Finsteraarhorn, 4274m
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Tag 3 unserer BO-Tour.
Ich bin jemand, der seine Tourenziele nicht an die grosse Glocke hängt und schon gar nicht sein für sich erklärtes Saisonziel bekannt gibt. Meine Mutter darf ich sowieso erst hinterher orientieren und auch meine Kollegen weihe ich nicht ein. Einzig meine Familie erfährt (natürlich!) von meinen Plänen.
So setze ich einerseits mich selbst nicht unter Druck und andererseits kann ja sowieso immer etwas dazwischen kommen (Schlechtwetter-Einbruch, ein Missgeschick, etc., etc.)
Aber für mich selbst war bereits Anfang Jahr klar: das Finsteraarhorn ist der erklärte Saison-Höhepunkt; diesen Wunschtraum wollte ich mir im August 2013 erfüllen!
... und wieder schlecht geschlafen, obwohl die Voraussetzungen eigentlich gut waren: nicht voll besetzt, Einzelbetten, etc. ... - aber irgendwie war diese Woche der Wurm drin. Es fing bereits vergangenen Sonntag mit einer kleinen Magenverstimmung an und die ganze Woche brachte ich kaum mal eine richtige Mahlzeit runter ...
Die Wetterprognosen waren nicht so gut für heute; ev. würde es bis ca. 12 Uhr halten ... Die wenigen Bergführer waren sich schnell einig: eine halbe Stunde früher als sonst soll es Morgenessen geben - also bereits um 03.30 Uhr.
Abmarsch war um 04.05 Uhr; hinter der Hütte geht's gleich zur Sache. Einmal mehr ein Stolpern zu nächtlichen Zeiten auf einem blau-weiss-markierten Weg; obwohl diese Markierungen in der Dunkelheit natürlich nicht zu sehen waren ...
Das Anfangstempo war einmal mehr viel zu schnell für mich; warum eigentlich immer diese Rennerei? Zum einen waren's lediglich 5 Seilschaften (inkl. unseren 2), welche auf's Finsteraarhorn wollten. Zum anderen kann es in den ersten 2 Std. nirgends zum Stau kommen; keine Fixseile warten, um die Ersten zu begrüssen ...
Wie auch immer, am Frühstücksplatz, wo die Steigeisen angezogen wurden, war ich bereits platt - und stand erstmals vor der Aufgabe. So macht's für mich keinen Sinn! Auch die anderen hatten zwar bereits 2 Tourentage in den Knochen, mir hatten sie jedoch offensichtlich mehr zugesetzt, als ich wahrhaben wollte ...
Ich setzte mich hin und überlegte kurz - aber dann sagte ich mir, so schnell wird jetzt nicht aufgegeben! Mit den Steigeisen ging's gleich mal in eine etwas heikle und ausgesetzte Querung, danach waren (vorerst) keine weiteren Schwierigkeiten mehr zu erwarten.
Nun ging's in scheinbar endlosem Firn in Richtung Hugisattel (4088m). Dieser wollte und wollte allerdings nicht näher rücken. Während ich mich also abmühte, genossen andere den schönen Sonnenaufgang. Auch ich drückte mal auf den Auslöser, allerdings ist das Foto verschwommen - was zeigt, dass ich nur halbherzig bei der Sache war ...
Endlich am Hugisattel angelangt dachte ich "so, das war's jetzt aber für mich!". Während ich also etwas ratlos umherstand, machten sich alle anderen bereits für die bevorstehende Grat-Kletterei. Aber ich wurde gar nicht gefragt und vom Bergführer ans kurze Seil genommen. Irgendwie mechanisch und beinahe in Trance stieg ich Meter um Meter hinter dem Bergführer auf. Ich nahm kaum wahr, dass die Felsen vom nächtlichen Schneefall überzuckert waren.
Es folgte ein steiles Firnfeld, wo der Pickel wieder mal nützlich war, danach wieder Felskraxelei - teilweise ziemlich ausgesetzt. Ich wollte bereits endgültig die Segel streichen, als plötzlich vor mir das Gipfelkreuz auftauchte. Ich hatte es geschafft!! Ich hatte mein Wunschziel doch noch erreicht; das Finsteraarhorn (4274m)!!
