Hinderrugg und Chäserrugg - Eine improvisierte Churfirsten-Premiere


Publiziert von Grimbart , 18. Oktober 2016 um 21:38.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:25 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Churfirsten   CH-SG 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 935 m
Abstieg: 935 m
Strecke:ca. 10,5 km
Kartennummer:LK Schweiz Nr. 2514 (Säntis/Churfirsten) oder www.swisstopo.ch

Eigentlich war der Brisi für die Churfirsten-Premiere vorgesehen, doch ein am Küchentisch vergessenes Jausenpaket durchkreuzte diesen Plan vor Ort. In Buchs beim Frühstückstisch, da war die Welt noch in Ordnung. Auf die Frage, ob Jause und Trinken im Rucksack denn auch verstaut wären kam die Antwort ja. Oben an der Alp Sellamatt dann die Antwort nein. Ein kleines Aha-Erlebnis. Zum Brisi war eine Gehzeit von gut drei Stunden angegeben. Zurück muss man ja aber auch noch und mein „Fresspaket“ war nicht dafür ausgelegt noch zwei weitere am Berg durchzufüttern. Um meinen zwei „vergesslichen“ Begleitern das Erlebnis eines Hungerastes zu ersparen wurde zwangsläufig umdisponiert. In dieser misslichen Lage war ein Ziel mit Einkehrmöglichkeit gefragt. Aufgrund des Bergrestaurants am benachbarten Chäserrugg war die Besteigung des Hinderruggs dann auch am nächstliegendsten.

 

Über den Nordrücken hinauf und über das Gluuristal hinunter war der neue Plan. Unser später Aufbruch (½ 11 Uhr) von der Alp Sellamatt und unerwarteter Wolkenstau an den Churfirsten verlangten dann am Chäserrugg aber eine neuerliche Abänderung, sodass es am Ende eine Überschreitung von Hinderrugg und Chäserrugg wurde. Gemessen an den zahlreichen Hikr-Berichten zum Hinderrugg sind Berichte zum Anstieg über den Nordrücken überraschenderweise regelrechte Mangelware. Diese Statistik soll hiermit ein wenig aufgepäppelt werden.

Von der Alp Sellamatt folgt man dem Fahrweg bis zu den Alphütten bei Zinggen. Bei Zinggen dann vom Fahrweg ab und nach links über einen Wiesenpfad hinauf nach Underruestel. Hier trifft man wieder auf einen Fahrweg, dem man kurz nach links folgt und im Bereich der Skipiste bzw. Lifttrasse nach rechts verlässt. Über einen teils undeutlichen Pfad steigt man in Folge – sich stets links der Liftstützen haltend – über die Alpweide hoch. Auf einer Höhe von etwa 1.580m dreht die Wiesenspur nach SW ab und leitet unter dem Lift hindurch hinüber zu einem Ziehweg. Dieser führt schließlich in einem Bogen hinauf nach Oberruestel.

Kurz nach Oberruestel trifft man auf eine Wegverzweigung. Hier biegt man nach links ab und steigt den Markierungen folgend über den mit Kalkplatten gespickten und dichtem Buschwerk gesäumten N-Rücken hoch zum Sattel bei der Schäferhütte. Die dichte Vegetation, die glatten und bei Nässe sehr schmierigen Kalkplatten sowie Felsspalten mahnen zur Vorsicht und verlangen Trittsicherheit. Ein Anti-Schlupf-System in Form vereinzelt angebrachter Winkeleisen sorgt bei den glatten Kalkfelsen für zusätzlichen Halt. Die Aufrüstung auf einen Allrad-Antrieb mit Wanderstöcken ist zudem sehr empfehlenswert. Da in solch Gelände für Bänder- und Knöchelverletzungen ein erhöhtes Risiko besteht, kann von einem Abstieg bei Nässe nur abgeraten werden.

