Schalihorn ohne Grat, leider...
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Tja, ich will nicht lange um den heissen Brei herumreden, es hätte der Höhepunkt meines bisherigen Alpinistenlebens werden sollen, aber es kam dann doch nicht so: Weisshorn via Schaligrat. Es schien alles zu passen. Persönliche Kondition, Erfahrung, ein gut eingespieltes Team und als wichtigstes objektives Kriterium stabiles, mehrtägiges Hochdruckwetter. Nur die Verhältnisse auf dieser Höhe beinhalteten vor allem in Bezug auf den Neuschnee noch ein, aus unserer Sicht, eher vernachlässigbares Fragezeichen.
Aller Anfang stimmte uns zuversichtlich. Den Hüttenzustieg brachten wir trotz schwerem Rucksack zügig hinter uns und es stellte sich heraus, dass nur zwei weitere Hüttenbesucherinnen am kommenden Freitagmorgen Richtung Schalijochbiwak aufbrechen wollten. Doch gar nicht mal so schlecht, wenn man sich zu viert auf dieser Route bewegt und sich mal aushelfen könnte. Obwohl die Hütte am Donnerstagabend zu unserem Erstaunen nahezu ausgebucht war, kam keinerlei Hektik oder Dichtestress auf. Es handelt sich bei der Rothornhütte um die vom Aussterben bedrohte Gattung altehrwürdiger, rustikaler und urgemütlicher SAC Hütten. Zwar sind die beiden Plumpsklo bestimmt nicht mehr vertretbar mit den heute geltenden Standards, aber dafür sind sie auf ihre Art auch sehr ehrlich und führen uns Bergsteigern vor Augen, bzw. in die Nase, dass wir in den Bergen auch unschönes hinterlassen.
Schalihorn, 3975m
Das Gros der Hüttenbesucher nimmt sich erwartungsgemäss dem Zinalrothorn an. Wir können es etwas gemütlicher angehen. War das Nachtessen wirklich 1A und üppig, ist das Morgenessen eher frugaler Natur, was aber durchaus zum Stil der Hütte passt. Die meisten Gäste sind schon aus dem Haus als wir uns ebenfall kurz vor 5:00 auf den Weg machen. Angeseilt traversieren wir den Rothorngletscher bis zum Unteräschjoch, 3550m. Das Damenteam halten wir auf Abstand und vor uns ist wie angenommen keine weitere Seilschaft unterwegs. Das Ober Äschhorn, 3669m, ersteigen wir in einfacher Blockkletterei. Zu unserer rechten bricht die NE-Flanke jäh zum zerschrundenen Hohliechtgletscher ab. Ein zahmer Vorgeschmack auf das, was uns an den Schalihörnern erwarten würde. Vom Gipfel bietet sich uns ein wunderbarer Ausblick auf das grosse Ziel Weisshorn, das von einer linsenförmigen Wolke überzogen wird. Die Dämmerung setzt ein und bietet uns einmal mehr ein grossartiges Lichtspiel, in dem die umliegenden Bergriesen zaghaft aber stetig erröten. Ein unangenehmer Wind lässt uns nicht allzu lange verharren und so steigen wir auf gefrorenem Firn in den weitäufigen Gletscherkessel des Hohliechtgletschers ab. Links türmt sich eindrücklich die rund 700m hohe Ostwand des Zinalrothorns auf. Wir entdecken Spuren neueren Datums, die sich einerseits in unsere Richtung bewegen, andererseits ebenso viele, die sich in die entgegengesetzte Richtung bewegen. Kein Zweifel, da haben es wohl schon einmal zwei am Vortag versucht... Was würde das für uns bedeuten? Vorerst noch nichts, denn es stimmt alles. Wir kommen zügig voran und bis zum Südgipfel des Schalihorns würden uns keine nennenswerte Schwierigkeiten erwarten. Beim Hohliechtpass, 3731m, genehmigen wir uns eine Stärkung bevor wir den ca. 40° steilen Firnhang bis zu den Felsen des Südgipfels in gutem Trittfirn erklimmen. Danach folgen unmittelbar schneedurchsetzte Felsen. Etwas anspruchsvoller und vor allem ausgesetzter gehts fortan über ein kurzes Gratsück auf den Südgipfel. Es ist 09:00 bei der Ankunft, also alles planmässig. Der starke