Meidhorn (2875m) - Wächter des Turtmanntals


Publiziert von Alpenorni , 7. Oktober 2014 um 21:12.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:10 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Aufstieg: 600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Meid Oberstafel, in 1 1/4 Std. von Gruben/Turtmanntal

Zum Abschluss meiner abenteuerlichen Zeltwoche auf dem Obern Meidstafel ging noch ein langgehegter Traum in Erfüllung, und so glückte mir die Besteigung des Meidhorns (2875m), zu dem ich täglich hinüber und hinauf- und sogar auch schon hinuntergeschaut hatte während meiner Tage hier.
Dieser markante Felskopf von riesigen Ausmaßen war vor 8 Jahren schon einmal mein Ziel gewesen, doch hatte sich in der schattigen Nordseite noch Schnee und Vereistes gehalten, so dass ich, kurz unter dem Gipfel angelangt, angesichts der abschüssigen Abgründe, die hier keinen Ausrutscher verzeihen, bei bestem Wetter und etwas zerknirscht aber richtigerweise den Rückzug angetreten hatte.
Ich muss hier auch erwähnen, dass es vor einigen Jahren am Meidhorn einen tödlichen Absturz eines sehr bergerfahrenen Einheimischen gegeben hat, von dem mir mehrfach berichtet worden war.
Auch im Netz ist nur spärlichst etwas über diesen doch so prägnanten Berg zu finden, ich verweise, anlässlich dieses erst zweiten Berichts auf Hikr.org hier noch auf den ersten : hier.

So brach ich mit etwas gemischten Gefühlen morgens von meinem Tipi auf. Zum Glück lichtete sich bald der Wolkennebel, in dem ich anfangs steckte, und ein schöner Tag begann, auch wenn es heute leider keine Fernsicht geben sollte und das alles dominierende Weisshorn sich in den Wolken versteckt hielt.
Ich stieg von Meid Oberstafel weglos dem Meidhorn entgegen. Es gibt hier einige Tierpfade, die durch Heidekräuter- und Alpenrosengesträuch hinüberführen in das Augsttal auf der Nordseite und zu Füßen des Meidhorns, das von hier sehr abweisend und wild ausschaut.
Am Bach angekommen, gilt es Ausschau zu halten nach einem roten Markierungspfahl. Hier beginnt ein schmaler Pfad, mit Steinmännern markiert (auf der LK 1:25000 bruchstückhaft eingetragen), der in etlichen Serpentinen erst den Hang hinauf und dann, sich links haltend, auf eine Schulter auf dem Rücken des Meidhorns führt. Hier ist man nun auf der sonnigen Südseite und es geht weiter bergauf, die imposanten steilen Felsbauten des Horns und seiner Vasallen rücken näher. Ich verlor ein, zweimal die beste Wegspur, die hier streckenweise arg ausdünnt, erreichte aber ohne Probleme den Gipfelaufbau, dem entlang es nun in der Südflanke nach Westen geht (Pfad), bis man rechts in eine grasige Lücke am Fuß des Meidhorn-Westgrats kurz aufsteigen kann.
Hier warten nun die vakanten Passagen des Westgrats : Auf wegartiger Spur geht es entlang des Grates empor, ein, zwei etwas ausgesetzte Stellen dabei, auch ein kurzes Fixseil an bröseliger Stelle, bis man unter dem eigentlichen Gipfelkopf steht.
Bis hierher war ich 2006 ja schon einmal gekommen. Was sich damals dann als Harakiri-Gelände darstellte, war nun, bei trockenen, schneefreien Verhältnissen, überhaupt kein Problem mehr. Es geht linkerhand in die Flanke hinaus (mit drohenden Abgründen, daher : Bei Nässe sehr aufpassen, bei Schnee eher nicht !) und in einfachem Gelände bei allerdings wilder Szenerie rundherum, zum Kreuz empor.
Oben angekommen, bin ich begeistert über die schöne Gipfelwiese, die man von unten nur erahnen kann.
Obwohl es rundherum teils schwindelerregend in die Tiefe geht, lässt es sich hier hervorragend lagern und genießen.
Das tue ich jetzt auch, 2 wunderbare Stunden lang. Und bin noch begeisterter, als ich entdecke, dass ich hier von zahlreichen Edelweissen umgeben bin, die die Gipfelwiese bevölkern.
Ein Blick ins (neue) Gipfelbuch zeigt: Nur wenige Einträge, sehr selten besucht. 6,7 mal im August bestiegen... Unglaublich, wie einsam. Mitten im Wallis.
Einen schöneren Platz zum Abschluss meiner Turtmanntouren hätte ich nicht finden können.
Doch irgendwann einmal heißt es Abschied nehmen von diesem trauten Plätzchen.
Der Abstieg verläuft dann zügig auf dem Aufstiegswege, wobei ich noch etwas über den Meidstafel streife, ehe es zur letzten Nacht ins Tipi geht.

