Mönch - Nollen (NW-Bollwerk) - Solo


Publiziert von landlake88 , 10. Juni 2015 um 13:58.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum: 7 Juni 2015
Hochtouren Schwierigkeit: S
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2100 m
Abstieg: 650 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto nach Grindelwald-Grund Langzeitparkplatz (6,- SFR/Tag)
Unterkunftmöglichkeiten:Kleine Scheidegg Guggihütte Mönchsjochhütte

Mönch 4017m – Nollen (NW-Bollwerk) – Solo (7./8. Juni 2015)
Besteigungsbericht

Bereits bei meinem ersten Besuch auf der Kleinen Scheidegg im Sommer 2012 fiel mir neben der bekannten Eigernordwand die schöne Linie auf den Mönch über den Nollen auf. Nach einer Woche voller schönem Wetter, welche ich leider bis Samstag mit arbeiten und studieren zubringen musste, reifte der Entschluss dieses Projekt in die Tat umzusetzen.    
So saß ich also Samstagabend zu Hause und grübelte über zweifelhaften Wetterberichten für das Berner Oberland. Hin und hergerissen zwischen gehen und bleiben, entschied ich mich schlussendlich doch für einen Versuch, da der Wetterbericht in den vergangenen Tagen nicht das angesagt hatte, was die Bilder der Webcams tatsächlich lieferten.                

7. Juni – Anfahrt und Zustieg Guggihütte           
Nach Abfahrt um 7:00 Uhr in Konstanz erreichte ich nach drei Stunden den Parkplatz in Grindelwald Grund, bei bestem Wetter. Der erste Tag sah also bereits deutlich besser aus, als der Wetterbericht vermuten ließ. Durch die Hilfe der Bahn erreichte ich schnell die Kleine Scheidegg und begann den Aufstieg zur Guggihütte.   
Dieser war im unteren Teil noch angenehm, man folgt dem Weg Richtung Station Eigergletscher und verlässt ihn an der Abzweigung in Richtung Moräne. Nach Überquerung der Moräne folge der interessantere Teil des Zustiegs durch mehrere Schneefelder und den felsigen Teil der Flanke unterhalb des Mönchsplateaus. Dieser war aufgrund von Spuren und vorhandenen Markierungen unproblematisch zu finden. Einziger Nachteil an diesem Tag war der, durch die Sonne der vergangenen Tage deutlich aufgeweichte, Schnee. So versank ich im letzten Schneefeld vor der Hütte, laut fluchend, teilweise bis zum Bauch im weichen Schnee.   

Den Nachmittag und Abend auf der Hütte verbrachte ich in Gesellschaft des netten Niederländers Peter, welcher für den kommenden Tag eine Solo-Begehung der Lauper-Route geplant hatte, sofern das Wetter passen sollte. Aufgrund der frühen Jahreszeit war die Hütte noch nicht bewartet. Dies ist in den Sommermonaten am Wochenende der Fall. Allerdings können nur Getränke gekauft werden, Essen muss selbst mitgebracht werden. Ein Ofen mit Kochstelle, sowie Holz und Geschirr sind ebenfalls vorhanden, jedoch bietet sich die Mitnahme eines kleinen Gaskochers für das Frühstück an, sofern man nicht extra den Ofen befeuern möchte. An dieser Stelle auch noch ein Kompliment an den Hüttenwart für diese toll ausgestattete gepflegte und saubere Hütte.   

Nach ausgiebiger Verpflegung und einem schönen Sonnenuntergang fand dieser Tag sein Ende und wir beide hatten eine erholsame Nacht.          

8. Juni – Gipfeltag          
Wecken um 3:00 Uhr mit der gleichen Frage wie jedes Mal: Wieso mache ich das noch gleich?
Nach zwei Tassen Instant-Kaffee und einem kleinen Frühstück wurde die Laune allerdings besser, immerhin hatte ich fünf Stunden guten Schlaf bekommen, was für mich im Hochgebirge tatsächlich eine Seltenheit darstellte. Gegen 3:45 verließen wir die Hütte in Richtung Mönchplateau.       
Bereits beim Verlassen der Hütte fiel uns die warme Temperatur der Nacht auf und wir waren gespannt, ob der noch immer sehr weiche Schnee weiter oben besser angezogen hatte. Zusätzlich war der Himmel bedeckt. Trotz des weichen Schnees starteten wir gemeinsam unseren Aufstieg zum Mönchplateau und wühlten uns die anschließenden zwei Stunden gemeinsam durch aufgeweichten Schnee, abwärts geschichteten Fels und bröseligen Schutt hinauf zum Mönchplateau. Der richtige Weg war dabei im Dunkeln nicht immer einfach zu finden. Er verläuft dabei im Zickzack auf der linken Seite der Flanke. Aufgrund der geringen Kletterschwierigkeit ist es allerdings nicht allzu problematisch, falls man vom richtigen Weg abkommt, da man ihn ein Stück weiter oben sicher wiederfindet.           

