Kurzbericht 

Obergabelhorn - Nordwand & NNW-Grat (Le Coeur)


Publiziert von jfk , 23. November 2015 um 02:08.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:28 Juni 2015
Hochtouren Schwierigkeit: S
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2600 m
Abstieg: 2600 m
Strecke:30 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Zinal, poste
Unterkunftmöglichkeiten:Cab. du Mountet SAC
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Das Obergabelhorn gehört mit seinen 4063 Metern zwar nicht zu den höchsten, dafür aber mit Sicherheit zu den schönsten und anspruchsvollsten 4000ern der Schweiz. Der Gipfel bietet eine Reihe lohnenswerter Anstiege, die allesamt lange und anspruchsvolle Unternehmungen bilden und zu den klassischen Touren in der Region Zermatt zählen. Während das Obergabelhorn von der Matterseite einem steilen Felszahn gleicht, fällt es auf der Nordseite in steilen Eiswänden und zerrissenen Gletschern gegen Zinal ab, durch die im Frühsommer, wenn noch guter Firn liegt, eine der schönsten Eisrouten der Walliser Alpen führt.

Intro: Mittlerweile ist es nun doch schon fast ein halbes Jahr her, seit ich meinen letzten Tourenbericht auf Hikr veröffentlicht habe. Das hat aber nichts mit einer verminderten Bergaktivität zu tun, sondern im Gegenteil damit, dass die nicht allzu üppig bemessene Freizeit lieber in jene Aktivitäten als in das Schreiben solcher Berichte investiert wurde. Mit dem ersten Schnee und dem genialen Ende der Hochtourensaison am letzten Wochenende an der Aiguille d'Argentière, kommt nun etwas Zeit, den alles in allem recht erfolgreichen Bergsommer aufzuarbeiten. Wie es dabei nicht anders sein könnte, soll dabei der Saisonauftakt den Anfang machen...

Eigentlich wäre für dieses Wochenende ja die Singla auf dem Programm gewesen. Eine Absage meines Tourenpartners und eine verlässliche Quelle, die perfekte Verhältnisse in den Walliser Eiswänden verheisst, lassen mich kurzerhand umdisponieren und mit Sack und Pack nach Zinal reisen. Da ich wieder einmal Lust auf ein gemütliches Biwak habe, ist das Material etwas umfangreicher als sonst und so mache ich mich schwer beladen auf zu meinem Biwakplatz am Fusse des Obergabelhorns. In der Mountethütte erfahre ich unterwegs, dass die Seilschaften am Vortag wegen zu warmen Temperaturen umgekehrt sind - Nicht gerade ermutigende Nachrichten für den nächsten Tag.

Die Nacht ist klar und, vor allem kalt. Frohen Mutes steige ich so am nächsten Morgen aus meinem Schlafsack und mache mich noch etwas verschlafen auf den Weg. Die Seilschaften aus der Mountethütte sind bereits vor mir gestartet und weisen mir mit ihren Stirnlampen den Weg. Mit dem Beginn der Firnflanke auf knapp 3000 Metern wird es langsam ernst und stetig geht es von nun an höher. Die ersten Seilschaften sind bald ein- und überholt. Kurz nach Sonnenaufgang bin ich einer der ersten, die in die Wand einsteigen. Die Szenerie ist gewaltig, Wetter und Verhältnisse nahezu perfekt und das Steigen in der Wand so ein absoluter Genuss. Mit zunehmender Höhe macht sich aber immer mehr die fehlende Akklimatisation bemerkbar. So komme ich nur mehr schlecht als recht vorwärts und benötige doch die im Silbernagelführer angegebenen fünf Stunden bis zum Gipfel.

Zum Dessert folgt nun der Abstieg über den im oberen Teil messerscharfen Coeurgrat. Beim Übergang zum Felsteil treffe ich auf eine etwas ratlos wirkende italienische Seilschaft. Da sie sehen, dass ich ebenfalls ein Seil dabeihabe, fragen sie mich, ob wir uns zusammentun und gemeinsam über den nächsten Abschnitt Abseilen könnten. Obwohl Abklettern noch möglich wäre, stimme ich gerne zu. Mit Mimik und Gestik, meinem doch sehr dürftigen Schulfranzösisch und ein paar Brocken Ferienitalienisch, klappt auch die Kommunikation wieder Erwarten ganz lediglich und die steilsten Passagen können so recht angenehm überwunden werden. Mittlerweile ist es bereits einiges wärmer geworden. In einfacherem Gelände verabschiede ich mich wieder von den beiden und mache, dass ich zügig aus der Flanke komme. Nicht ganz zu unrecht, mehr als einmal poltern Steine in benachbarten Rinnen von den beiden Seilschaften oberhalb.

Zurück beim Zelt halte ich in der frühen Mittagssonne noch ein kleines Nickerchen, bevor ich weiter den langen Weg nach Zinal absteige und den gelungenen Saisonauftakt bei einem feinen Znacht ausklingen lasse.

Zur Route: TOPO Obergabelhorn

Im Topo Führer Walliseralpen von Silbernagel/Wullschleger wird die hier beschriebene Tour mit SS- und der höchsten Ernsthaftigkeitsstufe E5 bewertet. Beides scheint mir einen knappen Grad zu hoch gegriffen. Das S aus dem aktuellen Clubführer des SAC trifft die Sache schon eher. Nichts desto trotz ist die Tour ein anspruchsvolles und ernsthaftes Unterfangen.

Schlüssel zu dieser Tour ist aus meiner Sicht wie im Topoführer bemerkt, das Erwischen guter Verhältnisse: Wand und vorhergehende Flanke sollten gut eingefirnt sein. Damit im Abstieg auch das unterste Drittel des Coeur sicher zurückgelegt werden kann, sind ein früher Aufbruch und kühle Temperaturen unabdingbar! Wenn man die steilsten Abschnitte am Coeurgrat abseilen möchte, sind 50m Halbseile ganz nützlich. 


Tourengänger: jfk


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