Sonne und Nebel an den Churfirsten: Hinderrugg (2305 m) - Chäserrugg (2262 m) - Rosenböden (2208 m)

Chäserrugg(2262 m) und Hinderrugg (2306 m) sind die am schnellsten und leichtesten erreichbaren Churfirsten - wer es braucht, kann sich mit der Luftseilbahn bequem auf das Gipfelplateau des Chäserrugg befördern lassen und oben im Restaurant oder bei einem gemütlichen Spaziergang zum Hinderrugg oder zu den Rosenböden den herrlichen Ausblick geniessen. Bergeinsamkeit wird man hier allerdings -zumindest einmal während den Betriebszeiten der Seilbahn- nicht finden. Dennoch lohnt es sich, den höchsten Churfirsten zu erwandern, geniesst man doch von oben -wie von allen Churfirstengipfeln- einen einzigartigen Tiefblick auf den glitzernden Walensee, oder eben auf ein Nebelmeer… :-)   
 
Die Spatzen pfeifen es längst von den Dächern: DIE Flachlandhausener sind wieder im Lande und verbringen ihre Herbstferien einmal mehr im schönen Toggenburg. Da liegt es nahe, trotz noch am Vorabend zweifelhafter Wetterprognose kurzentschlossen eine Tour im Feriendomizil meiner Münsteraner Freunde abzumachen. Mit dabei war WoPo1961´s schottischer Cousin Ross, der die Tage zuvor zwar schon ein wenig Alpsteinluft schnuppern konnte, aber in seinem Leben noch nie auf einem der Churfirsten gewesen war. Diese Bildungslücke musste schleunigst geschlossen werden! Die Frage war nur, auf welchen der Sieben soll es gehen? Nach mehr oder weniger demokratischem Entscheid hiess das Ziel zunächst Hinderugg, mit 2306 m immerhin der höchste Churfirst mit der Option, die Tour via Chäserrugg in östliche Richtung zum Voralpsee fortzusetzen.   
 
Von unserem Treffpunkt Alt St. Johann gelangten wir mit Hilfe der Sesselbahn schnell zur Bergstation Sellamatt auf knapp 1400 m.ü.M. Von dort in 1 h 15 min auf den Gipfel des Hinderrugg, welcher lediglich mit einem Wegweiser auf dem höchsten Punkt und einer Wetter- und Windmessstation etwas weiter unten "geschmückt" ist. Obwohl wir bereits in Alt St. Johann über der Nebelsuppe des Flachlands gewesen waren, umhüllten uns im oberen Teil des Aufstiegs und auf dem Gipfel dicke Wolken, die aber zum Glück immer wieder aufrissen und so grandiose Tief- und Ausblicke zuliessen.
 
Wir genossen das spektakuläre Wechselspiel von Sonne und Wolken, dichtem Nebel und atemberaubenden Tiefblicken. Der benachbarte Chäserrugg (2262 m) ist lediglich durch eine seichte Mulde mit 14 (!) Hm Gegenanstieg getrennt, ein richtiges Gipfelerlebnis kommt angesichts der Seilbahn-Bergstation mit Restaurant ohnehin nicht auf. Nach einer kurzen Einkehr im mässig gemütlichen Restaurant ging es bei nun zunehmendem Sonnenschein wieder hinaus auf das breite und lang gestreckte Plateau der Rosenböden, die Flaniermeile für die "Bähnli-Touristen"…
 
Während Tina und Ich dann am östlichen Ende der Rosenböden ein Sonnenbad nahmen, tobten sich unsere "Alpin-Heroes" noch am Tristencholben (2160 m) aus, der über seine schrofige Nordseite in einer kurzen, aber knackigen Steilstufe (T6) vom geübten Alpinwanderer gemeistert werden kann. Soweit die Nebelschwaden den Blick freigaben, konnten wir beobachten, wie WoPo1961 und Ross in beeindruckender Gewandtheit die unten nahezu senkrechte Schrofenwand rauf- und hinunterkraxelten - wenn ich "gross" bin, probiere ich das vielleicht auch mal… ;-)
 
Anschliessend ging´s wieder über die Rosenböden zurück zu P. 2190, von wo wir auf dem nicht mehr unterhaltenen, aber gut begehbaren Wanderweg hinunter in die Weideböden der Alp Garschella abstiegen. Beim Sattel (P. 1948) trennten sich dann unsere Wege: Während sich die "Flachlandhausen-Schottland-Fraktion" Richtung Wildhaus verabschiedete, wählte ich den etwas kürzeren, aber sehr schönen Abstieg durch die sonnendurchfluteten Karstfelder oberhalb des Obersesshüttlis (1798 m) und weiter via Alt Hütte (1577 m) zum Kurhaus am Voralpsee (1218 m), wo ich eine Viertelstunde vor Abfahrt des Busses nach Grabs eintraf.
 
Es war wieder einmal eine sehr schöne Tour mit meinen Freunden - nur der permanente Lärm irgendeiner Kunsflugstaffel, die sich praktisch während des gesamten Tages über den Churfirsten austobte, hat extrem genervt!