Hasenfluh, die Unvollendete


Publiziert von Grimbart , 20. August 2015 um 20:02.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechquellengebirge
Tour Datum: 8 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   Arlberg 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 810 m
Strecke:ca. 9,60 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit den ÖBB oder mit der Landbuslinie 90 (ab Bludenz, Bahnhof) nach Langen a. Arlberg. Umsteigen auf die Landbuslinie 91 nach Zürs, Hst. Seekopfbahn. Hierher auch mit der Landbuslinie 92 ab St. Anton a. Arlberg.
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels in Lech a. Arlberg, St. Anton a. Arlberg und Klösterle.
Kartennummer:ÖK25V 2225-West (Klösterle a. Arlberg), AV-Karte Nr. 3/2 Lechtaler Alpen (Arlberggebiet)

Die Hasenfluh ist der östliche Vorpfosten der Wildgrubengruppe und beeindruckt mit ihrer 450m hohen Ostwand über Zürs. Mit ihrem auffälligen Erscheinungsbild erinnert sie an eine Trutzburg, die fast zur Gänze von abweisenden festungsartigen Felsfluhen verteidigt wird. Die nur mäßig geneigte Hochfläche, die sich zwischen dem Ostgipfel, der Vorderen Hasenfluh, und dem westlichen Hauptgipfel, der Hinteren Hasenfluh, erstreckt, lässt sich am Besten über eine kleine Rampe in ihrer N-Seite erkunden. Über diese Rampe, die mit einer kurzen Kraxelei im I. Schwierigkeitsgrad aufwartet, führt auch der Normalanstieg.

Das mein ursprünglicher Plan, von der Vorderen Hasenfluh über den Verbindungsgrat zur Hinteren Hasenfluh weiterzugehen und dann weglos über die Abdachung zurück zum Steig, unvollendet blieb, war der bereits früh einsetzenden Quellwolkenbildung geschuldet. Denn von einem aufziehenden Gewitter wollte ich auf der Hochfläche keinesfalls überrascht werden. Bei schlechter Sicht ist schon der Normalweg über die Abdachung schwer zu finden und im weglosen alpinen Gelände sollte man sein Glück nicht zu sehr strapazieren.

 

Der Schwachstelle in ihrer N-Seite näherte ich mich frühmorgens über die Madlochalpe und den Zürser See. Zunächst ging es von der Talstation der Seekopfbahn über ein Sträßchen hinauf zur nahen Schröfli Alpe. Der von der Schröfli Alpe zur Madlochalpe hinaufführende alte Ziehweg ließ sich über ein unscheinbares Steiglein abkürzen. Dieses zweigt zu Beginn eines kleinen Schrofen, dem „Schröfli“, links ab und kürzt eine Kehre des alten Ziehwegs im Zick-Zack ab. Bei einer Linkskehre gelangt man wieder auf diesen Ziehweg, dem man nun bis zu den Weideböden der Madlochalpe folgt.

Bei der Madlochalpe geht’s zunächst nach links über einen Wiesenpfad hoch zu einem plattgewalzten Fahrweg, der steil zu einem Boden hinaufführt. Da mir der Aufstieg über den wie eine Piste plattgewalzten Fahrweg aber zu blöd wurde, verließ ich zu Beginn des Bodens den Weg nach rechts und stieg querfeldein – zunächst einem Weidezaun folgend – über die Hänge zu einem Absatz hoch. Hier oben traf ich dann auf den alten Steig, der im unteren Bereich der Piste zum Opfer gefallen ist. Ab hier war's dann nicht mehr allzu weit bis zum Zürser See.

Wären da nicht die Skianlagen, so könnte man von einem wahren Kleinod in grandioser Felskulisse sprechen. So aber stören die allgegenwärtigen Verbauungen die Idylle. Um zum Seebühelsattel zu gelangen, bog ich gleich zu Beginn des Zürser Sees nach links auf einen der zahlreichen Viehtrampelpfade ab, die sich durch die westseitigen Hänge des Seekopfs zogen. An ein paar scharf bewachten Murmeltierwohnungen vorbei stand ich 10 Minuten später am Sattel. Hier beginnt nun der eigentliche Aufstieg zur Hasenfluh.

Zu Beginn sorgen allerdings zahlreiche Viehtrampelpfade dafür, dass der richtige Steig, der hinein in den mit Blöcken und Geröll gefüllten Kessel der Sulz führt, nicht sofort auszumachen ist. Am Besten steigt man direkt vom Sattel ganz kurz über den Rücken hinauf bis zum ersten kleinen Absatz. Dann links schräg durch die Grashänge auf die Ostseite. Die Höhe haltend folgt man nun den Viehtrampelpfaden (am Besten dem Obersten) bis zu einer auffallenden Bachrunse. Ab hier findet man nun einen deutlichen Steig vor und folgt diesem durch die ostseitigen Hänge bis zum Beginn des Geröllkars.

