Die Via Dulcinea an der Hörnli Westwand


Publiziert von ossi , 29. Oktober 2013 um 08:07.

Region: Welt » Schweiz » Zürich
Tour Datum:27 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Zürcher Oberland   CH-ZH 
Aufstieg: 450 m
Abstieg: 450 m
Strecke:Steg-Bärtobel-Via Dulcinea-Hörnli-Tanzplatz-Steg
Zufahrt zum Ausgangspunkt:S 26 ab W'thur
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Gasthaus Hörnli mit Gästebetten
Kartennummer:1:25000 Hörnli

Dem Don Quijote seine Dulcinea, mir die Hörnli Westwand.

Allgemeines: Die Via Dulcinea ist die aufgepeppte Alternative zur klassischen Führe durch die Westwand. Im unteren Teil wird die klassische Route über einen etwas steileren Sporn angeklettert. Im oberen Teil wird die klassische Tour verlassen, berührt diese wieder beim Wandbuch und verlässt sie erneut, um mitten durch die Westwand über Bänder und Sporne den Gipfel zu erreichen. Endlich eine Neutour mit direktem Anschluss ans Wandbuch.

Tourbeschrieb: Mitten hinein ins Bärtobel. Statt nun den klassischen Westwandsporn zu besteigen, hält man sich an den linken Bachlauf (im Aufstieg gesehen) und folgt ihm bis ca. 50m vor den haushohen, unüberwindbaren Giessen, nur wenige Meter entfernt von einem mit Balken verbauten kleinen Wasserfall. Man erkennt einen wenig ausgeprägten Grassporn, der  oben auf seiner talauswärts gelegenen Seite von einer kleinen Nagelfluhwand begrenzt wird: Dieser Sporn vermittelt dank einiger Bäumchen den Aufstieg auf den klassischen Westwand Sporn (T5, Z5), wobei ich mich tendenziell an die Begrenzung nahe bei der Nagelfluhwand halte. Zwei Schlüsselzüge an einem gestürzten Baum sind athletisch und erreichen den unteren dritten (Wurzel)grad. Nun einfacher hoch zum Westwand Sporn, dem man bis zum Hörnligubelweg folgt.

Etwas überraschend finde ich hier -mitten in der unwesgamen Wildnis der Hörnli Westflanke- einen Fahrradanhänger. Im ersten Moment wirkt das Gefährt zur Fortbewegung etwas unpraktisch in dieser Gegend. Auch nach längerem Nachdenken erschliessen sich keine offensichtlichen Vorteile. Doch Halt, vielleicht setzt hier jemand einen neuen Trend: Das Begehen von Alpinwanderrouten mit nützlichen Gegenständen des Alltags. Ich stelle mir also vor, wie ich den Mattstock über den dichten Legföhrendschungel des NE-Grates erreiche, indem ich eines dieser ungemein praktischen Ikea-Expedit- Aufbewahrungssysteme durchs Geäst zwänge; wirklich reizvoll, der Gedanke.

Nach Querung des Hörnligubelwegs auf der klassischen Führe bis zum berühmten "Wändli". Statt nun nach rechts unter der Wand zu queren, folgt man ein gutes Stück der Felsfluh links am "Wändli" vorbei auf einem Band, bis rechterhand ein Sporn wieder hochführt zu einem auffälligen Gendarm auf dem klassischen Westwandsporn. Der Sporn bietet gutgriffige Wurzelkletterei im Z5-Bereich und endet genau da, wo sich das Wandbuch befindet.

Zu meiner Überraschung hat sich eine gute Seele die Mühe gemacht, mitten auf dem Westwand Sporn einen Haken zu schlagen und das Wandbuch fachgerecht an eben diesem Haken in einer Gamelle zu lagern: Herzlichen Dank an dieser Stelle!! Mit ca. zehn Begehungen im laufenden Jahr erfreut sich die klassische Linie auch nach Jahren noch einer gewissen Beliebtheit.

Die Dulcinea führt vom Wandbuch wieder links unter den Felsflühen mitten in die eigentliche Westwand hinaus. Man quert einige Runsen bis zu einem deutlichen, mit einem kräftigen Baum bewachsenen Sporn. Eine letzte Runse über solides, aber nasses und plattiges Gestein will dabei erst bezwungen werden (T5/Z5). Hier ist auch die Einmündung der "Via Kohlrabi", welche diesen Punkt direkter erreicht.

Über den Sporn hoch bis zu einer senkrecht aufragenden Nagelfluhkante und rechts der Kante hochhangeln (Z5/T5+, tarzanesker Charakter). Etwas leichter unter einen bemoosten Sporn. Hier nach links (den bemoosten Sporn kann ich an dieser Stelle gar nicht für eine Besteigung empfehlen) über eine weitere Runse hinweg zu einem nächsten Sporn. Hier zweigt die Via Kohlrabi wieder nach oben ab und ich erkenne weiter oben die Querung in der Kohlrabi, dessen 15m-Quergang mir einst etwa 20 min meines Lebens gekostet hat.

Die Dulcinea quert aber weiter unter den haushoch aufragenden Felsen in die Westwand hinaus, bis man ins deutlich offenere, nur wenig Baum bestockte Gelände gelangt. Eine breite Runse wird über viel heruntergefallenes Geröll gequert, was sich viel einfacher gestaltet als vermutet. Nach dieser Querung im offenen Gelände steht man erstmals wieder auf einem ausgeprägten und ausreichend von Holzgewächs bestockten Sporn, der einen Aufstieg erlaubt. Für die Querung ein harmloseres Z5.

Nun auf eben erwähntem Sporn hoch: Er ist zwar sehr steil, doch die Wurzeln sind gut und der Untergrund war auch schon abschreckender. Z5/T5+. Man steht nun unter der letzten Wandstufe, welche man linksherum durch eine breite Rinne umgeht. Dies ist auch der Ausstieg der Tour "Gesuchte Wege". Zuletzt will der brusthohe Zaun unter dem Gasthaus überwunden werden.

Fazit: Anspruchsvollere Variante zum Hörnliklassiker, welche durchaus Sinn macht und in der Endabrechnung das Label erhält "könnte man sogar einmal wiederholen". Wie immer landschaftlich eindrucksvoll, namentlich in der wenig bewaldeten Zone der Westwand überaus schön. Stürzen empfiehlt sich an vielen Stellen eher nicht.

Zum besseren Verständnis der Route beachte man die Bilderreihe unten.

Tour im Alleingang


Klassische Westwand: www.hikr.org/tour/post834.html
Gesuchte Wege: www.hikr.org/tour/post3416.html
Via Kohlrabi: www.hikr.org/tour/post8273.html

Tourengänger: ossi


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