Lauterbrunnen Breithorn 3780m
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Lauterbrunnen Breithorn - "Action"
"Eigentlich ist der Berg nicht schwierig, die Schwierigkeit liegt in der Länge der Tour"
"Alle guten Dinge sind drei" - nachdem wir am ersten Tag die Mutthornhütte SAC 2901m, erreichten, am zweiten Tag das Mutthorn 3035m bestiegen und Körper und Geist auf der Sonnenterrasse zur Schau stellten, so sollte es nun heute am dritten Tag auf das Lauterbrunnen Breithorn 3780m gehen. Fragt man Alt-Bergführer und -Gebirgsretter Heinz Brunner, der Vater und Hüttenwirtvorgänger des heutigen Hüttenchefs Toni Brunner, nach den Schwierigkeiten am Berg, so überlegt dieser lange, antwortet dann zuerst mit "wahrhaftig ein schöner Berg" gefolgt von einer trockenen, eintönigen zweiten Antwort: "Eigentlich ist der Berg nicht schwierig, die Schwierigkeit liegt in der Länge der Tour".
Eine Antwort, welche ich mir im Aufstieg und dann aber auch wieder im Abstieg immer wieder vor Augen hielt - Heinz sollte recht kriegen, wobei das "der Berg ist nicht schwierig", dies darf sicherlich als Untertreibung gewertet werden, denn der Gipfel kriegt man definitiv nicht geschenkt.
Mit den
MaeNi's bzw. dem Marcel als Seilschaftsführer und der Nicole als goldene Mitte startete unser Trio zusammen mit der Zweier-Seilschaft
fraroe am langen Gletscherseil um 04.30 Uhr bei der Mutthornhütte SAC 2901m in die vom Vollmond laternenhell erleuchtete Nacht. Die Stirnlampe stellte ich schon wenige Minuten nach dem Start ab, zu schön war es, im natürlichen Licht aufzusteigen.
Der Weg bis zum Westgrat-Einstieg zieht sich - zuerst der Aufstieg bis zum Petersgrat 3121m, anschliessend der leichte Abstieg sowie die Traverse mit Anstieg zur Wetterlücke 3174m - fast 2 Stunden benötigten wir hierfür. Dafür wurden wir aber genau zur richtigen Zeit mit dem Gipfelglühen dank ersten Sonnenstrahlen auf benachbarten Bergen belohnt - ein fantastisches Farbenspiel.
Beim Einstieg hat man die Möglichkeit, den ersten Turm über ein weiter östliches, steiles Firnfeld mit anschliessendem Schutt-Aufstieg zu umgehen, da wir aber den Grat vollständig besteigen wollten, gab es die erste Felsberührung bereits direkt bei der Wetterlücke 3174m.
Der Effizient halber trennten sich beim Start unsere beiden Seilschaften. Wir kamen gut und zügig voran, spürten aber beim Seilhandling sowie den Sicherungstechniken auf jeden Fall noch Nachholbedarf. Kritik durchbricht hin und wieder die Stille der Bergruhe- für mich absolut in Ordnung, so lange es nicht persönlich wird. Aber da hat halt jeder ein anderes Empfindungsvermögen, was in Anbetracht der fehlenden Routine in der Seilschaft auch verständlich ist. Wie heisst's so schön: "Schwamm drüber" (scheint bei mir wasserfeste Kreide zu sein...).
Marcel führte unser Trio nun gekonnt bergaufwärts - wie waren wir doch erstaunt, als wir plötzlich den Holzstab des Triangulationspunktes auf 3403m sahen. Nicht des Holzes wegen, sondern mehr der Differenz wegen, welche noch fehlt, bis zum Gipfel auf 3780m! Schliesslich ging es mehrheitlich - zumindest optisch - vertikal statt horizontal, mit diesem "Umstand" muss man sich zuerst einmal abfinden (zur Erinnerung: "Eigentlich ist der Berg nicht schwierig, die Schwierigkeit liegt in der Länge der Tour"...).
Die auch in der Führerliteratur erwähnten Eisenstangen dienen tatsächlich zur besseren Sicherheit, unter den Füssen hat es in dieser Etappe doch manchmal etwas gar viel Rollmaterial. Der anschliessende steile Aufstieg war dank dem rutschigen Sicherungskabel zwar unschwierig, grosse Vorsicht aber, wenn noch Nachsteiger in der Nähe sind - Steinschlag fast garantiert!
