Über den langen Rücken zum Stelli


Publiziert von Kauk0r , 27. April 2017 um 22:37.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Calanda
Tour Datum:27 Februar 2017
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: Calanda   CH-GR   CH-SG 
Aufstieg: 1100 m
Strecke:17 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW bis St. Margrethenberg, kostenlose Parkplätze beim Skilift Tristli oder im Ort am Ende der offiziellen Straße. Auto bis P.1335 für Gäste vom Jägeri bzw. Bergbeiz erlaubt.

Hier noch ein Nachtrag aus dem Februar. Ich hatte den Text schon länger mal verfasst, aber mir fehlte dann irgendwie die Zeit zum Vervollständigen und nachdem dann die Aktualität verflog, blieb der Entwurf erstmal eine Weile stehen.

Eigentlich wollte ich mit einem Freund eine lockere Schneeschuhtour unternehmen, doch dann wurde er leider krank. Damit eröffneten sich mir aber wieder viele neue Möglichkeiten, evtl. wieder eine Skitour oder doch mit Schneeschuhen? Es hatte zwar geschneit, aber irgendwie erwartete ich keine guten Verhältnisse mit den Tourenski, zumal es bereits zwei Tage warm war. Und nur in ein dunkles Kar laufen...in den Bergen zieht es mich auf Gipfel, einen solchen zu besteigen ist dann doch essentieller Bestandteil meiner Bergaktivitäten. So versuchte ich mir im Internet einen Überblick zu verschaffen, was ich denn so anstellen könnte an einem freien Tag, Rosenmontag. Das bedeutet doch immer, dass ein Teil der Menschen einfach arbeiten muss und die, die Frei haben meist der Fasnet frönen.

Beim Durchstöbern von Hikr gelangte dann dieser Tourenbericht: *Chimmispitz (1814) - kimmts aufi, sog i von countryboy in meine Finger. Ich folgte seinem Aufruf und informierte mich sogleich über die Gegend, die bislang nur sehr spärlich in mein Bewusstsein gedrungen war. Und siehe da, nicht nur der kurze Anstieg auf den Chimmispitz, sondern auch weitere Gipfel im Verlauf waren möglich, so dass es eine wirklich tagesfüllende Tour werden könnte, die dann auch das Verhältnis Anreise-Bergzeit vernünftig werden lässt. Das die problemlose Kombination mit Zweierspitz und Stelli (welches ich doch tatsächlich aus einem Skitourenführer kannte) möglich ist, laß ich dann bei Bergamotte: *Wintermärchen am Chimmispitz und Stelli, dieser war allerdings auf Ski unterwegs. Dafür konnte ich mich in den (Süd)Osthängen nun nicht erwärmen, das Wintermärchen erwartete ich auch nicht. Eine schöne Tour in den Bergen, möglichst einsam, das erhoffte ich mir schon.

Die Route wurde natürlich hier bei Hikr schon oft beschrieben, man kann den Berichten so einiges entnehmen. Außerdem verläuft die Tour so ziemlich exakt entlang den in der Schweizkarte eingezeichneten Wegen. Auf Graubündner Seite gibt es im Chimmiwald eine Wildruhezone, die auf den offiziellen Wegen durchquert werden darf. Allerdings ist die Zone vor Ort nirgends sichtbar kommuniziert, hätte ich kein Internet, ich wüsste nichts davon.

Aufgestiegen bin ich über den nur spärlich von Schnee bedeckten Hang südlich vom Tristli-Lift, direkt ab Parkplatz. Erst so um die Hütten von Gaschleira auf einer Höhe von ungefähr 1300-1400 Meter wird die Schneedecke passabel. Die anderen Osthänge über dem Tal von St. Margrethenberg waren noch besser mit Schnee bedeckt, er reichte bis zur Straße hinab. Oben am Lift öffnet sich dann erstmal das Panorama. Ab hier oben ist die Tour fast durchgehend gespurt. Noch kurz auf dem Alpweg in der Ostflanke und bei Grot auf den Kamm, dem man mit einigen Umgehungen einfach folgt bis zu Alp Maton. Unterwegs hat es genug Schnee, wenig nasser und gesetzter Pulver auf harter Unterlage. Kurz etwas steiler ist der Anstieg zum ersten Gipfel des Tages. Auf dem Chimmispitz hat es einen großen Steinmann mit Gipfelbuch, obwohl die Ausblicke nicht ganz frei sind, hat man auf dem Gipfel eine schöne Sicht. Der Abstieg von der Alp Maton zum Sattel bei Bärenfallen über die Südwestflanke ist unangenehm, die hängende Spur durchgefroren, die Oberfläche sonst unschöner Wind-Bruchharsch. Nach den freien Flächen taucht man in den Wald ein, es beginnt der landschaftlich schönste Teil der Tour. Vom Hirzenboden steigt man gegen den Zweierspitz, oben raus nimmt die Steigung zu, der Gipfelhang ist steil. Der Schnee ist hier nass. Ich folge nun etwas unterhalb der Grathöhe dem Rücken nach Süden zu den weiten Flächen der Alp Salaz. Jetzt habe ich noch die letzten 250 Höhenmeter über den behäbigen Nordrücken hoch zum Stelli-Gipfel vor mir. Dort oben gibts dann schöne Nahblicke auf den Calanda oder das Pizol-Massiv etc. Zurück zum Ausgangspunkt ging es dann von der Alp Salaz zunächst auf der Alpstraße bis kurz nach der ersten Kehre bei P.1614. Hier zweigt der beschilderte Wanderweg zur Alp Marola ab. Nach der Alp wiederaufm auf dem Alpweg bis zur ersten Kehre und dort der Wanderwegs-Abkürzung folgen. Dort war auf dem Weg das Schneeband teilweise schon arg dürftig, kurze apere Strecken. Zurück auf dem Forstweg über den Sattel zwischen Chimmispitz-Ostrücken und Fürgglikopf ins Bergbach-Tal und auf der geräumten Straße zurück zum Ausgangspunkt.

Fazit: Wie gewünscht konnte ich einen langen und schön einsamen Bergtag verbringen. Erst am Stelli Kontakt zu zwei Schneeschuhgängern, davor aus der Ferne zwei Skitourengeher gesehen. Leider verzogen sich die hohen Wolken langsamer als vorhergesagt, dafür traf mich auf dem Stelli die volle Wucht des Föhnsturms, der sofort der restlichen lockeren Schnee großzügig verfrachtete. Der landschaftlich lohnendste Abschnitt über den Chimmispitz-Rücken zum Zweierspitz mit Hirzenboden zeigt sich sicher am eindrucksvollsten bei frisch gefallenem Schnee. Meine Bewertung WT3 bezieht sich auf wenige Stellen im Tourverlauf, man könnte sicher drüber streiten (der Kamm vor Chimmispitz. die SW-Flanke vom Chimmispitz, die Gipfelflanke vom Zweierspitz und kurze Abschnitte entlang meiner Abstiegsroute). Ich denke aber, dass man sich für die Tour trotz allem im WT3-Bereich wohl fühlen sollte.

Tourengänger: Kauk0r


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