Grande Finale am Mönch (4107m)


Publiziert von Bergamotte , 4. November 2014 um 21:47.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum: 2 November 2014
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 3:45
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 650 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Jungfraujoch

Für gewöhnlich besteige ich zum Abschluss der Sommersaison einen schönen Voralpengipfel über dessen sonnige Südflanke. Man will ja schliesslich weder frieren noch im Schnee versinken. Dass ich stattdessen mit dem Mönch meinen zweiten 4000er begehe, hätte ich mir nie erträumen lassen. Doch angesichts der ausgezeichneten Verhältnisse am SE-Grat liess ich mich nicht zwei Mal bitten, November hin oder her. Und da behaupte noch jemand, Petrus sei kein Zyniker.

Neben dem Personal besteigen nur wenige Touristen und Bergsteiger den ersten Zug ab Grindelwald um 07:17. So bleibt genügend Muse für ein zweites Frühstück, friedliche Morgenlektüre und Entspannung nach der Autofahrt. Kurz vor neun Uhr erreicht dieser Kurs die Station Jungfraujoch. Ich lasse es mir nicht nehmen, vorab die Sphinx (3572m) zu besuchen. Wann erlebt man die Aussichtsterrasse schon mal menschenleer? Anschliessend durch den Stollen zum Mönchsjochhüttenweg, welcher in einer Viertelstunde zum Einstieg des SE-Grats führt. Neben mir werden heute vier weitere Seilschaften den Gipfel erreichen, zwei davon über den anspruchsvolleren SW-Grat. Eine weitere Führergruppe wird unterwegs umkehren.

Ab Beginn montiere ich die Steigeisen. In der unteren Hälfte ist der Gratrücken bei den aktuellen Verhältnissen herrlich zu gehen: angenehmer Trittschnee (gut gespurt), einfache Kraxelei in griffigem Fels, keine ausgesetzte Stellen. Weiter oben wird das Gelände etwas anspruchsvoller. Einerseits wird der Grat schmaler und Fehltritte sind keine mehr erlaubt. Andererseits gilt es einen Felsriegel zu überklettern, welcher bei Ausaperung rasch heikel wird (III). Bei den aktuellen Top-Verhältnissen hingegen übersteigt man die II nicht. Dennoch werde ich im Abstieg zur Sicherheit auf eine der Sicherungsstangen zurückgreifen und mich an der Reepschnur ablassen. 

Über ein steiles Firnfeld (ebenfalls Sicherungsstangen vorhanden) erreiche ich den Vorgipfel, wo sich der Blick auf den kühnen Firngrat öffnet. Dessen Begehung empfinde ich weniger heikel als befürchtet. Denn aufgrund der Wechte hält man sich südseitig, so dass es erst gar nicht zu zweiseitigen Tiefblicken kommt. (Zusätzlich zum Pickel einen Stock auf der Talseite habe ich persönlich hier als sehr nützlich empfunden.) Nur die allerletzten zwei Meter vor dem Gipfel bewegt man sich direkt auf der Gratschneide, was dann tatsächlich zu sehr viel Luft unter den Füssen führt. Glücklich und stolz erreiche ich nach 2:15 als erster den Mönch (4107m) und geniesse das fantastische Panorama in dieser hochalpinen Traumarena.

Die Lunchrast verschiebe ich auf später, denn es zieht empfindlich hier oben und ich möchte zuerst die heikleren Stellen im Abstieg hinter mich bringen. Zurück auf dem Vorgipfel kreuze ich die ersten Nachsteiger. Zügiger als erwartet komme ich voran und erreiche bald wieder das Plaisirgelände im unteren Bereich, wo nun definitiv eine Verpflegungsrast angesagt ist. Ich winke den Touristen auf dem Hüttenweg zu und freue mich des Lebens. Ewig dauert die Rast nicht, denn mein Schädel brummt von der Höhe mittlerweile etwas gar heftig. Immerhin hat es mich dank dem zügigen, aber dennoch regelmässigen Aufstieg erst spät erwischt.

Zurück auf dem Catwalk schlendere ich gemütlich zurück Richtung Stollen und reihe mich ein in die unendlich lange Touristenschlange. Tipp: Im Gepäckabteil gleich hinter dem Führerstand sitzt es sich selbst um diese Zeit ruhig und bequem. Nach dem wundervollen Tag kann ich selbst die lange Rückfahrt nach Zürich gelassen und zufrieden angehen.


Zeiten
2:15  Mönch
1:35  Sphinxstollen


Saisonfazit: Diese Sommersaison stand meteorologisch lange unter keinem guten Stern. Nach ersten Höhepunkten im Juli wie dem Oberalper Grat oder meiner Brisen-Runde mit Biwak folgten Wochen voller verregneter Verlegenheitstouren. Es blieb nichts anderes übrig als die Hoffnung auf einen goldenen Herbst... Und goldiger ging kaum. Plötzlich jagte ein Höhepunkt den nächsten - Gross Spannort, Schrattenflue, Alpstein-Traverse, Muttsee-Runden, Biwak am Gross Düssi - und all der Ärger war gegessen. Aber dass ich anfangs November bei absoluten Top-Verhältnissen meinen zweiten 4000er besteigen durfte, hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht erhofft und so wird mir selbst diese Saison in bester Erinnerung bleiben. Der grosse Schnee darf kommen.

Tourengänger: Bergamotte


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Kommentare (2)


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Mueri hat gesagt: Herzlichen Glückwunsch
Gesendet am 4. November 2014 um 23:02
... und Kompliment zur Besteigung des Traumgipfels 'Mönch', fürwahr ein grossartiger Abschluss der Tourensaison!

In diesem Sinne hoffentlich auf bald bei einer Ski(hoch)tour!

Gruess

Mueri

Bergamotte hat gesagt: RE:Herzlichen Glückwunsch
Gesendet am 5. November 2014 um 09:22
Genau, Projekte haben wir ja mehr als genug.

Beste Grüsse


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