Wind, welcher immer noch eine linsenförmige Wolke über den Weisshorngipfel jagt, ist auch hier vermindert noch genug spür- und hörbar. Jetzt würde also die Tour erst richtig beginnen. Dazu muss man nicht unbedingt den Führer gelesen haben, zu offensichtlich drängt sich einem diese Tatsache durch die schwindelerregende Exposition auf. Wir nehmen uns erst einmal Zeit für eine Stärkung, denn ab jetzt sollten wir vor allem mental gefordert sein. Anfänglich folgen wir unmittelbar nach dem Südgipfel dem verschneiten Grat. Es sind nun keine Spuren mehr auszumachen und der Schnee ist noch nicht überall verfestigt. Zwei Steinmänner weisen den Weg in die brüchige und sehr ausgesetzte Ostflanke. Weiche Schneereste wechseln sich mit brüchigem Gestein. Das Abklettern ist ein wahrer Eiertanz, aber es geht ganz gut. Anschliessend gilt es weiterhin leicht absteigend eine Scharte zu erreichen. Doch zwischen uns und dieser Scharte liegt eine geschlossene und von der Sonne schon recht aufgeweichte Schneedecke. Nur vereinzelt schauen daraus Felsblöcke, die höchstens als sehr fragile Sicherungspunkte in Betracht kommen. Auch wenn hier wenig oder kein Schnee liegt, wie z.B. hier http://www.hikr.org/gallery/photo160877.html?post_id=15694#1 handelt es sich um eine in jedem Fall delikate Angelegenheit. Wenn der Schnee hartgefroren wäre, könnte man die Traverse vielleicht noch eher wagen, aber unter diesen Umständen wird uns schnell und einhellig klar, dass es für uns keinen Weiterweg geben würde. Ganz abgesehen davon, wären wir beim Abstieg vom Nordgipfel wahrscheinlich auf weitere solcher Stellen gestossen. Rückzug und wieder hoch zum Gipfel, wo uns die 2. Seilschaft begegnet. Wir klären sie kurz auf, aber natürlich wollen sie sich selber davon ein Bild machen. Auch ihnen erscheint die Traverse als zu heikel, ohne dass wir vorgehen würden. Der Schaligrat präsentiert sich uns übrigens weitgehend schneefrei, aber im oberen Viertel toben immer noch recht starke Winde. Sicher auch kein Spass, wenn man auf weit über 4000m bei diesen Bedingungen in den Wolken klettern müsste...
Wir konzentrieren uns auf den Abstieg zum Hohliechtpass. Rasch sind wir unten. In der Zwischenzeit haben die warmen Temperaturen dem Schnee schon recht zugesetzt und wir sinken immer wieder ein. Es wankt uns zu dieser doch schon recht fortgeschrittenen Zeit für ein solches Unterfangen eine weitere Seilschaft im Zeitlupentempo entgegen. Sie wollen noch hinüber ins Biwak. Wir raten ihnen davon ab, denn neben den kritischen Verhältnissen erscheinen sie uns als weder besonders fit noch bergsteigerisch kompetent genug. Aber was kann man mehr machen und oft wursteln sich genau solche Leute dann mit viel Glück, aber wenig Verstand irgendwie durch. Unsäglich langsam ziehen sie weiter. Die Hitze hämmert auf uns hinunter, während uns der Gegenaufstieg zum Ober Äschhorn bevorsteht. Trug uns der Schnee am Morgen noch zuverlässig, sinken wir jetzt ebenso zuverlässig bei jedem Schritt ein. Gefühlt kommen wir nicht vom Fleck und doch erreichen wir das Ober Äschhorn. Die Abkletterei ist kurzweiliger bevor wir via Rothorngletscher wieder zügig zur Rothornhütte absteigen. Um die gleiche Zeit hätten wir wohl beim Schalijochbiwak ankommen sollen... Glückliche Bergsteiger wohin man hinblickt, nur wir sind etwas enttäuscht. Beim grossen Bier auf der Terrasse des Hotel du Trift bereuen wir unsere Entscheidung nicht und sind eigentlich ganz froh, sie so getroffen zu haben. Denn auch den Abstieg vom Weisshorn hätten wir mutmasslich spuren müssen. Nächstes Jahr, nächste Chance. Wir freuen uns!
