Gargellner Kopf (2460 m) via Klettersteig


Publiziert von alpstein , 7. September 2013 um 20:17.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum: 7 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettersteig Schwierigkeit: K3- (ZS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 450 m
Unterkunftmöglichkeiten:in Gargellen
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Die lange Schönwetterphase neigt sich dem Ende zu. Nach den Prognosen von heute früh sollte es gemäß SFMeteo in der Ostschweiz und Graubünden noch zeitweise sonnig und nur lokal nass sein, gemäß ORF in Vorarlberg etwas optimistischer aber überwiegend sonnig und warm.  Daher haben wir uns gegen die Chammhalden und für einen Klettersteig im österreichischen Teil des Rätikons entschieden.

Ausgangspunkt war die Talstation der Schafbergbahn (1423 m) in Gargellen, das hoch oben in einem Seitental des Montafons fast an der Schweizer Grenze liegt.  Die Gegend ist ein weißer Fleck in unserem Tourenbuch. Wenn wir schon mal hier sind, wollten wir auch gleich von unten loslaufen. Dies war auch der einsamste Teil der Tour, weil sich die Mehrzahl wohl mit der Gondel hochliften lässt.

Über den Schwefeltobel ging es einfach aufwärts. Eigentlich wollten wir ab der Gargellner Alpe (1733 m) über den Bergweg zur Bergstation der Schafbergbahn hochgehen. Die laut brüllende Kuhherde dort war uns jedoch gar nicht geheuer, weshalb wir eine andere Richtung einschlugen. Über die steile „Kristallabfahrt“ konnten wir so weglos effizient Höhenmeter zur Bergstation (2100 m) vernichten. Die Sonne brannte uns dabei schon mächtig auf den Pelz.

Wo Bergstationen und Skiabfahrten sind, da sind auch Lifte, aber da muss man halt durch und wer hat nicht gerne schon mal eine Bahn für die Berg- und/oder Talfahrt in Anspruch genommen. Spätestens an der Bergstation der Kristallbahn lässt man die Lifte dann hinter sich und bald gilt es das Klettersteigset zu montieren. Mit rund 800 Hm in den Beinen bis hierher waren wir genügend aufgewärmt.

Der VAUDE-  oder Schmugglersteig lag nun vor oder besser gesagt über uns, von dem es eine schwierige (C) und eine sehr schwierige Variante (D) gibt. Der unterste Abschnitt machte ganz schön Eindruck, handelte es sich doch mehr um weniger um eine recht steile Felswand. Im Klettersteiglen nicht so geübt, wurden wir gleich ziemlich gefordert und ich stellte mir schon die Frage, wo uns ein Helikopter hier am besten aus der Wand holen könnte.

Mit einem derartigen Krafteinsatz, wie in dieser unteren Passage, waren wir nämlich noch nie unterwegs. Tritte und Griffe waren auch immer mal wieder im Fels zu suchen. Vielleicht ist es eine Täuschung, aber mir kommt es so vor, als ob die Erbauer den untersten Teil meist etwas herzhafter gestalten, um überforderten Begehern gleich mal die Grenzen aufzuzeigen. Fotos gibt es vom unteren Teil leider keine, da ich mit mir zu tun hatte ;-)

Bald war dann aber doch ein Absatz erreicht, wo wir mal wieder normal stehen konnten. Da wir mit dem Schwierigkeitsgrad C für heute vollkommen bedient waren, ließen wir den schwierigeren Steig rechts liegen. Sollten sich dort die Jüngeren austoben. Ab der Verzweigung hatten wir es dann leichter. Es war ein richtiger Genuss in dem nun mehr geneigten Gelände weiter nach oben zu steigen.

Am Grat waren es dann richtig schöne Turnübungen, wo wir teilweise auf das Einhängen der Karabiner verzichteten. Nur in der Schlusspassage ging es nochmals in die Vertikale und schon standen wir am Gipfel (2460 m), der heute aber nicht so viel Platz bot, weshalb wir nach ein paar Fotos gleich auf der Westseite den Steig hinunterkraxelten und dann an dessen Ende unsere verdiente Brotzeit einnahmen und das bei hochsommerlich warmen Verhältnissen.

Der Abstieg erfolgte schließlich über die Südflanke. An der Bergstation der Schafbergbahn wurden wir sodann von einer Blaskapelle mit dem Radetzky-Marsch (Hörprobe) empfangen, was wirklich eine schöne Geste uns gegenüber war ;-) Nach so einer Tour musste natürlich auch der Elektrolyt-Haushalt in Ordnung gebracht werden. Mit der Gondel ging es dann die 700 Hm runter ins Tal.

Fazit:

Es war schön mal wieder eine neue Gegend kennenzulernen. Der Klettersteig war das i-Tüpfelchen des heutigen Tages. Mit der Einordnung des Schwierigkeitsgrades nach der im Forum verfügbaren Skala tue ich mich allerdings etwas schwer. Da goppa die schwierige Variante 2x mit S bewertet hat, dürfte ich aber mit ZS- nicht ganz verkehrt liegen.

Eine aktuelle Bewertung eines jüngeren Hikr-Zeitgenossen (max. T4) erscheint mir reichlich überheblich, ja schon unseriös. Bis zur Verzweigung der Steige möchte ich auf keinen Fall auf ein KS verzichten und weiter oben teilweise auch nicht. Rein theoretisch wäre es natürlich auch ohne das KS gegangen, da der Ernstfall ja nicht eingetreten ist. Die Frage ist, muss man es darauf ankommen lassen.

Zur Schwierigkeitsskala siehe Wikipedia oder auch die Vergleichstabelle des DAV. Jeder kann sich da anhand der offiziellen Bewertung selbst ein Bild machen. Der Klettersteig am Karhorn wird allgemein mit WS bewertet, ist aber deutlich einfacher. T3+ gibt es für den oberen Teil des Abstiegs nach dem Klettersteigende.
 
Infos zum Steig mit Topo etc. erhält man hier und  hier 


Tourengänger: alpstein, Esther58


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Kommentare (6)


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Emanuel hat gesagt:
Gesendet am 7. September 2013 um 20:50
Schöne Tour
Gruß Emi

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. September 2013 um 21:32
Vielen Dank, Emi

Gruß
Hanspeter

Gelöschter Kommentar

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. September 2013 um 10:20
...auf den ersten 50 m habe ich das auch gedacht ;-)

Herzlichen Dank und Grüße

Hanspeter

Felix hat gesagt:
Gesendet am 11. Oktober 2013 um 18:48
das sieht echt gut aus - diesen Steig merken wir uns; könnte evtl. nach meinem Gusto sein ;-)

Gratulation und liebe Grüsse

Felix

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. Oktober 2013 um 18:59
Das wäre sicher nach Euerem Geschmack. Ihr seid ja bestens klettersteigerprobt.

HD und LG, Hanspeter


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