Die Schwachstelle, die einem den Durchstieg auf die Abdachung ermöglicht, ist nun gut zu erkennen und befindet sich am Ende eines Schneefeldes. Die Wegfindung dorthin wird einem von roten Markierungen bzw. vereinzelten Steinmännern erleichtert. Zu Beginn hält man sich eher rechts und steigt erst ab einem großen Felsblock mittig empor bis unter die Felsen. Danach entlang der Felswand hinüber zur Aufstiegsrinne, deren Einstieg mit einem überdimensionierten roten „H“ (wie Hasenfluh) markiert ist.

Zuvor galt es aber noch das bockharte Schneefeld direkt auf der Kante zum Bergschrund zu meistern. Danach konnte die kurze Kraxelei beginnen. Aufgrund des sandigen und bröseligen Geländes gestaltete sich diese auf den ersten Metern aber recht unangenehm. Nachdem man die Rampe nach links oben verlassen hat, lässt sich der Weiterweg allerdings wieder auf deutlichen Steigspuren fortsetzen.

Den Markierungen und Steinmänner folgend ging’s nun über die von auffallend plattig-rauen Felsplatten gesprenkelte Abdachung hinauf zum von Gras, Schutt und Geröll durchzogenen Gipfelplateau an der Vorderen Hasenfluh. Das Gipfelkreuz, das nach Zürs hin vorgeschoben ist, erreicht man schließlich über einen zu Beginn etwas ausgesetzten schmalen Grat.

Auch im Abstieg galt es wieder sehr genau auf die Steigspuren, die wenigen roten Markierungen und die Steinmänner zu achten. Das Gelände war diesmal nur ein wenig vertrauter und das Schneefeld am Ende/Beginn des Durchstiegs präsentierte sich zudem „aufgerauter“, wodurch es auch angenehmer zu begehen war. Durch die Geröllhalde weiter bergab und an den Hängen hinaus war schließlich nach einer guten Stunde Abstieg der Fahrweg am Seebühelsattel erreicht.

Über der Hasenfluh waren mittlerweile dunkle Wolken aufgezogen, die sich zwar noch nicht anschickten die Gipfel zu umhüllen und ihre Schleusen zu öffnen, aber eine Bestätigung für meine getroffene Entscheidung waren, den Besuch der Hinteren Hasenfluh auf ein andermal zu verschieben. In den nahen Lechtalern rund um die Valluga schien hingegen Petrus seine Pforten bald einmal zu öffnen. Was ein Grund war im Abstieg hinunter nach Zürs aufs Tempo zu drücken.

Im Abstieg folgt man zu Beginn kurz dem Fahrweg und kürzt die erste Schleife rechts über einen Pfad ab. Den Fahrweg dann noch einmal kreuzend bleibt man dem Pfad treu und wandert aussichtsreich über schöne Matten hinunter an den Rand einer Steilstufe. Durch die üppig bewachsene Steilstufe führt schließlich ein etwas ruppiger Steig zum großen Parkplatz am Südende von Zürs.

Der Bus um 12:30 Uhr fuhr mir regelrecht vor der Nase weg und da Zürs im Sommer ausgestorben ist, verblieb als einzige mir bekannte Einkehr das „Flexen-Häusl“ am nahen Flexenpass. Da kam es gelegen, dass direkt gegenüber (am Ende des Parkplatzes) ein schöner Wanderweg beginnt, auf dem man – entlang eines Baches und über Alpweiden – ohne große Kraftanstrengungen zum nahen von Hasenfluh und Flexenspitze überragten Flexenpass gelangt.


Gehzeiten:

Zürs, Seekopfbahn – Madlochalpe – Zürser See (ca. 1' 15'') – Vordere Hasenfluh (ca. 1' 25') – Seebühelsattel (ca. 55'') – Zürs, Parkplatz-Süd (ca. 40'') – Flexenpass (ca. 20'')


Tourengänger: Grimbart


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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 21. August 2015 um 07:05
informativer und schöner Bericht - aus einer von mir sehr geschätzten Gegend!

Grimbart hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. August 2015 um 13:29
Vielen Dank, habe mir die Hintere Hasenfluh ja auch noch für einen weiteren Bericht aufgehoben ;-)

BG
Erwin


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