Wir erreichten gegen 5:30 Uhr das Mönchplateau und machten ein Stück oberhalb eine kurze Rast, nach welcher sich unsere Wege trennten. Wir wünschten uns viel Erfolg und setzten unsere Wege nun getrennt fort. Ich erreichte nach kurzem Marsch durch immer noch weichen Schnee die ca. 60° steile Flanke unterhalb des Nollens, welche mit einem Mal fest und eisig wurde.   
An dieser Stelle wurde mir schnell klar, dass nun die wirklichen Schwierigkeiten des heutigen Tages begannen. Ich stieg die Flanke in direkter Linie bis kurz unter den Nollen auf und freute mich über den guten Biss meiner frisch geschliffenen Eisgeräte. Anschließend setzte ich meinen Weg linkerhand durch immer steiler werdendes Eis fort. Mit bereits starken Schmerzen in beiden Waden fieberte ich dem Moment entgegen, an dem sich das Eis endlich zurücklegte und ich den anstrengendsten Teil hinter mir hatte. Von den Verhältnissen her ist das Eis im Moment gut kletterbar. Ich hatte meist hervorragenden Biss der Eisgeräte, welche mir mit einem satten Geräusch beim Einschlagen ein sicheres Gefühl vermittelten. Nur gelegentlich war ein zweites Einschlagen erforderlich und es war trotz großer Anstrengung eine richtige Freude dieses Stück zu klettern, eindrücklicher Tiefblick durch die Beine inklusive.      

Oberhalb rastete ich und gönnte meinen Waden eine Pause und sah, dass sich das Wetter mehr und mehr besserte. Zum Glück, da ich kein Verlangen danach hatte das steile Stück Eis wieder abzuseilen. Die Pause war bitter nötig, denn auch wenn der Nollen den technisch schwierigsten Teil der Tour markiert, hat es die anschließende Westwand zum Gipfelgrat noch einmal in sich, da bis zum Gipfelgrat immer noch fast 400hm zwischen 45°/50° verbleiben. Auf dieser Höhe hatte der Schnee nun über Nacht angezogen und war deutlich besser zu begehen. Trotz dieses Vorteils spürte ich ab ca. 3900 Metern deutlich die fehlende Akklimatisierung. Die obere Hälfte der Flanke und der abschließende Gipfelgrat arteten für mich nun in eine richtige Schinderei aus, während der ich mir nur wünschte endlich oben anzukommen.         
Am Gipfelgrat angekommen wurde ich für diese Anstrengung jedoch bestens entschädigt, da genau in diesem Moment die Bewölkung, welche sich den ganzen Vormittag hartnäckig am Gipfel gehalten hatte, aufriss. So hatte ich um 9:45 Uhr, an einem schönen Montagmorgen, den Gipfel des Mönchs bei schönem Wetter ganz für mich alleine – eindrucksvoll und unbeschreiblich schön.

Aufgrund des wechselhaften Wetters hielt ich mich nicht besonders lange am Gipfel auf und begann zügig abzusteigen. Der SO-Grat (Normalweg) ist derzeit im oberen Teil stark verwächtet, jedoch war der Schnee noch relativ fest, wurde im unteren Teil allerdings deutlich weicher. Der zügige Abstieg zahlte sich aus: Unten auf dem Wanderweg angekommen war der Gipfel bereits in Wolken gehüllt und es begann auf dem Weg zum Jungfraujoch stark zu schneien. Durch den planierten und markierten Weg stellte die Wegfindung trotz Schneefall und Nebel zum Glück kein Problem dar. Der Rest des Abstiegs verlief durch die Bahnfahrt sehr angenehm, sieht man von dem kurzen Kulturschock ab, der entsteht, wenn man sich auf einmal in einem Waggon voller Asiaten wiederfindet :-).

In der Summe stellte diese Tour ein sehr eindrückliches Erlebnis für mich da, bei welchem das Wetterglück mein Risiko belohnte und mir, zusammen mit einer fordernden Solobegehung, einen traumhaften Tag im Hochgebirge bescherte. Einer dieser Tage, nach denen der Kaffee am nächsten Morgen zehnmal besser schmeckt als sonst…


Tourengänger: landlake88
Communities: Alleingänge/Solo


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Kommentare (4)


Kommentar hinzufügen

danicomo hat gesagt:
Gesendet am 10. Juni 2015 um 14:12
Bravissimo....
Ciao
Daniele

xaendi hat gesagt:
Gesendet am 10. Juni 2015 um 15:43
Gratuliere!

a1 hat gesagt:
Gesendet am 10. Juni 2015 um 19:37
Wunderbare Tour, gratuliere dir auch.

Dolmar hat gesagt:
Gesendet am 10. Juni 2015 um 22:05
Gratuliere, zum gelingen, Daumen hoch.
Gruss Dolmar


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