Dom (4545m) via Festigrat


Publiziert von أجنبي , 12. September 2014 um 18:18.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum: 4 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   4000er 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 3050 m
Strecke:Domhütte – Festigletscher – Festijoch – Festigrat – Dom – Hobärggletscher – Festijoch – Festigletscher – Domhütte – P. 2820 – P. 2503 – Lärchberg – P. 1534 – P. 1439 – P. 1408 – Randa Bahnhof
Zufahrt zum Ausgangspunkt:-
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Auto ab Randa (Parkhaus)
Unterkunftmöglichkeiten:Domhütte
Kartennummer:LK 1:25.000: 1328 Randa

Nach unserer Eingeh- und Akklimatisierungs-Tour *auf die Hohgwächte genossen wir eine ruhige Nacht in der Domhütte (wir hatten ein ganzes Zimmer für uns!). So waren wir morgens um 3.30 Uhr beim Frühstück schon recht munter, genossen dieses aber länger als Lulubusi, der sich mit seiner Tourenpartnerin als erste Seilschaft auf die Socken machte. Wir schafften es um 4.20 Uhr aus dem Haus. Unsere Devise war klar: Nicht zu viele Kräfte unten raus verpuffen, damit für weiter oben noch genug Energie im Tank blieb. Gleichzeitig wollten wir aber vor den restlichen Seilschaften am Festjoch sein, damit uns nicht von oben Steine auf den Kopf purzeln würden.

 

Von der Erfahrung des Vortags profitierend fanden wir problemlos den Weg zum Festigletscher. Wie im *Hohgwächte-Bericht erwähnt, lohnt es sich, tags zuvor den Stirnlampen-Teil der Route mal zu begehen. Zwischen Lulubusi und uns waren noch drei Italiener unterwegs, nach welchen wir den Einstieg zum Festijoch erreichten. Dieser war aufgrund der vorhandenen Spur leicht zu finden, ansonsten merke man sich: Bei der höchsten Schneezunge etwas rechts unterhalb des tiefsten Punkts des Jochs nach links rein. Aus praktischen Gründen behielten wir die Steigeisen an.

 

Nachdem wir die zwei ersten Bohrhaken passiert hatten, leisteten wir uns einen veritablen Versteiger nach rechts. Als wir in etwas brüchigem Gelände landeten und links von uns eine nachfolgende Führerseilschaft die korrekte Linie hochsteigen sahen, traversierten wir zurück auf die richtige Route – doofer Fehler, der aber durch die bescheidenen Lichtverhältnisse und das etwas unübersichtliche Gelände halbwegs entschuldbar war. Nun fanden wir wieder besseren Fels und weitere Haken (plus Abseilstellen) und kraxelten nach links oben weiter, bis wir um 7 Uhr das Festijoch erreichten.

 

Den schnellen Lulubusi erspähten wir bereits einiges weiter oben am Festigrat und auch die drei Italiener befanden sich bereits im Aufstieg. Nach einer kurzen Stärkung und dem Genuss der ersten Sonnenstrahlen an Weisshorn und Co. zückten auch wir die Eispickel. Wir wussten von anderen Seilschaften und aus aktuellen Internetberichten, dass die Bedingungen gut waren, sprich: kein Blankeis. Und so war es dann auch: Eine gute Spur führte in die Höhe. Die zuweilen heikle Traverse in der Gratmitte, wo anscheinend häufig Blankeis anzutreffen ist, passierten wir ohne zu bemerken, dass wir uns gerade in der Schlüsselstelle befanden.

 

Auf ca. 4100m schluckten uns – leiderleiderleider und nur kurz nach den ersten Sonnenstrahlen auf unseren Gesichtern – die Wolken. Dazu kam starker, eiskalter Wind, der die Spur mit Triebschnee bedeckte. Schade, denn so hatte ich fortan einiges an Spurarbeit zu leisten. Allerdings fühlte ich mich stets gut und fit, weshalb ich die Spurerei gut wegsteckte. Der Aufstieg über den Festigrat ist insgesamt steil und wenig „gratig“, d.h. man steigt oft in abschüssigen Flanken auf, die entweder in die Westflanke oder in Richtung Seracs (also nach links) abfallen (Überblick-Foto hier). Obwohl technisch einfach, erfordert der Aufstieg gute Kondition und vor allem grosse Konzentration. Stolpern oder ausrutschen könnte an vielen Stellen fatal enden. Wir machten alles am kurzen Seil.

