Grünstein (2661m) über Nordrinne
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Der Grünstein ist der höchste Berg der Mieminger Kette oberhalb Ehrwald bzw. Biberwier. Lange habe ich auf einen Besteigungsversuch warten müssen. Mal hat dies nicht geklappt, mal das nicht. Jetzt war es endlich soweit.
Bei Nieselregen gehen wir mit schwerem Gepäck nachmittags am Parkplatz der Ehrwalder Almbahnen los. Der Aufstieg mit Ski über die Piste wäre öde und lang, deshalb schnallen wir die Ski auf den Rucksack und steigen über den Hohen Gang auf.
Auf dem Schotterfeld unterhalb der Coburger Bank haben wir zum ersten Mal Schneekontakt. Der Drahtseilversicherte Felsteil ist dagegen wieder schneefrei. Oberhalb des letzten Seils ab ca. 1600m ist die Schneedecke dann geschlossen.
Bis zum Seebensee gehen wir noch weiter ohne Ski. Nachdem wir immer häufiger bis zu den Knien einbrechen, wechseln wir jedoch das Schuhwerk und schnallen die Ski an.
Zur Coburger Hütte steigen wir durch das Tal links des Sommerweges auf. Auch wenn das Wetter nicht gerade gut ist, ist der Aufstieg landschaftlich sehr schön.
Nach insgesamt 3 1/2 Stunden erreichen wir die Hütte. Zuerst suchen wir den Winterraum minutenlang an dem großen Gebäude, er befindet sich jedoch im Lifthaus der Materialseilbahn. Der Winterraum selbst ist absolut top ausgestattet. Unten ein vor 3 Jahren neu installierter Ofen, sowie ein großer Tisch inklusive Bank und einem Schrank mit vielen, vermutlich zurückgelassenen Sachen wie Nudeln, Tomatensauce, Tee etc.
Oben das Lager mit insgesamt 12 Schlafplätzen. Abendessen kochen wir jedoch mit unserem Gaskocher denn so schön der Ofen auch ist, Holz gibt es leider keins mehr.
Die Nacht ist bitterkalt. Beide haben wir nur einen Hüttenschlafsack dabei, und unter den Wolldecken wird es nur langsam warm, v.a. die Füße frieren. Nach wenig bis gar keinem Schlaf stehen wir mit dem ersten Morgenlicht auf. Unten kochen wir uns noch einen Tee und gegen halb 7 brechen wir auf. Als wir vor die Tür treten und ein mal links um die Ecke der Hütte gehen, um die Tajaköpfe zu begutachten, finden wir eine alte Holzleiter, die schon so kaputt ist, dass wir sie locker hätten verheizen können. Nach einem kleinen Wutausbruch gehts dann los in richtung Drachenkar.
Nach 5 Minuten ist die Kälte auch schon vergessen und wir steigen auf inmitten einer grandiosen Szenerie. Direkt vor uns die senkrechte, 300m hohen Felswand des Grünstein, welche gerade die ersten Sonnenstrahlen abbekommt. Hinter uns die glühende Sonnenspitze, rechts die glühenden Ostflanken der Drachenköpfe und links von uns der Drachensee sowie die bedrohlich wirkenden Felsabbrüche der Griesspitzen.
Je weiter wir hinein gehen in das Kar, desto steiler wird es auch. Mit immer mehr Spitzkehren erreichen wir schließlich die Ausläufer der Grünstein Nordrinne. Von hier sieht es ziemlich eisig aus in der Rinne. Die Ski lassen wir deshalb hier. Nach dem Anlegen der Eisen steigen wir ein.
