Verkorkste Tour mit ungewöhnlichem Trostgipfel
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Gesackt an der Großen Wildgrubenspitze. Hochgewurstelt auf einen Gipfelpunkt der Grätlisgratspitzen...
Bei dieser Tour, die eigentlich auf die Große Wildgrubenspitze gehen sollte, ging vieles schief. Gut, es gab keinen Unfall, ein kleiner Gipfel wurde erreicht (sogar eine Erstbeschreibung hier) und gelernt habe ich auch einiges. In Endeffekt fehlte aber vor allem der Spaß bei der Sache...
Der Flexenpass (1773 m) lässt sich schnell und problemlos erreichen. Jedoch geht dort kein richtiger Wanderweg los. Mein Plan ist simpel: zum Zürser See wandern, in die Grätligrube hineingehen, auf die Wildgrubenspitze und - je nach Lust und Laune - über den Muggengrat (-pass) zurück. Um nicht überflüssig durchs Gemüse zu stiefeln, gehe ich zuerst 300 m an der Straße Richtung Zürs und dann über eine frisch gemähte Wiese hoch zum Fahrweg Zürs - Zürser See. Rückblickend betrachtet sollte die duftende Wiese fast noch der angenehmste Tourabschnitt werden... Der Fahrweg geht über eine Kuhweide zum See und ist langweilig.
Beim Zürser See (ca. 2145 m) hängt ein Zettel, dass der Sessellift von Zürs aus neuerdings im Sommer in Betrieb sei - also hätte ich mir den öden Aufstieg auch lässig ersparen können... Und noch etwas fällt mir auf - dass ich die Sonnencreme vergessen habe. Immerhin ist es kühl genug, dass ich die dünne Jacke anbehalten kann und so den Sonnenbrand im Zaum halten kann.
Am Zürser See beginnt eine Ski-Sesselbahn zum Muggengrätli. Parallel dazu verläuft ein etwas eingeschnittener Bach und westlich von ihm kann man ohne große Probleme in die sogenannte Grätligrube wandern, wo der Normalweg zur Großen Wildgrubenspitze beginnt. In der Grätligrube liegt noch ein größeres Schneefeld - aber das habe ich einkalkuliert. Es ist erträglich steil (und läuft unten gutmütig aus) - obwohl ich das Gehen im Schnee eher hasse - gelange ich ohne große Probleme zum Einstieg in den teilweise gesicherten Normalweg zum Gipfel. Der Vorbau ist (zumindest an den steilen Stellen) klettersteigmäßig eingerichtet. Ich benutze deshalb ein Klettersteigset und komme gut vorwärts.
Leider befindet sich oberhalb des Vorbaus ein weiteres, steileres Schneefeld. Spuren führen direkt hinauf, vielleicht 40 Höhenmeter weit, zu einer blau-weißen Markierung. Aber auch mit Grödeleisen traue ich mich nicht. Ich versuche eine Umgehung, doch sie scheitert in der sandigen, bröseligen Steilflanke. Also wieder runter und (falls es sich ergibt) im September zurückkommen. Das Schneefeld unter dem Einstieg kommt mir runterwärts etwas weniger zahm vor als hochwärts, aber es geht.
Zurück in der Grätligrube. Gesackt, wie man in Sachsen sagt. Aber es ist noch Zeit für ein Ersatzziel. Logisch wäre eine Überschreitung der Hasenfluh. Jedoch sieht der Aufstieg vom Muggengrat nicht angenehm aus und ich bin unsicher, ob ich die Felsstufe unter dem Gipfel (laut Führer II) sicher überwinden können würde.
Dafür fällt mir nordwestlich der Grätligrube eine auffällige, grasig-grüne Scharte auf. Es sollte also kein Problem sein, in diese Scharte zu gelangen und von dort auf auf die Kleine Grätlisgratspitze (bzw. Kleiner / Oberer Grätlisgrat) . laut Führer nur eine I. Zunächst gelingt der Plan. Die Grasflanke beginnt flach (T3), wird zur Scharte hin jedoch immer steiler (T4 - T5), ohne mich jedoch vor unüberwindbare Probleme zu stellen. In der Scharte angekommen nehme ich an, mich zwischen der Großen Wildgrubenspitze und der Grätlisgratspitze zu befinden. Der Grat sieht in beide Richtungen wild aus, also steige ich etwas ab uind wende mich nach rechts der Grätlisgratspitze zu. Ein erster Aufstiegsversuch scheitert in der moosdurchsetzten Felsen. Also weiter queren. Außerdem wundert es mich, dass ich immer wieder den Zürser See sehe - der müsste doch auf der anderen Gratseite sein...? Ich kraxele unmotiviert um ein Eck herum - und erkenne plötzlich, dass ich nicht da bin wo ich sein wollte. Ich habe mich quasi spiralförmig um den Ostgipfel der Kleinen Grätlisgratspitze herum hochgearbeitet. Der grüne Sattel (ca. 2520 m ?) liegt demnach zwischen Haupt- und Ostgipfel der Grätlisgratspitze (und nicht im eigentlichen Bergkamm.
