Weissmies (Normalroute) 4017m


Publiziert von Robertb , 7. September 2015 um 23:30.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum: 6 September 2015
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:Hohsaas, Triftgletscher
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Visp - Saas Grund
Unterkunftmöglichkeiten:Bergrestaurant Hohsaas
Kartennummer:Saas 1329

Die zuvor verschobene Tour auf den Weissmies haben wir nun dieses Wochenende nachgeholt. Bei unserer Anreise am Samstag präsentiert sich alles dick Wolkenverhangen, mit Schneetreiben, Nass und Grau in Grau. Hoffentlich wird der Wetterbericht rechtbehalten und uns einen schönen Sonntag bescheren. 

Tagwache 05:15 Uhr anschliessend frühstücken. Der erste Blick galt diesen Morgen dem Wetter. Noch ist es stockdunkel. Doch unzählige Sterne funkeln vom Himmel, es wird ein Prachtstag geben! Es ist keine Wolke auszumachen. Doch diese wenigen Minuten an der frischen Luft liessen mich die Kälte spüren, ja es ist bitterkalt. Unter den Sohlen der Pantoffeln knirscht es wie im Hochwinter.
Voller Motivation frühstückten wir und konnten es kaum erwarten loszugehen. Wenig später marschierten wir dick eingepackt im Licht der Stirnlampen auf dem Skipistenweg Richtung Triftgletscher. Gut haben wir am Vortag den Einstieg inspiziert, ganz am linken Rand stiegen wir über Felsblöcke hoch. Nach den ersten Metern erreichten wir die ersten Eismassen, hier zogen wir die Steigeisen und die übrigen Gletscher-Hochtour Utensilien an. Auch ab da ging‘s weiter am linken Gletscherrand aufwärts, nicht zu früh nach Süden einschwenken, da hat es einige unpassierbare Spalten. Einige Gruppen versuchten in direkter Linien zum Abbruch zu gelangen, kehrten nach wenigen Metern jedoch wieder um. Es gilt eine vernünftige Linie zu finden und nicht zu weit in den Gletscherkessel steigen (Eisschlag), nicht zu früh nach Süden abzubiegen (Spalten).
Gut kommen wir voran, schon bald führt die Aufstiegsspur steil aufwärts zum Abbruch. Dieses Jahr verläuft diese viel westlicher als normalerweise. Wie am Vortag auch auszumachen war, steigt diese sehr steil auf. Ich schätze, dass das Gefälle im Bereich der Schlüsselstelle mehr al 45° betrug. Schwindelfreiheit ist bei den Tiefblicken und Queren der verschiedenen Spalten über die zum Teil dünnen Schneebrücken von Vorteil.
Die Zeit vergeht wie im Flug, wir befinden uns bereits oberhalb der Spaltenzone auf etwa 3530m und legen eine Pause ein. Wir nehmen es gemütlich und lassen die eine oder andere Gruppe an uns verbeiziehen. Noch sind wir im Schatten, der Wind bläst kräftig, so fühlt sich das Ganze recht ungemütlich an. Also, weiter geht’s, weiter der Sonne entgegen. Was wird uns wohl noch alles erwarten? Im Internet liest man ja das eine oder andere Schauermärchen. Doch halb so schlimm, es hat wohl die eine oder andere grössere Gletscherspalte, doch alle sind noch gut eingeschneit und dies wird wohl für dieses Jahr auch so bleiben. In gleichmässigem Schritt steigen wir weiter, immer höher, dem Gipfel entgegen. Im Bereich des WSW-Grates bläst der Wind sehr stark, es ist …..kalt. Ich glaube, nun ist auch für mich die Zeit gekommen, die Windjacke, die Kapuze überzuziehen und die dicken Handschuhe anzuziehen. Die Sonne wärmt noch gut, jedoch nur auf einer Seite.
Die Höhe macht sich bemerkbar, die Schritte werden kleiner, der Atem geht schneller und der Puls schlägt höher. Nichts desto trotz, mir macht‘s Spass hochzusteigen bei diesem tollen Bergpanorama. Noch wenige Meter fehlen bis zum Gipfel, die ersten Gruppen kommen uns bereits entgegen. Und da – wir stehen auf dem Weissmies P4017.

Für Barbara war es der erste 4000er, herzliche Gratulation. Wir geniessen die Aussicht auf alle Seiten im speziellen die Walliser-Bergprominenz. Auch über die Berner Alpen lasse ich meinen Blick schweifen, da – das Finsteraarhorn! Mit ihm habe ich noch eine Rechnung offen. Ein Moment der Ruhe kehrt ein, einfach herrlich, nur geniessen, eine einmalige Aussicht. Es ist jedesmal ein besonderer Moment auf einem 4000er zu stehen.
   
Für den Abstieg wählten wir wiederum die Normalroute hinunter nach Hohsaas.
 