Die Rinne selbst ist etwa 200m lang, und wird nach oben hin immer steiler und auch enger. Nach etwa einem Viertel der Rinne denke ich mir bereits: "Hätt ich doch nur die Ski mitgenommen!" Die Verhältnisse sind nämlich nicht eisig sondern eher pulvrig, also optimal für eine Skiabfahrt. Zum Aufsteigen könnte der Schnee demnach vielleicht ein bisschen härter sein, aber auch so ist es absolut gut zu gehen. Etwa bei der Hälfte macht die Rinne einen Knick nach rechts und ab hier ist die Szenerie einfach nur noch phänomenal. Rechts, links und über uns die über Nacht angezuckerten Wände des Grünsteinmassivs, die das Erlebnis deutlich kälter wirken lassen, als es wirklich ist. Schaut man über die eigene Schuler, kann man die Drachenköpfe und die Sonnenspitze bereits überblicken. Im Voralpenland sieht es nach einer dicken Nebelsuppe aus, hier ist keine Wolke zu sehen. Dazu kommt ein kleiner etwa 20cm breiter Bachlauf, welcher sämtlichen Schnee, der von irgendwo runtergeflogen kommt mit sich führt. Die letzten Meter der Rinne werden dann noch mal richtig steil, ich schätze knappe 60°. Die Wächte zu überwinden ist jedoch kein Problem, da sie am rechten Rand nicht mal vorhanden ist.
Oben ausgestiegen öffnet sich ein Wahnsinnsausblick über das Inntal hinaus zum Alpenhauptkamm. Im Tal unten hängen wie im Norden ebenfalls Wolken bzw. Nebel. Am Alpenhauptkamm sind ebenfalls Wolken zu sehen. Das wir den ursprünglichen "Ötztal-Skitour-Plan" verworfen haben erwies sich also als goldrichtig.
Nun gehts weiter in Richtung Gipfel. Dazu queren wir die recht steilen Südhänge nach Westen. Nach einer 3/4 Stunde erreichen wir den für uns höchsten Punkt. Der Gipfel ist zum Greifen Nah, es fehlen vielleicht 15m. Eine letzte Steilstufe versperrt uns jedoch den Weg. Dazu kommt, dass der Schnee, welcher anfangs noch schön fest war, überraschend schnell sehr weich geworden ist. Die Steilstufe wäre vermutlich einige Meter unten zu überwinden, mittlerweile sind wir aber einfach zu spät dran und kehren um.
Auf dem Weg zurück zur Rinne gerät der Schnee unter mir ein mal plötzlich ins rutschen und gleitet mit mir talwärts. Nach ein paar Metern kann ich mich jedoch Halten. Nach dieser Schrecksekunde queren wir die Hänge nicht mehr seitwärts, sondern nur noch mit dem Gesicht zur Wand.
Der Einstieg zurück in die Rinne geht problemlos. Nach dem Knick kann man sogar vorwärts absteigen. Währenddessen ärgere ich mich noch mal, dass ich meine Ski unten gelassen habe. Auch wenn mir der Pulver in der Rinne durch die Lappen geht, kann ich mich immerhin noch auf eine schöne Firnabfahrt zurück zur Hütte freuen.
Dort angekommen kochen wir uns auf der Südterasse noch eine Suppe und freuen uns über das Geschaffte, auch wenn wir es nicht ganz bis auf den Gipfel geschafft haben.
Danach fahren wir über unsere Aufstiegsspur vom Vortag wieder ab. Der Schnee ist extrem schwer und bremsend. Oben ist das natürlich ein Nachteil. Später, auf der Forststraße bzw Loipe richtung Ehrwalder Alm, ist es jedoch ein Vorteil, da wir bei den etwa 50 m Gegenanstieg nicht zurückrutschen und demnach nicht nochmal anfellen müssen. Insgesamt müssen wir, bis wir die Skipiste erreichen 3 mal Ski tragen. Zurück zum Parkplatz konnten wir dann ohne Stein bzw. Graskontakt abfahren.