Die deutlich sichtbare Verschneidung umgingen wir wie empfohlen südlich, hier gibt es mehrere mehr oder weniger vertrauenserweckende Stände (meist Bandschlingen, einmal gebohrt mit Kette). Es folgen weitere gut gestufte Höhenmeter bis man dann am Beginn des 40 Grad steilen Firnfeldes steht. Hier heisst die Devise, möglichst nahe am Grat, jedoch mit genügend Abstand zur Wächte, was einem wiederum in die Steilheit zwingt. Ganz klar nicht mein Traum-Terrain, habe ich doch vor 5 Jahren meine Schutzengel bereits arg in Anspruch genommen.
Dank sicherer und vertrauenserweckender Seilführung gelang uns aber auch diese Etappe - meist in Firn und einmal bereits knapp das Blankeis spürend, es folgten noch zwei weitere kurze Grat-Traversierungen über Fels und Firn und dann war es endlich soweit: der höchste Punkt des Lauterbrunnen Breithorn 3780m war erreicht! Ein erhabenes, glückliches und gedankenfreies Gefühl durchring mein Körper - Erschöpft- und Gelassenheit kamen dazu. Den Lieben zu Hause vom Gipfel aus zu gratulieren - auch das ist im heutigen modernen Zeitalter eine schöne Nebensache - da darf man ruhig auch ein wenig emotionell werden. Kaum aufgelegt dann wieder Heinz' Worte: ""Eigentlich ist der Berg nicht schwierig, die Schwierigkeit liegt in der Länge der Tour..."
Sonnig, windstill, absolut ruhig - so präsentierte sich uns wie am Vortag noch in der Hütte "bestellt" die Gipfelpause. Wir waren uns aber klar bewusst, hier haben wir nun erst die Hälfte der Tour, definitiv gratulieren dürfen wir uns erst zurück in der Mutthornhütte, welche knapp 900 Meter tiefer und einige Kilometer entfernt uns zu Füssen liegt.
Der Abstieg ging auch hier dank Marcel's sicherer Seilführung speditiv und sicher voran. Man spürte in jedem von uns die Angespanntheit, sicherlich auch die Konzentration und damit verbunden die Müdigkeit. Nicht immer treffen die gesprochenen Worte den Nagel auf den Kopf, Kommunikation am Berg kann oft nicht mit derjenigen zu Hause verglichen werden.
Plötzlich sehen wir unsere zweite Seilschaft mit
fraroe, welche uns vom Einstieg bei der Wetterlücke 3174m zuwinken. Sie gaben uns schon im Aufstieg zu erkennen, dass sie oberhalb des hölzernen Triangulationspunktes den Gipfelaufstieg beenden, um so grösser war dann auch die Freude, als wir nach etlichen Stunden Gipfelauf- und abstieg wieder zu Ihnen stiessen.
Die letzte Etappe - wieder als 5er-Seilschaft unterwegs - zurück zur Hütte war definitiv kein Zuckerschlecken mehr. Die Sonne liess uns auf dem Gletscher wie Steaks auf dem Grill verbrutzeln, der Getränkevorrat hat sich dümlicherweise statt im Magen infolge undichter Trinkflasche im Rucksack zunichte gemacht und überhaupt hatten wir nun wohl alle genug vom Gletscher-Trecking. Wie eine Halluzination schwebte die kühle Cola-Flasche über uns, einige sahen sogar Hüttenwirt Toni mit dem Schneetöff uns abholen kommen. Der Töff verpuffte wieder, den Drink in Form eines Begrüssungs-Tees gab es dafür dann aber nach exakt 13 Tourenstunden erneut aus den Händen der Crew (danke Ursi!) von der Mutthornhütte SAC 2901m. Ich gebe zu, dieses Glas Tee werde ich so schnell nicht vergessen!
Glücklich, vielleicht auch ein wenig nachdenklich, auf jeden Fall aber erfüllt und gleichzeitig auch erschöpft, liessen wir uns auf der Hüttenterrasse nieder, träumten nicht nur vom kühlen Cola sondern tranken dieses nun auch. Was für ein Tag, was für eine Tour.
Beim Abendessen in der Hütte wurden nochmals alle Schlüsselstellen, alle Schweisstropfen, überhaupt einfach die gesamte Tour erzählt und wiederholt - irgendwie konnten wir es wohl kaum glauben, dass wir auf diesem schönen Berg standen. Darauf tranken wir - Amarone, Grappa und als Hütten-Crew-Dank nochmals Grappa. Für den tagsdarauf gab es wieder einige Stunden mehr Schlaf - auf jeden Fall verdient und auf jeden Fall stolz und glücklich, auf diesem schönen Berg gestanden zu haben.
