töpfe sind vorhanden; Wasser gibt es jedoch in dieser Höhe nicht. Da das Wetter hält, beschließe ich, die Tour bis zum Hochtor fortzusetzen.

Vom Biwak aus steilt der Weg auf den Krummlkeeskopf wieder deutlich auf (T 4); der Weiterweg zur Noespitze fällt dann leicht ab, nur die letzten Meter müssen wieder geklettert werden. Eine letzte tiefe Einsattelung kommt dann noch einmal vor dem Herbertturm; ca 80 Höhenmeter geht es hier steil durch den (gesicherten) Fels (T 4+, I). Noch einmal gilt es, die Kräfte zu bündeln und die Konzentration hochzuhalten. Nun liegt nur noch der letzte größere Felsgipfel vor mir: das Hintere Modereck, dessen Aufstieg ebenfalls versichert ist (T 4, I).

Der Abstieg vom Modereck geschieht an einer sehr markanten Stelle: vor dem Gipfelaufbau befindet sich ein Felsturm, der aber seitlich umgangen wird. Ab hier geht der Tauernhöhenweg bis zum Hochtor in Gehgelände über (T 2-3). Mit der Weißenbachscharte ist noch einmal eine tiefe Einsattelung zu durchqueren, danach wechselt deutlich erkennbar das Gestein: wir befinden uns jetzt im sog. Tauernfenster, das von Kalkstein geprägt ist. Nach der Scharte geht es dann noch einmal aufwärts auf den Kamm der Weißenbachwände, die steil nach Norden hin abfallen. Mit dem Roßköpfl kann dann noch ein kleines Gipfelchen mitgenommen werden, ehe es auf dem letzten Anstieg zum Tauernkogel geht, ein Grasberg, der sich unmittelbar über der Großglockner-Hochalpenstraße befindet. Von dort geht es unschwer ins Hochtor und in wenigen Minuten hinab zum Südportal des Hochtortunnels.

Leider fährt seit einigen Jahren kein Bus mehr vom Hochtor ab; freundlicherweise nimmt mich ein junges schwedisches Ehepaar mit dem Auto bis zur Kaiser-Franz-Josefshöhe mit, von dort nehme ich dann den Postbus bis zur Fleißkehre und steige zum Schluss noch einmal 200 Höhenmeter bis zum Parkplatz im Kleinfleißtal auf.

Fazit:
Trotz des eher mäßigen Wetters blicke ich auf eine sehr eindrückliche Tour zurück, die im Grunde alles enthielt, was Bergsteigen ausmacht: leichte Felskletterei, steilere gesicherte Felsplatten, jede Menge Gratwanderung und sogar eine kleine Gletscherquerung. Die Tour ist gut geeignet für Gipfelsammler, lassen sich doch sieben Dreitausender an einem Tag "verbuchen".

Schwierigkeiten:
Hoher Sonnblick - Hocharn: 3,5 Std. (T 5, II, WS)
Hocharn - Otto-Umlauft Biwak: 1 Std. (T 4, I)
Otto-Umlauft-Biwak - Hinteres Modereck: 2 Std. (T 4+, I)
Hinteres Modereck - Hochtor: 1,5 Std. (T 3)

Tourengänger: Erli


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