Insgesamt ist die Tour der absolute Hammer. Schnell erreichbar, die Landschaft hier ist sowieso spitze, und die Rinne lässt richtiges Hochtourenfeeling aufkommen. Zum letzten Mal war ich hier sicher nicht, v.a. weil ich den Gipfel ja nicht erreicht habe.
Bei Nieselregen gehen wir mit schwerem Gepäck nachmittags am Parkplatz der Ehrwalder Almbahnen los. Der Aufstieg mit Ski über die Piste wäre öde und lang, deshalb schnallen wir die Ski auf den Rucksack und steigen über den Hohen Gang auf.
Auf dem Schotterfeld unterhalb der Coburger Bank haben wir zum ersten Mal Schneekontakt. Der Drahtseilversicherte Felsteil ist dagegen wieder schneefrei. Oberhalb des letzten Seils ab ca. 1600m ist die Schneedecke dann geschlossen.
Bis zum Seebensee gehen wir noch weiter ohne Ski. Nachdem wir immer häufiger bis zu den Knien einbrechen, wechseln wir jedoch das Schuhwerk und schnallen die Ski an.
Zur Coburger Hütte steigen wir durch das Tal links des Sommerweges auf. Auch wenn das Wetter nicht gerade gut ist, ist der Aufstieg landschaftlich sehr schön.
Nach insgesamt 3 1/2 Stunden erreichen wir die Hütte. Zuerst suchen wir den Winterraum minutenlang an dem großen Gebäude, er befindet sich jedoch im Lifthaus der Materialseilbahn. Der Winterraum selbst ist absolut top ausgestattet. Unten ein vor 3 Jahren neu installierter Ofen, sowie ein großer Tisch inklusive Bank und einem Schrank mit vielen, vermutlich zurückgelassenen Sachen wie Nudeln, Tomatensauce, Tee etc.
Oben das Lager mit insgesamt 12 Schlafplätzen. Abendessen kochen wir jedoch mit unserem Gaskocher denn so schön der Ofen auch ist, Holz gibt es leider keins mehr.
Die Nacht ist bitterkalt. Beide haben wir nur einen Hüttenschlafsack dabei, und unter den Wolldecken wird es nur langsam warm, v.a. die Füße frieren. Nach wenig bis gar keinem Schlaf stehen wir mit dem ersten Morgenlicht auf. Unten kochen wir uns noch einen Tee und gegen halb 7 brechen wir auf. Als wir vor die Tür treten und ein mal links um die Ecke der Hütte gehen, um die Tajaköpfe zu begutachten, finden wir eine alte Holzleiter, die schon so kaputt ist, dass wir sie locker hätten verheizen können. Nach einem kleinen Wutausbruch gehts dann los in richtung Drachenkar.
Nach 5 Minuten ist die Kälte auch schon vergessen und wir steigen auf inmitten einer grandiosen Szenerie. Direkt vor uns die senkrechte, 300m hohen Felswand des Grünstein, welche gerade die ersten Sonnenstrahlen abbekommt. Hinter uns die glühende Sonnenspitze, rechts die glühenden Ostflanken der Drachenköpfe und links von uns der Drachensee sowie die bedrohlich wirkenden Felsabbrüche der Griesspitzen.
Je weiter wir hinein gehen in das Kar, desto steiler wird es auch. Mit immer mehr Spitzkehren erreichen wir schließlich die Ausläufer der Grünstein Nordrinne. Von hier sieht es ziemlich eisig aus in der Rinne. Die Ski lassen wir deshalb hier. Nach dem Anlegen der Eisen steigen wir ein.
