Passlauf über die Bocchetta di Cadlimo in die Val Piora


Publiziert von fuemm63 , 26. Juni 2011 um 18:33.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:25 Juni 2011
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Pizzo del Sole   Gruppo Piz Blas   CH-TI   Gruppo Pizzo Centrale 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 1550 m
Abstieg: 900 m
Strecke:19,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Airolo
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Stne. Piora
Kartennummer:1252 Ambri-Piotta, 1232 Oberalppass.

Berglauftour mit sursass58 von Airolo (1141 m) durch die Val Canaria über die Bocchetta di Cadlimo bis zur Capanna Cadlimo CAS (2570 m). Von dort Abstieg an vielen Seen entlang in die Val Piora bis zur berühmten Standseilbahn nach Piotta (1794 m). Berglauftyp P = Passlauf.

Route
Unsere Route verläuft ab dem Bahnhof Airolo (1141 m) durchgehend sowohl im Auf- wie im Abstieg auf rotweiss markierten Wanderwegen bis zur Stazione Piora. Der Abschnitt von Airolo bis P. 1462 bei Baièd führt mit max. T2 an einer riesigen Lawinenverbauung schnell in den Wald und durch die schöne Nelva-Schlucht, bevor er dann ein paar Höhenmeter zu P. 1462 abfällt und in einen anderen Weg mündet, der von Madrano ins Tal herauf führt. Von da an verläuft der Weg wegen der motorisierten Alpbestossung im Val Canaria durchgehend als "doppelspuriger" Weg (T1) bis kurz unterhalb von Grasso della Froda (P. 1871) im oberen Val Canaria. Kurz vor dem Maiensäss Canaria, bei P. 1662, wechselt der Weg ein erstes Mal von der westlichen auf die östliche Talseite über den Bach Canaria (resp. Garegna). Auf der Landeskarte ist ein grosser Gebäudeklotz bei Grasso della Froda (P. 1871) zu erkennen, der sich als Schafstall entpuppt. Tatsächlich weiden zahllose Schafe auf der westlichen Talseite bei Stabbio delle pecore.
Kurz vor P. 1871 biegt der Weg wieder auf die westliche Seite des Talbaches ab und führt mit Sicht auf die Presa d'aqua Froda (Wasserfassung für den Lago Ritom) über steile Geländeterassen hinauf zu P. 2281 im Pian Bornengo (T3). Die Wasserfassung erklärt das wenige Wasser im unteren Talteil. Nach einer weiteren Überquerung des Baches folgt der steilste und anspruchsvollste Abschnitt (T3+) über Fels, Stein und Schneefelder hinauf zur Bochetta di Cadlimo. Kurz vor der Bochetta passieren wir zwei Wegabzweiger, zuerst auf ca. 2390 Höhenmetern den Abzweiger (nordwärts) auf den Passo Bornengo, dann bei P. 2411 den Abzweiger in Richtung Lago di Stabbiello, ein Höhenweg, der südwärts auf der östlichen Flanke des Val Canaria nach Madrano und Airolo zurückführt. Dann folgt noch ein letztes, flacheres Stücklein bis zur Capanna Cadlimo CAS (2570 m).
Rückweg resp. Abstieg an den Seen Lago di Dentro (2506 m), Lago Scuro (2451 m), den beiden Laghetti di Taneda und dem Lago di Tom (2022 m) vorbei bis zum grössten und gestauten Lago Ritom (1781 m). Von der Staumauer resp. P. 1851 auf asphaltiertem Fahrweg bis zur Bergstation der berühmten Standseilbahn (P. 1794 m).

Eindrücke
1. Wasser: Die vielen glazigenen Seen, denen man beim Abstieg von der SAC-Hütte begegnet. Interessant ist, dass die beiden oberen Seen (Lago di Dentro, Lago Scuro) ihr Wasser in den Rhein und damit in die Nordsee entwässern, alle anderen, tieferliegenden über den Ticino in den Po und die Adria. Die Wasserscheide befindet sich bei P. 2477. Aus dem Lago Scuro entspringt der Medelser Rhein (Reno di Medel), der über die Val Cadlimo und die Val Medel in die bündnerische Surselva fliesst. Die Wasserscheide wird durch eine presa d'aqua bei P. 2550 im unteren Val Cadlimo "aufgeweicht": Eine Fassung zapft einen Teil des jungen Rheinwassers in Richtung Val Termine und Val Piora ab, damit der Lago Ritom genug Wasser zur Energieerzeugung hat, wie eine direkt an der Staumauer befestigte SBB-Infotafel freimütig darlegt.
2. Natur: Der Bergfrühling in voller Blüte! sursass58, mein wandelndes Botanik-Lexikon, entdeckt Paradieslilien (Paradisea liliastrum) und Feuerlilien (Lilium bulbiforum).
3. Technik: Die Standseilbahn mit einem Gefälle von 87,8% ist wirklich sehr eindrücklich: "La funicolare piu ripida d'Europa". Der Preis für zwei GA-bestückte öV-Freaks weniger (13 Fr. per persona...).

Begegnungen
1. Alpenpferd (equus alpinus): Beim steilen Aufstieg in den Pian Bornengo fallen uns Pferdehufspuren auf. Tatsächlich kommen uns nach einer Wegbiegung plötzlich zwei Reiter entgegen, die ihre Pferde, zwei Schimmel, am Saum den Berg herunter führen. Der erste Schimmel lahmt auf einem Vorderlauf und hat blutige Spuren an der Flanke. Er sei weiter oben ausgerutscht und über einen Felsen abgestürzt, meint sein Reiter. Wir wünschen viel Glück für den Abstieg und laufen stirnrunzelnd weiter - wir sind doch nicht die einzigen Spinner hier oben...
2. Alpensteinbock (capra ibex): Bei der windigen Ankunft im Pian Bornengo deutet sursass58 plötzlich auf den gegenüberliegenden Hang. Dort tollt eine Gruppe Steinböcke herum. Unglaublich, wie diese Paarhufer über die steilen Kanten eines Felsstücks balancieren. Definitiv unsere Berglauf-Vorbilder ;-)
3. Alpenmensch (homo sapiens sapiens alpensis): In der Val Canaria sind uns kaum Menschen begegnet. Erst in der Capanna Cadlima geniessen wir mit einer Handvoll Hiker (salve!) eine wunderbare Tomatencrèmesuppe, ich mit Würstchen (Flexitarier), sursass58 ohne (Vegetarier). Beim Abstieg hat es immer mehr Leute und beim Lago Ritom schon fast einen Menschenauflauf - es ist eben Samstag.
4. Alpentaxi: Ein sympathisches Nidwaldner Ehepaar fährt uns in ihrem Yaris von der Talstation Piora nach Airolo, so dass wir gerade noch den IR nach Zurigo erwischen: Vielen Dank in die Urschweiz!

Ausrüstung
Ohne den mir von sursass58 ausgeliehenen Fleece hätten wir die Tour bereits im oberen Val Canaria abbrechen müssen. Mein äusserst dünner (Gewicht!) Windstopper reichte bei diesem starken Wind nicht...  Danke, sursass58!

Fotos
fuemm63: Nikon D90. Mit 27.04.11 war das falsche Datum eingestellt...
sursass58: Sony DSC-WX5.

Tourengänger: fuemm63, sursass58
Communities: Mountain running


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