Hoher Eichham/Hocheichham (3371 m): Viel Luft unter den Sohlen am Südgrat!
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"Hoher Eichham, 3371 m
Vierkantige, schroffe Felspyramide...; einer der stattlichsten Felsberge der Venedigergruppe. ... Bergsteigerisch interessant...; ohne leichten Anstieg...; günstiger Aufstieg Südgrat, überwältigende Aussicht, die nur jener der Rötspitze gleichzustellen ist."
Mit dieser Beschreibung aus dem Alpenvereinsführer für die Venedigergruppe von Hubert Peterka/Willi End (3. Auflage 1982!) war bei mir der Wunsch geboren, auch mal dort oben zu stehen. Das war Anfang der 80er-Jahre. 1985 engagierte ich einen Bergführer und verwirklichte so den Traum vom Gipfel. Fasziniert betrachtete ich damals zum ersten mal Wolken von oben. Im Jahr darauf wiederholte ich vor lauter Begeisterung die Tour solo. Warum also nicht dieses Jahr den Berg zum Dritten mal besteigen? Die Südgratroute auf den Hohen Eichham schien mir ohnehin die einzig machbare Hochtour zu sein, nachdem der letzte Wintereinbruch im Hochgebirge gerade mal zwei Tage her war. Außer ein paar unscharfen fast 30 Jahre alten "Ritsch-Ratsch-Klick"-Bildern hatte ich zudem keine wirkliche Erinnerung an Landschaft und Aussicht. Nur eins wusste ich noch, da war ich mir ganz sicher, ich hatte damals am Südgrat mit und ohne Bergführer keine nennenswerte Probleme angetroffen, aber da sollte ich mich täuschen.
Der Südgrat war doch deutlich schwieriger als ich ihn in Erinnerung hatte!
Details, insbesondere zum Südgrat siehe auch Bilderstrecke mit meiner Kommentierung!
Aufstieg ins Timmeltal (T2)
Um kurz nach 8.00 Uhr gings vom Parkplatz Bodenalm los. Bis zu Bodenalm selbst brauchte ich ca. 45 Minuten. Zunächst folgte ich dem breiten Almsträßchen. Später konnte ich nach rechts die Abkürzer auf schönem Wanderweg benutzen. Die Lärchen begannen sich hier bereits golden zu verfärben.
Nach der Bodenalm folgte ich nun wieder wenige Minuten dem breiten Weg nach rechts in Richtung Timmeltal. Bei einem Wegweiser stieg ich den rechts abzweigenden Wanderweg zum Eingang des Timmeltals hinauf. Dieses Tal betrat ich östlich des Timmelbachs.
Parallel verläuft noch ein zweiter Weg westlich des Bachs durch das Tal. Hat man sich bei der Bodenalm eher links orientiert (Richtung Sajathütte), gelangt man auf diesen Weg, von dem man aber später über eine Brücke (Ochsnerhütte) wieder auf den östlichen Talhang wechseln kann.
Nun ging es eben durch das Tal bis zu Wallhorner Alm. Kurz dahinter erreichte ich die Ochsnerhütte. Hier folgte nun der weitere Aufstieg über den östlichen Talhang.
Zustieg zum Kar "am Kleinen Eichham" (T3-T4)
Bei der Ochsnerhütte hielt ich mich rechts und folgte einer schwachen Spur und verblassten Markierungen. Doch schon nach wenigen Metern war der Wanderweg dann eindeutig zu erkennen. Stetig ansteigend (aber nicht sehr steil) erreichte ich so den weiter oben über dem Tal verlaufenden Venediger Höhenweg. Über diesen nach Norden zunächst ein paar Meter bergab, dann um eine Felsecke herum (Stufen, Drahtseil) und in einem weiten Linksbogen durch den Hang bis zum "Kleinen Eichhambächle". Nach Überquerung des Bachs ging es nun weglos das Hochkar hinauf. Das Teilstück auf dem Venediger Höhenweg war schon unangenehm verschneit und auch sehr ausgesetzt. Die Felsen am Bach waren teilweise vereist. Hier musste ich entsprechend vorsichtig sein.
