Hocharn (3254m), Grieswies-Schwarzkopf und Goldzechkopf - der höchste Gipfel der Goldberggruppe


Publiziert von BigE17 , 1. Dezember 2021 um 22:10.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Goldberggruppe
Tour Datum:29 Juli 2021
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-S 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1950 m
Abstieg: 1950 m
Strecke:24 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Man fährt entweder von Spittal oder von Lienz über den Iselsberg ins Mölltal bis nach Heiligenblut. Hier fährt man über die Großglockner-Hochalpenstraße bis zur ersten Kehre. Hier verlässt man die Straße und fährt über einen Asphaltweg steil ins Fleißtal. Auf knapp über 1700m ist vor einer Brücke rechts ein großer Wanderparkplatz.
Unterkunftmöglichkeiten:Alter Pocher

Die flächenmäßig relativ große Goldberggruppe beinhaltet nur eine relativ kleine Anzahl an Dreitausendern, welche auch nicht sehr hoch sind. Der einzige Gipfel über 3200m ist der doppelgipfelige Hocharn, alle anderen Gipfel sind niedriger. Trotzdem ist der Hocharn nicht beliebteste Gipfel, der sehr bekannte Hohe Sonnblick stieht ihm die Show. Trotzdem ist der Hocharn ein auf mehreren Wegen relativ einfach erreichbarer Gipfel. Deshalb wollten ich und ein Tourenpartner diesen Gipfel besteigen. Wir hatten geplant, auch noch den Grieswies-Schwarzkopf und den Goldzechkopf mitzunehmen.

Wir starteten um 5:15 beim Wanderparkplatz im Fleißtal. Wir verwendeten ein Mountainbike, da ein Schotterweg bis zum Zirmsee führt. Wir fuhren am "Alten Pocher" vorbei, bald danach wurde der bis dahin flache Weg deutlich steiler. Daher mussten wir schieben. An 2 Stellen mussten wir das Rad auch über Blöcke tragen, da ein Erdrutsch auf den Weg niedergegangen war. Im oberen Teil wurde der Weg wieder ein wenig flacher, so konnten wir wieder fahren. Bei der Abzweigung wählten wir den linken Weg zum Zirmsee, den wir dann auch recht bald erreichten. Hier deponierten wir das Rad.

Hier wählten wir den markierten Steig in Richtung Hocharn. Wir querten Anfangs entlang des Sees, wobei einige Schneefelder zu queren waren. Obwohl diese gerade einmal 15 Grad geneigt waren, waren sie wegen der eiskalten Temperaturen steinhart gefroren. Daher mussten wir hier tatsächlich die Schneeketten verwenden. Hinter dem See erreichten wir einen flachen Boden, wo auf einmal die Markierungen endeten. Daher mussten wir uns unseren eigenen Weg suchen. Auf der linken Seite des Kares stiegen wir über einen mäßig steilen Schutthang auf, dann durch eine ausgetrocknete Bachrinne. Wir erreichten so wieder flacheres Gelände mit Gletscherschliffen und Schneefeldern. Auch dort waren Schneeketten notwendig, obwohl diese Felder auch nicht steiler waren, als beim See. Wir hielten dabei auf eine kleine Flanke zu, über die wir den SO-Grat des Hocharn auf über 2900m erreichten.

Bis hierher waren wir vollkommen allein am Weg gewesen, ab hier waren dann doch einige Bergsteiger unterwegs. Ab hier war der Weg zum Hocharn auch wieder markiert. Über einige größere Blöcke stiegen wir bergauf (Stellen I). Nach einiger Zeit änderte sich schlagartig der Fels, wir fanden im oberen Teil des Grates Bratschenfels vor. Dieser war deutlich angenehmer zu begehen, als die Blöcke zuvor. Eine teilweise versicherte Stufe war zu überwinden (I). Nach oben hin wurde das Gelände immer flacher, schließlich gelangten wir zum Gipfelaufbau. Hier war nun doch wieder ein wenig Vorsicht geboten, da die Felsen vereist waren. Zumindest war die Kletterstelle nicht allzu schwer (I).

