La Majesté de Tsofeiret (3875m)
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Haut Val de Bagnes Tag 3: Majesté céleste et amitié spontanée*
Kaiserwetter, Krabbelfreude und himmlische Erhabenheit.
Der offizielle Name ist Majestätsbeleidigung par excellence! "Ruinchen". Erstens ist eine Ruine ein von Menschen erbauenes zerfallendes Gebäude - Solch ein grossartiges und gigantisches Bauwerk ist der Menschheit trotz Taut'scher Architekturfantasie meines Wissens noch nie gelungen. Zweitens ist die Verkleinerungsform in Zusammenhang mit diesem wahrlich majestätischen Hochgipfel nicht nur leicht untertrieben! Entsprechend verkannt ist diese herausragende ziemlich abgelegene Schönheit allerdings und vielleicht gerade deshalb - was der Ambiance natürlich zusätzlich zur schwindelerregenden Höhe noch den wohltuenden solitären Tiefgang verleiht.
Dieser unglaublich fantastische Berg ist meines Wissens der zweithöchste ohne technische Hilfsmittel (Pickel, Steigeisen, Seil&Clim-Bim) besteigbare (=höchstens wenig schwierige) Gipfel der Alpen ohne zwingende Gletscherberührung, ein wenig höher noch als der (für Schweizer leider völlig im Abseits gelegene, aber wir können wirklich nicht klagen) Monviso (3841m).
Einzig das Lagginhorn (4010m) kann ihn allerdings noch überbieten, doch ist dort das Fenster für einen steelless Climb auf eine ganz kurze Zeit gegen Ende Saison beschränkt und auch nur geöffnet, wenn es länger nicht geschneit hat.
Ganz anders bei der 3875m hohen Majesté de Tsofeiret. Hier dürfte während eines Grossteils des Sommers eine hilfsmittelfreie Besteigung möglich sein. Für Leute mit ein wenig Erfahrung im ungesicherten Bergsteigen erübrigt sich nämlich selbst der Gedanke an den Strick, geschweige dessen Portage [=wie alles in meinen Berichten meine persönliche Meinung; man kann auch gerne eine andere haben]. Wer generell nur angeseilt geht, kann sich problemlos mit einem 30m-Seil begnügen. Abseilen ist zumindest bei den angetroffenen Verhältnissen unnötig.
Die ganze Besteigung erinnert technisch und geologisch ans Lagginhorn. Schönerweise natürlich im Detail verschieden und in ganz anderer Umgebung - deshalb bin ich ja hier. Auf der Suche nach Neuland.
Vom Col de Lire Rose geht es zuerst gemächlich über stabiles Geröll hoch. Die Wegfindung ist recht einfach: Man folgt der Krete und Steinmännern (und Steigeisenspuren). Nach dem kurzen Abklettermanöver halberwegs zur Hauptkrete steht eine Felsbastion im Weg. Maurice Brandt schreibt in "Guide des Alpes Valaisannes 2" von 1998, dass man diese Section besser rechts umgeht. Die Spurlage spricht jedoch eine ganz andere Sprache: Links herum hochklettern! Rechts sieht es bestenfalls nach einem mehr oder weniger üblen T6 oder gar T7 aus, keinerlei Spuren. Guterweise weiss ich vom Tag 1, wie zuverlässig dieser Führer ist und dass man auch stets mit dem Gegenteil rechnen muss...** Zudem bin ich zum Klettern hier und nicht zum Ausweichen!
Es sieht schwieriger aus, als es ist. Macht richtig Spass, die schönste Stelle der ganzen Besteigung, ja der ganzen Reise. Leider ist sie recht kurz, so dürfte es noch lange weitergehen :) Solider Fels, schöne Griffe, ideale Tritte. Oben Abseilschlingen, ich frage mich wozu. Beim Abstieg erwischen wir eine Route von unten gesehen ein wenig mehr links. Die ist ähnlich, aber die Aufstiegsroute schöner und fast gänzlich steinschlagsicher.
Erst zuhause lese ich den aufschlussreichen Bericht von jfk zum gleichen Thema. Die seltsam anmutende Umgehungsanweisung erweist sich also tatsächlich als recht schwer nachvollziehbare Ente.
In Zukunft werde ich vorgängig mehr Zeit in hikr-Recherche und Ausdrucke investieren, anstatt einfach den SAC-Führer einzupacken.
Dann folgen wir alles der Krete bis zum Gipfel. Das ist eine grosse Freude: Grösstenteils stabiles Geröll und solide Felsen, überall schöne IIer-Stellen, viele davon fakultativ. Die Schlüsselstelle ist auch nicht schwierig (II, für mich ohne Plus), nur plötzlich sehr exponiert gegen links. Die Route ist selten wirklich ausgesetzt, deshalb braucht es nun ein wenig Mut, um die Stelle auf der soliden linken Seite anzugehen statt der knackigen Aufgabe über die wenig ausgesetzte aber genausowenig vertrauenswürdig erscheinende hier breite Schneide aus dem Weg zu gehen.