Na ja, ist jetzt auch egal. Auf einen Gipfel will ich aber immer noch.
Der Hauptgipfel der Kleinen Grätlisgratspitze (2642 m) scheidet (von dieser Seite) aus - viel zu steil und abweisend. Der gerade unterquerte Ostgipfel wehrt sich mit den moosdurchsetzten Steilschrofen. Aber schließlich gelingt es mir, mich weit hinaufzuwursteln. Dort stelle ich fest, dass es zwei etwa gleich hohe Gipfelpunkte gibt. Der äußere ist zu exponiert. Aber den inneren kann ich erreichen. Oben ist gerade genug Platz zum Sitzen - sonst nichts. Nach etwa fünf Stunden habe ich wenigstens ein Trostgipfelchen ("Westlicher Gipfelpunkt des Ostgipfels der Kleinen Grätlisgratspitze", ca. 2571 m) erkommen.
Die obersten 50 Abstiegshöhenmeter (Stellen II) verlangen größte Vorsicht. Aber darunter wird das Gelände schon freundlicher. Ich entscheide mich für den Direktabstieg nach Nordosten zum Zürser See. Quasi im Zickzack arbeite ich mich fast ohne Kletterei zwischen den Felsbändern hinunter.
Vom Zürser See aus sieht der erreichte Gipfel dann gar nicht mal so schlecht aus. Außerdem wird mir klar, dass ich beim Abstieg ohne Verhauer ziemliches Glück gehabt haben muss, denn von unten wirkt die Flanke unübersichtlich, fast schon wie ein Labyrinth auis Grasbändern und steilen Felsstufen.
Der Fahrweg zum Flexenpass ist natürlich auch runterwärts kein Highlight, aber lässt sich recht entspannt gehen. Trotzdem bin ich irgendwie froh, dass diese komische Bergtour endlich zuende ist.
Die reine Gehzeit beläuft sich auf gut sieben Stunden.
Wildgrubenspitze (soweit begangen, zum Gipfel vermulich vergleichbar): gut gesichertes T5 / oder Klettersteig WS / oder Berg- / Hochtour WS-, ungewöhnlich schneereich für die Höhenlage
Kleine Grätlisgratspitze Ostgipfel: Gipfelbereich T5, sonst T4, miserabler Fels
Der Normalweg zur Großen Wildgrubenspitze scheint mir alpinistisch recht lohnend zu sein. Ansonsten - und auch landschaftlich fand ich die Unternehmung eher unterdurchschnittlich. Auffällig sind das unübersichtliche Gelände und die unsinnige Benennung der Gipfelpunkte in dieser Berggruppe, wobei dieses Ambiente natürlich auch einen gewissen Reiz hat...
Bei dieser Tour, die eigentlich auf die Große Wildgrubenspitze gehen sollte, ging vieles schief. Gut, es gab keinen Unfall, ein kleiner Gipfel wurde erreicht (sogar eine Erstbeschreibung hier) und gelernt habe ich auch einiges. In Endeffekt fehlte aber vor allem der Spaß bei der Sache...
Der Flexenpass (1773 m) lässt sich schnell und problemlos erreichen. Jedoch geht dort kein richtiger Wanderweg los. Mein Plan ist simpel: zum Zürser See wandern, in die Grätligrube hineingehen, auf die Wildgrubenspitze und - je nach Lust und Laune - über den Muggengrat (-pass) zurück. Um nicht überflüssig durchs Gemüse zu stiefeln, gehe ich zuerst 300 m an der Straße Richtung Zürs und dann über eine frisch gemähte Wiese hoch zum Fahrweg Zürs - Zürser See. Rückblickend betrachtet sollte die duftende Wiese fast noch der angenehmste Tourabschnitt werden... Der Fahrweg geht über eine Kuhweide zum See und ist langweilig.
Beim Zürser See (ca. 2145 m) hängt ein Zettel, dass der Sessellift von Zürs aus neuerdings im Sommer in Betrieb sei - also hätte ich mir den öden Aufstieg auch lässig ersparen können... Und noch etwas fällt mir auf - dass ich die Sonnencreme vergessen habe. Immerhin ist es kühl genug, dass ich die dünne Jacke anbehalten kann und so den Sonnenbrand im Zaum halten kann.
Am Zürser See beginnt eine Ski-Sesselbahn zum Muggengrätli. Parallel dazu verläuft ein etwas eingeschnittener Bach und westlich von ihm kann man ohne große Probleme in die sogenannte Grätligrube wandern, wo der Normalweg zur Großen Wildgrubenspitze beginnt. In der Grätligrube liegt noch ein größeres Schneefeld - aber das habe ich einkalkuliert. Es ist erträglich steil (und läuft unten gutmütig aus) - obwohl ich das Gehen im Schnee eher hasse - gelange ich ohne große Probleme zum Einstieg in den teilweise gesicherten Normalweg zum Gipfel. Der Vorbau ist (zumindest an den steilen Stellen) klettersteigmäßig eingerichtet. Ich benutze deshalb ein Klettersteigset und komme gut vorwärts.
