auf dem Klettersteig zur Tierbergli-Hütte - und alpin zum Vorder Tierberg


Publiziert von Felix , 13. August 2013 um 18:10. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:11 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettersteig Schwierigkeit: K3+ (ZS+)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Aufstieg: 1050 m
Abstieg: 1050 m
Strecke:hinterster Parkplatz Umpol - Klettersteig Tierbergli - Tierberglihütte - Tierberglilücke - Vorder Tierberg - Tierberglilücke - Hüttenweg Tierberglihütte - hinterster Parkplatz Umpol
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW von Obermad (Gadmen) via Steingletscher zum Parkplatz Umpol; bei Steingletscher sind 5 Fr. Strassengebühr zu entrichten
Zufahrt zum Ankunftspunkt:PW via Gadmen, Innertkirchen, Meiringen, Brünigpass, Autostrasse, -bahn Giswil - Sursee und Zell nach Wyssachen
Kartennummer:1211

Für unsere zweite Klettersteigtour im Gadmertal fahren wir die Sustenstrasse hoch bis Steingletscher, bezahlen dort die 5 Fr. für die Benutzung der Privatstrasse und benutzten diese bis zum letzten Parkplatz Umpol.

 

Hier überqueren wir den Bach, welcher, wie viele andere, ein Ast des Gadmerwassers darstellt, und orientieren uns am mächtigen Felsblock auf der anderen Seite, um den Einstieg zum Klettersteig Tierbergli zu finden - und nicht auf dem wbw markierten Hüttenweg anzusteigen.

In der Tat ist der Beginn des KS nicht so offensichtlich - das Gelände noch zu flach und wenig alpin … doch dann weist uns eine Wegspur auf den richtigen Pfad, einzelne weisse Dreiecke im roten Runde (später rote Punkte) weisen uns in die korrekte Richtung. Nach einem längeren Gehen - noch ohne am Seil die KS-Sets einzuhängen - über vom Gletscherschliff abgerundete Granitfelsen stehen wir dann doch unvermittelt vor dem effektiven Einstieg: da geht es nun doch recht steil auf Eisensprossen hinauf in die untere Westflanke des Tierberglis. Über uns von Anbeginn schönster blauer Himmel ohne jegliche Wolken - laufen wir jedoch lange im schattigen (eben: westlichen Teil) des sich von der Hütte herunterziehenden Felsmassivs; die Temperaturen befinden sich im moderaten Bereich - mit zunehmender Höhe und Anstrengung entledigen wir uns jedoch der überflüssigen Schichten …

Zwischen einzelnen problemlos zu begehenden Passagen sind doch immer wieder steile bis sehr steile Aufstiegsstellen und Quergänge im schönen festen Fels eingebaut - es macht sehr viel Spass! Etwas skeptisch gehen wir jedoch die von Eugen E. Hüsler & Daniel Anker in „Die Klettersteige der Schweiz“ beschriebene Schlüsselstelle an: Bereits nach dem kurzen, senkrechten Aufstieg auf Metallsprossen erweist sich das nun zu traversierende Band als sehr schmal, so dass unter ihm zusätzliche Eisentritte montiert sind - und je länger die Traverse sich fortzieht, desto abdrängender wird die Felswand - die grösste Schwierigkeit bietet sich jedoch beim kurzen Aufstieg über weitere Sprossen im leicht überhängenden Felsen: viel Armkraft wird hier benötigt, gerade weil auch das Umhängen des KS-Sets vorgenommen werden muss … Doch: ich habe es geschafft! (Nicht die Luft unter den Füssen war das Problem - sondern Kraft und etwas Artistik verlangte von mir einiges ab.)

 

Nachdem wir den „Umgehungsweg“ der Schlüsselstelle (weniger anspruchsvoll als die als K4 eingestufte Stelle) passiert haben, treten wir auf flaches Gelände über; kurz vor Erreichen des Hüttenzustieges lässt sich hier schön rasten - und zum ersten Mal richtig die Sonne geniessen. Nachdem wir anschliessend den Bergweg gequert haben, schreiten wir beinahe eben über ein Altschneefeld zur Fortsetzung des Klettersteigs Tierbergli auf der östlichen steilen Felswand des Tierberglis.