Hat man die Mühsalen im Anstieg zur Schäferhütte hinter sich gebracht beginnt beim Sattel der zweite wesentlich einfachere – dafür aber auch schönere Teil – des Aufstiegs. In Serpentinen führt der Steig über einen Weidehang hinauf zum Grat. Dort angelangt steigt man schließlich zwischen Blockwerk, Karrenplatten und ein paar Schrofen über den zunehmend sich zu einem Rücken verbreiternden Grat hoch zum Gipfelplateau. Zum Schluss noch zwischen Lawinenverbauungen – deren Zweck sich mir allerdings nicht ganz erschließt – nach links hinaus bis zum höchsten Punkt am Hinderrugg.

Den Wanderkarawanen anschließend geht’s vom Hinderrugg über ein kleines Karrenfeld hinab in die Einschartung westlich des Chäserruggs. Aus diesem führen schließlich gut gestufte Felsplatten hoch zur nahen Bergstation am Chäserrugg. Während unserer Einkehr begann das Wetter unerwartet umzuschlagen und die Gipfel der Churfirsten hüllten sich langsam in Wolken und Nebelschwaden begannen herumzuziehen. Ein Abstieg über das Gluuristal kam damit für mich nicht mehr in Frage.

So ging's dann aus der Not heraus über den N-Rücken des Chäserruggs hinunter zum Stöfeli. Die Liftspur bald einmal verlassend führt ein Steig aussichtsreich über den sanften Hang bergab zur Talstation eines Skilifts. An dieser vorbei dreht der Weg danach nach NO ab und leitet zum Schluss in zwei Kehren über eine Steilstufe hinab zum Stöfeli.

Beim Stöfeli hält man sich links und folgt dem Pfad um eine Anhöhe herum hinunter in eine Mulde mit zwei alten Alphütten. An diesen vorbei geht’s über einen alten Saumpfad zu einer weiteren Alphütte. Hier beginnt nun ein Fahrweg der via Schwiloch nach Underruestel führt. Von dort geht’s dann auf den vom Anstieg bekannten Wegen zurück zur Alp Sellamatt.

 

Gehzeiten:

Alp Sellamatt – Zinggen – Oberruestel (ca. 50'') – Sattel, Schäferhütte (ca. 40'') – Hinderrugg (ca. 1' 10'') – Chäserrugg (ca. 15'') – Stöfeli (ca. 50'') – Schwiloch – Zinggen – Alp Sellamatt (ca. 40'')


Tourengänger: Grimbart


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Kommentare (4)


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res52 hat gesagt: Lawinenverbauungen
Gesendet am 18. Oktober 2016 um 22:31
Die Lawinenverbauungen auf dem Hinterrugg dienen dem Schutz von Walenstadt. Sie sollen verhindern, dass sich der Schnee auf der Abruchkante auftürmt und dann als Lawine hinten runter "donnert"

Grimbart hat gesagt: RE:Lawinenverbauungen
Gesendet am 19. Oktober 2016 um 20:13
Ein Dankeschön für die Aufklärung, dann ergeben sie auch Sinn. Hab ganz darauf vergessen, dass die Churfirsten so steil ins Seeztal abbrechen.

BG
Grimbart

countryboy hat gesagt:
Gesendet am 18. Oktober 2016 um 23:55
Immer schön flexibel bleiben, gell? Jedenfalls schön zu sehen, dass du dich den Churfirsten zu widmen begonnen hast. Die sind allemal ein paar Wanderungen wert. Nächstes Mal, wenn alle genügend Futter dabei haben, folgen dann Brisi & Co. ;-)

Grimbart hat gesagt: RE:
Gesendet am 19. Oktober 2016 um 20:22
Hallo Yves,

Irgendwann musste ich damit anfangen. Immerhin habe ich von meinem Garten aus freie Sicht zu den westlichsten drei. Dadurch, dass sich langjährige Freunde jetzt in Buchs niedergelassen haben, wird's in Zukunft jedenfalls genügend Gelegenheiten geben für Touren im St. Galler und Appenzellerland zu unternehmen.

LG
Erwin


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