Im Vorfeld habe ich mir über die Machbarkeit dieser Tour auf der Normalroute ab Hohsaas einige Gedanken gemacht. Etliche Auskünfte habe ich mir bei SAC-Sektionen und Bergführern eingeholt. Ich bin zum Schluss gekommen, es wird wohl steiler, schwieriger, ausgesetzter sein. So war es dann auch. Aufgrund der jetzigen Verhältnisse würde ich die Tour als wirklich schwieriges WS oder einfaches ZS einstufen. Ich kann nicht alle kritischen Berichte hier auf HIKR unterstützen.
Die Tour ist gut machbar, die nötige Sorgfalt, Kenntnisse, Schwindelfreiheit ist jedoch Voraussetzung.
 
Dies ist eine persönliche Ansicht des Autors. Grundsätzlich ist jede/r selber für die Aktivitäten auf seinen Touren verantwortlich.

Ein ganz besonderer Dank gebührt Barbara für die Begleitung auf einer nicht mehr ganz so einfachen Hochtour.

Tourengänger: Robertb


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Kommentare (5)


Kommentar hinzufügen

Becks hat gesagt: Zur Schwierigkeitsbewertung
Gesendet am 8. September 2015 um 11:22
Moin, zumindest meiner Meinung nach sollte die im Routenbericht oben angetackerte Bewertung deren des SAC nachempfunden sein, also die Route bei "optimalen Bedingungen" einstufen und nicht so wie man sie angetroffen hat. Weissmies ZS- ab Saas finde ich schon grenzwertig aber die ebenfalls veröffentlichte Strahlhorn Skitour mit "S - Schwierig" einzustufen lässt mich nur ungläubig staunen und daräber nachgrübeln ob das Rimpfischhorn sich dann eine ED-Bewertung einheimsen würde.

dominik hat gesagt:
Gesendet am 8. September 2015 um 11:42
WSW-Grat ist genüssliches Blockklettern und die objektiven Gefahren gewiss geringer wie bei der Spaltenturnerei. Vor allem auch, wenn man nur als 2er Seilschaft (so interpretiere ich den Bericht) unterwegs ist.

Becks hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. September 2015 um 15:37
Ich kenne beide Routen und bin immer noch der Meinung dass weder die aktuellen Zustände noch die Gruppengrösse einen Einfluss auf die Bewertung haben sondern im Text erwähnt werden sollten.

Für etwaige Nachsteiger wird es ansonsten irgendwann schlichtweg unmöglich wenn sie von der Beurteilung durch Schreiber eins zunächst auf den optimalen Zustand und dann auf die aktuelle Schwierigkeiten schliessen sollen.

Aber ich überlasse Dir es, z.B. die ebenfalls beschriebene Strahlhorntour vernünftig zu übersetzen so dass Du weisst was da auf Dich zu käme. Die ist wohl wegen Nebel und Wind mit S bewertet. Ich kann es kaum erwartne bis die erste mit ED bewertete Tour auf den Säntis auftaucht weil der Autor bei Neuschnee in Wolken und mit Tunrschuhen da hoch ist.

danueggel hat gesagt: Schwierigkeitsbewertung
Gesendet am 8. September 2015 um 14:24
Diesen Sommer vom Nordgrat her kommend und sich dann mit einer anderen Seilschaft für den Abstieg zu einer Seilschaft verbindend, kann ich deine Einschätzung insofern teilen, als dass ich die Schlüsselstelle für ein WS+ auch als steil empfunden habe und mir nicht sicher war, ob man einen Sturz im (bereits weichen) Firn überhaupt hätte halten können oder vereint in eine Spalte gedonnert wäre...

"Richtige" Bewertung hin oder her ganz pragmatisch:

Wem um Himmels Willen schadet es, wenn eine Tour womöglich als zu schwierig eingestuft wird?

Robertb hat gesagt: Feedback zu den Bemerkungen
Gesendet am 8. September 2015 um 20:54
Hallo zusammen
für mich sind die Schwierigkeitsangaben bei den jeweiligen Berichten jeweils subjektiv und durch den jeweiligen Autor so empfunden worden. Mir ist auch klar, dass die Bewertungen in den verschiedenen Führern auf gute Verhältnisse basieren, diese nochmals in den jeweiligen Berichten wieder zu geben macht absolut keinen Sinn. Viel aussagender ist doch, wie eine Tour unter den angetroffenen Verhältnissen empfunden worden ist, dies bringt auch den Lesenden weiter und kann sich darüber Gedanken machen - was ist wenn. Schaden kann es zudem nicht, wenn jemand auch mal eine Bewertung sieht, welche ev. die offiziellen Schwierigkeitsgrade übersteigen.

Die Verhältnisse in den Bergen verändern sich mit der Zeit. Es ist ja auch allgemein bekannt, dass gewisse Routen druch den Gletscherschwund, auftauenden Permafrost eher negativ entwickelt haben. Ich glaube kaum, dass ein 10-20 jähriger SAC-Führer diesem Umstand Rechnung tragen kann.

Was ist richtig? Was ist falsch? Darüber könnte man noch lange diskutieren.
Ich wünsche allen weiterhin schöne, erlebnisreiche und unfallfreie Touren

hg Robert


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