Leider befindet sich oberhalb des Vorbaus ein weiteres, steileres Schneefeld. Spuren führen direkt hinauf, vielleicht 40 Höhenmeter weit, zu einer blau-weißen Markierung. Aber auch mit Grödeleisen traue ich mich nicht. Ich versuche eine Umgehung, doch sie scheitert in der sandigen, bröseligen Steilflanke. Also wieder runter und (falls es sich ergibt) im September zurückkommen. Das Schneefeld unter dem Einstieg kommt mir runterwärts etwas weniger zahm vor als hochwärts, aber es geht.
Zurück in der Grätligrube. Gesackt, wie man in Sachsen sagt. Aber es ist noch Zeit für ein Ersatzziel. Logisch wäre eine Überschreitung der Hasenfluh. Jedoch sieht der Aufstieg vom Muggengrat nicht angenehm aus und ich bin unsicher, ob ich die Felsstufe unter dem Gipfel (laut Führer II) sicher überwinden können würde.
Dafür fällt mir nordwestlich der Grätligrube eine auffällige, grasig-grüne Scharte auf. Es sollte also kein Problem sein, in diese Scharte zu gelangen und von dort auf auf die Kleine Grätlisgratspitze (bzw. Kleiner / Oberer Grätlisgrat) . laut Führer nur eine I. Zunächst gelingt der Plan. Die Grasflanke beginnt flach (T3), wird zur Scharte hin jedoch immer steiler (T4 - T5), ohne mich jedoch vor unüberwindbare Probleme zu stellen. In der Scharte angekommen nehme ich an, mich zwischen der Großen Wildgrubenspitze und der Grätlisgratspitze zu befinden. Der Grat sieht in beide Richtungen wild aus, also steige ich etwas ab uind wende mich nach rechts der Grätlisgratspitze zu. Ein erster Aufstiegsversuch scheitert in der moosdurchsetzten Felsen. Also weiter queren. Außerdem wundert es mich, dass ich immer wieder den Zürser See sehe - der müsste doch auf der anderen Gratseite sein...? Ich kraxele unmotiviert um ein Eck herum - und erkenne plötzlich, dass ich nicht da bin wo ich sein wollte. Ich habe mich quasi spiralförmig um den Ostgipfel der Kleinen Grätlisgratspitze herum hochgearbeitet. Der grüne Sattel (ca. 2520 m ?) liegt demnach zwischen Haupt- und Ostgipfel der Grätlisgratspitze (und nicht im eigentlichen Bergkamm.
Na ja, ist jetzt auch egal. Auf einen Gipfel will ich aber immer noch.
Der Hauptgipfel der Kleinen Grätlisgratspitze (2642 m) scheidet (von dieser Seite) aus - viel zu steil und abweisend. Der gerade unterquerte Ostgipfel wehrt sich mit den moosdurchsetzten Steilschrofen. Aber schließlich gelingt es mir, mich weit hinaufzuwursteln. Dort stelle ich fest, dass es zwei etwa gleich hohe Gipfelpunkte gibt. Der äußere ist zu exponiert. Aber den inneren kann ich erreichen. Oben ist gerade genug Platz zum Sitzen - sonst nichts. Nach etwa fünf Stunden habe ich wenigstens ein Trostgipfelchen ("Westlicher Gipfelpunkt des Ostgipfels der Kleinen Grätlisgratspitze", ca. 2571 m) erkommen.
Die obersten 50 Abstiegshöhenmeter (Stellen II) verlangen größte Vorsicht. Aber darunter wird das Gelände schon freundlicher. Ich entscheide mich für den Direktabstieg nach Nordosten zum Zürser See. Quasi im Zickzack arbeite ich mich fast ohne Kletterei zwischen den Felsbändern hinunter.
Vom Zürser See aus sieht der erreichte Gipfel dann gar nicht mal so schlecht aus. Außerdem wird mir klar, dass ich beim Abstieg ohne Verhauer ziemliches Glück gehabt haben muss, denn von unten wirkt die Flanke unübersichtlich, fast schon wie ein Labyrinth auis Grasbändern und steilen Felsstufen.
Der Fahrweg zum Flexenpass ist natürlich auch runterwärts kein Highlight, aber lässt sich recht entspannt gehen. Trotzdem bin ich irgendwie froh, dass diese komische Bergtour endlich zuende ist.
Die reine Gehzeit beläuft sich auf gut sieben Stunden.
Wildgrubenspitze (soweit begangen, zum Gipfel vermulich vergleichbar): gut gesichertes T5 / oder Klettersteig WS / oder Berg- / Hochtour WS-, ungewöhnlich schneereich für die Höhenlage
Kleine Grätlisgratspitze Ostgipfel: Gipfelbereich T5, sonst T4, miserabler Fels
Der Normalweg zur Großen Wildgrubenspitze scheint mir alpinistisch recht lohnend zu sein. Ansonsten - und auch landschaftlich fand ich die Unternehmung eher unterdurchschnittlich. Auffällig sind das unübersichtliche Gelände und die unsinnige Benennung der Gipfelpunkte in dieser Berggruppe, wobei dieses Ambiente natürlich auch einen gewissen Reiz hat...
Tourengänger:
Bergmax
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