Übers Kar auf die Kisten
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Gescheite Photos gibt's diesmal keine. Nur ein paar udeuschle-Übungen aus dem Gipfelbereich. (Die aus der Asamklamm sind schon während meiner letzten Urlaubswoche Ende Juli entstanden.) Das hat zum einen damit zu tun, dass an diesem Tag meine eigene "Maschinerie" ziemlich schwer in die Gänge gekommen ist, so dass ich mich im Aufstieg lieber ohne Photopausen aufs gleichmäßige Gehen konzentriert habe, zum anderen damit, dass da noch keine Sonne in den Hang schien (was natürlich andererseits wieder Absicht war). Und im Abstieg ist dann der Riemenverschluss von der Kameratasche kaputtgegangen, deshalb musste ich sie per Karabiner hinten an den Rucksack außer Reichweite hängen. So muss ich die Tour eben aus dem Gedächtnis erzählen.
Geparkt habe ich an der Walchenseestraße hinter Eschenlohe, genau da, wo der Weg zur Asamklamm abzweigt. Am Morgen ist da noch alles duster, also nur schnell über den Steg hinauf zur Forststraße, dann beim Eschenloher Sportplatz das derzeit knochentrockene Bett der Urlaine gequert. Am Wegweiser "Archtalschluchtweg" nach links, nur wenige Meter weiter aber dem grasigen Weg halbrechts folgen. An seinem Ende führt ein Steiglein rechts aufwärts, erreicht einen steilen Holzabfuhrweg, auf dem es noch ein kurzes Stück links weitergeht, dann beginnt der eigentliche Wanderpfad. An der ersten Kehre warnt noch ein Schild vor den "alpinen Gefahren", instandgehalten wird dieser Weg nicht mehr, ist aber deutlich erkennbar. Aufpassen muss man an der Stelle, wo der richtige Weg zwar deutlich breiter geradeaus am rechten Talhang ins Archtal hineinführt, aber mit einem roten Markierungspunkt auch ein schmalerer Steig rechts abgeht (ca. p. 950 m). Letzteren habe ich am 25. Juli genommen, er ist auch zunächst ganz wunderschön im Bergwald, leitet aber auf die falsche Seite des Bergvorsprungs und quert schließlich den steilen Nordwesthang. Dass das nicht mehr richtig sein konnte, war mir zwar bald klar, aber ich wollte doch herausfinden, was es mit diesem nicht einmal in der amtlichen Karte mehr eingezeichneten Steig auf sich hätte. Nun, über die erste Runse kommt man noch an einem rostigen Fixseil, die zweite ist nur eine kleine, aber die dritte war dann in einem Zustand, dass ich Angst hatte, mich da drüber nicht mehr zurück zu trauen, falls der Weg doch irgendwo endgültig zuende wäre. Da bin ich lieber umgekehrt. So kam es immerhin zu den Bildern aus dem Grund der Asamklamm, wo in den Vormittagsstunden das schönste Licht ist.
Zurück auf den rechten (also eigentlich linken) Weg durchs Archtal. Dort gibt es zwar auch ein paar Geröllreißen mit nur noch rudimentär vorhandenen Wegbefestigungen, aber mit etwas Vertrauen in die eigene Trittsicherheit kein echtes Problem. Die Steigung ist zunächst nur mäßig, bis etwa bei p. 1300 m der Wald aufhört und das Kar beginnt. In diesem werden die nächsten 500 Höhenmeter ziemlich zügig überwunden. Auch hier ist der Weg fast durchgängig gut zu erkennen, und wo Zweifel aufkommen, braucht man nur nach dem nächsten Steinmann Ausschau zu halten, dann hat man ihn wieder - oder umgekehrt: Wenn irgendwo kein Steinmann weit und breit mehr zu finden wäre, dann wäre man garantiert verkehrt ;-) Auf dem Weg gibt es auch nur sehr wenig loses Geröll, ab und zu hat es trotzdem geklackert, aber das waren vier Gemsen, die recht weit weg rechts oben unterwegs waren. Am oberen Ausstieg sind zwei, drei Kletterschritte nötig, um auf den das Kar abschließenden Felsriegel zu gelangen, und dann hat mich das landschaftliche Kontrastprogramm beinahe umgehauen. Eben noch mitten in der steilen Schuttwüste, hat man nun die grüngescheckte Hochfläche des Michelfelds vor sich, ist gewissermaßen mit einem Schlag zurück in der Zivilisation. Noch schnell das letzte Stück durch die Latschen auf den Gipfel der Hohen Kisten, dann Brotzeitpause nach ziemlich genau vier Bruttostunden.
