Cadlimo-Hütte: Vom Oberalp an den Ritómsee
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Bei der zur Zeit herrschenden brütenden Hitze im Tiefland wollen wir hoch hinaus in die kühle Bergluft. Gegen Abend solls Gewitter geben, am Sonntag regnen. Somit ist auch klar, dass wir am Sonntag keine grossen "Gümp" mehr machen wollen.
Samstag, 19.07.
Gut vier Stunden benötigen wir, um mit der Bahn auf den Oberalp-Pass zu gelangen. Es ist ca. 10 Uhr als wir oben starten. Durch üppige Blumenwiesen wandern wir - und Dutzende andere Leute - ins Val Maighels. Zum Glück wollen die meisten zum Lai da Tuma, so sind wir bald ziemlich für uns. Das Wandern in diesem Hochtal ist Vergnügen pur, einzig die doch noch recht zahlreichen Schneeflecken machen uns ein wenig Sorgen. Wie ist wohl der Übergang des Passo Bornengo? Bald schon können wir uns ein Bild machen. Es ist nur halb so schlimm, zudem liegt der steile Abstieg ja auf der Südseite und sollte somit sicher schneefrei sein, ... sollte, ... doch dazu später mehr.
Auch wenn ein starker, kühler Südwind bläst, heizt die Sonne schon stark. Kurz vor der Abzweigung zur Maighelshütte stören wir einen Alpbewohner bei seinem Sonnenbad. Elegant aber noch ein weing träge schlängelt sich eine Kreuzotter über den Alpweg in den Bewuchs am Rande. Bald machen auch wir eine Rast im Windschatten eines grossen Steins und geniessen die Stille und unser Pic-Nic. Gestärkt wandern wir weiter dem Rein da Maighels entlang, welcher bei Piogn Crap eine eindrückliche kleine Schlucht in den Talboden gefressen hat. Weiter hinten reiht sich eine Schwemmebene an die andere, bei Gravas mit zahllosen Steinmännchen verziert.
Auf einem ersten grösseren Schneefeld gehts um Pt. 2490 rum zu einem kleinen Seelein, auf dem noch Eisberge schwimmen. Das nächste doch schon sehr weiche Schneefeld endet zum Glück unterhalb des etwas steileren Anstiegs zur Passhöhe. Oben bläst dann wieder ein kalter Wind. Eine kurze Pause, ein Selfie mit Wegweiser und wir machen uns an den Abstieg.
Aber hoppla, im südseitigen Kessel liegt noch ein breites Schneefeld. Zwar führt eine Wegspur hindurch nach Südosten aber das erste Stück scheint uns arg steil im Abstieg. Dafür entdecken wir auf der westlichen Seite eine schwache Zickzack-Spur, welche um den Rand des Schnees herumführt. So steigen wir wieder in die Passhöhe zurück und traversieren unschwierig nach Südwesten, wo wir auf Trittspuren durch das steile aber trockene Schroffengelände absteigen.
Weiter gehts über Schutt und einige weitere kurze Schneefelder bis zur Kreuzung mit dem von Airolo heraufführenden Hüttenweg. Hier gibts mehrere Möglichkeiten. Entweder man folgt dem "Sentiero Panoramico" in einer weiten Schlaufe nach Westen oder man steigt, wie wir, - unmarkiert - direkt nach Süden über die Felsrippen, bis man auf ca. 2460m wieder auf den Weg trifft. Ist man hier schon nahezu am Ende seiner Kräfte, gibts eine böse Überraschung, denn es fehlen noch 110 Höhenmeter bis zur Hütte. Davon verläuft das meiste über hochstufige Felsrippen und ein paar weitere Schneefelder. Schliesslich schaffen wir es aber doch noch.
lemon checkt ein, während ich meine Betriebstemperatur runterfahre. Danach erfrischen wir uns ein wenig und warten aufs z'Nacht. Lauchcrèmesuppe, Blitz-und-Donner mit Stromausfall, Salat, Blitz-und-Donner mit Stromausfall, Safran-Pilz-Risotto, Blitz etc., Dessert. Nachdem es aufhört zu Gewittern werden noch die obligaten, mit Salz angelockten, Steinböcke aufgeführt. Morgenessen 07:00 bis 08:00.
Sonntag, 20.07.
Pünktlich um 06:50 piepst irgendwo der Alarm eines Mobiltelefons. Es vergehen gefühlte 5 Minuten, bis der Besitzer den Abstellknopf gefunden hat. Danach beginnt das Geraschel. Als wir nach einer halben Stunde, in der wir - vergebens - versuchen wieder einzuschlafen, aufstehen, ist er immer noch am "chrüscheln". Vielleicht sollte man ein Diplom über das Verhalten in SAC-Hütten einführen, ohne welches man gar nicht erst zum Zimmerbezug zugelassen wird.