Eine famose Tour, die man von Gruben/Turtmanntal aus bei dann gut 1050 Höhenmetern gut machen kann.





Tourengänger: Alpenorni


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Kommentare (13)


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akka hat gesagt: Na der durfte nicht fehlen.
Gesendet am 7. Oktober 2014 um 21:29
Gratulation zum Meidhorn und den weiteren Bergwanderungen, die Du in Deinen Turtmanntal-Ferien geniessen durftest. Da kommen mir viele schöne Erinnerungen!

Noch eine kleine subjektive Anmerkung:
Aus meiner Sicht ist ein T3/T3+ keine angemessene Bewertung. Sehe es da eher im Bereich T5-.

Gruss
Akka

Alpenorni hat gesagt: RE:Na der durfte nicht fehlen.
Gesendet am 7. Oktober 2014 um 21:51
Danke. Diese Woche wird mir unvergesslich bleiben, für mich waren ja auch viele Erinnerungen an alte Zeiten dabei.
Bzgl. der Schwierigkeit : Sehr interessant - Ich habe nämlich, bevor ich diesen Bericht schrieb, noch extra mit den "Hikr-Erstersteigern" , die das Meidhorn mit T3 bewertet haben,gemailt. Ich denke, ein T4 kann man hier auch guten Gewissens vergeben. weniger wegen kraxeltechnischer Schwierigkeiten, sondern wegen der Exposition. Für nicht ganz schwindelfreie könnte hier durchaus Schluss sein, für ein T5 fehlen mir dann aber doch noch 1,2 Komponenten.
Ist irgendwie schwierig zu beurteilen. Der tödliche Absturz hier ereignete sich übrigens in die Südseite hinunter. Es hat da am weißen Kreidefelsen ein paar ernstzunehmende Abgründe, und die bröseligen Steinchen auf dem Pfad sind recht unangenehm.

Schön übrigens, dass es von Dir mal wieder ein paar neue Berichte gibt. :-)
Gruß
Martin


Alpenorni hat gesagt: RE:Na der durfte nicht fehlen.
Gesendet am 15. Oktober 2014 um 11:03
Auf der Homepage der SAC.Turtmannhütte ist das Meidhorn mit T3 bewertet : siehe hier.

Wie gesagt : ein paar Schritte T4 sind da meinethalben schon dabei, und vor allem das etwas kieselige Geläuf mit Absturzgefahr ist nicht ganz ohne.
Ist jedenfalls von anderem, viel luftigerem Kaliber als die vergleichbaren Vorposten der benachbarten Walliser Ketten, wie z.B. Schwarzhorn oder Sasseneire.
Den Tip des SAC ansonsten mal in Ehren, aber ich glaube ja kaum, dass diese Tour von der Turtmannhütte aus je unternommen wird...im Gipfelbuch ist jedenfalls noch hinreichend Platz für die kommenden Jahre ;-)
Gruß
Martin

Sander hat gesagt:
Gesendet am 7. Oktober 2014 um 21:59
Tolles Tour!
In meinem nächsten Urlaub werde ich auf jeden Fall diese Tour machen.
Wie lange haben Sie über es erreichen von den Gipfel getan?