Aller Anfang stimmte uns zuversichtlich. Den Hüttenzustieg brachten wir trotz schwerem Rucksack zügig hinter uns und es stellte sich heraus, dass nur zwei weitere Hüttenbesucherinnen am kommenden Freitagmorgen Richtung Schalijochbiwak aufbrechen wollten. Doch gar nicht mal so schlecht, wenn man sich zu viert auf dieser Route bewegt und sich mal aushelfen könnte. Obwohl die Hütte am Donnerstagabend zu unserem Erstaunen nahezu ausgebucht war, kam keinerlei Hektik oder Dichtestress auf. Es handelt sich bei der Rothornhütte um die vom Aussterben bedrohte Gattung altehrwürdiger, rustikaler und urgemütlicher SAC Hütten. Zwar sind die beiden Plumpsklo bestimmt nicht mehr vertretbar mit den heute geltenden Standards, aber dafür sind sie auf ihre Art auch sehr ehrlich und führen uns Bergsteigern vor Augen, bzw. in die Nase, dass wir in den Bergen auch unschönes hinterlassen.
Schalihorn, 3975m
Das Gros der Hüttenbesucher nimmt sich erwartungsgemäss dem Zinalrothorn an. Wir können es etwas gemütlicher angehen. War das Nachtessen wirklich 1A und üppig, ist das Morgenessen eher frugaler Natur, was aber durchaus zum Stil der Hütte passt. Die meisten Gäste sind schon aus dem Haus als wir uns ebenfall kurz vor 5:00 auf den Weg machen. Angeseilt traversieren wir den Rothorngletscher bis zum Unteräschjoch, 3550m. Das Damenteam halten wir auf Abstand und vor uns ist wie angenommen keine weitere Seilschaft unterwegs. Das Ober Äschhorn, 3669m, ersteigen wir in einfacher Blockkletterei. Zu unserer rechten bricht die NE-Flanke jäh zum zerschrundenen Hohliechtgletscher ab. Ein zahmer Vorgeschmack auf das, was uns an den Schalihörnern erwarten würde. Vom Gipfel bietet sich uns ein wunderbarer Ausblick auf das grosse Ziel Weisshorn, das von einer linsenförmigen Wolke überzogen wird. Die Dämmerung setzt ein und bietet uns einmal mehr ein grossartiges Lichtspiel, in dem die umliegenden Bergriesen zaghaft aber stetig erröten. Ein unangenehmer Wind lässt uns nicht allzu lange verharren und so steigen wir auf gefrorenem Firn in den weitäufigen Gletscherkessel des Hohliechtgletschers ab. Links türmt sich eindrücklich die rund 700m hohe Ostwand des Zinalrothorns auf. Wir entdecken Spuren neueren Datums, die sich einerseits in unsere Richtung bewegen, andererseits ebenso viele, die sich in die entgegengesetzte Richtung bewegen. Kein Zweifel, da haben es wohl schon einmal zwei am Vortag versucht... Was würde das für uns bedeuten? Vorerst noch nichts, denn es stimmt alles. Wir kommen zügig voran und bis zum Südgipfel des Schalihorns würden uns keine nennenswerte Schwierigkeiten erwarten. Beim Hohliechtpass, 3731m, genehmigen wir uns eine Stärkung bevor wir den ca. 40° steilen Firnhang bis zu den Felsen des Südgipfels in gutem Trittfirn erklimmen. Danach folgen unmittelbar schneedurchsetzte Felsen. Etwas anspruchsvoller und vor allem ausgesetzter gehts fortan über ein kurzes Gratsück auf den Südgipfel. Es ist 09:00 bei der Ankunft, also alles planmässig. Der starke Wind, welcher immer noch eine linsenförmige Wolke über den Weisshorngipfel jagt, ist auch hier vermindert noch genug spür- und hörbar. Jetzt würde also die Tour erst richtig beginnen. Dazu muss man nicht unbedingt den Führer gelesen haben, zu offensichtlich drängt sich einem diese Tatsache durch die schwindelerregende Exposition