Kugelhorn & Knappenkopf


Publiziert von Tuppie , 2. Juli 2014 um 17:40.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:29 Oktober 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m

Nachdem der Wecker um 6:30 Uhr klingelt, mache ich mich rasch auf den Weg, fahre nach Hinterstein und parke am hintersten Ortsausgang: um 7:16 Uhr starte ich „Auf der Höh“. Ich muss zu Fuß zum E-Werk, da der erste Bus Richtung Giebelhaus erst um 9:15 Uhr fährt. Da ich keine Lust habe, unnötige Zeit zu vergeuden, gehe ich also in noch recht dunkler Umgebung los.

Es ist noch ganz schön kühl und bis ich die Sonne erreiche, wird es wohl noch eine ganze Weile dauern. Nach etwa einer halben Stunde bin ich am Konstanzer Jägerhaus und nach weiteren zehn Minuten erreiche ich um 7:56 Uhr das E-Werk „Auele“ (935 m). Auf dem Wegweiser ist der Schrecksee mit einer Gehzeit von 2:45 Std. angegeben – die werde ich wohl hoffentlich nicht brauchen. Der Weg steigt gleich steil bergan und verschwindet nach wenigen Höhenmetern im Wald. Nicht schwer, aber mühsam geht es bergauf. Nach etwa 15minütigem Aufstieg kann ich einen wunderbaren Blick auf die Ostwand des Schneck werfen, die in der Morgensonne erstrahlt. Wunderschön!
 

Es geht weiter, steil bergauf, anstrengend, aber eben auch mit raschem Höhengewinn. Um 8:35 Uhr habe ich einen kleinen, künstlich aufgestauten See erreicht, der wohl zur Wasserkraftanlage unten an der Straße gehört. Glasklares, kaltes Gebirgswasser wird hier gestaut, aber nach einer Erfrischung ist mir in der Kühle des Morgens nicht.

Im Sommer ist hier sicher eine Pause bei den Wanderern fällig. Ab hier ist es nun nicht mehr weit, bis man die Hochebene der Taufersalpe ersteigt, wo es plötzlich nur noch ganz seicht weiter nach oben geht. Im Sommer sicher eine willkommene Pause, und auch ich bin durchaus froh, etwas durchschnaufen zu können.

Weit oben, dort wo das Gelände zum Schrecksee abflacht, und an den angrenzenden Berggipfeln ist längst die Morgensonne zu sehen. Ich werde aber sicher noch eine ganze Weile im kühlen Schatten weitersteigen. Etwas unangenehm, zumal sich hier auch die Vegetation öffnet und ein leichter, kühler Wind weht. Selbst schuld, wenn man keine Funktionswäsche am Leib trägt!
 

Die grünen Matten des Hochtals sind schnell durchschritten und der zweite steilere Abschnitt des Aufstiegs steht bevor: eine steile Felsbarriere wird im unteren Teil gequert und weiter oben, am Nordostende, umstiegen. In Serpentinen geht es also weiter aufwärts, dann folgt die lange Querung nach (in Blickrichtung) links. Schließlich folgen wieder aufwärtsleitende Serpentinen. Überall liegen Metallgestänge und große Stahlstifte. Sieht so aus, als wenn hier ein Geländer erbaut werden soll. Unnötig, da der Weg durchaus breit ist.

Um 9:50 Uhr erreiche ich das Hochkar am Schrecksee und stehe erstmals in der Sonne. Den See sehe ich noch nicht, aber sie Sonne! Was für ein Hochgefühl!!!

Ich mache eine wohlverdiente Pause, schieße Fotos. Knapp zwei Stunden Aufstieg liegen ab dem E-Werk hinter mir. Gegen 10:10 Uhr stehe ich dann am 1813 m hoch gelegenen Schrecksee – eine wirklich traumhafte Lage inmitten der umliegenden Berge. Besonders der wuchtige Kastenkopf (2129 m) und der sich rechts daneben erhebende Lahnerkopf (2121 m) interessieren mich: beide Gipfel werden durch die Lahnerscharte (1988 m) voneinander getrennt und sind von dieser jeweils rasch erreichbar. Da man die Lahnerscharte ohnehin passiert, wenn man den Jubiläumsweg Richtung Prinz Luitpold-Haus geht, kann man diese beiden Gipfel dann problemlos „mitnehmen“. Ein Wunsch für spätere Jahre, zumal ich dieses Stück des Jubiläumsweges (noch) nicht kenne.
 

