Jochberg (1565 m) - mit dem Strom?
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Hirschhörnlkopf und Jochberg ganz im Westen der Benediktenwandgruppe sind zwei recht bescheidene Exemplare ihres Genres, was das Erscheinungsbild betrifft. Aber bekanntlich zählen ja in erster Linie die "inneren Werte"... bei Bergen also die Aussicht. Und weil die Menschheit ja immer so sehr auf die "inneren Werte" steht, geht es auf beiden Bergen auch zu wie auf dem Weihnachtsmarkt an Heiligabend. Wer die Ruhe sucht, hat dort auf den ersten Blick schlechte Karten - naja, man könnte natürlich im Schneesturm oder in stockfinsterer Nacht aufsteigen, aber das hat eher einen rustikalen Charme. Wer allerdings ein wenig Experimentierfreude mitbringt, der kann die Ruhe mit dem Geselligen kombinieren: nach dem südseitigen, stark frequentierten Anstieg zum Hirschhörnlkopf geht's über dessen Westrücken und die Kotalm ziemlich ruhig weiter, bis der überlaufene Anstieg zum Jochberg wieder etwas Leben in die Unternehmung bringt. Der Abstieg zurück in die Jachenau ist dann wieder recht einsam. Eine schöne, aussichtsreiche Wanderung, wenn ausnahmsweise wirklich die "inneren Werte" zählen... mal mit dem Strom, mal recht einsam.
In Jachenau an der Kirche beginnt die Tour. An der Kleinen Laine entlang leitet der Forstweg nach Nordwesten, bald darauf zweigt man nach rechts und gleich wieder nach links ab um der Forststraße zu folgen, bis sie in einen Steig übergeht. Dieser führt durch die steile Südflanke schnurstracks nach oben, der lichte Wald gibt den einen oder anderen schönen Blick ins Karwendel frei. Schließlich wird der breite Ostrücken des Hirschhörnlkopfs erreicht, dem man nach links - vorbei an der schön gelegenen Pfundalm - durch freies, aussichtsreiches Gelände hinauf zum lange sichtbaren Gipfelkreuz des Hirschhörnlkopfs folgt. Wo gibt's schon so eine tolle Aussicht für so wenig Mühe?!? Das wissen leider auch viele andere und daher ist hier auch recht viel los.
Das ändert sich schlagartig auf der Abstiegsroute: Weglos geht's hinunter auf den langen Westrücken, dem man ohne Schwierigkeiten bergab folgt, bis er sich an der Kotalm verläuft und man ins Weidegelände hinaustritt. Meist sind gute Trittspuren erkennbar und die Orientierung gibt keinen Anlass zur Sorge.
An der Alm kann man die Tour beenden, indem man auf der Fahrstraße nach Jachenau absteigt. Wer eins draufsetzen will, plant noch den Jochberg ins Tourenkonzept mit ein. Dazu folgt man dem Steig quer durch den Weidefleck nach Westen. Im Wald geht's aufwärts, bis schließlich das ausgedehnte Weidegelände der Jocheralm erreicht wird. Am Fuß des Jochberg-Gipfelaufbaus entlang nach Südwesten bis die Alm (im Sommer einfach bewirtschaftet) erreicht ist. Nach den Plänen der Energieversorger soll sie einem Pumpspeicherwerk weichen, das durch Umwandlung von billigem Nachtstrom in lukrativen Spitzenstrom möglichst viel Gewinn abwerfen soll - ein klares "Nein" für dieses fragwürdige Projekt!
Von der Alm quert man auf breit ausgetretenem, gut frequentierten Steig durch die Südflanke hinüber zum völlig überlaufenen Weg, der vom Kesselbergpass zum Jochberg führt. Ihm über den Südwestkamm folgen, bis das große Gipfelkreuz erreicht ist. Dass der Jochberg ein 1A-Aussichtsberg ist, darüber gibt es keine zwei Meinungen - vor allem Kochel- und Walchensee zeigen sich besonders schön, zudem Karwendel- und Wettersteingebirge.
Bis zur Jocheralm folgt man dem Anstiegsweg. Danach geht es nach rechts auf dem breiten Versorgungsweg bergab (JA, auch hier kann man sich verlaufen!!!) und vorbei am Abzweig nach Walchensee; an einer Verzweigung weiter auf der Forststraße nach rechts, bis an einem Holzplatz eine Brücke über die Kleine Laine führt und der Aufstiegsweg wieder erreicht wird. Der restliche Rückweg ist ein Katzensprung und so wird bald wieder das Dorf Jachenau erreicht.
Schwierigkeiten:
Hirschhörnlkopf von Jachenau: T2 (steile Hänge, keine Schwierigkeiten).
Über Westrücken zur Kotalm: T2 (ohne Probleme, Orientierung leicht).
Weiter über Jocheralm zum Jochberg: T2 (einfach).
Abstieg über Versorgungsstraße: T1.
Fazit:
Eine schöne 3*-Rundtour, die von der überaus lohnenden Aussicht auf den Gipfelhöhen lebt. Besonders angenehm ist, dass in direkter Nachbarschaft zu gut frequentierten bis überlaufenen Wegen stille Routen existieren, die dem Individualisten Freude bereiten. Die Tour ist länger, als man im Angesicht der eher bescheidenen Berge erwarten würde.