Wir machten hier nur eine kurze Gipfelrast, da es nach wie vor sehr kalt war. Wir folgten dem Grat nach Nordosten, und erreichten sogleich den Ostgipfel des Hocharn. Unser nächstes Ziel war der Grieswies-Schwarzkopf, der noch weiter im Nordosten liegt. Dazu folgten wir einer Wegspur durch die Nordflanke nach unten. Nach unten hin wurde das Gelände immer gerölliger, aber es wurde nie schwierig. Schließlich mussten wir ein gut 50 Meter breites Gletscherfeld queren (spaltenfrei). Auf der anderen Seite fanden wir wieder einen Steig, über den wir den wir auch zu diesem leichten Gipfel aufsteigen konnten. 

Hier konnten wir nun ein tolles Panorama bestaunen. Im Norden der Ritterkopf und dahinter die Kalkalpen mit Hochkönig und Co, im Westen die Glocknergruppe, im Osten Schareck, Ankogel und die Hochalmspitze, im Südosten die steile Nordwand des Hohen Sonnblick. Nach der Gipfelrast kehrten wir über den gleichen Weg zurück zum Hocharn. Hier machten wir wieder nur eine kurze Rast, da uns hier ein sehr kalter Wind erwartete.

Unser nächstes Ziel war der Goldzechkopf. Dazu mussten wir über den SO-Grat wieder absteigen. Wir folgten dabei dem Klagenfurter Jubiläumsweg. Wir passierten jene Stelle, wo wir auf den Grat aufgestiegen waren. Danach wurden die Blöcke am Grat deutlich größer und anstrengender zu begehen. In leichtem Auf und Ab stiegen wir teils entlang des Grates, teils in der südlichen Flanke (I). Schließlich standen wir am tiefsten Punkt zwischen den beiden Gipfeln. Hier begann nun der Aufstieg über den Nordgrat. Immer wieder trafen wir auf Versicherungen, zwischendruch war auch gelegentlich leichte Blockkletterei erforderlich (I). So erreichten wir entlang der Markierungen problemlos den Gipfel des Goldzechkopfes.

Endlich konnten wir eine längere Gipfelrast einlegen, es war mittlerweile doch relativ warm geworden. Der Rückblick zum Hocharn war ziemlich imposant, auch das restliche Panorama war trotz einiger Wolken immer noch sehr gut. Da für einen Weiterweg zum Hohen Sonnblick Gletscherausrüstung notwendig ist, war dies heute leider der letzte Gipfel. Da wir für den Abstieg nicht über den langen Blockgrat zurückkehren wollten, entschieden wir uns für einen direkten Abstieg durch die Südflanke - rechts vom Masten der Stromleitung zum Sonnblick. Im oberen Teil fanden wir noch eine gutmütige Blockflanke vor. Doch bald wurde die Flanke um einiges steiler und schuttiger. So stiegen wir vorsichtig eine 40-45 Grad steile Rinne ab. Sie war nicht besonders schwierig (I), aber sehr steinschlaganfällig. Es war unvermeidbar, den einen oder anderen kleinen Steinschlag auszulösen. Deswegen war dies heute definitiv die Schlüsselstelle. Nach dieser Flanke querten wir abwechselnd über Blöcke, Platten und Schneefelder zur Markierung, die vom Sonnblick zum Zirmsee führt.

Wir folgten nun diesem Weg Richtung Zirmsee. Anfangs waren nicht allzu anstrengende Blöcke am Weg, diese wurden dann immer weniger und weniger. Über diesen Steig stiegen wir bis zum See ab. Ab hier konnten wir mit den Rädern über den stellenweise steilen und ruppigen Weg abfahren. Beim Erdrutsch mussten wir auch im Abstieg die Räder tragen. Danach rollten wir über den restlichen Weg zurück zum Parkplatz, den wir um 15:15 erreichten.

Erwähnenswertes:

1. Der Hocharn ist auf mehreren Wegen nicht allzu schwer zu erreichen. Am häufigsten wird der markierte Steig von Kolm Saigrun aus begangen (I). Auch der Westgrat über Krummlkeeskopf und Arlthöhe ist sehr beliebt (II). Unser Anstieg scheint sogar recht selten begangen zu werden - wir sahen nämlich keinen anderen Bergsteiger, der diesen Weg ebenfalls beging. Wir erkannten am Grieswies-Schwarzkopf Steigspuren, die ins Krummltal zu führen schienen. Eventuell ist durch dieses Tal ein unschwieriger Anstieg zum Hocharn möglich (ohne Gewähr) - dieser wäre aber sehr weit.

