Von Nord nach Süd via Mürtschenstock, Stock - Fulen - Ruchen
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In den Berichterstattungen über die komplette Mürtschenstock-Überschreitung hier auf Hikr mangelt es vor allem an einem nicht: Superlativen. Da muss also tatsächlich was dran sein! Weil die Wetteraussichten nur etwas eintägiges zuliessen, die Anforderungen aber doch anhaltend hoch sein sollten, drängte sich uns die Überschreitung geradezu auf. Doch würden wir im Nachhinein auch in Superlativen sprechen können???
Stock, 2390m
Die Reise ins Reich des Mürtschenstock beginnt um 06:10 vom gebührenpflichtigen Parkplatz bei der Talalp. Kurz vor Talhütten verlassen wir die Strasse und gewinnen auf der Waldlichtung Höhe, bis wir schliesslich auf den gut sichtbaren Weg zur Alp Unter Tros stossen und diesem bis zur Alp folgen. Auch nach Unter Tros ist der Weg bestens hergerichtet und so gelangen wir zügig in die Hohmattplanggen, die wir in der Falllinie weglos ersteigen. Mit Blick auf das Stockloch und Walensee legen wir eine kurze Pause ein. Die noch tiefstehende Sonne und die dunsterfüllte, frische Luft sind untrügliche Zeichen dafür, dass der Spätsommer in seiner ganzen Pracht angebrochen ist. Wir folgen Trittspuren und erreichen über Schrofengelände bald die Wiese oberhalb der Schutzhütte. Den Nordgrat zum P. 2209m umgehen wir zuerst kurz ostseitig, bevor wir diesen ersteigen. Nun folgen wir dem teilweise brüchigen Grat bis wir vor einem senkrechten Aufschwung stehen. Linkerhand, leicht absteigend auf Trittspuren erreichen wir die kurze II-Kletterstelle, die uns einige Meter höher unmittelbar gegenüber Stock und Schwarzschnüer ausspuckt. Was für ein Anblick! Wenn wir nicht wüssten, dass es einen gangbaren Weg durch diese brüchigen Kalkschichten gäbe, wir wären jetzt wohl etwas ratlos. Inzwischen hat sich uns ein junger Einzelgänger angeschlossen, der die Überschreitung auf den "Normalrouten" meistern will. Zu dritt queren wir also die dunklen Bänder, was sich als spektakulär aber wenig schwierig entpuppt. Der Schussplatz ist erreicht. Ob hierher wohl einst die wilden Jäger von der Jägernase herüber auf ebenso wildes gezielt haben? Wir haben wenig später auf der Jägernase jedenfalls diesen Eindruck. Von nun an wird es auch für uns richtig wild und wir seilen uns an. Eine schöne III-Kletterei mit 2 Haken bringt uns zum gebohrten Stand am Beginn des berühmten Fingerrisses. Eine mutige Linie durchaus, aber dank Bohrhaken etwas entschärft. Die Schwierigkeit beschränken sich auf ein, zwei Züge wo mit den schweren Schuhen auf kleine Reibungstritte angetreten werden muss. Hat der Vorsteiger Herzklopfen beim Hochklettern, ist dafür das kurze Abklettern in das Westcouloir für den Nachsteiger etwas unangenehm. Wir deponieren das Seil und kraxeln die steinschlägige Rinne hoch. Inzwischen kommt uns der Einzelgänger entgegen. Dank gegenseitiger Absprache und grosser Vorsicht kommen aber kaum Steine ins Rollen. Nach kurzer Zeit stehen wir zufrieden auf dem Gipfel. Welch weiten Weg wir heute noch zu bewältigen haben, wird uns erst jetzt richtig bewusst. Lange verweilen wir deswegen nicht. Auf zum Gipfel Nr. 2:
Fulen, 2410m
