Vom Schnebelhorn zum Kamor


Publiziert von Kik , 29. August 2014 um 17:57.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum:20 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG   Zürcher Oberland   CH-ZH   CH-AR 
Zeitbedarf: 5 Tage

Nachdem wir unsere diesjährige Grenzschlängeltour im Misox im Nieselregen und bei trüben Aussichten schon am 2. Tag abbrechen mussten, fuhren wir zu einer regenfesten Wanderung in die voralpine Hügelzone der Ostschweiz.

 20. 8. Mit Schirm und frisch gesalbten Schuhen nahmen wir die mehrtägige Kammwanderung in Steg im Tösstal in Angriff und eroberten als erstes den Roten. Der verbuschte Gipfel setzte den ersten Schock: Herbstzeitlosen! Bei der Hirzegg querten wir die erste von unzähligen Rinderherden, die alle bis weit über die Hufe im Matsch standen. Auf dem Schnebelhorn trafen wir dann den einzigen andern Touristen  des Tages, der mit umfangreichem Fotogerät der trüben Witterung Stimmung abgewinnen wollte. Diese fanden wir beim Aufstieg auf den Chümibarren: wirr verschachtelte Nagelfluhblöcke in durchsichtigen Nebelschwaden, leuchtend gelbe krause Glucke und andere Pilze mit erdigem Geruch versetzten uns in Märchenstimmung. Schon bimmeln die Kuhglocken der Chrüzegg, wo wir höchst komfortabel übernachten.
 
21.8. Sonnenschein, der Zürichsee im Süden und der Bodensee im Norden begleiten uns auf unserer Wanderung über den Alplisattel, Geiss-Chopf (nur bestiegen, weil wir dem Wanderwegmatsch ausweichen wollten), Stämisegg und das Kloster Maria der Engel nach Wattwil. Dort erwischen wir den falschen Bus (PTT statt Ostwind) und müssen von Krummenau wieder nach Wattwil zurück, um nach Ebnat-Kappel zu gelangen. Die Wanderung via Salomonstempel nach Hemberg und über den sanften Rücken der Barenegg zur Hochalp führt weitgehend über offenes Gelände, leider mit vielen Teerstrecken. Wir sind die einzigen Gäste im einsamen Berggasthaus. Die betagten Wirtsleute sind seit 60 Jahren dort oben und erzählen von belebteren, aber auch von strengen Zeiten. Trotz des nassen Sommers ist hier das Wasser kostbar.

22. 8.  Der Tag beginnt mit einem Abstieg zum Ampferenboden, wo die beiden Quellbäche des Necker aus ihren Nagelfluhbetten zusammenfliessen. Wir steigen stellenweise recht schmal nach Neuwald hoch, zum Bachbett hinter dem Ofenloch hinab und auf der anderen Seite am bekannten Wasserfall vorbei wieder nach oben. Von vis à vis bewundern wir die einem riesigen Pizzaofen ähnliche Höhle, die gerade von ein paar Sonnenstrahlen ausgeleuchtet wird. Himbeeren und Heidelbeeren liefern den Apero auf dem Weg über Horn zum Spycher 1520m, von wo wir den Abstieg und Aufstieg zum Kronberg studieren. Bei Steinflue kreuzen wir die Schwägalpstrasse, eine Nagelfluhrippe führt auf die Hoch Petersalp und dann kommt endlich die Kaffee verheissende Gipfelbeiz auf dem Kronberg in Sicht. Die Pause ist verdient. Der Säntis ist nahe gerückt,  die Sicht auf die ganze bisherige Wanderung und von den Mythen zum Bodensee einmalig. Und doch sind wir froh, dass wir erst im gemütlicheren Berggasthaus der Scheidegg unten reserviert haben. 

23. 8. Rinder, Matsch und Nieselregen begleiten uns auf dem Weg über die Wartegg und Ahorni nach Lehmen. Dort treffen wir den Alpabzug von der Potersalp. Die stärksten Tiere laufen geschmückt mit den Älplern zu Fuss, der Rest wird in 5 grossen Anhängerzügen ins Tal gefahren. Bei diesem Wetter nehmen wir nicht den direkten Aufstieg zum Schäfler, sondern laufen über die Kuhschnur. Von der Gartenalp an mehren sich die Touristen, auch wenn die Sicht immer schlechter wird. Im Gasthaus Schäfler schlägt sich der Dampf auf die Brillengläser. Die Stube ist voll, nasse Kinder werden in rote Decken gewickelt. Auch uns tut die Suppe wohl. Beim Aufbruch hat der Regen aufgehört, der Nebel verzieht sich. Ein paar Sonnenstrahlen beleuchten die Felswände unter dem Zisler, an denen vorbei wir zum Äscher und Wildkirchli wandern. Wir sind beeindruckt von der Anlage, trotz der vielen Mitbewunderer. Durch die Höhlen steigen wir zum letzten Übernachtungsort, dem Gasthaus Ebenalp hinauf.

24. 8. Es hat bis knapp zum Schäflergipfel herabgeschneit. Statt Richtung Meglisalp-Widderalpsattel gibt’s deshalb wieder Plan B: Absteigen nach Weissbad. Dort hat sich das Wetter gebessert, wir spurten ins bereitstehende Postauto und fahren nach Brülisau. Auf direktem Weg laufen wir auf den hohen Kasten und an Schwärmen von startenden und wartenden Gleitschirmern vorbei zum grasigen Rücken des Kamor. Der Kamm ist voll bedeckt mit saftigem Dung; deshalb ziehen wohl alle anderen die Teerstrasse vor. Wir schauen über das östliche Ende des Bodensees ins Vorarlberg und den Bregenzer Wald, zurück zu unseren hochgelegenen Übernachtungsstätten, und kehren mit einer Schlaufe über Schaienrossberg nach Brülisau zurück.

Tourengänger: Kik


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

alpstein hat gesagt:
Gesendet am 29. August 2014 um 18:30
Eine schöne Tour. Die Landschaft kommt auch ohne Sonne pur gut rüber.

Beste Grüße
Hanspeter

Kik hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. August 2014 um 10:48
Danke. Auch ohne alpine Einlagen waren Landschaft und Leute ein Erlebnis. Viele Grüsse Kik.


Kommentar hinzufügen»