Durch das Kar zur Südlichen Eichhamscharte (T3-T5)
Zunächst stieg ich die steilen Grashalden links vom Bachgraben hinauf. Ein Rudel Gämsen erblickte mich und ergriff sofort die Flucht. Weiter oben nahm die Steilheit etwas ab und das Gelände ging mehr und mehr in Schutt über, der im Bereich von P. 2787m teilweise unangenehm mit Schnee bedeckt war. Etwas weiter oben erreichte ich die ebene Karmulde und montierte die Steigeisen vor der finalen sehr steilen Aufstiegsrinne zur Scharte. Die hier geschlossene Schneedecke trug leider nicht immer und so brach ich regelmäßig knietief ein. Vor allem in der Rinne (bis ca. 40°!) war dies leicht demotivierend. Außerdem wollte die Scharte hier einfach nicht in Sicht kommen. Irgendwann hatte ich es aber endlich geschafft und machte in der Scharte erstmal Pause. Dabei genoss ich die schon hier eindrucksvolle recht weite Aussicht.
Der Südgrat (T5+, WS+, I - II+/ III-)
Einschätzung der Schwierigkeiten
Was die Schwierigkeiten anbelangt, lässt sich der Südgrat grob in zwei Bereiche unterteilen. Bis vor den großen Felszacken relativ unschwierg (T4-T5). Danach fast ununterbrochen sehr heikel, sehr ausgesetzt und Kletterei nach meiner Einschätzung und auf meiner Route von I bis III-! Der vorbezeichnete Alpenvereinsführer spricht nur von Schwierigkeiten bis II-. Die hier beschriebene Tour schätzt die Kletterei im Bericht aber auch mit II-III ein und weist zudem auf diverse Alternativen am Südgrat hin.
1. Zustieg zum großen Gratzacken
Von der Scharte stieg ich auf dem breiten Grat über Schnee, steile Schrofen und Schutt bis unter den Felszacken im Südgrat. Ab und an musste ich dabei die Hände zu Hilfe nehmen. Dann deponierte ich meine Steigeisen und den Eispickel und stieg nicht bis auf die Spitze des Felszackens, sondern wich deutlich unterhalb -Steinmännern und Spuren folgend- in die Ostflanke aus.
2. Querung in der Ostflanke
Die Hangquerung führte durch sehr ausgesetztes und steiles Gelände und war zudem teils unangenehm mit Schnee bedeckt. Dies sollte mir noch beim Abstieg Kopfzerbrechen bereiten. Keine richtige Kletterei, aber der Einsatz der Hände war dennoch ständig erforderlich. Durch die Ostflanke aufsteigend erreichte ich die Felsscharte nördlich des Gratzackens und somit wieder den Südgrat. Dort machte ich ein zweites Depot und ließ dabei die Tourenstöcke zurück.
3. Die Steilstufe
Ab hier war die Route mit diversen Bohrhaken versehen. Der zunächst flache und weniger ausgesetzte Grat leitete zur ersten Schlüsselstelle, einer ca. 5 m hohen annhähernd senkrechten Steilstufe. Der feste Fels war von diversen Rissen durchzogen und bot genügend Tritte und Griffe um nicht nur rauf, sondern auch wieder gut runterklettern zu können (III-). Außerdem soll es hier noch eine mit Klammern versehene Alternativroute geben, die ich aber nicht gesehen habe.
4. Die abdrängende Felskante
Nach der Steilstufe stieg ich direkt unterhalb der Gratkante (Bohrhaken) wenige Meter leicht abwärts auf heikel abschüssigen Felsen zur nächsten Schlüsselstelle. Hierbei handelte es sich um einen abwärts hängenden querliegenden Gratfelsen, über dessen glatte Kante (keine richtigen Griffe) ich in die Scharte vor der Gipfelwand steigen musste. Glücklicherweise gab es dort aber einen künstlichen Griff in Form eines Bohrhakens. Dieser saß bombenfest im Fels und so konnte ich mich über die Kante hinüber hieven (II+). Auf der anderen Seite fehlten noch ein paar Zentimeter bis zum Boden. Hinter der Felskante war der Grund aber eben und so machte ich einen Minisprung dort hinunter.
5. Band durch die Gipfelwand
Nach wenigen Metern stand ich jetzt am Fuß der plattigen gelben Gipfelwand des Hohen Eichhams. Von ihrem Fuß führte ein schmales Band sehr ausgesetzt (Bohrhaken) ca. 30 m diagonal nach rechts hinauf bis zu den Gipfelfelsen. Das Gestein hier im Gipfelbereich war sandig, bröselig. Während ich auf dem Band nach oben stieg suchte ich erst gar nicht nach irgendwelchen Griffen. Entweder gab es keine oder der Fels war morsch wie Blätterteig. Ich schmiegte mich vielmehr eng an die Wand und stütze mich dabei mit flacher Hand hie und da ab um das Gleichgewicht auf dem schmalen Band besser behalten zu können. Zum Schluss ging es noch über eine kleine Felsstufe und dann stand ich am Gipfelkreuz.