 

Immerhin liess der Wind stellenweise etwas nach und der Nebel war zwar dicht, jedoch nicht gleich ein White-Out. Bald zweigten wir vor P. 4479 nach links in Richtung „Gabel“ ab. Nun stand noch der Gipfelgrat an – und der wollte nicht enden. Steile Tritte leiteten die Himmelsleiter empor – und jedes Mal wenn der Blick nach oben schweifte dachte man, das Leiterende käme nicht näher. Um 10.15 Uhr war es dann soweit: Nach knapp sechs Stunden Aufstieg ging es nicht mehr weiter nach oben und vor uns stand das Gipfelkreuz des Doms. Etwas zwiespältig war derweil unsere Gefühlslage: Einerseits riesige Freude, Stolz und etwas Erleichterung, andererseits fehlte da halt schon was, nämlich die gewaltige Aussicht. Irgendwie fühlten wir uns für unsere Leistung schlecht belohnt...

 

Nun, nach einem langen Gipfelaufenthalt war uns nicht zumute. Unsere Energiespeicher hatten sich zwar etwas geleert, aber es reichte durchaus noch für einen Abstieg in etwas tiefere Gefilde, bevor wir unsere Tanks füllten. Auf ca. 4000m, knapp unterhalb der Nebelgrenze, erblickten wir um 10.45 Uhr auf dem Festigrat sämtliche (!) anderen Seilschaften, die von der Domhütte aufgebrochen waren. Sie kamen kaum vom Fleck – das konnte ja noch lustig werden... Über die Normalroute, die einigen dieser Gipfelaspiranten eher entsprochen hätte (und auf der man auch einfach umkehren könnte!!!), stieg an diesem Tag keine einzige Seilschaft auf.

 

Wir stiegen gemütlich und absolut einsam über die Normalroute auf den Hobärggletscher ab. Unterwegs zum Festijoch schalteten wir mehrere Pausen ein. Es gab keinen Grund zu stressen. Unser Ziel, um 14 Uhr zurück in der Domhütte zu sein, würden wir damit verpassen, doch das war uns eigentlich egal. Die etwas heikle Passage unter den gewaltigen Abbrüchen war bestens gespurt, d.h. in reichlich Abstand zur Flanke. Etwas Konzentration verlangte der Schrund wenige Meter unterhalb des Festijochs. Dass die kleine Schneebrücke, die wir benutzten, am nächsten Tag noch hielt, bezweifle ich.

 

Vom Festijoch stiegen wir zunächst nach links zur ersten Abseilstelle ab. Dank unserem 40m-Seil konnten wir gleich über die zweite Abseilstelle zum dritten Haken (von oben) abseilen. Auf mein Insistieren hin sicherten wir uns für den weiteren Abstieg an Felsen bzw. den restlichen beiden Haken, wofür unser Seil wiederum bestens reichte. Wir hatten Zeit – und in solchen Momenten gehe ich lieber etwas übervorsichtig ans Werk.

 

Zurück auf dem Gletscher stiessen wir – wie am Vortag – auf ein osteuropäisches Pärchen, dass am Festigletscher biwakierte. Sie waren erneut ohne Seil und Gschtältli auf einem Gletscherspaziergang. Was man im Wallis nicht immer alles zu sehen kriegt...!

 

Um 15 Uhr erreichten wir nach einem gemütlichen Abstieg die Domhütte. Von Lulubusi keine Spur mehr, doch hier *sein Bericht. Ich warnte die Hüttenwartin schon mal vor, dass die restlichen Seilschaften wohl kaum vor dem Nachtessen eintreffen würden. Das wäre ja noch gegangen. Nach noch mehr Nebel und Wolken und auch Regenschauern trafen sie um 23.45 Uhr in der Domhütte ein und weckten uns mit ihren Stirnlampen aus dem Schlaf. Da war nicht nur bei der Touren-Umsetzung, sondern bereits bei der Planung (und v.a. bei der Einschätzung der eigenen Kondition und Fähigkeiten) einiges schief gelaufen. Uns blieb nur Kopfschütteln darüber, wie gedankenlos sich manche Menschen auf 4000 Metern Höhe unnötigen Risiken aussetzen...

 

Wir stiegen am nächsten Morgen bei Nässe nach Randa ab. Bei diesen Bedingungen waren wir nicht unfroh über all den Klettersteig-ähnlichen Schnickschnack in der Felspassage zwischen Dom- und Europahütte. Hatten wir die Seile und Tritte im Aufstieg kaum berührt, hielten wir uns nun dankbar daran fest. Für den Abstieg benötigten wir zweieinhalb Stunden.


Tourengänger: أجنبي


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