Abwärts habe ich dann den frequentierteren Weg genommen, der das deutlich kleinere Pustertalkar nur im oberen Bereich kurz quert, dann links umgeht und durch einen wunderschönen, tundra-artigen Wald aus Latschen, niedrigen Birken, Vogelbeeren etc. zum Pustertal-Jagdhaus führt. Daran links vorbei und bis p. 1200 m immer einem Bachlauf folgend geht es weiter. Wo ein mit einem Rohr gefasstes Brünnlein Gelegenheit zum Auffüllen der Wasservorräte bietet, schwenkt der Steig nach links und folgt nun zunächst ohne weiteren Höhenverlust dem Hang, an einer Stelle kurz mal etwas ausgesetzt, da gibt ein Fixseil als Handlauf zusätzliche Sicherheit. Kurz danach kann man rechts direkt zur Forststraße absteigen, ich habe mich aber für den Hahnbichlsteig entschieden, der noch ein gutes Stück weiter der 1200-m-Linie folgt, um endlich als steiler Wurzelpfad talwärts zu leiten. Über das Schild an seinem Anfang wurde ja an anderer Stelle schon diskutiert, "nur für Geübte, nicht bei Nässe und Dunkelheit" steht darauf". Das klingt auf den ersten Blick ziemlich gefährlich, aber: Die Hohe Kisten ist auf jeden Fall eine Tour mit mindestens 1200 Höhenmetern und schon deshalb eh nichts für Ungeübte, und dass die teilweise recht hohen Wurzelstufen bei Nässe äußerst tückisch sein können, kann ich mir durchaus vorstellen. Zu denen, die bei Dunkelheit unterwegs sind, gehöre ich sowieso nicht. In Erinnerung bleibt mir der Hahnbichlsteig übrigens als einer der am deutlichsten markierten Wanderwege, die ich je gesehen habe ;-)
Zurück im Tal sollte man sich als abschließendes Schmankerl die Asamklamm nicht entgehen lassen. Den Abzweig zum Steg rechts liegen lassend und erst in den nächsten Weg rechts einbiegend gelangt man über eine Treppe in den Grund der Schlucht, wo man jetzt im Hochsommer noch ein ganzes Stück übers trockene Kiesbett gehen kann bis zu der Stelle, wo das Wasser der Eschenlaine endet. Ein echt "magischer Ort", bin ich versucht zu sagen, aber an so etwas glaube ich eigentlich nicht - außergewöhnlich schön ist es auf jeden Fall. Danach bin ich noch dem südlichen "Ufer" gefolgt, bis ein Metallsteg in Sicht kommt. Auf der gegenüberliegenden Seite ist eine Wiese, und direkt an ihrem rechten Rand beginnt an einer Stelle, wo wohl bei starker Wasserführung ein Sturzbach mündet, ein Trampelpfad den Hang hinauf, dann an einer weiteren Wiese entlang und trifft bei einer Aussichtsbank wieder den Weg zum Asamklammsteg, nur noch 100 Meter entfernt von meinem Parkplatz.
Und wer jetzt doch noch tolle Bilder sehen will, der sei gerne auf die von gero verwiesen, der die Tour dieses Jahr schon
in umgekehrter Richtung gemacht hat.

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