Ich wende mich dem weiteren Anstieg zu, der mich in engen Serpentinen rasch höher leitet. Es ginge noch schneller, wenn mich die fantastische Aussicht nicht „zwingen“ würde, immer wieder für Fotos kleine Stopps einzulegen. Um 10:37 Uhr bin ich am Kirchdachsattel (1926 m) – eine Scharte zwischen dem unbedeutenden Grasgipfel des Kirchdachs und dem Knappenkopf, welcher auf meiner Route liegt. Von hier kann man weiter zur Landsberger Hütte absteigen. An sich wollte ich noch auf das Kirchdach (2013 m) steigen, doch ich empfinde diesen Steilgrasrücken nun wirklich nicht als Gipfel. So wende ich mich nach Norden – Richtung Knappenkopf.

Die anfänglich gut zu sehende Steigspur verliere ich bald wieder, um dann wieder auf die Spur zu treffen. Auch ohne Spur wäre der Aufstieg kein Problem – das Gras ist trocken und der Aufstieg damit kein Problem. Plötzlich taucht eine Gemse nicht unweit vor mir auf, die auch keine Scheu zu haben scheint. Als ich meine Kamera ausgepackt habe, ist sie hinter einem Grasbuckel verschwunden; ich werde sie nicht mehr wiedersehen.

Im Führer ist von einer schmalen Stelle die Rede, auf die ich dann auch treffe: eine schlanke Felsrippe, die aus dem Gras lugt. Die Stelle wäre bei direkter Überschreitung durchaus sehr luftig (in älteren Auflagen des AV-Führers wird die Stelle mit I. Grad angegeben), lässt sich aber in Aufstiegsrichtung links leicht umgehen. Schmal bleibts trotzdem. Wer die Muffen bekommt: umgehen ist nicht!
 

Danach sind es nur mehr wenige Höhenmeter bis zum Gipfel des Knappenkopfes (2071 m). Es ist 11:09 Uhr. Der Gipfel ist nur mit einem Grenzstein markiert, trotzdem: Grund genug für eine gemütliche Gipfelrast: die Aussicht ist wunderbar, die Sonne scheint und es geht kein Lüftchen. Die Aussicht bietet wunderschöne Nahblicke auf die Bergwelt des Schrecksees, daneben einen tollen Rundumblick in die gesamten Allgäuer Alpen als auch in die Lechtaler, Tannheimer und Ammergauer Bergwelt. Auch der Tiefblick zum Vilsalpsee beeindruckt.

Richtung Norden geht der Blick weiter zum nahen Kugelhorn, dahinter Rauhhorn und schließlich Geißhorn, welches ich im letzten Herbst bestiegen habe.

Bevor es weiter geht, genieße ich in alter Tradition einen Gipfelschnaps. Einen „Hindelanger Kräuterschluck“ habe ich in der Hindelanger Bäckerei „Kirchebäck“ gekauft, den ich mir nun munden lasse. So lässt sich der Bergherbst in vollen Zügen genießen. Alles passt: Aussicht, Wetter, Schönheit der Tour, die Ruhe – bis hier bin ich noch niemandem begegnet. Glücklicher kann man nicht sein.

Um 11:25 Uhr nehme ich mein eigentliches Hauptziel, das Kugelhorn, ins Visier. Großartiger Höhenunterschied kommt nicht auf mich zu, es geht ganz seicht einige Meter bergab und sogleich wieder gemütlich bergauf. Beim Schlussanstieg zum Gipfel merke ich mal wieder, wie unfit ich derzeit bin. Ich sollte an meiner Kondition arbeiten! Naja, tue ich ja gerade ;-)

Nach 20 Minuten ab Knappenkopf habe ich den Gipfel des Kugelhorns erreicht. Mehr Kugel statt Horn. Das ging schneller als ich dachte, aber Entfernungen täuschen ja manchmal. Die Aussicht nimmt sich natürlich nicht viel mit der des vorherigen Gipfels, trotzdem ist eine Pause angesagt. Und der Rest „Kräuterschluck“ wartet auch noch.

Außer mir ist nur eine Frau hier oben, die mit ihrem Hund heraufgestiegen ist. Reife Leistung (für den Hund)! Die beiden wollen noch weiter auf´s Gaishorn – sollte gehen, der weitere Weg bietet keine Schwierigkeiten.

