Trosttour auf die Weissmies 4017m

Für einmal das Poker-Spiel verloren

Die Wetteraussichten für dieses Wochenende, speziell für den Sonntag waren alles andere als eindeutig; nach einem regnerischen Samstag könnte es einen schönen Sonntag geben. Nach eingehendem Studium diverser Wetterprognosen und Tourenmöglichkeiten lag folgendes Szenario bereit: Lagginhorn-Südgrat, bei schlechtem Wetter oder schlechten Verhältnissen Normalweg auf die Weissmies.

Am Abend zuvor fuhren wir in teils dichtem Schneetreiben mit der Bahn hinauf zur Berghütte Hohsaas. Wir waren nicht die einzigen, die auf besseres Wetter am Sonntag hofften; die Hütte war voll belegt und auch einige Aspiranten für Lagginhorn-Südgrat bzw. Weissmies-Nordgrat dabei. Das ist ja immer gut, gell, wenn man sich nicht völlig idiotisch fühlen muss, weil man bei suboptimalem Wetter in die Berge gefahren ist. Während also draußen die Schneeflocken munter dem Sommer 2014 ein weiteres Mal vor der Nase heraum tanzen, genossen wir ein gutes Abendessen und verbrachten eine angenehme Nacht (abgesehen von dem nicht enden wollenden Tüten- und Rucksackgekruschtele zweier altgedienter Berggänger).

Als wir am nächsten Morgen noch in der Dunkelheit aus der Hütte traten... tja, statt der Sterne begrüssten uns die immer noch heiter tanzenden Schneeflocken. Tja, blöd jetze. Vielleicht reißt es ja noch auf, oder? Wird bestimmt besser, oder? Also mal loslaufen, die Weissmies rennt ja nicht weg... Wir stiegen zunächst über diesen Panorama-Weg mit dem Blick auf weiß-nicht-mehr-wie-viele-4000er (halt eh nicht mit so viel Schneeflocken dazwischen... nerv...) zu dem kleinen Seelein hinauf (den wir nicht sahen, weil erstens ohnehin diesen Sommer viel Schnee lag und zweitens - haben wir schon erwähnt? - Schneegestöber die Sicht etwas ein schränkte). Aber weiter, da vorne sieht es heller aus. Wir zogen über das Firnfeld hinauf an in den Sattel zwischen P. 3329 und P. 3527. Nun konnten wir den Lagginhorn-Südgrat bewundern - oder halt das, was man durch das leichter gewordene Schneetreiben im Dämmerlicht sah: eher winterliche Verhältnisse. Nach kurzem Abwägen der Optionen, vertagten wir die Besteigung auf ein andermal und stiegen wieder zur Berghütte Hohsaas ab.

Hier gesellten wir uns zu den anderen Berggängern und stiegen über die Normalroute bei wechselnden Sichtverhältnissen auf die Weissmies. Am Gipfel dann ein passabler Whiteout. Nach eingehendem Studium des herrlichem Panorama in Weiß stiegen wir an einer schier endlosen Kolonne Berggänger hinab nach Hohsaas und fuhren mit der Bahn wieder ins Tal, wo uns dann bald die Sonne begrüsste...

Aber wenigstens waren wir draußen.