Das Panorama ist einfach überwältigend, man wähnt sich längst im Land der 4000er (oder gar noch höher - glatt so eine Flug-in-den-Himalaya-gespart-Aktion). Einzig der Kaiser auf der anderen Talseite überragt uns noch - all die anderen noch höheren Berge sind ostlastig am Horizont verteilt und zu weit entfernt, um irgendwie die Sicht einzuschränken.
Die Lust, das alles runterzuklettern, ist bei aller Schönheit allerdings relativ gering! Zur freudigen Überraschung entdecke ich links in der Flanke einen "Wanderweg" [T5-], analog zum Lagginhorn. Einzig die Schlüsselstelle muss geklettert werden. Hier könnte allenfalls ein kurzes Seil (30m=Luxus; Schlingen vorhanden) zum Einsatz kommen, besonders bei ungünstigen Verhältnissen (Schnee, Eis).
Unglaublich schnell und elegant erreichen wir easypeasy den augenscheinlich heute in diesem Bereich harmlosen Gletscher (kurz vorher eine ziemlich unnötige Abseilstelle, um den Gletscher zu erreichen, 30m Seil) und über diesen bald rechts haltend auf idealem Rutschschnee aber etwas knappem Gefälle und dann auf flachen Platten den Steinmann kurz vor dem Seitengrat zum Col de Lire Rose. Man könnte noch am Rand weiter abrutschen bis genau dort, wo man abzweigt (Stelle beim Aufstieg genau einprägen), dann ist die Eleganz der Begehung wirklich nicht mehr zu überbieten. Allerdings lassen sich hier ein paar Spalten vermuten, denen man besser aus dem Weg geht (von unten kaum zu erkennen, vom Gipfel aus offensichtlich).
Nachdem sich mein adhoc-Begleiter auf den Direktabstieg via P.2672 nach Mauvoisin gemacht hat, geniesse ich auf dem eigenhändig customized Lire Rose-Thron noch lange die erstklassige Aussicht, bevor ich wieder zu den idyllischen Lacs de Tsofeiret absteige und dort derselben Tätigkeit oder eben Nichttätigkeit noch einmal ausgiebig fröne.
Schwierigkeit WS mit Tendenz zu WS-.
* Himmlische Majestät und spontane Freundschaft
** Sehr empfehlenswert ist es, zumindest auch noch den Führer von Michael Waeber (Rother Verlag), "Walliser Alpen" zu konsultieren (Ganze Walliser Alpen nur 370g).
Interessant auch derjenige von Lindsay Griffin, "Valais Alps West" (Alpine Club Guide Books), welcher La Majesté als "superb pyramidal mountain" bezeichnet.
Kaiserwetter, Krabbelfreude und himmlische Erhabenheit.
Der offizielle Name ist Majestätsbeleidigung par excellence! "Ruinchen". Erstens ist eine Ruine ein von Menschen erbauenes zerfallendes Gebäude - Solch ein grossartiges und gigantisches Bauwerk ist der Menschheit trotz Taut'scher Architekturfantasie meines Wissens noch nie gelungen. Zweitens ist die Verkleinerungsform in Zusammenhang mit diesem wahrlich majestätischen Hochgipfel nicht nur leicht untertrieben! Entsprechend verkannt ist diese herausragende ziemlich abgelegene Schönheit allerdings und vielleicht gerade deshalb - was der Ambiance natürlich zusätzlich zur schwindelerregenden Höhe noch den wohltuenden solitären Tiefgang verleiht.
Dieser unglaublich fantastische Berg ist meines Wissens der zweithöchste ohne technische Hilfsmittel (Pickel, Steigeisen, Seil&Clim-Bim) besteigbare (=höchstens wenig schwierige) Gipfel der Alpen ohne zwingende Gletscherberührung, ein wenig höher noch als der (für Schweizer leider völlig im Abseits gelegene, aber wir können wirklich nicht klagen) Monviso (3841m).
Einzig das Lagginhorn (4010m) kann ihn allerdings noch überbieten, doch ist dort das Fenster für einen steelless Climb auf eine ganz kurze Zeit gegen Ende Saison beschränkt und auch nur geöffnet, wenn es länger nicht geschneit hat.
Ganz anders bei der 3875m hohen Majesté de Tsofeiret. Hier dürfte während eines Grossteils des Sommers eine hilfsmittelfreie Besteigung möglich sein. Für Leute mit ein wenig Erfahrung im ungesicherten Bergsteigen erübrigt sich nämlich selbst der Gedanke an den Strick, geschweige dessen Portage [=wie alles in meinen Berichten meine persönliche Meinung; man kann auch gerne eine andere haben]. Wer generell nur angeseilt geht, kann sich problemlos mit einem 30m-Seil begnügen. Abseilen ist zumindest bei den angetroffenen Verhältnissen unnötig.
Die ganze Besteigung erinnert technisch und geologisch ans Lagginhorn. Schönerweise natürlich im Detail verschieden und in ganz anderer Umgebung - deshalb bin ich ja hier. Auf der Suche nach Neuland.
