Ralligstöck und Spitzi Flue by fair means


Publiziert von amphibol , 12. Juli 2016 um 21:42.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum: 8 Juli 2016
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 785 m
Abstieg: 799 m
Strecke:5.3Km: Bis Wiler mit dem Fahrrad, danach alles direkt auf dem Grat. Umgehung der Spitzi Flue im Uhrzeigersinn, Abstieg über Bergweg zurück zum Ausgangspunkt (Justistalstrasse)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:by fair means mit dem Fahrrad bis Wiler (von Gunten rund 300Hm), danach der Strasse in den Wald nach Justistal folgen. Etwa 300m nach Waldeintritt (bzw. -fahrt) Fahrrad bei der Holzbeige abstellen und da vis-à-vis direkt hochsteigen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:-selber
Unterkunftmöglichkeiten:mehrere in Sigriswil Dorf
Kartennummer:1208 1:25'000 Beatenberg

Ralligstöck - die Vorderzähne des Rothorns


TinTin und meine Wenigkeit schwitzten bereits bei unserer Zusammenkunft in Thun am Bahnhof nicht schlecht. Er in seinen Bergschuhen und ich wegen meiner Velofahrt von Amsoldingen her. Immerhin machte uns das Wetter keinen Strich durch die Rechnung, im Gegenteil. Die Mitte Woche bereits prognostizierten hohen Wolkenfelder liessen die Morgensonne nicht durchdringen, was uns in Anbetracht unseres Unternehmens gerade recht war.

By fair means meint, dass wir die Tour aus reiner Manneskraft bewältigen wollten, d.h. Verzicht auf ÖV und sonstige motorisierte Hilfsmittel. So oder so besser. :-)

So strampelten und schwitzten wir uns dann von Gunten her die Strasse hoch, die sich gefühlt exponentiell gegen Sigriswil aufsteilt. In Sigriswil fuhren wir durchs Dorf und der Feldenstrasse entlang, danach über den Stampbach nach Wiler. Nach Wiler und nach der Einfahrt in den Howald, stellten wir unsere Fahrräder an die Hollzbeige unterhalb des Grates der uns auf die Ralligstöcke führen sollte.



Die Ralligstöcke sind ein sich gegen Südwesten ausgerichtete Felsgruppe, die den Sigriswilergrat mit zunehmender Absenkung in Richtung des Thunersees also Richtung Südwesten abschliessen. Sie bestehen im unteren Teil vorwiegend aus helvetischen Kalkschichten und im oberen abwechselnd dazu aus Quarzsandstein. Erstere ist eine wunderbare, harte und griffige Klettergrundlage, so lange sie nicht zerbröckelt ist, zweitere hingegen  Zweitere lässt hinsichtlich die Griffigkeit zu wünschen übrig, da sie kaum Struktur aufweist.

Die Ralligstöcke sind aus der Ferne nur bedingt als solche auszumachen, da sie durch Kiefern und andere Nadelbäume relativ stark bewachsen sind. 

Gemäss verschiedenen Führern ist die Tour über die Ralligstöcke zwischen T5 und T6- je nach dem. Es besteht die Möglichkeit, die Tour zu verlängern, indem man Sie von der Justistalstrasse angeht (siehe auch Bericht von Aendu). Zudem ist der untere Teil etwas steiler, was sie im Vergleich jedenfalls gesamthaft ein wenig schwieriger macht. Die Routenfindung ist abgesehen vom Einstieg relativ einfach, weil sie direkt (gibt allerdings jeweils Wegspuren etwas daneben) an die Gratkante angelegt werden kann. Etwa nach einem Drittel gelangt man so zum Wanderweg, der von Westen auf die sogenannte Falle trifft. Da steht ein kleiner Holzbank und die meisten Begeher der Ralligstöcke machen die Tour von hier, den ab hier ist eine deutlichere Wegspur ersichtlich. Im oberen Bereich ist die Route daher einfach auszumachen. Doch wir bleiben auch hier mehrheitlich auf der Gratkante und versuchen alles zu erklettern ohne die Wegspur zu nutzen. Manchmal hat man eine schöne Tiefsicht auf die Sigriswilerseite, manchmal ist es ausgesetzt, jedoch mehrheitlich gegen Westen, währenddem die Stöcke gegen Osten hin weniger steil (aber immer noch steil) abfallen. 

Wir entschieden uns die Tour von unten zu begehen, weil wir a) alles auf der Gratkante erklettern, bzw. begehen wollten und b) weil wir so mit dem Fahrrad direkt an den Grat fahren konnten, ohne einen "langen Zustieg" zu bewältigen.

Den Einstieg fanden wir dann einfach durch wenige Meter im steilen Waldgelände (rechts bzw. östlich des Grats), entschieden uns aber nach ca. 30Hm bereits auf die Gratkante zu steigen. Das Gelände ist abwechslungsreich, mal geht man, dann steigt man wieder einige Meter ziemlich steil hoch. Bereits im Beginn hatten wir unheimlich Spass an der Sache und kletterten viele Passagen absichtlich etwas on the edge um uns etwas herauszufordern. Die Temperatur war erwartungsgemäss unheimlich hoch. Nach wenigen Höhenmeter hatten wir bereits die erste wunderbare Aussicht auf den Thunersee, zuerst Richtung Gwatt, Thun und Spiez, später dann auch auf den Niesen, zur Jungftau, zum Gspaltenhorn und bis ins Frutig- und Simmental.

