Herbstliche Tilisuna-Runde: 4 Gipfel und 2 Seen


Publiziert von quacamozza , 12. Oktober 2023 um 11:23.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum: 6 Oktober 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:15
Aufstieg: 1570 m
Strecke:15 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit Pkw oder in 2 Std zu Fuß von Tschagguns zum Berggasthof Grabs. Der Betrieb der Sesselbahn ist schon seit Ostern 2008 eingestellt.
Unterkunftmöglichkeiten:Tilisunahütte, ÖAV, 2208m, Saisonende 2023 am 08.10.
Kartennummer:f&b 1:35 000 Nr. 5507 Montafon

Die Landschaft rund um die Tilisunahütte ist ein besonders schönes Wandergebiet. Während im Sommer, vor allem in der Ferienzeit, viel los ist, ist es im Herbst um einiges ruhiger. Dann ist zwar die Blumenpracht nicht mehr so üppig, dafür erzeugt das Herbstlicht eine einzigartige Stimmung. In Verbindung mit einem angenehm warmen Tag, guter Fernsicht und einer der Jahreszeit entsprechenden Farbenvielfalt ist es absolut entspannend, in dieser Ecke des Montafons zu wandern und zu kraxeln. Besonders fasziniert bin ich stets vom Gegensatz von Form und Farbe und damit auch dem Gesteinswechsel auf kleinem Raum. Die leuchtend hellen Karrenfelder der Sulzfluh und der Weißplatte, davor sanft-welliges, grünes Alpgelände und die dunklen Gipfel aus Urgesteinen - einfach schön.


Alle Gipfel meiner heutigen Runde sind optional. Man kann sie also allesamt auslassen, aber da es sich durchweg um lohnende Ziele handelt, sollte man bei gutem Wetter doch zumindest den einen oder anderen Berg besteigen. Richtig anspruchsvoll ist dabei lediglich der Südaufstieg am Schwarzhorn. Die Einkehr auf der Hütte gehört nach etwas mehr als der Hälfte der Tour zu einem gelungenen Tag dazu. Sofern die Hütte geöffnet hat: Bis 14.30 Uhr gibt es die Mittagskarte, danach nur noch kleinere Speisen.


Los geht's am Berggasthof Grabs. Ich bin zunächst in den Gasthof gegangen und habe mir die Erlaubnis geholt, das Auto vor der Tür stehen lassen zu dürfen. Da der Gasthof wie die Hütte seit dem 08.10. geschlossen ist, kann ich zur Zufahrt bzw. zur Parksituation aktuell nichts sagen. Erstaunlich ist, dass ich von zwei entgegenkommenden Wanderern nach dem Sesselliftbetrieb gefragt werde. Diese Wanderer musste ich enttäuschen. Ich bin zwar selber bei meinem letzten Besuch mit dem urigen Lift von Tschagguns aus hochgeschwebt, aber die ehrwürdige Bahn ist seit gut 15 Jahren nicht mehr in Betrieb, auf einigen Karten aber wohl immer noch eingezeichnet.
In steilem Aufstieg über ehemalige Skihänge hoch zum Wegweiser Hochegga, dann auf dem blau-weiß markierten Pfad ("Mittagspitzsteig") steil aufwärts bis auf ca. 1900 m Höhe. Dort von einer kleinen Erhebung hinunter und die Flanke der Mittagspitze queren bis in den Mittagspitzsattel. Links noch ca. 100 Höhenmeter in teils leichter Kletterei (T 4-5 und I+; Vorsicht: Kein Wanderberg und nicht markiert! Der Fels ist nicht überall fest, und bei viel Betrieb ist durchaus mit Steinschlag zu rechnen) auf die Tschaggunser Mittagspitze, auf deren Gipfel man mit einem tollen Panorama belohnt wird. 

Zurück zum Sattel und auf dem Verbindungskamm in anregender Wanderung (T 3) über das Walser Alpjoch zum Schwarzhornsattel. Dann Richtung Tilisunahütte, zunächst leicht absteigend. Bevor der Weg wieder anzusteigen beginnt, geradeaus bzw. etwas links haltend zum Tilisunasee. Hier gönne ich mir eine längere Pause.
Über Gras, Schrofen und grobes Geblöck weglos aufwärts, später links zur Gratkante des Seehorn-Nordwestgrates. Auf der Kante gibt's einige illustre Kraxelstellen bis II+, die man aber auch rechts südseitig in Steilschrofen umgehen kann (dann T 5), bevor der große Steinmann auf dem Gipfel des Tilisuna-Seehorns erreicht wird. Am höchsten Punkt weiß vor allem der Nahblick auf das Tilisunagebiet zu überzeugen.
Wenige Meter östlich absteigen und dann rechts die steile Schrofenstufe hinunter. Ötzi hat sie mit II bewertet. Dieser Meinung schließe ich mich an. Ohne Dreipunkthaltung geht's nicht, und bei Nässe wird die Stelle mit Sicherheit unangenehm. Dann noch einige Meter tiefer im Gras hinab, bis man einen Durchgang durch das plattige Gelände unterhalb des Gipfels gefunden hat (T 5). Wenn man wieder Schrofen und Gras erreicht hat, wird's sofort leichter. Abstieg vollends in den Sattel vor dem Mottadoner, einem wenig bedeutenden Grasgupf, aber ebenfalls mit lohnendem Ausblick, und direkt 60 Höhenmeter auf diesen hinauf (T 3-4).
Nun nach Belieben unschwierig, zunächst weglos absteigen, dabei in grober Richtung die Hütte anpeilen. Auf ca. 2140 m einen Bachlauf queren und zuletzt auf bezeichnetem Wanderweg zur Tilisunahütte.

