auf die Spitzi Flue - und den NNE-Gipfel


Publiziert von Felix , 26. August 2013 um 13:28. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:24 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Aufstieg: 560 m
Abstieg: 560 m
Strecke:Wilerallmi - P. 1302 - Spitzi Flue - Spitzi Flue, NNE-Gipfel - P. 1302 - Wilerallmi
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW via Häusernmoos, Konolfingen, Steffisburg und Sigriswil nach Wilerallmi
Kartennummer:1208

Das Zeitfenster knapp - und Jumbos Idee verlockend: geliebäugelt hatte ich schon länger mit der Spitzi Flue - ohne voll überzeugt zu sein, dass ich sie „schaffe“, mir die Vertigo keinen Strich durch die Rechnung mache …

 

Beim Parkplatz auf Wilerallmi beginnt die (für mich ungewisse) Tour zum bekannten, auffälligen Gipfel - bei teilweise Sonnenschein; ab Mittag soll Regen einsetzen, haben die meisten Meteos vermeldet. Wir streben voller Zuversicht (wettermässig) auf bekannter Route über P. 1302 erst übers Alpweidegebiet, dann im Wald, steil hoch bis zum Sattel, wo sich die Wege zum Sigriswiler Rothorn aufteilen - erste beinahe senkrechte Felswände stimmen mich auf mein nachfolgendes „Abenteuer“ ein …

Wir befolgen, um zu unserem Ziel zu gelangen, den Weg nach rechts (welcher zum Underbärgli führte) und steigen erst noch einmal an bis zu einem nächsten Sattel. Hier zeigt sich über den in der Nähe besonnten Alpweiden und dem schattigen Justistal das  Niederhorn - die Wetterlage ist nach wie vor verhalten gut.

 

Einige wenige Dutzende Meter sanft über das Alpgelände hinab - und schon betreten wir den Wald, in welchem wir nach wenigen Sekunden vor der Ehrfurcht einflössenden Plattenflucht der Spitzi Flue stehen. Das Ambiente kommt mir - gerade auch im Blick auf den monumentalen Block, welcher unterhalb zwischen den Felswänden „ruht“ - beinahe etwas surreal vor. Und vor allem: da hinauf soll ich - traue ich mir das zu?

Nun, nachdem ich das Gstältli angezogen habe und angeseilt wurde, geht es die ersten paar Meter relativ einfach hoch; vor dem ersten Standplatz ist jedoch ein Aufschwung mit etwas „Würgen“ zu meistern - etwas auf Reibung auf der ersten Felsplatte und mit Gegenstemmen an der anderen, schaffen wir diese Stelle doch beinahe „locker“.

Ganz anders erlebe ich jedoch die in den Himmel zu entschwinden scheinende, nun folgende, sehr schiefe Ebene zum Gipfelgrat. Wenig bis keine Griffe und Tritte meine ich zu erkennen - doch Ursula geht mit Leichtigkeit voraus, führt das Seil durch zwei Expresse und sichert beim obersten Bohrhaken (mit Schlinge). Lange wäge ich ab, ob ich mir das zutrauen soll, kann … Endlich eingestiegen, finde ich doch die zwar in der Regel schmalen Griffe und Tritte und steige hoch - zwischenzeitlich froh um den zwar abgestorbenen, doch Halt vermittelnden kleinen Baum - bis zur sichernden Führerin. Der Gang dem Grat entlang, welcher gute Griffe bietet, bis zum Standplatz beim „Gipfelkreuz“ erscheint mir dann leichter - das Ganze ist zur Hauptsache eine mentale Angelegenheit. Seilgesichert fällt mir diese „Übung“ gewiss leichter; nein: ohne Seil würde ich da nie hoch!...

Wir geniessen den exzellenten Aussichtsplatz - auch wenn, wettermässig bedingt - die Fernsicht beschränkt ist; und doch habe ich bereits grössten Respekt vor dem Abstieg …

 

Überraschenderweise gelingt mir dieser doch recht gut und zügig; wie beim Emporsteigen wage ich sogar Blicke in die nicht zu enden scheinende „Rutschbahn“ - Freude herrscht nach der geglückten Gipfelbesteigung.

Da uns auf der Spitzi Flue der höhere Nachbargipfel aufgefallen ist, welcher möglicherweise auf der bewaldeten Seite zu ersteigen schien, machen wir uns auf der Wegspur zurück und auf, und schreiten über Weideflächen - kurz vor Erreichen des Sattels - an zur Felswand der Spitzi Flue, NNE-Gipfel.

Diese erscheint uns auf direktem Weg nicht zu erklimmen zu sein; wir entdecken jedoch zur Rechten eine unscheinbare Wegspur, in die Tannen hineinführend. Steil geht es hier dann auf der von Nadeln bedeckten, von Wurzeln und Gestein durchzogenen Nordseite des Felsen hinauf - nicht nur bietet sich uns oben ein famoser Platz für die Mittagsrast an, vielmehr ist die Sicht auf die Spitzi Flue hinunter beeindruckend! Wie doch die bestiegene Felsplatte zur Linken, der Grat und auch die nach Norden beinahe senkrecht abfallende Wand ergreifend wirkt: diese Draufsicht lässt mich noch einmal etwas stolz auf mich sein - die Vertigo ist nicht weg, doch einmal mehr (mit gewisser Mühe) überwunden J

 

Im nachfolgenden Abstieg, welcher sich nach den gestrigen Regenfällen teilweise etwas „saftig“ präsentiert, ist nun die aus Westen heranziehende Regenfront deutlich zu erkennen - wir erreichen Wilerallmi trockenen Hauptes.

 

Zurück fahren wir erst nur nach Sigriswil, und besichtigen dort den Pylon und die lange, elegante Hängebrücke über die Gum(m)i-Schlucht - der Ranger steht tatsächlich noch beim Beginn der Brücke, erhebt noch den Brückenzoll von einigen Begehern (8 Fr. - für VCS-Mitglieder neu 5 Fr.), und macht sich dann davon. Kaum sind wir ins Auto gestiegen, erschrecken uns ein gewaltiger Blitz und Donner - es beginnt zu regnen; das Zeitfenster stimmt! Und ich schätze mich glücklich, durfte ich, an der Seite von zwei erfahrenen Bergg ängern, diesen doch aussergewöhnlichen „spitzigen Berg“ „bezwingen“.

 

unterwegs mit Jumbo 


Tourengänger: Ursula, Felix


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