Um 12:20 Uhr mache ich mich, nachdem ich einen kurzen Eintrag ins Gipfelbuch getätigt habe, an den Abstieg. Ich habe hin und her überlegt, wie ich meinen Abstieg gestalte: auf dem Aufstiegsweg runter zum See oder über den Jubiläumsweg runter nach Hinterstein oder einfach über die Hintere Schafwanne zurück zum See und runter zum E-Werk. Ich entscheide mich für die letzte Variante: Kugelhornüberschreitung nach Norden, Rückweg zum See und dann Abstieg wie gehabt. Wenn ich sicher wüsste, dass die Willersalpe noch geöffnet hat, würde ich – in Aussicht auf ein leckeres Bier – den längeren und mühevolleren Weg evtl. auf mich nehmen. Aber diesbezüglich habe ich mich nicht schlau gemacht. 

Ich steige also Richtung Norden ab: die Route durchzieht die markanten Kalkfelsbänder des Gipfelstocks; Felsrippen und Grasrücken wechseln sich ab. Interessant und kurzweilig. Gab es Markierungen? Kann mich nicht mehr an solche erinnern: entweder es gab keine, oder ich habe mich für eine andere Route entschieden. Wie auch immer, die Scharte zwischen Kugel- und Rauhhorn klar im Blick gibt es kaum Möglichkeiten, von „rechten Weg“ abzukommen. Und da es ostwärts wie westwärts alsbald steil hinunter geht, bleibt man automatisch ungefähr auf der Grathöhe. Teilweise sicher recht unelegant gelange ich, nach einer Fotopause, um 12:52 Uhr zur Hinteren Schafwanne auf 1956 m.

Von hier geht es auf „bekanntem“ Weg (ich bin 1991 das Stück Willersalpe – Schrecksee gegangen. Damals wollte ich den gesamten Jubiläumsweg gehen, musste dann aber wegen schlecht eingelaufener Bergschuhe und starker Schmerzen abbrechen. Seinerzeit bin ich vom See ins Tal abgestiegen und nach Hinterstein gehumpelt, weil der letzte Bus bereits weg war) Richtung See. Immer in der Sonne wandere ich südwärts, mache immer wieder Fotos und packe meine Videokamera aus. So brauche ich dann auch eine Stunde bis zum Schrecksee – wie auf dem Wegweiser angegeben.

Am See genieße ich nochmals die wunderschöne Bergwelt und Traumlage des Sees; dann nehme ich den Abstieg in Angriff. Kurz nach 14 Uhr verlasse ich das Kar und steige auf meinem Aufstiegsweg wieder ab. Nach einiger Zeit muss ich im Schatten weitersteigen. Anfangs angenehm, mal nicht in der Sonne laufen zu müssen, vermisse ich bald die wärmenden Strahlen. Nichts zu machen, weit und breit liegt der Abstiegsweg im kühlen Schatten, so dass ich auch keine unnötigen Pausen einlege.

Da ich weiß, dass der letzte Giebelhausbus gegen 16:20 Uhr am E-Werk ist, trödele ich nicht, kann aber nur im flachen Teil der Taufersalpe zügiger absteigen. Das letzte Drittel des Weges ist wieder so steil, dass ein rascher Abstieg schwierig ist. Macht nichts, wenn ich den Bus verpasse, dann geht´s eben zu Fuß nach Hinterstein. Als ich den Fotopunkt vom Morgen erreiche, weiß ich, dass es nunmehr nur noch etwa eine Viertelstunde bis zur Straße ist. Und so bin ich um 15:50 Uhr wieder am E-Werk und kann wieder die Sonne genießen.

Da ich keine Lust habe, unnötig auf den Bus zu warten entschließe ich mich, zu Fuß nach Hinterstein zu wandern. Zügigen Schrittes latsche ich am Konstanzer Jägerhaus vorbei talauswärts und bin um 16:30 Uhr wieder am Auto – etwa zwei Minuten, nachdem der Bus den Parkplatz erreicht hat. Also, alles richtig gemacht. Ein schöner Bergtag liegt hinter mir!

Durchgangszeiten:
07:16 Start am Parkplatz "Auf der Höh´"
07:56 E-Werk "Auele"
10:10 Schrecksee
10:37 Kirchdachsattel
11:09 Knappenkopf
11:45 Kugelhorn
12:52 Hintere Schafwanne
14:00 Schrecksee
15:50 E-Werk "Auele"
16:30 Hinterstein

Übrigens: diese Tour wie auch andere findest Du in meinem Tourenbuch auf www.bergfieber.de.


Tourengänger: Tuppie


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