Turtmanntal : Aufbruch in`s Abenteuer


Publiziert von Alpenorni , 13. September 2014 um 15:00.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 3 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Aufstieg: 530 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Gruben im Turtmanntal. Bus ab Oberems, verkehrt zweimal täglich. Unbedingt vorab Fahrtzeiten erkundigen.
Unterkunftmöglichkeiten:Indianertipi auf Ober Meidstafel, 2350m

Nach dem Schlechtwetter-Sommer 2014 war es mir vergönnt, 8 phantastische Septembertage im Turtmanntal im Wallis zu verbringen.
Man mag es kaum glauben, aber von den 7 Touren, die ich hier unternommen habe, traf ich nur auf einer einzigen auf andere Menschen, und zwar war dies am Gipfel der Bella Tola. Ansonsten war ich weit und breit der einzige, nicht nur auf den schönen Gipfeln, sondern auch auf dem Oberen Meidstafel, denn der etappenweise Almabtrieb der Eringer auf die mittleren Höhen hatte bereits begonnen.
So verblieb ich ganz alleine auf dem Stafel (einer kleinen Sommer-Siedlung auf 2350m), während in den Geröll- und Wiesentälchen oberhalb immerhin noch um die 50 Schwarznasenschafe ihrer Wege zogen.

Die Anreise von Hannover aus in`s Turtmanntal gestaltet sich recht langwierig, hier kurz die Eckdaten :

Ich bin mit dem DB-Schweiz-Spezial gereist, dies bedeutete billige Preise, aber auch Zugbindung und eine ziemlich schlaflose Nachtfahrt von Norddeutschland aus :

Abfahrt abends um 22:16 Uhr Hannover/Hbf.
Aufenthalte/Umsteigen in Basel und Visp
Ankunft Bhf. Turtmann 11:22 Uhr
Mit Bus zur Talstation der Luftseilbahn Oberems
Seilbahn nach Oberems (winzige Kabine)
Und nun hatte ich aber Glück :
Der Bus nach Gruben, meinem Startpunkt im Turtmanntal, fährt zwar offiziell erst um
17:00 Uhr (!), aber es ergab sich eine Extrafahrt einer Gruppe, die zur Turtmannhütte wollte.
Dort konnte ich mitfahren, und so erreichte ich Gruben um etwa 14:00 Uhr und hatte nun
alle Zeit der Welt, um meine gut 30 Kilo die 500 Höhenmeter zum Meidstafel emporzubuckeln.
Einen Rucksack vor die Brust geschnallt, so dass man mehr ahnen als sehen konnte, wo man hintrat,
den großen fetten Rucksack incl. Schlafsack auf dem Rücken, stapfte ich durch den schon zart golden angehauchten lichten Wald Kehre um Kehre empor, bis über die Waldgrenze, wo der Stafel in Sicht kam,
und unübersehbar meine Unterkunft für die kommenden Nächte :

Das Indianertipi Meidstafel auf 2350 Metern Höhe.
Ausgelegt für 12 Übernachtungsplätze (Matratzen mit je 2 dicken Wolldecken und Kissen auf Lattenrost),
ohne weiteres Inventar.
Wasser gibt es an einer winzigen Suone oberhalb, Abkochen tut Not !
Ich habe vor einigen Jahren schon zweimal für jeweils ca. 1 Woche in solchen Tipis übernachtet, die damals auch unten bei Gruben aufgestellt waren. In diesem Sommer wurde nur das obere Meid-Tipi installiert. Ob diese spartanischen aber herrlichen Unterkünfte eine Zukunft haben ist leider ungewiss...
Infos : Tipi-Abenteuer im Turtmanntal

So traf ich dann gegen 16 Uhr, fast 20 Stunden nach meinem Aufbruch von zuhause aus,
gerade rechtzeitig zur Kaffeezeit, am Meidstafel ein, wo ich von meinen "Vermietern" (die dort ein Häuschen besitzen) Rita und Heinz (Wanderleiter) freundlich empfangen wurde. Leider haben wir uns dann später nicht mehr gesehen, da ich ganztägig unterwegs war. Besten Dank aber für das zwischenzeitliche Bereitstellen von abgekochtem Wasser !

Nachdem ich mich einquartiert hatte und die beiden Richtung Tal entschwunden waren, wurde mir bald klar, dass ich hier oben ja ganz alleine war !!
So blieb es auch die ganze Woche über - ab und an verbrachte jemand ein, zwei Nächte in der Stafel-Siedlung, aber eigentlich war ich nun ganz auf mich alleine gestellt und tagelang der einzige Mensch hier heroben.
Um es vorweg zu nehmen : Meine Vorräte reichten völlig aus, am Ende wurde nur das Gas für den Kocher etwas knapp und musste rationiert werden.
Natürlich gab es hier keine Heizung oder ähnliches, so dass die langen langen Nächte (teils mit Schneeregen und stark windig) im geräumigen Zelt etwas arg lang wurden.
Im Grunde genommen habe ich biwakiert, denn die Temperaturen sind innen im Zelt fast die gleichen wie außerhalb, man ist allerdings wind- und regengeschützt. Ohne eigenen Schlafsack und ein ausgetüfteltes Mehrschichtensystem meiner Kleidungsstücke wäre es gar bitter kalt geworden.
So genoss ich nun meinen ersten Sonnenuntergang auf "meiner" Anhöhe und legte mich dann auch bald schon nieder - ab ca. 20:15 Uhr wurde es dunkel, und die ersten Sonnenstrahlen hat man dann um 7:45 Uhr am nächsten Morgen...bis dahin : Dunkelheit und Stirnlampe !

So war ich denn nun endlich wieder in meinen geliebten einsamen Bergen gelandet, und es begann eine außerordentlich erfolgreiche und erlebnisreiche Tourenwoche vom Meidstafel aus.
Die entsprechenden Berichte über die Besteigung der umliegenden Gipfel folgen nun in loser Folge.
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Leider muss ich an dieser Stelle eine traurige Nachricht vermerken, die mich erst nach meiner Rückkehr erreicht hat.
Unser aller bidi35 , für den ich auf der Anreise noch ein Foto mit Käffeli und seinem geliebten Bietschhorn im Hintergrund geschossen habe, worüber er sich immer so gefreut hatte, hat nun seinen letzten Spagat auf dieser Erde getan. Mach`s gut Bidi, wo immer Du jetzt auch bist, im Lande der Suonen ja vielleicht.
Es war mir eine große Freude, auch wenn wir uns leider nie persönlich getroffen haben, mich mit Dir über so vieles aus den Berner und Walliser Bergen per Mail ausgetauscht zu haben, denen Du so tief verbunden warst. Auch auf meiner Durchreise in Thun habe ich ein Foto geschossen, weil ich dort immer an Dich denken muss, beim Blick auf die Berner Hochalpen mit dem Thuner See im Vordergrund.
Ich überlasse nun aber einen Nachruf auf der Hikr-Seite anderen, die ihn besser kannten, und verbleibe in stillem Gedenken an diesen so herzlichen Freund der Berge, der uns auf Hikr noch im hohen Alter mit seinen oft lustigen, verschmitzten Kommentaren und seinen profunden Berichten und tollen Photos von seinen Suonentouren erfreut hat. Du wirst uns fehlen, hier auf Hikr.org !






Tourengänger: Alpenorni


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