Die Rinne selbst ist etwa 200m lang, und wird nach oben hin immer steiler und auch enger. Nach etwa einem Viertel der Rinne denke ich mir bereits: "Hätt ich doch nur die Ski mitgenommen!" Die Verhältnisse sind nämlich nicht eisig sondern eher pulvrig, also optimal für eine Skiabfahrt. Zum Aufsteigen könnte der Schnee demnach vielleicht ein bisschen härter sein, aber auch so ist es absolut gut zu gehen. Etwa bei der Hälfte macht die Rinne einen Knick nach rechts und ab hier ist die Szenerie einfach nur noch phänomenal. Rechts, links und über uns die über Nacht angezuckerten Wände des Grünsteinmassivs, die das Erlebnis deutlich kälter wirken lassen, als es wirklich ist. Schaut man über die eigene Schuler, kann man die Drachenköpfe und die Sonnenspitze bereits überblicken. Im Voralpenland sieht es nach einer dicken Nebelsuppe aus, hier ist keine Wolke zu sehen. Dazu kommt ein kleiner etwa 20cm breiter Bachlauf, welcher sämtlichen Schnee, der von irgendwo runtergeflogen kommt mit sich führt. Die letzten Meter der Rinne werden dann noch mal richtig steil, ich schätze knappe 60°. Die Wächte zu überwinden ist jedoch kein Problem, da sie am rechten Rand nicht mal vorhanden ist.
Oben ausgestiegen öffnet sich ein Wahnsinnsausblick über das Inntal hinaus zum Alpenhauptkamm. Im Tal unten hängen wie im Norden ebenfalls Wolken bzw. Nebel. Am Alpenhauptkamm sind ebenfalls Wolken zu sehen. Das wir den ursprünglichen "Ötztal-Skitour-Plan" verworfen haben erwies sich also als goldrichtig.
Nun gehts weiter in Richtung Gipfel. Dazu queren wir die recht steilen Südhänge nach Westen. Nach einer 3/4 Stunde erreichen wir den für uns höchsten Punkt. Der Gipfel ist zum Greifen Nah, es fehlen vielleicht 15m. Eine letzte Steilstufe versperrt uns jedoch den Weg. Dazu kommt, dass der Schnee, welcher anfangs noch schön fest war, überraschend schnell sehr weich geworden ist. Die Steilstufe wäre vermutlich einige Meter unten zu überwinden, mittlerweile sind wir aber einfach zu spät dran und kehren um.
Auf dem Weg zurück zur Rinne gerät der Schnee unter mir ein mal plötzlich ins rutschen und gleitet mit mir talwärts. Nach ein paar Metern kann ich mich jedoch Halten. Nach dieser Schrecksekunde queren wir die Hänge nicht mehr seitwärts, sondern nur noch mit dem Gesicht zur Wand.
Der Einstieg zurück in die Rinne geht problemlos. Nach dem Knick kann man sogar vorwärts absteigen. Währenddessen ärgere ich mich noch mal, dass ich meine Ski unten gelassen habe. Auch wenn mir der Pulver in der Rinne durch die Lappen geht, kann ich mich immerhin noch auf eine schöne Firnabfahrt zurück zur Hütte freuen.
Dort angekommen kochen wir uns auf der Südterasse noch eine Suppe und freuen uns über das Geschaffte, auch wenn wir es nicht ganz bis auf den Gipfel geschafft haben.
Danach fahren wir über unsere Aufstiegsspur vom Vortag wieder ab. Der Schnee ist extrem schwer und bremsend. Oben ist das natürlich ein Nachteil. Später, auf der Forststraße bzw Loipe richtung Ehrwalder Alm, ist es jedoch ein Vorteil, da wir bei den etwa 50 m Gegenanstieg nicht zurückrutschen und demnach nicht nochmal anfellen müssen. Insgesamt müssen wir, bis wir die Skipiste erreichen 3 mal Ski tragen. Zurück zum Parkplatz konnten wir dann ohne Stein bzw. Graskontakt abfahren.
Insgesamt ist die Tour der absolute Hammer. Schnell erreichbar, die Landschaft hier ist sowieso spitze, und die Rinne lässt richtiges Hochtourenfeeling aufkommen. Zum letzten Mal war ich hier sicher nicht, v.a. weil ich den Gipfel ja nicht erreicht habe.
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