Wintermärchen am Chimmispitz und Stelli

Das St. Galler Oberland war mir bis anhin kaum ein Begriff – höchste Zeit, auch hier mal die Fühler auszustrecken. Bei den heutigen Schnee- und Wetterbedingungen konnte man ohnehin kaum was falsch machen, wunderschön war's überall. Bloss der angespannten Lawinensituation galt es Rechnung zu tragen, doch da liegt man am St. Margrethenberg genau richtig.

Ruhig und verschlafen präsentiert sich Furggels (1197m) bei meinem Start um 8:30. Bei meiner Rückkehr sechs Stunden später wird das Dörfchen in fester Hand der Winterwanderer sein, welche zu Stefis Bergbeiz pilgern. Voller Freude stürz ich mich direkt ab Parkplatz in den frischen Pulverschnee statt dem Strässchen zu folgen. Nach den Ziegelhütten beginnt der Aufstieg durch knapp 30cm Neuschnee. Bald verziehen sich die Nebelwolken und der Blick öffnet sich auf die herrliche, einsame Winterlandschaft.

Die Passage über den langen, frisch verschneiten Rücken bildet einen ersten Höhepunkt der Tour – meditatives Genussskiwandern. Zur rechten öffnet sich der Blick ins Taminatal mit seinen einsamen Gipfeln, allen voran dem Muntaluna. Einige Aufschwünge umgeht man harmlos jeweils auf der Westseite (wie der Wanderweg). Es spurt sich wie fast von alleine auf dem nur schwach geneigten Grat. Erst beim kurzen Schlussaufstieg von der Alp Maton auf den Chimmispitz (1814m) steilt es kurz auf.

Der Gipfel selber, vor allem bei Schneeschühlern beliebt, ist relativ stark verwachsen. Das Panorama nach Süden und Westen bleibt aber offen und damit auch der Calanda und meine nächsten Gipfelziele. Eine leider viel zu kurze Pulverabfahrt durch einen jungfräulichen Hang später felle ich vor Bärenfallen wieder an und steige zügig zum nahen Zweierspitz (1858m) auf. Dieser ist bereits angespurt von Türlern ab Fürggli. Das ist zwar kürzer als meine Variante, aber auch weniger reizvoll.

Mit Fellen rutsche und traversiere ich 100Hm nach Vallils ab, der Ebene am Fusse vom Stelli (2052m). Auch dieser hat heute bereits Besuch erhalten, aber ausschliesslich ab Untervaz. Die Einheimischen fahren da jeweils bis zur Schneegrenze hoch. Meine Mittagsrast hab ich nach drei Aufstiegen und viel Flachlauf redlich verdient. Nur der Wind scheint das anders zu sehen. Das Gipfelchen selbst ist unbedeutend, eindrücklich hingegen das benachbarte Calandamassiv, welches keinen Kilometer südwärts emporragt.

Lohnend wäre nun natürlich die Abfahrt bis ganz ins Tal nach Untervaz. Doch dafür liegt heute zu wenig Schnee. Die Alternative - zurück ins Fürggli - macht wenig Sinn, in der flachen Traverse könnte man kaum ein paar Schwünge hinlegen. Und auch wenn ich gegen viel Flachlauf nichts einzuwenden habe (im Gegenteil), kröne ich längere Touren trotzdem gerne mit einer lohnenden Abf ahrt.

Die Lösung: Nach einer reizvollen, aber wiederum viel zu kurzen Abfahrt zurück nach Valills, zuerst tatsächlich Richtung Fürggli traversieren, aber bei Sässli wieder anfellen und nochmals zur Alp Maton (1757m) bzw. P. 1771 hochsteigen (der mittlerweile vierte Aufstieg). Nun folgt die lohnende Schlussabfahrt über Grueberallmeind durch wunderbaren Pulver (im oberen Teil bis 35°). Der ruppigen, aber kurzen Waldpassage verdankt die Tour das WS+. Ansonsten bewegt man sich ausschliesslich im sicheren "L"-Bereich. Die Strasse talauswärts ist eingeschneit und hartgepresst, so dass ich ohne grosse Stöckelei direkt zum Parkplatz fahren kann. Ansonsten wär die Rückkehr nach Furggels eher mühselig.


Zeiten
2:05  Chimmispitz (gespurt)
0:50  Zweienchopf
0:50  Stelli (teils gespurt)
1:30  Furggels