Morgenessen, Zähne putzen, raus in den Regen. Zum Glück hörts schon bald wieder auf, sodass ich meine Bat-Wing-Suit wieder verstauen kann. Bei den tiefhängenden Wolken wirkt die karge Landschaft noch viel eindrücklicher als bei Sonnenschein. Wir steigen zum Ritómsee (die Betonung liegt, wie mich
lemon richtig korrigiert, auf dem "Tom" und nicht auf dem "Ri") ab. Wieder gibts einige z.T. recht exponierte Schneefelder zu queren. Es beginnt wieder zu regnen. Mit Schirm läuft es sich wesentlich befreiter, als mit den ganzen Gorotex-Schwitzanzügen. Als wir zum Piepsen eines Bergpiepers aufschauen, sehen wir daneben einen Vogel der mit seltsamen, fledermausartigen Flügelschlägen davonfliegt. Ein Mauerläufer. Leider verlieren wir ihn inmitten der grau-schwarzen Felswände bald aus den Augen.
Beim Stall der Alpe Tom stellen wir uns kurz unter, bevor wir das letzte Stück unter die Füsse nehmen. Die noch nicht abgegrasten Fettwiesen am Rande des Ritómsees sind voll mit Paradieslilien. Weiter vorne gedeihen auch ein paar orangrote Feuerlilien. Auf dem schmalen Fahrsträsschen dann der typischen Stau der Sonntagsausflügler, die nicht wissen, wer am Berg Vortritt hat. Die letzte Attraktion des heutigen Tages ist die 12-minütige Fahrt mit der 87.8%-steilen Standseilbahn nach Piotta Centrale hinunter.
Idealerweise geht man von dort noch das kurze Stück bis ins Dorf Piotta hinüber, denn an der Talstation fährt der Bus nur sehr sporadisch. Heute z.B. erst um 16:10. Als wir also in Piotta Nord ins Postauto nach Airolo einsteigen, fragt mich eine Deutsche Wanderin hinter mir vollkommen erstaunt, ob wir hier in Italien seien, da der Bus-Chauffeur ja nur Italienisch spräche. Nun ja, man kann nicht an alles denken bei der Tourenvorbereitung. In Airolo reichts gerade noch für ein feines Mittagessen, bevor uns der Interredscho ohne Umsteigen nach Basilea zurück fährt "... Eff Eff Esse".
Schwierigkeitszurordnungsbirchemüesli:
In trockenem Zustand ist der Weg kaum mehr als ein T2. Mit all den Schneefeldern ist ein T3 aber auch nicht verkehrt. Dank Microspikes aber auch mit Turnschuhen problem- und gefahrlos.
Dies und das:
Seit wir stolze Besitzer von Parey' Bergblumenbuch sind, macht das Bestimmen wieder viel mehr Freude, denn das Buch ist kompakt und leicht genug, um in der Jackentasche Platz zu finden und somit auf Tour immer dabei zu sein. Es deckt aber trotzdem alle Europäischen Gebirge ab. Einen Nachteil hat's allerdings. Es ist vergriffen.
Samstag, 19.07.
Gut vier Stunden benötigen wir, um mit der Bahn auf den Oberalp-Pass zu gelangen. Es ist ca. 10 Uhr als wir oben starten. Durch üppige Blumenwiesen wandern wir - und Dutzende andere Leute - ins Val Maighels. Zum Glück wollen die meisten zum Lai da Tuma, so sind wir bald ziemlich für uns. Das Wandern in diesem Hochtal ist Vergnügen pur, einzig die doch noch recht zahlreichen Schneeflecken machen uns ein wenig Sorgen. Wie ist wohl der Übergang des Passo Bornengo? Bald schon können wir uns ein Bild machen. Es ist nur halb so schlimm, zudem liegt der steile Abstieg ja auf der Südseite und sollte somit sicher schneefrei sein, ... sollte, ... doch dazu später mehr.
Auch wenn ein starker, kühler Südwind bläst, heizt die Sonne schon stark. Kurz vor der Abzweigung zur Maighelshütte stören wir einen Alpbewohner bei seinem Sonnenbad. Elegant aber noch ein weing träge schlängelt sich eine Kreuzotter über den Alpweg in den Bewuchs am Rande. Bald machen auch wir eine Rast im Windschatten eines grossen Steins und geniessen die Stille und unser Pic-Nic. Gestärkt wandern wir weiter dem Rein da Maighels entlang, welcher bei Piogn Crap eine eindrückliche kleine Schlucht in den Talboden gefressen hat. Weiter hinten reiht sich eine Schwemmebene an die andere, bei Gravas mit zahllosen Steinmännchen verziert.