Der Gipfel
Der Gipfel ist ebenfalls schmal und ausgesetzt. Wohin ich auch trat, überall gähnende Abgründe. Mein luftiger Sitzplatz befand sich genau über der zuvor durchstiegenen Gipfelwand, was eine gewisse Leichtigkeit in der Magengegend hervorrief. All´ dies konnte mich aber nicht am Genuss des wahrliche eindrucksvollen Gipfelpanoramas hindern.
Genau nach Süden versperrte kein höherer Berg die Aussicht. Über dem Gipfelmeer der Defereger und Villgratener Berge war die charakteristische Dolomitensilhouette am Horizont zu bestaunen. Auch nach Nordosten konnte ich zwischen Venediger- und Glocknergruppe über dem Tauernhauptkamm hinweg einen Teil der nördlichen Kalkalpen erblicken. Im Südwesten Rieserfernergruppe und weit am Horizont Königspitze, Zebru und der Ortler sowie die Gipfel der Brentagruppe. Im Südosten reichte der Blick über das Iseltal zu den Lienzer Dolomiten, den Karnischen Alpen und am Horizont bis zu den Julischen Alpen mit dem Triglav. Nach 1 1/2 Std. nehme ich den Abstieg wieder in Angriff.
Vorsichtiger Abstieg
Nach dem ich über das Band die Gipfelwand hinuntergestiegen war, galt es nun wieder die heikle Felskante zu überklettern. Überraschender Weise brauchte ich aber nicht mehr nach dem Bohrhaken zu greifen, da die Felskante beim hinaufziehen nun als tauglicher Griff dienen konnte. Allerdings musste ich mich schon mit ordentlich Schwung hinaufwuchten.
Das anschließende Abklettern an der 5 m Steilstufe dauerte etwas länger als erwartet, da ich hier mehrere Versuche brauchte um Hände und Füße in der richtigen Reihenfolge zu platzieren.
Als eigentlicher Knackpunkt beim Abstieg entpuppte sich die Querung östlich des großen Felszackens. Nun führte die heikle Traverse abwärts und der rutschige Schnee auf dem felsigen Untergrund stellte meine Nerven doch sehr auf die Probe. An einer Stelle wusste ich nicht weiter und bohrte mir einen Griff in den angefrorenen Schnee um den entscheidenden Schritt hinunter nicht komplett ohne Halt machen zu müssen. Nach dem diese Psycho-Stelle überwunden war, erreichte ich kurze Zeit später doch etwas erleichtert wieder mein Steigeisen-Eispickel-Depot. Die größten Schwierigkeiten hatte ich nun geschafft.
In der südl. Eichhamscharte angekommen überlegte ich noch, ob ich die Steigeisen für den Abstieg über den steilen Schneehang brauchen würde. Ich entschied mich, die Sache ohne Steigeisen anzugehen, was sich als richtig herausstellte. Der Schnee war nun durchgehend aufgeweicht und bot beim Einsinken genügend halt.
Das Kar ist nach Westen ausgerichtet. Aber die vielen Schleierwolken verhinderten einen leuchtenden Sonnenuntergang. Kurz vor Erreichen des Venediger Höhenwegs musste die Sonne aber doch noch irgendwo im Westen einen Wolkenlücke gefunden haben und so leuchteten unvermittelt die Felsen der markanten Wunspitze in voller Pracht über dem Kar auf.
Vorsichtig -insbesondere über den recht winterlichen Abschnitt des Venediger Höhenwegs- ging es dann in der Abenddämmerung hinunter ins Timmeltal zur Ochsnerhütte. Von dort -wie so oft- mit Stirnlampe durch die Dunkelheit zurück zum Parkplatz Bodenalm. Ende der Tour um 19.45 Uhr.
Fazit:
Ungemein eindrucksvoller Gipfel. Das ich den Berg fälschlicherweise als leichte Tour in Erinnerung behalten habe, schreibe ich meiner jugendlichen Unbekümmertheit von vor 27 Jahren und meiner eigenen Vergesslichkeit zu. Außerdem hatte ich jetzt wegen der teils prekären Schneelage deutlich schlechtere Bedingungen als damals in den Sommern 1985 und 1986.