Fazit:
Ja, die Schwierigkeit der Tour liegt definitiv in der Länge. Unschwierig ist diese aber nicht, ein ZS bis ZS+ (je nach Bedingungen beim Gipfel-Firnfeld) mit IIIer-Stellen ist auf jeden Fall angebracht und sollte mindestens vom Vorsteiger geklettert werden können. Danke Marcel für die Seilführung und Nicole für die "Spur"-Nase.
"Eigentlich ist der Berg nicht schwierig, die Schwierigkeit liegt in der Länge der Tour"
"Alle guten Dinge sind drei" - nachdem wir am ersten Tag die Mutthornhütte SAC 2901m, erreichten, am zweiten Tag das Mutthorn 3035m bestiegen und Körper und Geist auf der Sonnenterrasse zur Schau stellten, so sollte es nun heute am dritten Tag auf das Lauterbrunnen Breithorn 3780m gehen. Fragt man Alt-Bergführer und -Gebirgsretter Heinz Brunner, der Vater und Hüttenwirtvorgänger des heutigen Hüttenchefs Toni Brunner, nach den Schwierigkeiten am Berg, so überlegt dieser lange, antwortet dann zuerst mit "wahrhaftig ein schöner Berg" gefolgt von einer trockenen, eintönigen zweiten Antwort: "Eigentlich ist der Berg nicht schwierig, die Schwierigkeit liegt in der Länge der Tour".
Eine Antwort, welche ich mir im Aufstieg und dann aber auch wieder im Abstieg immer wieder vor Augen hielt - Heinz sollte recht kriegen, wobei das "der Berg ist nicht schwierig", dies darf sicherlich als Untertreibung gewertet werden, denn der Gipfel kriegt man definitiv nicht geschenkt.
Mit den


Der Weg bis zum Westgrat-Einstieg zieht sich - zuerst der Aufstieg bis zum Petersgrat 3121m, anschliessend der leichte Abstieg sowie die Traverse mit Anstieg zur Wetterlücke 3174m - fast 2 Stunden benötigten wir hierfür. Dafür wurden wir aber genau zur richtigen Zeit mit dem Gipfelglühen dank ersten Sonnenstrahlen auf benachbarten Bergen belohnt - ein fantastisches Farbenspiel.
Beim Einstieg hat man die Möglichkeit, den ersten Turm über ein weiter östliches, steiles Firnfeld mit anschliessendem Schutt-Aufstieg zu umgehen, da wir aber den Grat vollständig besteigen wollten, gab es die erste Felsberührung bereits direkt bei der Wetterlücke 3174m.
Der Effizient halber trennten sich beim Start unsere beiden Seilschaften. Wir kamen gut und zügig voran, spürten aber beim Seilhandling sowie den Sicherungstechniken auf jeden Fall noch Nachholbedarf. Kritik durchbricht hin und wieder die Stille der Bergruhe- für mich absolut in Ordnung, so lange es nicht persönlich wird. Aber da hat halt jeder ein anderes Empfindungsvermögen, was in Anbetracht der fehlenden Routine in der Seilschaft auch verständlich ist. Wie heisst's so schön: "Schwamm drüber" (scheint bei mir wasserfeste Kreide zu sein...).
Marcel führte unser Trio nun gekonnt bergaufwärts - wie waren wir doch erstaunt, als wir plötzlich den Holzstab des Triangulationspunktes auf 3403m sahen. Nicht des Holzes wegen, sondern mehr der Differenz wegen, welche noch fehlt, bis zum Gipfel auf 3780m! Schliesslich ging es mehrheitlich - zumindest optisch - vertikal statt horizontal, mit diesem "Umstand" muss man sich zuerst einmal abfinden (zur Erinnerung: "Eigentlich ist der Berg nicht schwierig, die Schwierigkeit liegt in der Länge der Tour"...).
Die auch in der Führerliteratur erwähnten Eisenstangen dienen tatsächlich zur besseren Sicherheit, unter den Füssen hat es in dieser Etappe doch manchmal etwas gar viel Rollmaterial. Der anschliessende steile Aufstieg war dank dem rutschigen Sicherungskabel zwar unschwierig, grosse Vorsicht aber, wenn noch Nachsteiger in der Nähe sind - Steinschlag fast garantiert!