Vorsichtig steigen wir die Westrinne bis zum Abseilstand ab. Da hier ein Fixseil neueren Datums hängt, seilen wir uns an diesem ab. Vorsicht, das Ende des Seils befindet sich ca. einen halben Meter über dem 2. Abseilstand. Von diesem dann weitere 25m auf ein Band. Kurz absteigend erreichen den luftigen Pfad, der uns von nun an durch die schuttigen und jähen Abbrüche der Westwand zum nächsten Highlight, dem Kegelkönig bringt. Wir sind beide ziemlich hingerissen von der Wegführung, die mit Steinmännern gut markiert ist. Was für ein Ambiente in dieser scheinbar total ungangbaren Umgebung! Und dann taucht plötzlich der in Schieflage geratene Kegelkönig auf! Eine merkwürdige Felsformation und der Weg führt geradewegs zwischen ihr und der Westwand hindurch. Nach diesem weiteren highlight gilt es noch einmal auf schmalen Felsbändern horizontal zu queren, bevor ein offensichtlicher Kamin den Weiterweg zum Kartoffelacker ermöglicht. Die ungesicherte Kletterei bietet ein paar schöne Züge im II-III Grad. Fast ungläubig stehen wir nun auf diesem paradiesisch schönen Flecken Erde, liebevoll als Kartoffelacker bezeichnet. Ein paar entspannte Minuten sind uns vergönnt, als wir zum Gipfelaufbau des Fulen hinüber wandeln. Diesen erklettern wir unschwierig. Wir genehmigen uns eine ausgedehntere Pause und freuen uns, dass bis jetzt alles so reibungslos geklappt hat. Nun gilt unser Interesse dem Nordgrat des Ruchen, der sich steil und furchteinflössend gegenüber auftürmt. Aber die Kletterei soll nicht allzu schwierig und schön sein, Vorfreude darf also durchaus aufkeimen. Nichts wie hinüber zum südlichsten Gipfel:
Ruchen, 2440m
Der Abstieg durch das exponierte Schrofengelände der Fulen Ostflanke erscheint uns geradezu als Kinderspiel. Wir wissen jedoch aus anderen Berichten, dass der Zustieg in die Scharte zwischen Ruchen und Fulen Potential für Verhauer bietet... Wir halten uns deswegen erst einmal auf der schmalen Gratschneide, an deren Ende jäh eine ca. 15m hohe Wand zur Scharte abfällt. Abklettern stellt keine Möglichkeit dar, abseilen liesse sich von einem soliden Block, dafür bräuchte man aber eine 4-5m lange Reepschnur und genau diese liegt natürlich zuhause im Keller... Folgedessen steigen wir durch steiles und brüchiges Gelände ostseitig auf ein Band ab. Puh, das war bis jetzt definitv das unangenehmste. Ein schuttiges, ostseitiges Couloir bietet sich als einzige Aufstiegsvariante in die Scharte an. Markus müht sich an einem Klemmblock ab, dass es mir um ihn Angst und Bange wird. Gesichert sind wir nicht und ein Ausrutscher liegt absolut nicht drin. Irgendwie drückt er sich hoch. Ich versuche es nach ihm, aber mich verlässt an diesem ekelhaften Klemmblock der Mut. Glücklicherweise ist das Seil in Markus Rucksack und so bitte ich ihn, es runterzuwerfen. Beim 2. Versuch rutscht das Seilende gerade so über den Klemmblock, dass ich es greifen kann. Rasch binde ich mich ein und würge mich hoch. Es geht, aber ohne Seilsicherung hätte ich die Stelle wohl mental nicht gepackt. In der Scharte beraten wir kurz, ob es vielleicht einfacher gewesen wäre, diese westseitig zu erklimmen. Zu einer definitiven Antwort gelangen wir aber nicht. Abseilen stellt wohl die objektiv sicherste Alternative dar und wäre mit Maillon und langer Reepschnur auch gut einzurichten. Endlich