Vierkantige, schroffe Felspyramide...; einer der stattlichsten Felsberge der Venedigergruppe. ... Bergsteigerisch interessant...; ohne leichten Anstieg...; günstiger Aufstieg Südgrat, überwältigende Aussicht, die nur jener der Rötspitze gleichzustellen ist."
Mit dieser Beschreibung aus dem Alpenvereinsführer für die Venedigergruppe von Hubert Peterka/Willi End (3. Auflage 1982!) war bei mir der Wunsch geboren, auch mal dort oben zu stehen. Das war Anfang der 80er-Jahre. 1985 engagierte ich einen Bergführer und verwirklichte so den Traum vom Gipfel. Fasziniert betrachtete ich damals zum ersten mal Wolken von oben. Im Jahr darauf wiederholte ich vor lauter Begeisterung die Tour solo. Warum also nicht dieses Jahr den Berg zum Dritten mal besteigen? Die Südgratroute auf den Hohen Eichham schien mir ohnehin die einzig machbare Hochtour zu sein, nachdem der letzte Wintereinbruch im Hochgebirge gerade mal zwei Tage her war. Außer ein paar unscharfen fast 30 Jahre alten "Ritsch-Ratsch-Klick"-Bildern hatte ich zudem keine wirkliche Erinnerung an Landschaft und Aussicht. Nur eins wusste ich noch, da war ich mir ganz sicher, ich hatte damals am Südgrat mit und ohne Bergführer keine nennenswerte Probleme angetroffen, aber da sollte ich mich täuschen.
Der Südgrat war doch deutlich schwieriger als ich ihn in Erinnerung hatte!
Details, insbesondere zum Südgrat siehe auch Bilderstrecke mit meiner Kommentierung!
Aufstieg ins Timmeltal (T2)
Um kurz nach 8.00 Uhr gings vom Parkplatz Bodenalm los. Bis zu Bodenalm selbst brauchte ich ca. 45 Minuten. Zunächst folgte ich dem breiten Almsträßchen. Später konnte ich nach rechts die Abkürzer auf schönem Wanderweg benutzen. Die Lärchen begannen sich hier bereits golden zu verfärben.
Nach der Bodenalm folgte ich nun wieder wenige Minuten dem breiten Weg nach rechts in Richtung Timmeltal. Bei einem Wegweiser stieg ich den rechts abzweigenden Wanderweg zum Eingang des Timmeltals hinauf. Dieses Tal betrat ich östlich des Timmelbachs.
Parallel verläuft noch ein zweiter Weg westlich des Bachs durch das Tal. Hat man sich bei der Bodenalm eher links orientiert (Richtung Sajathütte), gelangt man auf diesen Weg, von dem man aber später über eine Brücke (Ochsnerhütte) wieder auf den östlichen Talhang wechseln kann.
Nun ging es eben durch das Tal bis zu Wallhorner Alm. Kurz dahinter erreichte ich die Ochsnerhütte. Hier folgte nun der weitere Aufstieg über den östlichen Talhang.
Zustieg zum Kar "am Kleinen Eichham" (T3-T4)
Bei der Ochsnerhütte hielt ich mich rechts und folgte einer schwachen Spur und verblassten Markierungen. Doch schon nach wenigen Metern war der Wanderweg dann eindeutig zu erkennen. Stetig ansteigend (aber nicht sehr steil) erreichte ich so den weiter oben über dem Tal verlaufenden Venediger Höhenweg. Über diesen nach Norden zunächst ein paar Meter bergab, dann um eine Felsecke herum (Stufen, Drahtseil) und in einem weiten Linksbogen durch den Hang bis zum "Kleinen Eichhambächle". Nach Überquerung des Bachs ging es nun weglos das Hochkar hinauf. Das Teilstück auf dem Venediger Höhenweg war schon unangenehm verschneit und auch sehr ausgesetzt. Die Felsen am Bach waren teilweise vereist. Hier musste ich entsprechend vorsichtig sein.