Alpenorni hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. Oktober 2014 um 09:03
Zeiten vom Turtmanntal aus :

Gruben - Ober Meidstafel ca. 1 1/4 Stunden
Ober Meid - Meidhorn ca. 2 1/4 Stunden

Macht gesamt ca. 3 Std.30min Marschzeit von Gruben auf den Gipfel, bei 1050 Höhenmetern.

Viel Erfolg wünsche ich,
und schönen Gruß in die Niederlande
Martin



Sander hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. Oktober 2014 um 14:08
Das ist nicht ein zu lange zeit.
Dann werde ich sehen, ob es möglich ist, auch gleich den Turtmannspitze zu besteigen.
Das Turtmantall ist ein verstecktes Juwel.

Gruss,
Sander

Alpenorni hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. Oktober 2014 um 10:48
Der Gratabschnitt vom Meidhorn zur Turtmannspitze sieht allerdings nicht ganz trivial aus : hier im Vordergrund
Ob da ein direkter Aufsteig zum Gälus Haupt (der Felsgipfel) über den Grat möglich ist, ist schwer einzuschätzen, da teils verdeckt. Eventuell links unten in der Grasflanke umgehen und dann steil rechts über den Rasenhang empor.
Oben kommt man dann auf den Gipfel des Gälus Haupt, ab da dann weiter, mit Rechtsschlaufe, über den Turtmannspitzengrat, siehe hier
Es lohnt sich aber auch, auf dem Meidhorn lange zu rasten und herumzublicken - ein herrlicher Ort !
Viel Erfolg !
Martin

Sander hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. Oktober 2014 um 20:32
Danke für die Tipps!
Wenn ich im nächsten Jahr die Tour gemacht haben soll Ich davon ein Bericht eintragen.
Vielleicht werde ich Felix auf dem Gipfel treffen. :-)

Felix hat gesagt:
Gesendet am 15. Oktober 2014 um 06:43
wunderbarer Bericht (eindrückliche Fotos)!
wir haben das Meidhorn auf unserer Schwarzhorn-Überschreitung sehr bewundert - nun haben wir eine gute Grundlage, um es nächstes Jahr anzugehen :-)

Danke und lieber Gruss

Felix

Alpenorni hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. Oktober 2014 um 11:08
Da wünsche ich euch viel Erfolg und trockenes Wetter.
Lohnt sehr. Auch die benachbarten Gipfel (Burgihorn, Rotighorn, Turtmannspitze) sind sehr lohnende Ziele mit einsamen Routen, ganz wunderbar !

Und dann sind wir natürlich gespannt auf eure Schwierigkeitsbewertung (s.o.) ;-)

Alpenorni hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. Dezember 2016 um 17:18
das Meidhorn wird Im neuen SAC-Führer mit T4 bewertet.
Das übernehme ich nun auch hier als Schwierigkeitsangabe.

cirex1978 hat gesagt: Danke
Gesendet am 20. Juli 2018 um 21:24
Danke für den tollen Bericht(e) über das Meidhorn. Gestern suchte ich nach einer geeigneten Tour für Sologänger und konnte heute dank der ausführlichen Beschreibungen problemlos alleine rauf und wieder runter, nur anhand deiner Angaben. PS: Die Schwierigkeitsangabe finde ich absolut ok, alles drüber wäre übertrieben.

Alpenorni hat gesagt: RE:Danke
Gesendet am 28. Juli 2018 um 18:29
Freut mich, dass es Dir gefallen hat.
Die weiteren Gipfel rund um das Meidtälli sind ebenso empfehlenswert und ziemlich einsam, speziell von der Turtmannspitze oder auch vom Rotighorn aus ist die Aussicht noch umfassender, da auf dem Hauptkamm liegend.


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