Untere Wildgrubenspitze (2753 m) - Königin des Lechquellengebirges


Publiziert von 83_Stefan , 29. März 2019 um 08:54.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechquellengebirge
Tour Datum: 8 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1050 m
Abstieg: 1050 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über die L198 zum Flexenpass; Parkgelegenheit am Parkplatz der geschlossenen Flexenstube direkt an der unscheinbaren Passhöhe.
Kartennummer:AV-Karte 3/2 - Lechtaler Alpen, Arlberggebiet.

Die Untere Wildgrubenspitze ist die höchste Erhebung des Lechquellengebirges und auf einem markierten Anstieg zu erreichen. Man könnte also eigentlich annehmen, sie wäre ein überaus begehrtes Ziel. Die Besucherzahlen sind allerdings eher überschaubar - dies mag einerseits vielleicht daran liegen, dass die etwa 50 Meter niedrigere Rote Wand der deutlich markantere Gipfel ist, andererseits erfordert die Besteigung auch eine satte Portion alpine Gewandtheit. Wer der Unteren Wildgrubenspitze gewachsen ist, der wird den kurzweiligen Anstieg und die überragende Aussicht vom Gipfel in Erinnerung behalten - ganz ohne den fahlen Beigeschmack von Heerscharen an Mitwanderern. Nur die von der Ski-Industrie arg gebeutelte Landschaft im Dunstkreis um die im Sommer ausgestorbene Skihochburg Zürs vermag den Gesamteindruck etwas zu trüben.

Die Flexenstube am Flexenpass hat offenbar seit Jahren geschlossen, daher kann man guten Gewissens am zugehörigen Parkplatz parken. Durch den freien Hang geht es weglos nach Westen aufwärts, bis man auf einen Schotterweg trifft, dem man hinein ins Zürser Täli zwischen Flexenspitze und Hasenfluh folgt. Die Vegetation wird karg und nach einer Rechtsbiegung verläuft sich der Weg im Schutt.

Man bleibt im Talgrund und wandert ohne Schwierigkeiten in den Talschluss. Dieser wäre vermutlich nicht ganz einfach zu überwinden, wäre nicht auf der linken Seite eine künstliche Trasse, die im Winter den Skifahrern eine Abfahrt ermöglicht. Ihr folgt man hinauf in die Scharte zwischen Hasenfluh und Unterer Grätlisgratspitze. Hier befindet sich auch die Bergstation der Muggengratbahn, die bereits aus dem Zürser Täli sichtbar ist.

An der Scharte tut sich erstmals der Blick nach Westen zum Ziel auf. Man quert das Schuttkar leicht absteigend in westlicher Richtung zum auffälligen unteren Felsriegel. Hier beginnt der weiß-blau-weiß markierte Gipfelanstieg. Gleich im ersten Abschnitt trennt sich die Spreu vom Weizen - auf zwei Hängeleitern wird der steile Felsriegel überwunden und man erreicht schrofiges Gelände.

Die Markierungen leiten zuverlässig in westlicher Richtung in der steilen Flanke aufwärts. Hin und wieder sind Kraxelstellen (bis I) zu überwinden, dazwischen bewegt man sich in Gehgelände. Weite Abschnitte sind mithilfe einer Drahtseilsicherung entschärft. Wer nicht trittsicher und schwindelfrei ist, hat hier nichts zu suchen. Die Ausblicke über den Zürser See mit seiner saftig-grünen Umgebung hinüber in die Lechtaler Alpen werden mit jedem Schritt besser und nachdem man um ein Felseneck getreten ist, zeigt sich unvermittelt das Gipfelkreuz. Von da ab sind es nur noch wenige Minuten bis zum höchsten Punkt des Lechquellengebirges.

Die Ausblicke von diesem in weitem Umkreis höchsten Berg reichen in die Zentralalpen zu Silvretta, Rätikon und Verwall, nach Westen über die eindrucksvolle Rote Wand bis zum Alpstein jenseits des Rheintals, nach Norden in die Allgäuer Alpen mit dem konkurrenzlosen Widderstein und nach Osten in die Lechtaler Alpen mit ihren zahllosen markanten Gipfeln. Bei guter Sicht ist der Ausblick ein Fest für die Augen, aber auch bei mäßigem Wetter kann man erahnen, was einem entgeht.