kann die Kletterei über den Nordgrat beginnen. Nach meinem kurzen persönlichen Durchhänger unterhalb der Scharte ist meine Motivation wieder zurück. Ich gehe die ersten 2 SL voraus während Markus nach 30m am laufenden Seil folgt. Es stecken ca. 4 BHs sowie 2 Schlaghaken. Den 2. Turm umgeht man links. Am 2. Stand unter einem kurzen, senkrechten Aufschwung wechseln wir die Rollen. An kleinen, aber guten Tritten und Griffen ist das Klettern eine Freude, BHs sucht man in der 3. SL jedoch vergebens. Ich habe anschliessend das Vergnügen, die messerscharfe Kante in der 4. SL im Reitersitz zu bewältigen. Die Beine baumeln dabei über recht eindrücklichen Abgründen. Als Vorsteiger hat man den Vorteil auf der anderen Seite der "Klinge" einfach ca. 4m abgelassen zu werden. Markus klettert die senkrechten 4m im Nachstieg souverän ab und übernimmt gleich die Führung für die letzte, steile SL. Standhaken sind keine vorhanden, aber ein solider Block ermöglicht einen guten Standplatz. Zügig kommt er oben an. Schön steil und griffig ist diese SL noch einmal ein Genuss. 2 Schlaghaken und ein BH stecken. Zusätzlich können Schlingen und camalots placiert werden. Gleich zwei Stände befinden sich am Ausstieg des steilen Gratabschnittes. Das Konzept der Absicherung erschliesst sich mir auch jetzt noch nicht. Weiter gelangen wir unschwierig auf den letzten Turm vor dem Ruchen Gipfel. Ev. könnte man ihn westseitig umgehen, wir entscheiden uns aber für die letzte luftige Abseilaktion des Tages. Vorsicht beim Abziehen des Seiles. Dieses rutscht nur allzu gern in eine Felsspalte und verklemmt sich dort. Wir können es glücklicherweise befreien. Rückblickend könnte man den Turm zwar steil, aber griffig abklettern. Und dann stehen wir auf dem Gipfel des Ruchen. Ein grossartiges Gefühl! Die Hauptschwierigkeiten liegen hinter uns und das Wetter ist stabil. Eile ist alles andere als notwendig, eine längere Pause folglich legitim. Obwohl die Anspannung schwindet, erfordert der Abstieg vom Ruchen noch einmal unsere volle Aufmerksamkeit. Auf Wegspuren und Tritten steigen wir rasch zum Grossen Gendarmen ab und hangeln uns an den installierten Drahtseilen hinunter in eine schuttgefüllte Rinne. Nicht unbedingt ein Vergnügen, aber wenigstens befinden wir uns nicht mehr in seriösem Absturzgelände. Auch diese letzte Hürde schaffen wir problemlos. So richtig entspannt wird es ab ca. 1960m. Feines Geröll lässt sich ab hier knieschonend und zügig surfen. Ein wahrer Schuhkiller... Wir werden oberhalb der Alp Hummel in Stengelenzian-durchsetzte und sattgrüne Wiesen entlassen. Was für eine Wohltat nach den eher kargen Stunden! Der Rückweg zur Talalp ist malerisch und die Blicke hoch zum Mürtschenstock sehr sehr beeindruckend. Müde aber glücklich und zufrieden erreichen wir nach genau 12 Stunden die kleine Beiz bei Talhütten. Ein Lagerbier war noch nie so köstlich!
Es ist geschafft und rückblickend kann ich die bisherige Hikr-Berichterstattung von Delta, Alpin_Rise & CO in all ihren Superlativen absolut nachvollziehen. Eine anspruchsvolle Toptour, die den Geist des klassischen "Bergsteigens" unmittelbar erlebbar macht. Gut zu wissen, dass man für solche Abenteuer der Extraklasse auch nicht in die Ferne schweifen muss.