2. Der Aufstieg über den Zirmsee verläuft im Mittelteil mehr oder weniger weglos. Denn dort, wo der Steig eigentlich emporführen sollte, waren kaum Steigspuren zu erkennen. Auch sonst gibt es nur selten Steigspuren. Im oberen Teil sind wenige leichte Kletterstellen zu überwinden (I).

3. Der Grieswies-Schwarzkopf ist am besten im Abstieg vom Hocharn, oder über den SO-Grat erreichbar (vermutlich I). 

4. Der Goldzechkopf ist über den Nordgrat (I), über einen markierten Weg vom Kleinfleißkees (versicherter Anstieg) oder durch die Südflanke (I) erreichbar. Ein Anstieg durch die Westflanke dürfte sehr steinschlaggefährlich sein. Der SW-Grat ist nur in schwieriger Kletterei machbar.

5. Bei dieser Tour muss kein Gletscher betreten werden (außer ganz kurz ein spaltenfreies Stück beim Grieswies-Schwarzkopf). Falls man entweder das Kleinfleißkees, oder das Hocharnkees in der Ostflanke vom Hocharn begehen möchte, muss man sich wegen Spaltengefahr unbedingt anseilen. Das gilt auch für den Übergang zum Hohen Sonnblick. Steigeisen bzw. Schneeketten gehören am Hocharn auf jeden Fall auch in den Rucksack. 

6. Alle Gipfel sind auch als Skitouren machbar. Sowohl der Hocharn, als auch der Grieswies-Schwarzkopf sind allerdings nur über die Gletscher als Skitour machbar. Der Goldzechkopf ist durch seine Südflanke als Skitour machbar, diese ist aber sehr steil (ca. 45°) und wird daher kaum begangen.

7. Unser Aufstiegsweg zum Hocharn beinhaltet für kurze Zeit mühsames Blockgelände, ist aber trotzdem nicht sehr kräfteraubend. Der Übergang zum Goldzechkopf, bzw. seine Südflanke sind deutlich anstrengender, da man dort lange Zeit über Blöcke und Platten steigen und klettern muss.

8. Der Schotterweg zum Zirmsee ist recht steil, aber normalerweise zumindest bei der Abfahrt mit dem Mountainbike halbwegs gut zu befahren. Unangenehm wird es nur dann, wenn man wegen eines Erdrutsches das Rad stellenweise tragen muss - was in dieser Höhe schon mal vorkommen kann. Ohne Rad dauert die Tour deutlich länger.

9. Die Besteigung des Hocharn ist ein richtiger Klassiker geworden. Das liegt in ersten Linie am nicht sehr schwierigen Aufstieg und am tollen Panorama. Auch wenn der Anstieg über den Zirmsee eher doch recht einsam ist, ist dieser sicher nicht weniger schön, als jener von Kolm Saigrun. Obwohl der Grieswies-Schwarzkopf nicht oft bestiegen wir, ist auch dieser ein sehr schöner Gipfel. Auch eine Besteigung des Goldzechkopf ist sehr lohnend.

Tourengänger: BigE17


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Kommentare (6)


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Andi75 hat gesagt:
Gesendet am 3. Dezember 2021 um 16:40
Danke für den tollen Bericht. 2016 bin ich den gleichen Weg wie ihr aufgestiegen. Ebenfalls mit MTB und dann das ausgetrocknete Tälchen links nach dem Zirmsee.

georgb hat gesagt:
Gesendet am 5. Dezember 2021 um 10:06
Servus BigE,
Was bitte ist Bratschenfels, nie gehört?
Grüße Georg

BigE17 hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Dezember 2021 um 10:49
So wird dieser bräunliche Fels, der vor allem in der Glocknergruppe sehr häufig vorkommt, umgangssprachlich bezeichnet. Aus diesem Fels bestehen z.B. die Bratschenköpfe, das Wiesbachhorn oder der Fuscherkarkopf.

Eine genaue Definition für dieses Gestein kenne ich leider auch nicht, aber es müsste eine Art Schiefergestein sein.

georgb hat gesagt:
Gesendet am 5. Dezember 2021 um 11:30
Ist das der schiefrige, sandige Fels so wie z.B. auch auf der Rötspitze?

BigE17 hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Dezember 2021 um 14:39
Er ist ziemlich ähnlich. Der Fels auf der Rötspitze ist halt viel verwitterter, als jener in der Glocknergruppe.

georgb hat gesagt:
Gesendet am 5. Dezember 2021 um 17:37
Danke Elias!


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