auf. Wir nehmen uns erst einmal Zeit für eine Stärkung, denn ab jetzt sollten wir vor allem mental gefordert sein. Anfänglich folgen wir unmittelbar nach dem Südgipfel dem verschneiten Grat. Es sind nun keine Spuren mehr auszumachen und der Schnee ist noch nicht überall verfestigt. Zwei Steinmänner weisen den Weg in die brüchige und sehr ausgesetzte Ostflanke. Weiche Schneereste wechseln sich mit brüchigem Gestein. Das Abklettern ist ein wahrer Eiertanz, aber es geht ganz gut. Anschliessend gilt es weiterhin leicht absteigend eine Scharte zu erreichen. Doch zwischen uns und dieser Scharte liegt eine geschlossene und von der Sonne schon recht aufgeweichte Schneedecke. Nur vereinzelt schauen daraus Felsblöcke, die höchstens als sehr fragile Sicherungspunkte in Betracht kommen. Auch wenn hier wenig oder kein Schnee liegt, wie z.B. hier http://www.hikr.org/gallery/photo160877.html?post_id=15694#1 handelt es sich um eine in jedem Fall delikate Angelegenheit. Wenn der Schnee hartgefroren wäre, könnte man die Traverse vielleicht noch eher wagen, aber unter diesen Umständen wird uns schnell und einhellig klar, dass es für uns keinen Weiterweg geben würde. Ganz abgesehen davon, wären wir beim Abstieg vom Nordgipfel wahrscheinlich auf weitere solcher Stellen gestossen. Rückzug und wieder hoch zum Gipfel, wo uns die 2. Seilschaft begegnet. Wir klären sie kurz auf, aber natürlich wollen sie sich selber davon ein Bild machen. Auch ihnen erscheint die Traverse als zu heikel, ohne dass wir vorgehen würden. Der Schaligrat präsentiert sich uns übrigens weitgehend schneefrei, aber im oberen Viertel toben immer noch recht starke Winde. Sicher auch kein Spass, wenn man auf weit über 4000m bei diesen Bedingungen in den Wolken klettern müsste...
Wir konzentrieren uns auf den Abstieg zum Hohliechtpass. Rasch sind wir unten. In der Zwischenzeit haben die warmen Temperaturen dem Schnee schon recht zugesetzt und wir sinken immer wieder ein. Es wankt uns zu dieser doch schon recht fortgeschrittenen Zeit für ein solches Unterfangen eine weitere Seilschaft im Zeitlupentempo entgegen. Sie wollen noch hinüber ins Biwak. Wir raten ihnen davon ab, denn neben den kritischen Verhältnissen erscheinen sie uns als weder besonders fit noch bergsteigerisch kompetent genug. Aber was kann man mehr machen und oft wursteln sich genau solche Leute dann mit viel Glück, aber wenig Verstand irgendwie durch. Unsäglich langsam ziehen sie weiter. Die Hitze hämmert auf uns hinunter, während uns der Gegenaufstieg zum Ober Äschhorn bevorsteht. Trug uns der Schnee am Morgen noch zuverlässig, sinken wir jetzt ebenso zuverlässig bei jedem Schritt ein. Gefühlt kommen wir nicht vom Fleck und doch erreichen wir das Ober Äschhorn. Die Abkletterei ist kurzweiliger bevor wir via Rothorngletscher wieder zügig zur Rothornhütte absteigen. Um die gleiche Zeit hätten wir wohl beim Schalijochbiwak ankommen sollen... Glückliche Bergsteiger wohin man hinblickt, nur wir sind etwas enttäuscht. Beim grossen Bier auf der Terrasse des Hotel du Trift bereuen wir unsere Entscheidung nicht und sind eigentlich ganz froh, sie so getroffen zu haben. Denn auch den Abstieg vom Weisshorn hätten wir mutmasslich spuren müssen. Nächstes Jahr, nächste Chance. Wir freuen uns!
Tourengänger:
danski
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