Durch das Kar zur Südlichen Eichhamscharte (T3-T5)
Zunächst stieg ich die steilen Grashalden links vom Bachgraben hinauf. Ein Rudel Gämsen erblickte mich und ergriff sofort die Flucht. Weiter oben nahm die Steilheit etwas ab und das Gelände ging mehr und mehr in Schutt über, der im Bereich von P. 2787m teilweise unangenehm mit Schnee bedeckt war. Etwas weiter oben erreichte ich die ebene Karmulde und montierte die Steigeisen vor der finalen sehr steilen Aufstiegsrinne zur Scharte. Die hier geschlossene Schneedecke trug leider nicht immer und so brach ich regelmäßig knietief ein. Vor allem in der Rinne (bis ca. 40°!) war dies leicht demotivierend. Außerdem wollte die Scharte hier einfach nicht in Sicht kommen. Irgendwann hatte ich es aber endlich geschafft und machte in der Scharte erstmal Pause. Dabei genoss ich die schon hier eindrucksvolle recht weite Aussicht.
Der Südgrat (T5+, WS+, I - II+/ III-)
Einschätzung der Schwierigkeiten
Was die Schwierigkeiten anbelangt, lässt sich der Südgrat grob in zwei Bereiche unterteilen. Bis vor den großen Felszacken relativ unschwierg (T4-T5). Danach fast ununterbrochen sehr heikel, sehr ausgesetzt und Kletterei nach meiner Einschätzung und auf meiner Route von I bis III-! Der vorbezeichnete Alpenvereinsführer spricht nur von Schwierigkeiten bis II-. Die hier beschriebene Tour schätzt die Kletterei im Bericht aber auch mit II-III ein und weist zudem auf diverse Alternativen am Südgrat hin.
1. Zustieg zum großen Gratzacken
Von der Scharte stieg ich auf dem breiten Grat über Schnee, steile Schrofen und Schutt bis unter den Felszacken im Südgrat. Ab und an musste ich dabei die Hände zu Hilfe nehmen. Dann deponierte ich meine Steigeisen und den Eispickel und stieg nicht bis auf die Spitze des Felszackens, sondern wich deutlich unterhalb -Steinmännern und Spuren folgend- in die Ostflanke aus.
2. Querung in der Ostflanke
Die Hangquerung führte durch sehr ausgesetztes und steiles Gelände und war zudem teils unangenehm mit Schnee bedeckt. Dies sollte mir noch beim Abstieg Kopfzerbrechen bereiten. Keine richtige Kletterei, aber der Einsatz der Hände war dennoch ständig erforderlich. Durch die Ostflanke aufsteigend erreichte ich die Felsscharte nördlich des Gratzackens und somit wieder den Südgrat. Dort machte ich ein zweites Depot und ließ dabei die Tourenstöcke zurück.
3. Die Steilstufe
Ab hier war die Route mit diversen Bohrhaken versehen. Der zunächst flache und weniger ausgesetzte Grat leitete zur ersten Schlüsselstelle, einer ca. 5 m hohen annhähernd senkrechten Steilstufe. Der feste Fels war von diversen Rissen durchzogen und bot genügend Tritte und Griffe um nicht nur rauf, sondern auch wieder gut runterklettern zu können (III-). Außerdem soll es hier noch eine mit Klammern versehene Alternativroute geben, die ich aber nicht gesehen habe.
4. Die abdrängende Felskante
Nach der Steilstufe stieg ich direkt unterhalb der Gratkante (Bohrhaken) wenige Meter leicht abwärts auf heikel abschüssigen Felsen zur nächsten Schlüsselstelle. Hierbei handelte es sich um einen abwärts hängenden querliegenden Gratfelsen, über dessen glatte Kante (keine richtigen Griffe) ich in die Scharte vor der Gipfelwand steigen musste. Glücklicherweise gab es dort aber einen künstlichen Griff in Form eines Bohrhakens. Dieser saß bombenfest im Fels und so konnte ich mich über die Kante hinüber hieven (II+). Auf der anderen Seite fehlten noch ein paar Zentimeter bis zum Boden. Hinter der Felskante war der Grund aber eben und so machte ich einen Minisprung dort hinunter.
5. Band durch die Gipfelwand
Nach wenigen Metern stand ich jetzt am Fuß der plattigen gelben Gipfelwand des Hohen Eichhams. Von ihrem Fuß führte ein schmales Band sehr ausgesetzt (Bohrhaken) ca. 30 m diagonal nach rechts hinauf bis zu den Gipfelfelsen. Das Gestein hier im Gipfelbereich war sandig, bröselig. Während ich auf dem Band nach oben stieg suchte ich erst gar nicht nach irgendwelchen Griffen. Entweder gab es keine oder der Fels war morsch wie Blätterteig. Ich schmiegte mich vielmehr eng an die Wand und stütze mich dabei mit flacher Hand hie und da ab um das Gleichgewicht auf dem schmalen Band besser behalten zu können. Zum Schluss ging es noch über eine kleine Felsstufe und dann stand ich am Gipfelkreuz.