Auf einem ersten grösseren Schneefeld gehts um Pt. 2490 rum zu einem kleinen Seelein, auf dem noch Eisberge schwimmen. Das nächste doch schon sehr weiche Schneefeld endet zum Glück unterhalb des etwas steileren Anstiegs zur Passhöhe. Oben bläst dann wieder ein kalter Wind. Eine kurze Pause, ein Selfie mit Wegweiser und wir machen uns an den Abstieg.
Aber hoppla, im südseitigen Kessel liegt noch ein breites Schneefeld. Zwar führt eine Wegspur hindurch nach Südosten aber das erste Stück scheint uns arg steil im Abstieg. Dafür entdecken wir auf der westlichen Seite eine schwache Zickzack-Spur, welche um den Rand des Schnees herumführt. So steigen wir wieder in die Passhöhe zurück und traversieren unschwierig nach Südwesten, wo wir auf Trittspuren durch das steile aber trockene Schroffengelände absteigen.
Weiter gehts über Schutt und einige weitere kurze Schneefelder bis zur Kreuzung mit dem von Airolo heraufführenden Hüttenweg. Hier gibts mehrere Möglichkeiten. Entweder man folgt dem "Sentiero Panoramico" in einer weiten Schlaufe nach Westen oder man steigt, wie wir, - unmarkiert - direkt nach Süden über die Felsrippen, bis man auf ca. 2460m wieder auf den Weg trifft. Ist man hier schon nahezu am Ende seiner Kräfte, gibts eine böse Überraschung, denn es fehlen noch 110 Höhenmeter bis zur Hütte. Davon verläuft das meiste über hochstufige Felsrippen und ein paar weitere Schneefelder. Schliesslich schaffen wir es aber doch noch.

Sonntag, 20.07.
Pünktlich um 06:50 piepst irgendwo der Alarm eines Mobiltelefons. Es vergehen gefühlte 5 Minuten, bis der Besitzer den Abstellknopf gefunden hat. Danach beginnt das Geraschel. Als wir nach einer halben Stunde, in der wir - vergebens - versuchen wieder einzuschlafen, aufstehen, ist er immer noch am "chrüscheln". Vielleicht sollte man ein Diplom über das Verhalten in SAC-Hütten einführen, ohne welches man gar nicht erst zum Zimmerbezug zugelassen wird.
Morgenessen, Zähne putzen, raus in den Regen. Zum Glück hörts schon bald wieder auf, sodass ich meine Bat-Wing-Suit wieder verstauen kann. Bei den tiefhängenden Wolken wirkt die karge Landschaft noch viel eindrücklicher als bei Sonnenschein. Wir steigen zum Ritómsee (die Betonung liegt, wie mich

Beim Stall der Alpe Tom stellen wir uns kurz unter, bevor wir das letzte Stück unter die Füsse nehmen. Die noch nicht abgegrasten Fettwiesen am Rande des Ritómsees sind voll mit Paradieslilien. Weiter vorne gedeihen auch ein paar orangrote Feuerlilien. Auf dem schmalen Fahrsträsschen dann der typischen Stau der Sonntagsausflügler, die nicht wissen, wer am Berg Vortritt hat. Die letzte Attraktion des heutigen Tages ist die 12-minütige Fahrt mit der 87.8%-steilen Standseilbahn nach Piotta Centrale hinunter.
Idealerweise geht man von dort noch das kurze Stück bis ins Dorf Piotta hinüber, denn an der Talstation fährt der Bus nur sehr sporadisch. Heute z.B. erst um 16:10. Als wir also in Piotta Nord ins Postauto nach Airolo einsteigen, fragt mich eine Deutsche Wanderin hinter mir vollkommen erstaunt, ob wir hier in Italien seien, da der Bus-Chauffeur ja nur Italienisch spräche. Nun ja, man kann nicht an alles denken bei der Tourenvorbereitung. In Airolo reichts gerade noch für ein feines Mittagessen, bevor uns der Interredscho ohne Umsteigen nach Basilea zurück fährt "... Eff Eff Esse".
Schwierigkeitszurordnungsbirchemüesli:
In trockenem Zustand ist der Weg kaum mehr als ein T2. Mit all den Schneefeldern ist ein T3 aber auch nicht verkehrt. Dank Microspikes aber auch mit Turnschuhen problem- und gefahrlos.
Dies und das:
Seit wir stolze Besitzer von Parey' Bergblumenbuch sind, macht das Bestimmen wieder viel mehr Freude, denn das Buch ist kompakt und leicht genug, um in der Jackentasche Platz zu finden und somit auf Tour immer dabei zu sein. Es deckt aber trotzdem alle Europäischen Gebirge ab. Einen Nachteil hat's allerdings. Es ist vergriffen.
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