Anmerkung:
Jochberg und Hirschhörnlkopf von Kochel:
Jochberg (1565 m) - lange Zwei-Gipfel-Runde am Kochelsee.
Epilog:
Frühling wird's, die Blumen sprießen
und wie jedes Jahr bringen die Frühlingsgefühle wieder alles durcheinander...
So kommt's zur folgenden Geschichte. Zwei einsame Bergwanderer - nennen wir sie aus Gründen der Anonymität Uwe und 83_Stefan - steigen vom Jochberg ab. Der eine von beiden, den wir der Anonymität wegen 83_Stefan nennen, sieht vor sich zwei schicke Mädels, die orientierungslos an einer Verzweigung stehen, woraufhin eine hormongegebene Steigerung der Schrittfrequenz einsetzt und die beiden scheinbar Hilfesuchenden rasch erreicht werden. Die heiß ersehnte Frage, wo es denn hier zum Walchensee ginge, wird rasch und überzeugend mit "rechts" beantwortet und der anonyme Protagonist wähnt sich bereits in der Rolle des verehrten Retters in der Not. Aber das 21. Jahrhundert ist eine seltsame Zeit. Anstelle des gebührenden Danks, am besten mit Austausch der Mailadressen - pardon, der Telefonnummern - gucken die beiden Mädels aber wie erstarrt auf ihr Handy... nein, heutzutage nennt sich das "Smartphone". Was es gesagt hat - keine Ahnung, wahrscheinlich den rechten Weg. Der 83_Stefan war daraufhin so irritiert, dass er möglichst schnellen Schrittes weiter gegangen ist, den Uwe im Gepäck. Nun war der 83_Stefan zwar schon so oft am Jochberg, dass er dort fast jeden Stein persönlich kennt, aber irgendwie war die eingeschlagene Richtung optimierungsfähig, sprich, die eingeschlagene Trasse endete irgendwo im Wald. Um sich vor den beiden Mädels keine Blöße zu geben, galoppieren die beiden Protagonisten im Wald den steilen Hang hinauf, überqueren auf halsbrecherische Weise einen Stacheldrahtzaun um 100 Meter weiter den Hang auf der Suche nach der breiten Versorgungsstraße wieder hinunterzupflügen. Natürlich wieder mit Stacheldrahtzaun. Nach zwei Forststraßen-Sackgassen und einem steilen Waldabstieg kommen ihnen dann noch zwei Fahrradfahrer auf der tief verschneiten Versorgungsstraße entgegen, die sich auf gleiche Weise über ihren Alternativ-Abstieg wundern, wie die beiden Wanderer sich über deren Alternativ-Fortbewegungsmittel. Als Fazit bleibt: so ist das Leben und genau so ist es gut! Es braucht Wirrungen und Verirrungen, um den richtigen Weg zu finden. Immer mit Navi durchs Leben ist wie eine Antlantikdurchquerung mit Schwimmflügeln. Und da sage noch einer, man könne sich am Jochberg nicht verirren ;-) …
Kategorien: Bayerische Voralpen, 3*-Tour, 1500er, T2.
In Jachenau an der Kirche beginnt die Tour. An der Kleinen Laine entlang leitet der Forstweg nach Nordwesten, bald darauf zweigt man nach rechts und gleich wieder nach links ab um der Forststraße zu folgen, bis sie in einen Steig übergeht. Dieser führt durch die steile Südflanke schnurstracks nach oben, der lichte Wald gibt den einen oder anderen schönen Blick ins Karwendel frei. Schließlich wird der breite Ostrücken des Hirschhörnlkopfs erreicht, dem man nach links - vorbei an der schön gelegenen Pfundalm - durch freies, aussichtsreiches Gelände hinauf zum lange sichtbaren Gipfelkreuz des Hirschhörnlkopfs folgt. Wo gibt's schon so eine tolle Aussicht für so wenig Mühe?!? Das wissen leider auch viele andere und daher ist hier auch recht viel los.
Das ändert sich schlagartig auf der Abstiegsroute: Weglos geht's hinunter auf den langen Westrücken, dem man ohne Schwierigkeiten bergab folgt, bis er sich an der Kotalm verläuft und man ins Weidegelände hinaustritt. Meist sind gute Trittspuren erkennbar und die Orientierung gibt keinen Anlass zur Sorge.
An der Alm kann man die Tour beenden, indem man auf der Fahrstraße nach Jachenau absteigt. Wer eins draufsetzen will, plant noch den Jochberg ins Tourenkonzept mit ein. Dazu folgt man dem Steig quer durch den Weidefleck nach Westen. Im Wald geht's aufwärts, bis schließlich das ausgedehnte Weidegelände der Jocheralm erreicht wird. Am Fuß des Jochberg-Gipfelaufbaus entlang nach Südwesten bis die Alm (im Sommer einfach bewirtschaftet) erreicht ist. Nach den Plänen der Energieversorger soll sie einem Pumpspeicherwerk weichen, das durch Umwandlung von billigem Nachtstrom in lukrativen Spitzenstrom möglichst viel Gewinn abwerfen soll - ein klares "Nein" für dieses fragwürdige Projekt!