An Material führten wir folgendes mit:
- 50m Seil
- 7 Express
- zahlreiche Schlingen
- Camalots 0.4 - 1.0
- Set Keile
Ich würde noch 4-5m Reepschnur und eine Maillon Rapide empfehlen. Nur für den Fall, dass man sich mal unplanmässig abseilen müsste...
Stock, 2390m
Die Reise ins Reich des Mürtschenstock beginnt um 06:10 vom gebührenpflichtigen Parkplatz bei der Talalp. Kurz vor Talhütten verlassen wir die Strasse und gewinnen auf der Waldlichtung Höhe, bis wir schliesslich auf den gut sichtbaren Weg zur Alp Unter Tros stossen und diesem bis zur Alp folgen. Auch nach Unter Tros ist der Weg bestens hergerichtet und so gelangen wir zügig in die Hohmattplanggen, die wir in der Falllinie weglos ersteigen. Mit Blick auf das Stockloch und Walensee legen wir eine kurze Pause ein. Die noch tiefstehende Sonne und die dunsterfüllte, frische Luft sind untrügliche Zeichen dafür, dass der Spätsommer in seiner ganzen Pracht angebrochen ist. Wir folgen Trittspuren und erreichen über Schrofengelände bald die Wiese oberhalb der Schutzhütte. Den Nordgrat zum P. 2209m umgehen wir zuerst kurz ostseitig, bevor wir diesen ersteigen. Nun folgen wir dem teilweise brüchigen Grat bis wir vor einem senkrechten Aufschwung stehen. Linkerhand, leicht absteigend auf Trittspuren erreichen wir die kurze II-Kletterstelle, die uns einige Meter höher unmittelbar gegenüber Stock und Schwarzschnüer ausspuckt. Was für ein Anblick! Wenn wir nicht wüssten, dass es einen gangbaren Weg durch diese brüchigen Kalkschichten gäbe, wir wären jetzt wohl etwas ratlos. Inzwischen hat sich uns ein junger Einzelgänger angeschlossen, der die Überschreitung auf den "Normalrouten" meistern will. Zu dritt queren wir also die dunklen Bänder, was sich als spektakulär aber wenig schwierig entpuppt. Der Schussplatz ist erreicht. Ob hierher wohl einst die wilden Jäger von der Jägernase herüber auf ebenso wildes gezielt haben? Wir haben wenig später auf der Jägernase jedenfalls diesen Eindruck. Von nun an wird es auch für uns richtig wild und wir seilen uns an. Eine schöne III-Kletterei mit 2 Haken bringt uns zum gebohrten Stand am Beginn des berühmten Fingerrisses. Eine mutige Linie durchaus, aber dank Bohrhaken etwas entschärft. Die Schwierigkeit beschränken sich auf ein, zwei Züge wo mit den schweren Schuhen auf kleine Reibungstritte angetreten werden muss. Hat der Vorsteiger Herzklopfen beim Hochklettern, ist dafür das kurze Abklettern in das Westcouloir für den Nachsteiger etwas unangenehm. Wir deponieren das Seil und kraxeln die steinschlägige Rinne hoch. Inzwischen kommt uns der Einzelgänger entgegen. Dank gegenseitiger Absprache und grosser Vorsicht kommen aber kaum Steine ins Rollen. Nach kurzer Zeit stehen wir zufrieden auf dem Gipfel. Welch weiten Weg wir heute noch zu bewältigen haben, wird uns erst jetzt richtig bewusst. Lange verweilen wir deswegen nicht. Auf zum Gipfel Nr. 2:
Fulen, 2410m
