Gletschhorn (3305m) via S-Grat
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Gross Furkahorn oder Gletschhorn, eins der beiden Granithörner wollten wir in Angriff nehmen. Letztlich entschieden wir uns für das Gletschhorn und eine Nacht in der Albert Heim-Hütte. Morgens um 5.30 Uhr starteten wir dort im Schein der Stirnlampe. Zunächst folgten wir dem Pfad in Richtung Tiefengletscher, verloren ihn aber zuweilen wieder. Bei einer Stange deponierten wir unnötiges Zeug und stiegen rechts auf dem mit Geröll bedeckten Tiefengletscher auf, bevor wir auf Steigeisen wechselten.
Der Tiefengletscher legt sich bald etwas und fühlte sich danach vor allem lang statt steil an. Auf 3000m zweigten wir rechts ab. Über eine etwas mühsame Stelle erreichten wir Fels und Gebrösel, kurz darauf jedoch wieder Firn. Direkt unter der Abseilpiste deponierten wir Pickel und Wanderstöcke und querten steil hinüber zum Einstieg, welchen wir dank diesem Foto von kleopatra problemlos fanden. Wir erreichten den Einstieg (nach zweieinhalbstündigem Aufstieg) zwar als Erste, doch hinter uns näherten sich weitere Seilschaften, welche eine Seillänge weiter oben einstiegen. So kletterten wir also eine Seillänge mehr (auch im Vergleich zum Topo) und liessen zwei Seilschaften gleich überholen, damit wir nachher unsere Ruhe haben würden. Das kostete uns gut und gerne eine halbe Stunde.
Die Schwierigkeiten am Südgrat sind einigermassen homogen und halten sich in Grenzen. Haken hat es insgesamt nicht allzu viele (an den Schlüsselstellen aber schon), Standplätze verfügen oft bloss über einen Fixpunkt, sind aber meist geräumig. Man hängt nirgends voll in der Selbstsicherung. Schlingen und Friends sind definitiv nützlich. Der Fels bietet reinsten Klettergenuss – so viel Genuss, dass ich richtig mutig wurde. Für meine Verhältnisse zumindest. Das bedeutet, dass ich während der Kletterei nicht nur keinen Schiss hatte, sondern gleich auch noch regelmässig vorstieg. Klar, die technischen Schwierigkeiten hielten sich bei meinen Vorstiegsseillängen in Grenzen (3b, 3b, 3a, 3c, 4a, 3b), doch selbstverständlich ist so etwas für mich trotzdem nicht angesichts meiner Höhenangst.
Wir kletterten alles in Finken und mit einem 50m-Seil. Die sechs Express reichten vollkommen. Die Routenfindung ist nicht immer einfach, mit etwas Gschpüri aber eigentlich keine Sache. Im Zweifelsfall auf dem Grat bleiben. Abklettern muss man nur an zwei, drei kurzen Stellen. Auch wenn die von oben etwas abenteuerlich ausschauen, stellen sie sich als problemlos heraus, da es beste Griffe hat. Wenn ich mich richtig erinnere, zählten wir elf Seillängen. Die letzte 4a im Topo ist in zwei Seillängen aufgeteilt, ebenso die letzte 3b. Schlüsselstelle ist in meinen Augen klar der Kamin. Gemäss Topo ist er mit Bescheissen (ja, auch ich zog am Express...) eine 4a, was ich etwas untertrieben finde. Ebenso glaube ich, dass er ohne zu bescheissen eher einer 5a entspricht und nicht einer 4b, wie im Topo. Für mein Empfinden war die Kletterei weniger ausgesetzt als vergleichbare Touren wie etwa der Trotziplanggstock oder der Bergseeschijen.
Wir benötigten für den Grat gut dreieinhalb Stunden. Um 12.30 Uhr erreichten wir den Gipfel. Lange blieben wir nicht, waren doch unter uns bereits WK-Soldaten im Anmarsch. Für alle hatte es auf dem Gipfel definitiv keinen Platz. Wir seilten direkt vom Gipfel ab und fanden uns im schuttigen Gehgelände wieder, wo wir unsere hungrigen Mägen stopften. Danach folgten wir den blauen Punkten, welche uns zur unteren Abseilpiste führten. Mittlerweile waren die Soldaten an uns vorbeigezogen, hatten ihre 50m-Seile montiert und luden uns ein, ebenfalls daran abzuseilen. In der zweiten Abseillänge dasselbe Spiel. Zumindest an diesem Tag – was für ein Kontrast zu meinem gesamten bisherigen Leben! – verlor ich kein negatives Wort mehr über die Schweizer Armee...
Nachdem wir Steigeisen angezogen hatten, stiegen wir über den steilen Firn zu unserem Pickel- und Wanderstockdepot und danach zum Tiefengletscher ab. Über den grösstenteils aperen, spaltenarmen Gletscher erreichten wir schnell dessen unteres Ende und damit unser zweites Materialdepot. Danach folgten wir dem Bach und erreichten etwas unterhalb der Albert Heim-Hütte den offiziellen Wanderweg, dem wir bis Tiefenbach folgten. Vom Gipfel zum Tiefenbach benötigten wir rund drei Stunden.

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