Bike & Hike Frutigen-Wildstrubel (via Ammertespitz)


Publiziert von Camox , 16. August 2013 um 20:10.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:15 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: ZS - Fahrtechnisch anspruchsvoll
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 10:30
Aufstieg: 3500 m
Abstieg: 3500 m
Strecke:Frutigen - Adelboden - Hahnenmoospass - Luegli - Bummeregrat - Ammertenspitz - Pt. 2593 - Pt. 2509 - Lenkerstrubel (selber Weg zurück)

Schon vor einiger Zeit hat sich dieses Projekt als Idee entwickelt und je länger ich es vor mir herschob, um so mehr Respekt bekam ich davor. Schlussendlich klappte es erst im dritten Versuch: Das erste Mal scheiterte ich 2012 wegen zu viel Schnee in den Nordhängen des Wildstrubel-Massivs. Letzten Sonntag dann war ich mit meiner Tagesform nicht zufrieden und war mental abgelenkt, weshalb ich mich 3.5 Stunden nach Beginn der Tour auf dem Ammertenspitz zu einem Rückzug entschloss. Die Tour hat mich die Tage danach aber dermassen beschäftigt und vom Alltag abgelenkt, dass ich mir kurzerhand den Donnerstag frei nahm (gut, wenn man das (noch) kann) und es erneut versuchte. Damit habe ich mir nicht ganz unbewusst auch einen gewissen Druck auferlegt, es nun zu schaffen.
 

Gestartet bin ich um 8:40 Uhr in Frutigen am Bahnhof. Da ich mit dem Zug anreisen musste, war ein früherer Start nicht möglich, zumindest unter der Woche nicht. Die Bike-Route führte mich auf der Hauptstrasse nach Adelboden. Dies war zwar etwas öde, dafür kam man schnell und kräfte-effizient voran. Auch der Verkehr war heute erträglich, da er sich aufgrund von zwei temporär eingerichteten Ampeln in Gruppen gliederte und es sonst ziemlich ruhig war. In Adelboden fahre ich durch den Dorfkern und dann die Strasse weiter nach Bergläger. Dort nehme ich die Strasse weiter in Richtung Silleren bis Pt. 1818, quere dann auf einem Naturweg rüber zur Hahnenmoos-Strasse und steige diesen Asphaltweg hoch bis auf den Pass. Von dort ging‘s gleich weiter in Richtung Rägeboldshore auf einem Schottersträsschen. Dann die Flanken dieses Graskopfes traversierend auf einem schmalen Weglein nach Luegli. Bei diesem letzten Abschnitt muss man auch schon mal ein paar Meter schieben (nur dieser Abschnitt ist von der Schwierigkeit "ZS", alles andere geht unter "L"). Knapp 2.5 Stunden brauchte ich bis hier.
 

Bei Luegi deponiere ich mein Bike und Zubehör: Flickzeug, Tranzbag und Bikeschuhe. Weiter geht’s nun mit Wanderausrüstung den blau-weissen Wanderweg hoch zum Ammertenspitz. Dieser Weg ist ziemlich abwechslungsreich und problemlos zu begehen und geht von der technischen Schwierigkeit in meinen Augen nur knapp als Alpinwanderweg durch *. Im Vergleich zum letzten Sonntag war’s heute auch ziemlich ruhig hier. Der Ammertenspitz war heute für mich mehr Passier- als Aussichtspunkt, sodass ich kurz nach der Gipfelankunft um Zwölf auch gleich wieder weiterzog.
 

Nun verliert man in einem ersten Abstieg 300 Hm. Der Abstieg führt zuerst zum Ammertenpass und von dort weiter den Wanderweg runter Richtung Lenk bis man sich im breiten Gletschervorfeld des Ammertengletschers befindet . Kurz vorher steige ich über den Beginn der markanten Seitenmoräne zur Ebene runter und quere den Gletscherbach. Von nun an bis zum Gipfel des Wildstrubels muss man sich mit schottrigem Untergrund zufrieden geben. Zuerst steige ich die breite Ebene in einem Rechtsbogen hoch und gelange so südlich von Pt. 2486 zu einem kleinen See runter. Von dort aus in Richtung einer markanten, senkrecht zum Hang stehenden Moräne rüber, diese im unteren Teil querend und dann nach einigen Metern diese Höhe haltend links auf einem Rücken den Hang hoch. Im oberen Teil leicht rechts haltend gelange ich so in das Tobel eines kleinen Bachs (letzte Möglichkeit die Flaschen zu füllen), der aber bald wieder verschwindet. So steige ich weiter hoch und gelange in den Pass östlich des Ammertehore (Pt. 2593). Bei diesem Aufstieg, welcher man als Schlüsselstelle dieser Tour bezeichnen kann, sollte man sich an die hilfreichen Steinmandli halten. Vom Pass aus wäre es übrigens nicht mehr schwierig und lange auf den Gipfel des Ammertenhore. Nun folgt aber Neuland für mich.
 