Vorsichtig steigen wir die Westrinne bis zum Abseilstand ab. Da hier ein Fixseil neueren Datums hängt, seilen wir uns an diesem ab. Vorsicht, das Ende des Seils befindet sich ca. einen halben Meter über dem 2. Abseilstand. Von diesem dann weitere 25m auf ein Band. Kurz absteigend erreichen den luftigen Pfad, der uns von nun an durch die schuttigen und jähen Abbrüche der Westwand zum nächsten Highlight, dem Kegelkönig bringt. Wir sind beide ziemlich hingerissen von der Wegführung, die mit Steinmännern gut markiert ist. Was für ein Ambiente in dieser scheinbar total ungangbaren Umgebung! Und dann taucht plötzlich der in Schieflage geratene Kegelkönig auf! Eine merkwürdige Felsformation und der Weg führt geradewegs zwischen ihr und der Westwand hindurch. Nach diesem weiteren highlight gilt es noch einmal auf schmalen Felsbändern horizontal zu queren, bevor ein offensichtlicher Kamin den Weiterweg zum Kartoffelacker ermöglicht. Die ungesicherte Kletterei bietet ein paar schöne Züge im II-III Grad. Fast ungläubig stehen wir nun auf diesem paradiesisch schönen Flecken Erde, liebevoll als Kartoffelacker bezeichnet. Ein paar entspannte Minuten sind uns vergönnt, als wir zum Gipfelaufbau des Fulen hinüber wandeln. Diesen erklettern wir unschwierig. Wir genehmigen uns eine ausgedehntere Pause und freuen uns, dass bis jetzt alles so reibungslos geklappt hat. Nun gilt unser Interesse dem Nordgrat des Ruchen, der sich steil und furchteinflössend gegenüber auftürmt. Aber die Kletterei soll nicht allzu schwierig und schön sein, Vorfreude darf also durchaus aufkeimen. Nichts wie hinüber zum südlichsten Gipfel:
Ruchen, 2440m
Der Abstieg durch das exponierte Schrofengelände der Fulen Ostflanke erscheint uns geradezu als Kinderspiel. Wir wissen jedoch aus anderen Berichten, dass der Zustieg in die Scharte zwischen Ruchen und Fulen Potential für Verhauer bietet... Wir halten uns deswegen erst einmal auf der schmalen Gratschneide, an deren Ende jäh eine ca. 15m hohe Wand zur Scharte abfällt. Abklettern stellt keine Möglichkeit dar, abseilen liesse sich von einem soliden Block, dafür bräuchte man aber eine 4-5m lange Reepschnur und genau diese liegt natürlich zuhause im Keller... Folgedessen steigen wir durch steiles und brüchiges Gelände ostseitig auf ein Band ab. Puh, das war bis jetzt definitv das unangenehmste. Ein schuttiges, ostseitiges Couloir bietet sich als einzige Aufstiegsvariante in die Scharte an. Markus müht sich an einem Klemmblock ab, dass es mir um ihn Angst und Bange wird. Gesichert sind wir nicht und ein Ausrutscher liegt absolut nicht drin. Irgendwie drückt er sich hoch. Ich versuche es nach ihm, aber mich verlässt an diesem ekelhaften Klemmblock der Mut. Glücklicherweise ist das Seil in Markus Rucksack und so bitte ich ihn, es runterzuwerfen. Beim 2. Versuch rutscht das Seilende gerade so über den Klemmblock, dass ich es greifen kann. Rasch binde ich mich ein und würge mich hoch. Es geht, aber ohne Seilsicherung hätte ich die Stelle wohl mental nicht gepackt. In der Scharte beraten wir kurz, ob es vielleicht einfacher gewesen wäre, diese westseitig zu erklimmen. Zu einer definitiven Antwort gelangen wir aber nicht. Abseilen stellt wohl die objektiv sicherste Alternative dar und wäre mit Maillon und langer Reepschnur auch gut einzurichten. Endlich kann die Kletterei über den Nordgrat beginnen. Nach meinem kurzen persönlichen Durchhänger unterhalb der Scharte ist meine Motivation wieder zurück. Ich gehe die ersten 2 SL voraus während Markus nach 30m am laufenden Seil folgt. Es stecken ca. 4 BHs sowie 2 Schlaghaken. Den 2. Turm umgeht man links. Am 