Auf der bereits bekannten Route geht es wieder hinunter ins Kar. Besondere Vorsicht ist auf den beiden Leitern geboten - man muss genau schauen, dass man die Sprossen richtig erwischt, da die Leiter fast am Fels aufliegt.

Im Kar angekommen, beginnt der entspannte Teil der Tour. Zunächst durch Schutt, später durch Wiesen geht es hinunter zum Zürser See, der leider ziemlich verbaut ist. hier rechts weiter und über den unbedeutenden Seebühelsattel auf dem breiten Fahrweg durch sattes Grün hinunter in Richtung Zürs ("Zürs über Jazzi"). An der Kehre am südlichsten Punkt der Schotterstraße zweigt man ab und steigt wieder weglos durch den freien Hang hinunter zum Ausgangspunkt am Flexenpass.

Schwierigkeiten:
Vom Flexenpass zur Bergstation der Muggengratbahn: T2 (einfach, im unteren Bereich wegloser Anstieg).
Gipfelanstieg zur Unteren Wildgrubenspitze: T5-, I (bestens markiert, auf weiten Strecken mit Drahtseil versichert; Schlüsselstelle sind die beiden Leitern kurz nach dem Einstieg, von da an ziemlich konstante Anforderungen).
Rückweg zum Flexenpass über Zürser See: T2 (im unteren Bereich weglos, einfach).

Fazit:
Eine sehr kurzweilige und aussichtsreiche 4*-Rundtour auf einen Gruppenhöchsten, bei der Freunde gesicherter Anstiege voll auf ihre Kosten kommen. Leider sind vor allem im Umkreis des Zürser Sees die hässlichen Begleiterscheinungen des Ski-Wahnsinns omnipräsent, das hinterlässt einen etwas faden Nachgeschmack. Vorsicht: Am Gipfelanstieg zur Unteren Wildgrubenspitze hält sich der Schnee recht lange. Harte Schneefelder können (wie bei unserem Besuch) die Besteigung erheblich erschweren. 

Mit auf Tour: Bäda.

Kategorien: Lechquellengebirge, Gruppenhöchste, 4*-Tour, 2700er, T5.

Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (5)


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Gelöschter Kommentar

Nic hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. März 2019 um 12:35
Hallo Stefan,

sehr schöne Tour, die auch schon lange auf meiner Liste steht. Muss zu meiner Schande gestehen, dass ich noch nie im Lechquellengebirge war. Das muss sich dieses Jahr definitiv ändern. :) Schön dass du dich auch wieder in etwas alpinere Gefilde "wagst" oder uns zumindest (wieder) daran teilhaben lässt.

VG Nico

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. März 2019 um 13:08
Hallo Nic, danke für deinen Kommentar! Ich war bis zum letzten Jahr auch erst ein Mal im Lechquellengebirge. Mir hat es dort so gut gefallen, dass ich nun gleich mehrfach dort unterwegs war. Lohnt sich!
Das mit den wenigen anspruchsvollen Touren liegt hauptsächlich daran, dass man die jeweilige Tour ja an die Begleitung anpassen muss. Und einfach nur zu wandern gefällt mir genauso gut. Außerdem finde ich, dass sich HIKR in den letzten Jahren immer mehr in die "extreme" Richtung entwickelt hat und da macht es mir irgendwie besonders viel Spaß, bewusst einen Gegensatz zu bringen, den Otto Normalwanderer nachmachen kann. Aber sicherlich werde ich auch mal wieder den einen oder anderen Brocken in Angriff nehmen, wenns eben mal gut passt.
Ich wünsche dir einen guten Start in die Sommersaison! Auf der Alpensüdseite hat der Frühling schon begonnen, dort liegt kaum Schnee. Viele Grüße!

sven86 hat gesagt:
Gesendet am 29. März 2019 um 17:26
Hallo Stefan,
Gratulation zu einem der sicherlich unbekanntesten Gruppenhöchsten. Da hätte ich Dir gerne bessere Fernsicht gewünscht, aber immerhin ja besser als bei Deinem LQG-Erstbesuch.

VG Sven

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. März 2019 um 18:06
Hallo Sven, vielen Dank! Ja, das Wetter war leider nicht so toll, aber immerhin ist es trocken geblieben. Schöne Grüße!


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