Nach der verdienten Stärkung führt mich der Weg hinauf in die Schwarze Scharte, ein geologisch hochinteressanter Übergang. Links der grüne Hügel der Verspala, den ich heute aus Zeitgründen ungeschoren lasse, rechts das spitze, doppelgipfelige Schwarzhorn, mein nächster und letzter Gipfel, eine Herausforderung für jeden kraxelnden Wanderer.
Ich erinnere mich an meine erste Wanderung von der Tilisunahütte zur Lindauer Hütte vor fast 40 Jahren. Schon damals hat mich der Doppelgipfel beeindruckt. Die Erklärungen und Darstellungen in der Tilisunahütte zum Schwarzhornamphibolit und anderen kristallinen Gesteinen fand ich sehr spannend. Ich wollte unbedingt hoch, aber ich konnte meinen Vater nicht überzeugen und musste stattdessen mit der Sulzfluh vorlieb nehmen. Heute werde ich mich das dritte Mal auf den netten Gipfel (und meiner Meinung nach zweitschönsten Berg des Montafons nach der Zimba) begeben. Das Schwarzhorn fällt übrigens schon bei der Anfahrt über Bludenz von unten auf, während sich die Zimba von dieser Seite aus gut versteckt.

Von der Schwarzen Scharte über den schwarzen Sand / Schutt zu den ersten Felsen. Eine Spur führt rechts an den Felsen entlang und endet vor einer Wand. Hier in Schrofen auf erkennbaren Trittstufen links hinauf zu einer Gratscharte. Rechts befindet sich ein Schlaghaken. Über die Scharte hinweg und kurz hinab. Dann an den Felsen einige Meter queren, bis man wiederum Schrofengelände erreicht. Beliebig rechts in Richtung Kleines Schwarzhorn bis zum Beginn der Platten ansteigen (T 4-5). In den Platten verläuft hin und wieder eine Spur, die den leichtesten Weg vorgibt (Stellen I+ und T 5, im Abstieg ist die Spur nicht leicht zu finden). Oben zügig über Gras und letzte Felsblöcke problemlos auf das Kleine Schwarzhorn.
Jenseits Abstieg über eine im unteren Teil gewölbte glatte Platte (II-III, Schlüsselstelle der gesamten Tour, mehrere rote Ringhaken, ausgesetzt, kleine, aber feste Tritte und Griffe). In der Scharte vor dem Gendarm links hinunter (I, unten kurz II, plattig, aber nicht mehr ausgesetzt) in das Schwarzhornfürkele. Entweder direkt am Grat (II) oder zunächst rechts unterhalb, dann über Stufen hinauf zum Grat (I-II) und auf den Gipfel des Tilisuna-Schwarzhorns. Das schöne kleine Kreuz ist mittlerweile entfernt worden, das große ist natürlich noch da.

Der Nordgrat ist zwar länger, aber dafür leichter als der Südaufstieg. Außerdem findet man meist eine komfortable Wegspur vor. Ich passiere zwei Stellen im II.Grad, die allerdings kurz und nur mäßig ausgesetzt sind, der Rest kann zügig gekraxelt und gewandert werden (I+ und bis T 4-5), so dass ich nach einer knappen Dreiviertelstunde wieder am Schwarzhornsattel ankomme. Auf dem rot-weiß markierten Steig hinunter zum malerischen Tobelsee, 2048m, und weiter an einer Abzweigung, 1910m, vorbei auf die breite Alpstraße, 1810m, die zur Alpe Alpila, 1680m, führt. Hier kann man gut einkehren oder sich alternativ aus dem Kühlschrank mit Proviant eindecken. Es gibt sogar eine Wechselgeldkasse. Sehr freundlich und ein Vertrauensvorschuss, den man in den heutigen Zeiten nicht mehr gewohnt ist. Die langgezogene Kehre nach der Alpe wird abgekürzt, dann erneut auf der Alpstraße zur Hochegga und schließlich über den Aufstiegsweg zurück nach Grabs


Was die Ausrüstung betrifft, sollte man am Schlussanstieg zur Mittagspitze, am Seehorn und Schwarzhorn einen Helm tragen.
Eventuell ist für das Schwarzhorn auch ein 30-Meter-Seil hilfreich, wenn man beim Abklettern im II und III-er Gelände weniger geübt ist. Auf den Pickel kann man in jedem Fall verzichten. Wer sich in der Südseite versteigt (so wie ich beim ersten Besuch, als ich die Platten im Abstieg umgehen wollte), muss mit einem ordentlichen zusätzlichen Zeitaufwand rechnen. 

Meine Gehzeiten:
bis Mittagspitze 1 Std 15 min
Tilisuna Seehorn: +1 Std 45 min
Tilisunahütte: +1 Std 5 min
Schwarzhorn: +1 Std
Schwarzhornsattel: +45 min
Grabs: +1 Std 20 min



Tourengänger: quacamozza


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