Wir kamen zugig voran, auch wenn die Tour unter gegebenen Bedingungen schon noch den einen oder anderen Effort erfordert. Bald jedoch waren wir oben und begaben uns auf den Bergweg, querten danach nach rechts (Osten) auf die Wiesen des Unterbärgs. Danach querten wir gegen rechts und seilten an. Ich steig vor, legte eine Bandschlinge und Karabiner um eine Tanne und stieg weiter und da war ich schon oben. Doch das war jetzt nicht die Spitzi Flue wie sich oben herausstellte, denn die sah ich weiter unten. Nach einem grossen Schmunzeln und Gelächter das meine Feststellung lauthals auslöste, seilte ich mich ab und wir stiegen runter zum Einstieg der Spitzi Flue. Die Flue selber ist zwar recht exponiert aber nicht schwierig zu klettern (II-III je nach Route). 

Wir hatten grosse Freude und genossen den Moment auf der Spitze Flue sowie die wunderbare Aussicht. 

Merci TinTin, war super. Bis nächstens, wir haben noch ein schönes Ziel im Köcher.....! :-)


Tourengänger: amphibol, TinTin


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Kommentare (7)


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Aendu hat gesagt: Schöne Tour!
Gesendet am 14. Juli 2016 um 10:43
Gratuliere zu dieser schönen Tour!

Der Seeblick ist einfach phänomenal.

Gruss, Aendu

amphibol hat gesagt: RE:Schöne Tour!
Gesendet am 14. Juli 2016 um 14:52
Hallo Aendu,
danke dir für die Vorlag(en)! :-)

Hoffe auf baldige Tourenberichte von dir!
LG Raphael

silberhorn hat gesagt: By fair means
Gesendet am 14. Juli 2016 um 18:34
Verwechselst Du mit dem Begriff nicht Was?
By fair means bedeutet ohne künstliche Hilfsmittel, Verzicht auf Lastenträger, Fixseile, ohne künstlichen Sauerstoff...
Folge dessen wäre ein Velo ein künstliches Hilfsmittel.
Wie lange hätte man z.B. von Wildhaus nach Sigriswil oder von Amseldingen nach Nepal?

Ich denke Anreisen zu Fuss, dem Velo und dem ÖV eventuell gar mit dem Auto seien by fair means irrelevant und der Begriff gelte erst ab Startpunkt der Tour. Was meinst?



amphibol hat gesagt: RE: By fair means
Gesendet am 16. Juli 2016 um 17:49
Hallo silberhorn
Nein, meiner Meinung nach verwechsle ich dabei nichts. Die Definition "by fair means" ist nicht abschliessend und wird meiner Meinung nach in verschiedenen Disziplinen unterschiedlich genutzt.

Wenn du ganz strickte sein würdest, so müsstest du nach deiner Definition eine Tour nackt begehen (denn auch Kleider sind künstliche Hilfsmittel, die gegen Kälte und Nässe schützen).

Ich hatte das jetzt vielmehr so gesehen, dass der Berg mit der reinen Muskelkraft und sicher nicht mit der Nutzung von Motor oder durch Strom betriebenen Hilfsmittel erleichtert wird, erstiegen wird.

In unserem Fall waren das nun gut 40Km mit dem Fahrrad, gut 300Hm fahrend hoch + die rund 800Hm Fussauf und -abstieg, danach wieder 300Hm Abfahrt.

Und wenn der Startpunkt gezählt hätte, was wäre denn daran nicht fair in der Art und Weise wie wir das durchgezogen haben? :-)

Mir erscheint hier noch wichtig zu nennen, dass dieser Titel unsere Mitberggänger und jene, die es mal werden wollen auch etwas sensibilisiert oder sie evtl. gar inspiriert.

Wenn du mit dem Auto anfährst, so ist das nicht unbedingt fair, denn du (ver-)brauchst a) Ressourcen die dir nicht ganzheitlich gehört b) hilfst du mit auf Kosten anderer, nachhaltig die Umwelt zu belasten (nur weil du auf diesen Berg willst) und c) hast du nur einen Teil der Tour mit deiner Muskelkraft durchgeführt, was ja auch nicht unbedingt fair ist, irgendwie. :-)

Viele Grüsse
amphibol

silberhorn hat gesagt: RE: By fair means
Gesendet am 17. Juli 2016 um 14:12
Sali amphibol

Nach Deiner Antwort recherchierte ich zu "By fair means" im Internet und stellet fest, dass Dein erster Absatz völlig korrekt ist.
Da gibt es "By fear means" zum Klettern, Wandern - inklusive Nacktwandern;-), Reisen, für Land und Leute etc. etc.
Daraus schliesse ich, ohne es explizit auf Dich zu beziehen, dass jede Person ihre eigenen Regeln aufstellen kann.

Deine Aussage, Deine Meinungen, die mich sehr freuen, und die Recherchen decken nach gestern zum zweiten Mal auf, dass ich zum Teil nicht mehr à jour bin.

Was den Titel betrifft bin ich der selben Meinung. Wäre bitter nötig.

Amphibol, ganz herzliches Dankeschön!

Gruess
maria



amphibol hat gesagt: RE: By fair means
Gesendet am 22. Juli 2016 um 19:41
Hallo Maria
Vielen Dank für deinen Kommentar und weiterhin schöne Erlebnisse in der wunderschönen Natur!
LG Raphael

silberhorn hat gesagt: RE: By fair means
Gesendet am 24. Juli 2016 um 17:56
Raphael, besten Dank! Die selben guten Wünsche auch an Dich, respektive an Euch.

LG
maria


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