Der Gipfel
Der Gipfel ist ebenfalls schmal und ausgesetzt. Wohin ich auch trat, überall gähnende Abgründe. Mein luftiger Sitzplatz befand sich genau über der zuvor durchstiegenen Gipfelwand, was eine gewisse Leichtigkeit in der Magengegend hervorrief. All´ dies konnte mich aber nicht am Genuss des wahrliche eindrucksvollen Gipfelpanoramas hindern.
Genau nach Süden versperrte kein höherer Berg die Aussicht. Über dem Gipfelmeer der Defereger und Villgratener Berge war die charakteristische Dolomitensilhouette am Horizont zu bestaunen. Auch nach Nordosten konnte ich zwischen Venediger- und Glocknergruppe über dem Tauernhauptkamm hinweg einen Teil der nördlichen Kalkalpen erblicken. Im Südwesten Rieserfernergruppe und weit am Horizont Königspitze, Zebru und der Ortler sowie die Gipfel der Brentagruppe. Im Südosten reichte der Blick über das Iseltal zu den Lienzer Dolomiten, den Karnischen Alpen und am Horizont bis zu den Julischen Alpen mit dem Triglav. Nach 1 1/2 Std. nehme ich den Abstieg wieder in Angriff.
Vorsichtiger Abstieg
Nach dem ich über das Band die Gipfelwand hinuntergestiegen war, galt es nun wieder die heikle Felskante zu überklettern. Überraschender Weise brauchte ich aber nicht mehr nach dem Bohrhaken zu greifen, da die Felskante beim hinaufziehen nun als tauglicher Griff dienen konnte. Allerdings musste ich mich schon mit ordentlich Schwung hinaufwuchten.
Das anschließende Abklettern an der 5 m Steilstufe dauerte etwas länger als erwartet, da ich hier mehrere Versuche brauchte um Hände und Füße in der richtigen Reihenfolge zu platzieren.
Als eigentlicher Knackpunkt beim Abstieg entpuppte sich die Querung östlich des großen Felszackens. Nun führte die heikle Traverse abwärts und der rutschige Schnee auf dem felsigen Untergrund stellte meine Nerven doch sehr auf die Probe. An einer Stelle wusste ich nicht weiter und bohrte mir einen Griff in den angefrorenen Schnee um den entscheidenden Schritt hinunter nicht komplett ohne Halt machen zu müssen. Nach dem diese Psycho-Stelle überwunden war, erreichte ich kurze Zeit später doch etwas erleichtert wieder mein Steigeisen-Eispickel-Depot. Die größten Schwierigkeiten hatte ich nun geschafft.
In der südl. Eichhamscharte angekommen überlegte ich noch, ob ich die Steigeisen für den Abstieg über den steilen Schneehang brauchen würde. Ich entschied mich, die Sache ohne Steigeisen anzugehen, was sich als richtig herausstellte. Der Schnee war nun durchgehend aufgeweicht und bot beim Einsinken genügend halt.
Das Kar ist nach Westen ausgerichtet. Aber die vielen Schleierwolken verhinderten einen leuchtenden Sonnenuntergang. Kurz vor Erreichen des Venediger Höhenwegs musste die Sonne aber doch noch irgendwo im Westen einen Wolkenlücke gefunden haben und so leuchteten unvermittelt die Felsen der markanten Wunspitze in voller Pracht über dem Kar auf.
Vorsichtig -insbesondere über den recht winterlichen Abschnitt des Venediger Höhenwegs- ging es dann in der Abenddämmerung hinunter ins Timmeltal zur Ochsnerhütte. Von dort -wie so oft- mit Stirnlampe durch die Dunkelheit zurück zum Parkplatz Bodenalm. Ende der Tour um 19.45 Uhr.
Fazit:
Ungemein eindrucksvoller Gipfel. Das ich den Berg fälschlicherweise als leichte Tour in Erinnerung behalten habe, schreibe ich meiner jugendlichen Unbekümmertheit von vor 27 Jahren und meiner eigenen Vergesslichkeit zu. Außerdem hatte ich jetzt wegen der teils prekären Schneelage deutlich schlechtere Bedingungen als damals in den Sommern 1985 und 1986.
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