In einem Zweiten Abstieg muss man rund 150 Hm in die Ebene westlich des Wildstrubels absteigen. Einen brauchbaren Wegbeschrieb kann ich für diesen Teil nicht geben, da das Gelände hier ziemlich unübersichtlich ist und von früheren glazialen Aktivitäten einige Kuppen und Senken aufweist. Tendenziell sollte man aber in einem leichten Linksbogen Pt. 2509 anstreben, welcher östlich einen markanten Felsrücken aufweist. Über diesen Felsrücken und unter einem Felsband traversierend gelangte ich so zu einigen Schuttmoränen, hinter welchen sich der Wildstrubelweg befindet. Dieser ist aber nicht ganz einfach zu finden, da er im Schotter aus der Distanz schwierig auszumachen ist. Das GPS war hier wieder einmal ein dienliches Instrument und ich erreichte den Weg auf rund 2560 müM. Kurz bevor ich auf den Weg kam, blickte ich hoch zu meinem Gipfelziel. Und ich war grad ein bisschen erschrocken: Dass es von hier aus noch so weit ist, hätte ich definitiv nicht gedacht und ein kleiner mentaler Tiefschlag galt es zu überwinden.
 

Doch ich kam gut vorwärts auf dem Weg hoch zum Gipfel. Die Steigung hält sich meist in Grenzen und man kommt trotz Geröll gut vorwärts. Die Wegfindung gelingt auch problemlos. Auch wenn sich der Weg des öfteren verzweigt, so ist man doch immer richtig. Der Weg führt zweimal über Felsstufen, wo man etwas kraxeln muss. Ansonsten hält sich die Schwierigkeit in Grenzen. Auf diesem letzten Abschnitt entstand ein gewisses Dilemma in mir drin: Einerseits wollte ich Kräfte sparen für den Rückweg, anderseits wollte ich unbedingt die 6 Stunden bis zur Gipfelankunft ab Tourenstart nicht überschreiten. Aufgrund der zunehmenden Höhe konnte ich meine Muskeln dann gar nicht bis an die Grenze beanspruchen, da die Sauerstoffzufuhr der limitierende Faktor war, was mein Herz zu intensivem Pumpen veranlasste.
 

Schlussendlich stand ich ziemlich genau um 14:40 Uhr und über-überglücklich auf dem Gipfel des Lenkerstrubels!! Sämtliche Strapazen waren in diesem Moment vergessen und von Glückshormonen überschüttet fand ich kaum Ruhe auf dem Gipfel. So geniesse ich die Zeit hier oben, trotz etwas dunstiger Sicht.
 

Aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit (normalerweise ist meine Regel bei Tagestouren: Gipfelankunft vor 13:00 Uhr) machte ich mich um 15:00 Uhr wieder an den Abstieg. Nach rund Dreiviertelstunden bin ich wieder nahe Pt. 2509. Auch auf dem Rückweg ergaben sich im folgenden Abschnitt bis hoch zum Pass einige unnötige Höhenmeter im hügeligen Gelände. Vom Pass runter kann ich dann aber über einige Schneefelder bequem runterrutschen. Der zweite Aufstieg hoch zum Ammertenspitz gelingt soweit auch gut, auch wenn natürlich nicht mehr ganz so flüssig. Auch wenn ich vorgängig ziemlichen Respekt vor diesen Gegenanstiegen hatte, so hatte ich glücklicherweise noch genügend Kraft, um sie zu bewältigen. Seit dem Wildstrubel brauchte ich aber doch 2 1/3 Stunden bis hier. Um 17:30 Uhr steige ich zügig in einer halben Stunde wieder hinab zum Bike unterhalb des Bummeregrats.
 

Die Fahrt mit dem Bike bis zum Bahnhof Frutigen schaffe ich dann überraschenderweise in unter einer Stunde (okey, ein Rotlicht habe ich missachtet) und den Zug um 19:30 Uhr kann ich so problemlos erreichen.

 
 

Alles in allem ist die Tour aufgrund langer Geröllstrecken und den Gegenanstiegen nicht ganz ohne. Insgesamt gilt es auf der gesamten Strecke etwas über 3500 Hm im Aufstieg zu bewältigen und 73 km Horizontal-Distanz kommen noch dazu. Mit den 10.5 Stunden, die ich mit wenigen kurzen Pausen dafür gebraucht habe, war es definitiv eine meiner anspruchsvollsten Touren. Eine weitere Schwierigkeit besteht auch darin, die Kräfte richtig einteilen zu können, was mir diesmal aber gut gelungen ist. Von Vorteil halten sich die technischen Schwierigkeiten auf der gesamten Strecke in Grenzen. Ich empfehle die Tour an einem nicht allzu heissen Tag den gut trainierten Alpinsportlern.

Meine nächste Tour werde ich bestimmt wieder etwas Genuss-betont statt Bestzeit-orientiert angehen, aber zwischendurch muss man seine Grenzen einfach wieder einmal ausloten.


Bike-Strecke:
27kmx2 = 54km

1350Hm+49Hm = 1399Hm
49Hm+1350Hm = 1399Hm 

Hike-Strecke:
9.53kmx2 = 19.06km

1638.9Hm+477.7Hm = 2116.6Hm
477.7Hm+1638.9Hm = 2116.6Hm

 

 

* Wertvolle Informationen zum Abschnitt Hahnenmoospass – Ammertespitz – Ammertehore - Wildstrubelweg finden sich auch in diesem *Bericht von KraxelDani.


Tourengänger: Camox
Communities: Bike & Hike


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Kommentare (3)


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michael_be hat gesagt: Super!!
Gesendet am 16. August 2013 um 21:11
Hätte nicht gedacht, dass diese Distanz an einem Tag möglich ist. Super Tour!

johnny68 hat gesagt: Super Leistung
Gesendet am 16. August 2013 um 21:18
Gratuliere zu dieser super Tour
Johnny

Camox hat gesagt: Merci
Gesendet am 17. August 2013 um 22:52
Besten Dank euch, Michael und Johnny, für eure Kommentare. Wünsch' euch beiden noch eine gute Sommersaison!

Grüess
Markus


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