Vom Col de Lire Rose geht es zuerst gemächlich über stabiles Geröll hoch. Die Wegfindung ist recht einfach: Man folgt der Krete und Steinmännern (und Steigeisenspuren). Nach dem kurzen Abklettermanöver halberwegs zur Hauptkrete steht eine Felsbastion im Weg. Maurice Brandt schreibt in "Guide des Alpes Valaisannes 2" von 1998, dass man diese Section besser rechts umgeht. Die Spurlage spricht jedoch eine ganz andere Sprache: Links herum hochklettern! Rechts sieht es bestenfalls nach einem mehr oder weniger üblen T6 oder gar T7 aus, keinerlei Spuren. Guterweise weiss ich vom Tag 1, wie zuverlässig dieser Führer ist und dass man auch stets mit dem Gegenteil rechnen muss...** Zudem bin ich zum Klettern hier und nicht zum Ausweichen!
Es sieht schwieriger aus, als es ist. Macht richtig Spass, die schönste Stelle der ganzen Besteigung, ja der ganzen Reise. Leider ist sie recht kurz, so dürfte es noch lange weitergehen :) Solider Fels, schöne Griffe, ideale Tritte. Oben Abseilschlingen, ich frage mich wozu. Beim Abstieg erwischen wir eine Route von unten gesehen ein wenig mehr links. Die ist ähnlich, aber die Aufstiegsroute schöner und fast gänzlich steinschlagsicher.
Erst zuhause lese ich den aufschlussreichen Bericht von jfk zum gleichen Thema. Die seltsam anmutende Umgehungsanweisung erweist sich also tatsächlich als recht schwer nachvollziehbare Ente.
In Zukunft werde ich vorgängig mehr Zeit in hikr-Recherche und Ausdrucke investieren, anstatt einfach den SAC-Führer einzupacken.
Dann folgen wir alles der Krete bis zum Gipfel. Das ist eine grosse Freude: Grösstenteils stabiles Geröll und solide Felsen, überall schöne IIer-Stellen, viele davon fakultativ. Die Schlüsselstelle ist auch nicht schwierig (II, für mich ohne Plus), nur plötzlich sehr exponiert gegen links. Die Route ist selten wirklich ausgesetzt, deshalb braucht es nun ein wenig Mut, um die Stelle auf der soliden linken Seite anzugehen statt der knackigen Aufgabe über die wenig ausgesetzte aber genausowenig vertrauenswürdig erscheinende hier breite Schneide aus dem Weg zu gehen.
Das Panorama ist einfach überwältigend, man wähnt sich längst im Land der 4000er (oder gar noch höher - glatt so eine Flug-in-den-Himalaya-gespart-Aktion). Einzig der Kaiser auf der anderen Talseite überragt uns noch - all die anderen noch höheren Berge sind ostlastig am Horizont verteilt und zu weit entfernt, um irgendwie die Sicht einzuschränken.
Die Lust, das alles runterzuklettern, ist bei aller Schönheit allerdings relativ gering! Zur freudigen Überraschung entdecke ich links in der Flanke einen "Wanderweg" [T5-], analog zum Lagginhorn. Einzig die Schlüsselstelle muss geklettert werden. Hier könnte allenfalls ein kurzes Seil (30m=Luxus; Schlingen vorhanden) zum Einsatz kommen, besonders bei ungünstigen Verhältnissen (Schnee, Eis).
Unglaublich schnell und elegant erreichen wir easypeasy den augenscheinlich heute in diesem Bereich harmlosen Gletscher (kurz vorher eine ziemlich unnötige Abseilstelle, um den Gletscher zu erreichen, 30m Seil) und über diesen bald rechts haltend auf idealem Rutschschnee aber etwas knappem Gefälle und dann auf flachen Platten den Steinmann kurz vor dem Seitengrat zum Col de Lire Rose. Man könnte noch am Rand weiter abrutschen bis genau dort, wo man abzweigt (Stelle beim Aufstieg genau einprägen), dann ist die Eleganz der Begehung wirklich nicht mehr zu überbieten. Allerdings lassen sich hier ein paar Spalten vermuten, denen man besser aus dem Weg geht (von unten kaum zu erkennen, vom Gipfel aus offensichtlich).
Nachdem sich mein adhoc-Begleiter auf den Direktabstieg via P.2672 nach Mauvoisin gemacht hat, geniesse ich auf dem eigenhändig customized Lire Rose-Thron noch lange die erstklassige Aussicht, bevor ich wieder zu den idyllischen Lacs de Tsofeiret absteige und dort derselben Tätigkeit oder eben Nichttätigkeit noch einmal ausgiebig fröne.
Schwierigkeit WS mit Tendenz zu WS-.
* Himmlische Majestät und spontane Freundschaft
** Sehr empfehlenswert ist es, zumindest auch noch den Führer von Michael Waeber (Rother Verlag), "Walliser Alpen" zu konsultieren (Ganze Walliser Alpen nur 370g).
Interessant auch derjenige von Lindsay Griffin, "Valais Alps West" (Alpine Club Guide Books), welcher La Majesté als "superb pyramidal mountain" bezeichnet.
Tourengänger:
Schneeluchs

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