Hier nun finden wir öfters steile Stellen, wie bis anhin ausgiebig und bestens gesichert, vor - zudem nun ein sympathisches Mehr an Felstritten und -griffen: noch viel mehr Freude dürfen wir hier erleben - auch wenn doch die Wände zum Teil sehr steil sind und arg in die Tiefe abbrechen … Beinahe zu kurz erleben wir diesen Teil; die abschliessende „Himmelsleiter“ über eine steilste, plane Felswand stellt Freude pur dar - der darauf folgende Schlussteil des Steiges ist, trotz eingerichteter Drahtseile, ohne Sicherung zu begehen, das Gelände flacht sehr ab und wird (häufig zwar noch im Fels) zum Bergweg.

 

Derart erreichen wir die alpine, grossartige Szenerie um die Tierberglihütte: wie prächtig sind nun nicht nur Vorder (und Mittler) Tierberg anzuschauen; ganz besonders eröffnet sich uns das Sustenhorn (auf dessen Abstieg zahlreiche Seilschaften zu erkennen sind), sondern die einerseits eher flache, anderseits zerklüftete Eislandschaft zu unserem nächsten Ziel hin!

Nachdem wir uns beim Hüttenwart über die Verhältnisse zum Vorder Tierberg erkundigt gemacht haben - und uns eine stärkende Zwischenmahlzeit gegönnt haben - machen wir uns auf: so schnallen wir kurz vor dem Steigletscher Steigeisen an, legen Seil an und begeben uns mit Pickeln auf den Gletscher.

 

Unter dem blauen Himmel, mit nur sehr wenig feuchtem Schnee, ist es ein angenehmes Gehen auf dem erst nur sehr sanft ansteigenden Gletscher hoch. Dabei traversieren wir die imposante Spalten-, Serac-Zone beim Abbruch ins Tal oberhalb - eindrücklich diese Gletscherwelt! Wenig später steigt es an; den Übergang zur Tierberglücke ist jedoch ohne jegliche Anstrengung zu meistern.

 

Danach jedoch steilt der Gletscher auf, wir geraten hier doch arg ins Schwitzen; doch bald ist der Übergang zum teils felsigen Grat erreicht. Hier folgen wir erst den Spuren im Steilhang links der Felsen, passieren dabei zweimal kleine mit Blankeis durchsetzte Passagen - und steigen dann in den sehr hübsch zu begehenden Felsgrat ein. Trotz Steigeisen an den Füssen ist dieser unproblematisch, ja genussvoll zu erklettern - nach einer nochmaligen kurzen Schnee-Passage erreichen wir den letzten Abschnitt: der felsige Gipfelaufbau weist sogar einige spärliche Spuren auf - so ist es ein Leichtes, und Hochgenuss pur, die letzten Meter zum Vorder Tierberg!

 

Unseren besonderen (Feier)-Tag begehen wir mit einem Crémant d’Alsace, geniessen den Anblick, die Natur unserer exzellenten Bergwelt, und machen uns dann - bei stets mehr aufziehenden Wolken - auf den Rückweg.

Beim Abstieg können wir beinahe die besseren Einsblicke in die teils bizarr anmutende Serac-Zone gewinnen - hier wäre ein Ausrutscher fatal; doch: wir sind ja bestens ausgerüstet.

So erreichen wir innert Kürze den Hüttenweg kurz vor der Tierberglihütte - und entledigen uns der alpinen Ausrüstung.

 

Jenen benützen wir - mit sehr vielen andern - mit vielen Blicken aufs Sustenhorn (in dieser fantastischen hochalpinen Umgebung lädt es mich sehr ein, dort mal hochzusteigen …) zurück, erst etwas ruppig, teils mit Sicherungen versehen, dann, nach der „Kreuzung“ mit dem Klettersteig, stets wanderwegmässiger, hinunter zum Parkplatz Umpol: ein Weekend mit tollen Touren, eine leichte Hochtour in schönster Umgebung (mit anregendem Klettersteig) findet hier ein Ende - der 11. konnte wieder einmal mehr „gediegen gefeiert“ werden! 


Tourengänger: Ursula, Felix


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