2. Stand unter einem kurzen, senkrechten Aufschwung wechseln wir die Rollen. An kleinen, aber guten Tritten und Griffen ist das Klettern eine Freude, BHs sucht man in der 3. SL jedoch vergebens. Ich habe anschliessend das Vergnügen, die messerscharfe Kante in der 4. SL im Reitersitz zu bewältigen. Die Beine baumeln dabei über recht eindrücklichen Abgründen. Als Vorsteiger hat man den Vorteil auf der anderen Seite der "Klinge" einfach ca. 4m abgelassen zu werden. Markus klettert die senkrechten 4m im Nachstieg souverän ab und übernimmt gleich die Führung für die letzte, steile SL. Standhaken sind keine vorhanden, aber ein solider Block ermöglicht einen guten Standplatz. Zügig kommt er oben an. Schön steil und griffig ist diese SL noch einmal ein Genuss. 2 Schlaghaken und ein BH stecken. Zusätzlich können Schlingen und camalots placiert werden. Gleich zwei Stände befinden sich am Ausstieg des steilen Gratabschnittes. Das Konzept der Absicherung erschliesst sich mir auch jetzt noch nicht. Weiter gelangen wir unschwierig auf den letzten Turm vor dem Ruchen Gipfel. Ev. könnte man ihn westseitig umgehen, wir entscheiden uns aber für die letzte luftige Abseilaktion des Tages. Vorsicht beim Abziehen des Seiles. Dieses rutscht nur allzu gern in eine Felsspalte und verklemmt sich dort. Wir können es glücklicherweise befreien. Rückblickend könnte man den Turm zwar steil, aber griffig abklettern. Und dann stehen wir auf dem Gipfel des Ruchen. Ein grossartiges Gefühl! Die Hauptschwierigkeiten liegen hinter uns und das Wetter ist stabil. Eile ist alles andere als notwendig, eine längere Pause folglich legitim. Obwohl die Anspannung schwindet, erfordert der Abstieg vom Ruchen noch einmal unsere volle Aufmerksamkeit. Auf Wegspuren und Tritten steigen wir rasch zum Grossen Gendarmen ab und hangeln uns an den installierten Drahtseilen hinunter in eine schuttgefüllte Rinne. Nicht unbedingt ein Vergnügen, aber wenigstens befinden wir uns nicht mehr in seriösem Absturzgelände. Auch diese letzte Hürde schaffen wir problemlos. So richtig entspannt wird es ab ca. 1960m. Feines Geröll lässt sich ab hier knieschonend und zügig surfen. Ein wahrer Schuhkiller... Wir werden oberhalb der Alp Hummel in Stengelenzian-durchsetzte und sattgrüne Wiesen entlassen. Was für eine Wohltat nach den eher kargen Stunden! Der Rückweg zur Talalp ist malerisch und die Blicke hoch zum Mürtschenstock sehr sehr beeindruckend. Müde aber glücklich und zufrieden erreichen wir nach genau 12 Stunden die kleine Beiz bei Talhütten. Ein Lagerbier war noch nie so köstlich!
Es ist geschafft und rückblickend kann ich die bisherige Hikr-Berichterstattung von Delta, Alpin_Rise & CO in all ihren Superlativen absolut nachvollziehen. Eine anspruchsvolle Toptour, die den Geist des klassischen "Bergsteigens" unmittelbar erlebbar macht. Gut zu wissen, dass man für solche Abenteuer der Extraklasse auch nicht in die Ferne schweifen muss.
An Material führten wir folgendes mit:
- 50m Seil
- 7 Express
- zahlreiche Schlingen
- Camalots 0.4 - 1.0
- Set Keile
Ich würde noch 4-5m Reepschnur und eine Maillon Rapide empfehlen. Nur für den Fall, dass man sich mal unplanmässig abseilen müsste...
Tourengänger:
danski

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