Von der Alm quert man auf breit ausgetretenem, gut frequentierten Steig durch die Südflanke hinüber zum völlig überlaufenen Weg, der vom Kesselbergpass zum Jochberg führt. Ihm über den Südwestkamm folgen, bis das große Gipfelkreuz erreicht ist. Dass der Jochberg ein 1A-Aussichtsberg ist, darüber gibt es keine zwei Meinungen - vor allem Kochel- und Walchensee zeigen sich besonders schön, zudem Karwendel- und Wettersteingebirge.
Bis zur Jocheralm folgt man dem Anstiegsweg. Danach geht es nach rechts auf dem breiten Versorgungsweg bergab (JA, auch hier kann man sich verlaufen!!!) und vorbei am Abzweig nach Walchensee; an einer Verzweigung weiter auf der Forststraße nach rechts, bis an einem Holzplatz eine Brücke über die Kleine Laine führt und der Aufstiegsweg wieder erreicht wird. Der restliche Rückweg ist ein Katzensprung und so wird bald wieder das Dorf Jachenau erreicht.
Schwierigkeiten:
Hirschhörnlkopf von Jachenau: T2 (steile Hänge, keine Schwierigkeiten).
Über Westrücken zur Kotalm: T2 (ohne Probleme, Orientierung leicht).
Weiter über Jocheralm zum Jochberg: T2 (einfach).
Abstieg über Versorgungsstraße: T1.
Fazit:
Eine schöne 3*-Rundtour, die von der überaus lohnenden Aussicht auf den Gipfelhöhen lebt. Besonders angenehm ist, dass in direkter Nachbarschaft zu gut frequentierten bis überlaufenen Wegen stille Routen existieren, die dem Individualisten Freude bereiten. Die Tour ist länger, als man im Angesicht der eher bescheidenen Berge erwarten würde.
Anmerkung:
Jochberg und Hirschhörnlkopf von Kochel:
Jochberg (1565 m) - lange Zwei-Gipfel-Runde am Kochelsee.
Epilog:
Frühling wird's, die Blumen sprießen
und wie jedes Jahr bringen die Frühlingsgefühle wieder alles durcheinander...
So kommt's zur folgenden Geschichte. Zwei einsame Bergwanderer - nennen wir sie aus Gründen der Anonymität Uwe und 83_Stefan - steigen vom Jochberg ab. Der eine von beiden, den wir der Anonymität wegen 83_Stefan nennen, sieht vor sich zwei schicke Mädels, die orientierungslos an einer Verzweigung stehen, woraufhin eine hormongegebene Steigerung der Schrittfrequenz einsetzt und die beiden scheinbar Hilfesuchenden rasch erreicht werden. Die heiß ersehnte Frage, wo es denn hier zum Walchensee ginge, wird rasch und überzeugend mit "rechts" beantwortet und der anonyme Protagonist wähnt sich bereits in der Rolle des verehrten Retters in der Not. Aber das 21. Jahrhundert ist eine seltsame Zeit. Anstelle des gebührenden Danks, am besten mit Austausch der Mailadressen - pardon, der Telefonnummern - gucken die beiden Mädels aber wie erstarrt auf ihr Handy... nein, heutzutage nennt sich das "Smartphone". Was es gesagt hat - keine Ahnung, wahrscheinlich den rechten Weg. Der 83_Stefan war daraufhin so irritiert, dass er möglichst schnellen Schrittes weiter gegangen ist, den Uwe im Gepäck. Nun war der 83_Stefan zwar schon so oft am Jochberg, dass er dort fast jeden Stein persönlich kennt, aber irgendwie war die eingeschlagene Richtung optimierungsfähig, sprich, die eingeschlagene Trasse endete irgendwo im Wald. Um sich vor den beiden Mädels keine Blöße zu geben, galoppieren die beiden Protagonisten im Wald den steilen Hang hinauf, überqueren auf halsbrecherische Weise einen Stacheldrahtzaun um 100 Meter weiter den Hang auf der Suche nach der breiten Versorgungsstraße wieder hinunterzupflügen. Natürlich wieder mit Stacheldrahtzaun. Nach zwei Forststraßen-Sackgassen und einem steilen Waldabstieg kommen ihnen dann noch zwei Fahrradfahrer auf der tief verschneiten Versorgungsstraße entgegen, die sich auf gleiche Weise über ihren Alternativ-Abstieg wundern, wie die beiden Wanderer sich über deren Alternativ-Fortbewegungsmittel. Als Fazit bleibt: so ist das Leben und genau so ist es gut! Es braucht Wirrungen und Verirrungen, um den richtigen Weg zu finden. Immer mit Navi durchs Leben ist wie eine Antlantikdurchquerung mit Schwimmflügeln. Und da sage noch einer, man könne sich am Jochberg nicht verirren ;-) …
Kategorien: Bayerische Voralpen, 3*-Tour, 1500er, T2.
Tourengänger:
83_Stefan
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