Die Gefühle übermannten mich - zum Glück gibt's für solche Fälle ja eine Sonnenbrille ... Die Aussicht war aufgrund der Bewölkung zwar nicht so grossartig, wie es vermutlich die vorangegangenen Tage war. Dies war mir zum jetzigen Zeitpunkt jedoch völlig egal - es zählte nur der Moment auf dem Gipfel; ganz allein für mich mit meinen Gedanken.
Es war ziemlich frisch und etwas ungemütlich, deshalb verweilten wir auch nur kurz auf dem Gipfel und stiegen dann sogleich wieder ab. Ich war froh, als wir den Hugisattel wieder erreicht hatten. Von hier aus ging's dann relativ locker das ganze Firnfeld wieder hinunter, nochmals die steile Querung, dann war der Frühstücksplatz wieder erreicht. Hier hielten wir eine ausgiebige Rast.
Ein letztes Firnfeld absteigen, dann konnten auch die Steigeisen wieder ausgezogen und das Seil ausgebunden werden. Während die anderen noch flott unterwegs waren und schnell zur Hütte abstiegen, torkelte ich langsam hinterher; Batterien endgültig leer. Mehrmals stolperte ich über meine eigenen Füsse ...
Schliesslich erreichte auch ich noch die Hütte, schmiss meine Sachen hin und musste mich setzen. Ich gönnte mir eine Bouillon plus Cola, danach schlief ich erst mal 2 Std. Den Weckruf hörte ich gleichwohl, denn es galt die Ausrüstung ins Haus zu nehmen, welche zum Trocknen draussen lag. Inzwischen begann es nämlich zu regnen.
Wiederum folgte ein gemütlicher Rest-Nachmittag bzw. Abend. Die Hütte war nun beinahe leer, lediglich die 5 Seilschaften von der heutigen Finsteraarhorn-Tour waren noch da (total 14 Leute).
Fazit:
es ist vollbracht ...!! eine sehr schöne & lohnende Tour - auch wenn ich sie nicht richtig geniessen konnte. Heute war ich wohl am Rande der Erschöpfung ...
Ich bin jemand, der seine Tourenziele nicht an die grosse Glocke hängt und schon gar nicht sein für sich erklärtes Saisonziel bekannt gibt. Meine Mutter darf ich sowieso erst hinterher orientieren und auch meine Kollegen weihe ich nicht ein. Einzig meine Familie erfährt (natürlich!) von meinen Plänen.
So setze ich einerseits mich selbst nicht unter Druck und andererseits kann ja sowieso immer etwas dazwischen kommen (Schlechtwetter-Einbruch, ein Missgeschick, etc., etc.)
Aber für mich selbst war bereits Anfang Jahr klar: das Finsteraarhorn ist der erklärte Saison-Höhepunkt; diesen Wunschtraum wollte ich mir im August 2013 erfüllen!
... und wieder schlecht geschlafen, obwohl die Voraussetzungen eigentlich gut waren: nicht voll besetzt, Einzelbetten, etc. ... - aber irgendwie war diese Woche der Wurm drin. Es fing bereits vergangenen Sonntag mit einer kleinen Magenverstimmung an und die ganze Woche brachte ich kaum mal eine richtige Mahlzeit runter ...
Die Wetterprognosen waren nicht so gut für heute; ev. würde es bis ca. 12 Uhr halten ... Die wenigen Bergführer waren sich schnell einig: eine halbe Stunde früher als sonst soll es Morgenessen geben - also bereits um 03.30 Uhr.
Abmarsch war um 04.05 Uhr; hinter der Hütte geht's gleich zur Sache. Einmal mehr ein Stolpern zu nächtlichen Zeiten auf einem blau-weiss-markierten Weg; obwohl diese Markierungen in der Dunkelheit natürlich nicht zu sehen waren ...
Das Anfangstempo war einmal mehr viel zu schnell für mich; warum eigentlich immer diese Rennerei? Zum einen waren's lediglich 5 Seilschaften (inkl. unseren 2), welche auf's Finsteraarhorn wollten. Zum anderen kann es in den ersten 2 Std. nirgends zum Stau kommen; keine Fixseile warten, um die Ersten zu begrüssen ...