Die deutlich sichtbare Verschneidung umgingen wir wie empfohlen südlich, hier gibt es mehrere mehr oder weniger vertrauenserweckende Stände (meist Bandschlingen, einmal gebohrt mit Kette). Es folgen weitere gut gestufte Höhenmeter bis man dann am Beginn des 40 Grad steilen Firnfeldes steht. Hier heisst die Devise, möglichst nahe am Grat, jedoch mit genügend Abstand zur Wächte, was einem wiederum in die Steilheit zwingt. Ganz klar nicht mein Traum-Terrain, habe ich doch vor 5 Jahren meine Schutzengel bereits arg in Anspruch genommen.
Dank sicherer und vertrauenserweckender Seilführung gelang uns aber auch diese Etappe - meist in Firn und einmal bereits knapp das Blankeis spürend, es folgten noch zwei weitere kurze Grat-Traversierungen über Fels und Firn und dann war es endlich soweit: der höchste Punkt des Lauterbrunnen Breithorn 3780m war erreicht! Ein erhabenes, glückliches und gedankenfreies Gefühl durchring mein Körper - Erschöpft- und Gelassenheit kamen dazu. Den Lieben zu Hause vom Gipfel aus zu gratulieren - auch das ist im heutigen modernen Zeitalter eine schöne Nebensache - da darf man ruhig auch ein wenig emotionell werden. Kaum aufgelegt dann wieder Heinz' Worte: ""Eigentlich ist der Berg nicht schwierig, die Schwierigkeit liegt in der Länge der Tour..."
Sonnig, windstill, absolut ruhig - so präsentierte sich uns wie am Vortag noch in der Hütte "bestellt" die Gipfelpause. Wir waren uns aber klar bewusst, hier haben wir nun erst die Hälfte der Tour, definitiv gratulieren dürfen wir uns erst zurück in der Mutthornhütte, welche knapp 900 Meter tiefer und einige Kilometer entfernt uns zu Füssen liegt.
Der Abstieg ging auch hier dank Marcel's sicherer Seilführung speditiv und sicher voran. Man spürte in jedem von uns die Angespanntheit, sicherlich auch die Konzentration und damit verbunden die Müdigkeit. Nicht immer treffen die gesprochenen Worte den Nagel auf den Kopf, Kommunikation am Berg kann oft nicht mit derjenigen zu Hause verglichen werden.
Plötzlich sehen wir unsere zweite Seilschaft mit

Die letzte Etappe - wieder als 5er-Seilschaft unterwegs - zurück zur Hütte war definitiv kein Zuckerschlecken mehr. Die Sonne liess uns auf dem Gletscher wie Steaks auf dem Grill verbrutzeln, der Getränkevorrat hat sich dümlicherweise statt im Magen infolge undichter Trinkflasche im Rucksack zunichte gemacht und überhaupt hatten wir nun wohl alle genug vom Gletscher-Trecking. Wie eine Halluzination schwebte die kühle Cola-Flasche über uns, einige sahen sogar Hüttenwirt Toni mit dem Schneetöff uns abholen kommen. Der Töff verpuffte wieder, den Drink in Form eines Begrüssungs-Tees gab es dafür dann aber nach exakt 13 Tourenstunden erneut aus den Händen der Crew (danke Ursi!) von der Mutthornhütte SAC 2901m. Ich gebe zu, dieses Glas Tee werde ich so schnell nicht vergessen!
Glücklich, vielleicht auch ein wenig nachdenklich, auf jeden Fall aber erfüllt und gleichzeitig auch erschöpft, liessen wir uns auf der Hüttenterrasse nieder, träumten nicht nur vom kühlen Cola sondern tranken dieses nun auch. Was für ein Tag, was für eine Tour.
Beim Abendessen in der Hütte wurden nochmals alle Schlüsselstellen, alle Schweisstropfen, überhaupt einfach die gesamte Tour erzählt und wiederholt - irgendwie konnten wir es wohl kaum glauben, dass wir auf diesem schönen Berg standen. Darauf tranken wir - Amarone, Grappa und als Hütten-Crew-Dank nochmals Grappa. Für den tagsdarauf gab es wieder einige Stunden mehr Schlaf - auf jeden Fall verdient und auf jeden Fall stolz und glücklich, auf diesem schönen Berg gestanden zu haben.
Fazit:
Ja, die Schwierigkeit der Tour liegt definitiv in der Länge. Unschwierig ist diese aber nicht, ein ZS bis ZS+ (je nach Bedingungen beim Gipfel-Firnfeld) mit IIIer-Stellen ist auf jeden Fall angebracht und sollte mindestens vom Vorsteiger geklettert werden können. Danke Marcel für die Seilführung und Nicole für die "Spur"-Nase.
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