Zugspitze - Jubiläumsgrat


Publiziert von hgu , 23. Juli 2013 um 18:50.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:21 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 8:30

Jubiläumsgrat

Schon lange stand er auf meiner Liste der begehrten alpinen Ziele, der „Jubi“!

Jetzt stehe ich hier, mit weichen Knien, hoch oben über Garmisch, blicke 1600 hm hinab ins Höllental und spüre Unbehagen, Nervosität, Sorge und ein bisschen Angst.
Auf der anderen Seite macht sich eine positive Spannung, Euphorie und Vorfreude breit. 

Wenige Minuten später übersehe ich bei fantastischem Wetter einen Großteil meines Weges. In der Ferne verschwinden die Ziele im Dunst und zeichnen ein mystisches Bild. Die Vorfreude wächst und ich finde langsam meinen Rhythmus.
Anspannung und Nervosität legen sich aber nicht sofort, über eine Stunde brauche ich, bis ich mich halbwegs wohl fühle. Zwei Bergsteiger, die ich mit einem Vorsprung von ca. 30 Minuten vor mir ausmache, tragen sichtlich zu meiner Beruhigung bei.
Jetzt läuft es rund, ich komme gut voran und um 10:30 Uhr habe ich die beiden vor mir eingeholt. Wir klettern kurze Zeit gemeinsam, finden nach einem Verhauer zusammen den richtigen Weg und fachsimpeln.
Wohltuend nehme ich deren Anwesenheit zur Kenntnis und genieße die Sicherheit, die ich nunmehr gewonnen habe. Wenig später bleiben beide zurück, nehmen sich einfach mehr Zeit.
 
An dieser Stelle möchte ich den Hinweis anbringen, dass alle Warnungen vor dem Jubiläumsgrat zu Recht formuliert sind! Er ist lang; ohne Wasser; viele Kletterstellen im zweiten Grad sind frei zu machen; die Sicherungen sind rar und kosten im steilen Gelände auch Kraft!
Eine stabile psychische Verfassung und eine gute Kondition und Akklimatisation sind dringend zu empfehlen. Wer viel mit dem eigenen Seil arbeitet lässt viel Zeit liegen, vielleicht zu viel!
 
Nach knapp vier Stunden erreiche ich das Biwak und treffe drei weitere Bergsteiger die es sich hier zur Pause gemütlich gemacht haben. Alle drei haben den Osterfelder Kopf im Visier, wo sie nach der Überschreitung der Alpspitze die Bahn ins Tal eingeplant haben. Wir beraten zur noch benötigten Zeit und die drei meinen:
„Kein Problem, wir haben ja noch fast vier Stunden Zeit bis zur letzten Bahn!“
 
Um 13:15 Uhr starten die drei und werden die Bahn nicht erreichen, ihre Zeitberechung ging nicht auf.
 
Nach meiner Rast an der tollen Biwakschachtel steige ich um 13:30 Uhr wieder in den Grat ein. 
Die drei aus der Schachtel hole ich vor der Vollkarspitze ein.
Hier überholt  uns dann der „Turbomann“. Jung und dynamisch; schnell und sicher; mit leichtestem Gepäck; T-Shirt, Sportshorts und federleichten „Trail-Running-Bergschuhen“ huscht er heran, fragt kurz an, überholt und meistert in Windeseile die Leiter zur Vollkarspitze.
 
Mein Rucksack, gefüllt mit Wetterschutz- und Wechselkleidung, Steigeisen, Pickel, Stöcken und dem sonstigen Klimbim wiegt sicher dreimal so viel und zieht mich auf der Leiter mächtig nach unten!
Um 14:15 Uhr quäle ich mich den Klettersteig hinauf und muss mehrmals pausieren, weil mich sonst mein eigener Herzschlag überholt hätte!
Auf der anderen Seite geht es bergab, kräftiges Zupacken ist gefragt und die Nerven sollten hier auch noch mitspielen.
 
Um 15:00 Uhr biege ich vor dem Hochblassen links ab. Hier wendet sich der Jubi nach Norden, erst steil hinab und dann um den Hochblassen herum, um östlich durch eine Rinne wieder zum Grat zurück zu kehren.
Der Hochblassen ist ein echtes Hindernis auf dem Grat, überklettert wird er meist nicht. Fehlende Sicherungen und sein Anspruch machen ihn zu einem eigenständigen Kletterziel.
Es geht jetzt über abwärts geschichtete, splittrige Platten weiter und die Alpsitze kommt näher. Der Weiterweg über dessen Südwestgrat ist gut erkennbar und wirkt aus der Ferne deutlich leichter als der bisherige Jubiläumsgrat, der an der nun folgenden Grießkarscharte sein offizielles Ende findet.
Meine Uhr zeigt 15:30 Uhr und ich biege zusammen mit drei weiteren „Jubiaspiranten“ ins Matheisenkar ein, steige den Klettersteig hinab und folge 90 Minuten später dem Weg durch das schöne Grün der Hänge, oberhalb der Höllentalangerhütte.
Um 17:45 Uhr, nach 8 Std. 30 Minuten, erreiche ich damit mein Nachtquartier, völlig ausgelaugt, dehydriert und mit schmerzenden Füßen – aber überaus glücklich und völlig zufrieden!

Nach erholsamer Nacht geht es am Morgen durch´s Höllental zurück auf die Zugspitze, mit der Bahn wieder hinab nach Ehrwald und zurück ins ferne Köln.
Mein Resumee: Echt geile Tage....Leider ohne Seilpartner!
 

Tourengänger: hgu


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»