Wie auch immer, am Frühstücksplatz, wo die Steigeisen angezogen wurden, war ich bereits platt - und stand erstmals vor der Aufgabe. So macht's für mich keinen Sinn! Auch die anderen hatten zwar bereits 2 Tourentage in den Knochen, mir hatten sie jedoch offensichtlich mehr zugesetzt, als ich wahrhaben wollte ...
Ich setzte mich hin und überlegte kurz - aber dann sagte ich mir, so schnell wird jetzt nicht aufgegeben! Mit den Steigeisen ging's gleich mal in eine etwas heikle und ausgesetzte Querung, danach waren (vorerst) keine weiteren Schwierigkeiten mehr zu erwarten.
Nun ging's in scheinbar endlosem Firn in Richtung Hugisattel (4088m). Dieser wollte und wollte allerdings nicht näher rücken. Während ich mich also abmühte, genossen andere den schönen Sonnenaufgang. Auch ich drückte mal auf den Auslöser, allerdings ist das Foto verschwommen - was zeigt, dass ich nur halbherzig bei der Sache war ...
Endlich am Hugisattel angelangt dachte ich "so, das war's jetzt aber für mich!". Während ich also etwas ratlos umherstand, machten sich alle anderen bereits für die bevorstehende Grat-Kletterei. Aber ich wurde gar nicht gefragt und vom Bergführer ans kurze Seil genommen. Irgendwie mechanisch und beinahe in Trance stieg ich Meter um Meter hinter dem Bergführer auf. Ich nahm kaum wahr, dass die Felsen vom nächtlichen Schneefall überzuckert waren.
Es folgte ein steiles Firnfeld, wo der Pickel wieder mal nützlich war, danach wieder Felskraxelei - teilweise ziemlich ausgesetzt. Ich wollte bereits endgültig die Segel streichen, als plötzlich vor mir das Gipfelkreuz auftauchte. Ich hatte es geschafft!! Ich hatte mein Wunschziel doch noch erreicht; das Finsteraarhorn (4274m)!!
Die Gefühle übermannten mich - zum Glück gibt's für solche Fälle ja eine Sonnenbrille ... Die Aussicht war aufgrund der Bewölkung zwar nicht so grossartig, wie es vermutlich die vorangegangenen Tage war. Dies war mir zum jetzigen Zeitpunkt jedoch völlig egal - es zählte nur der Moment auf dem Gipfel; ganz allein für mich mit meinen Gedanken.
Es war ziemlich frisch und etwas ungemütlich, deshalb verweilten wir auch nur kurz auf dem Gipfel und stiegen dann sogleich wieder ab. Ich war froh, als wir den Hugisattel wieder erreicht hatten. Von hier aus ging's dann relativ locker das ganze Firnfeld wieder hinunter, nochmals die steile Querung, dann war der Frühstücksplatz wieder erreicht. Hier hielten wir eine ausgiebige Rast.
Ein letztes Firnfeld absteigen, dann konnten auch die Steigeisen wieder ausgezogen und das Seil ausgebunden werden. Während die anderen noch flott unterwegs waren und schnell zur Hütte abstiegen, torkelte ich langsam hinterher; Batterien endgültig leer. Mehrmals stolperte ich über meine eigenen Füsse ...
Schliesslich erreichte auch ich noch die Hütte, schmiss meine Sachen hin und musste mich setzen. Ich gönnte mir eine Bouillon plus Cola, danach schlief ich erst mal 2 Std. Den Weckruf hörte ich gleichwohl, denn es galt die Ausrüstung ins Haus zu nehmen, welche zum Trocknen draussen lag. Inzwischen begann es nämlich zu regnen.
Wiederum folgte ein gemütlicher Rest-Nachmittag bzw. Abend. Die Hütte war nun beinahe leer, lediglich die 5 Seilschaften von der heutigen Finsteraarhorn-Tour waren noch da (total 14 Leute).
Fazit:
es ist vollbracht ...!! eine sehr schöne & lohnende Tour - auch wenn ich sie nicht richtig geniessen konnte. Heute war ich wohl am Rande der Erschöpfung ...
Tourengänger:
Linard03

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