K(l)eine Entscheidung zwischen Schoggi und Käse


Publiziert von Henrik , 17. August 2013 um 11:20. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Freiburg
Tour Datum: 9 August 2013
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-FR 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Kartennummer:Essen in Itarmoyen

...irgendwo und –wer titelte unlängst über den besten Sommer der letzten 10 Jahre und liess Schlagzeilen purzeln, man nähere sich dem ärgsten aller Sommer, dem von 2003, und fügte allerdings fast kleinlaut das Adverb hinzu „beinahe“! Am 9. August regnete. Und ich fuhr in die Romandie. Mit dem Taxi liess ich mich zum Bahnhof bringen. Die Geleisearbeiten zwischen dem Aeschen- und Centralbahnplatz sind abgeschlossen, das „Gnusch“ am SBB ist dasselbe geblieben. Ganz zu schweigen von der „berüchtigten“ Passarelle, über die ich jetzt keine weitern Zeilen verlieren will.
 
... meine Begeisterung geriet förmlich in physische Schwingungen, am Gleis 6 stand der IC 961, der einen soeben revidierten Einheitswagen IV (1.-Klasse) mitführte, der am 7. August wieder dem Publikum übergeben wurde: es roch nach Kunststoff, die Plexiglasteile hatten nicht mal „fettige Handtöpplis“, die Veloursrücken der Sitze noch keine „weissen“ Schweissabriebe, die Ablageflächen glänzten noch von der Endreinigung; ein Blick in die Toilette überzeugte auch: Ende der Plumpsklosett-Ära. Ich liess mich in den Sitz fallen und wurde aufgefangen, weich, behaglich, ein Sofa, erster Teil der Zugsreise im Intercity nach Bern. Ein SMS von Tobi erreichte mich kurz vor dem Hauensteintunnel: „...ich sitze im Zug nach Bern“, las ich da. Und ich schrieb zurück: „...ich sitze in einem IC“. „Wo wir uns treffen würden?“ „In Bern, wo den sonst“ schrieb ich etwas übermütig und keck erneut zurück. Ich las mich durch die etwas dürftige(n) Basler Zeitung(en) der letzten 10 Tage und entsorgte diese über mir auf der Ablage. In Bern regnete es nicht.
 
... an Gleis 1 fanden wir uns ein, der etwas müde „Monschtertüreler“, ...s’isch haut gar früeh de Morge... mit Abfahrt um 9.09. Wir reisten mit dem RegioExpress (NPZ Domino) directement nach Bulle – die sanft gewellte Landschaft, das Ergebnis des Moränenaufbaues durch den Rhonegletschers findet sich in der ganzen Länge des Schweizerischen Mittellandes. Für das Erlebnis dieser Landschaft spielt für mich die Witterung keine Rolle – über dem Moléson hing heute eine Wolkendecke. In Bulle steigen wir um in die tpf-Bahn nach Broc-Fabrique – eine der wenigen noch erhaltenen Kurzstrecken im CH-Eisenbahnliniennetz. Tobis Ansinnen heute war aber nicht ein Besuch bei Cailler [Qui n'a pas un jour rêvé de visiter une chocolaterie ? Découvrez le processus de fabrication du chocolat et les odeurs qui s'en dégagent dans la célèbre fabrique de chocolat Maison Cailler (Nestlé), à Broc], sondern das Abhaken eines weitern Bahnabschnittes des vielfältigen Eisenbahnnetzes der CH, die er auf einer doch schon strapazierten kleinen Falt-Ausgabe der Netzkarte mit grünem Filzstift markierte. Entgegen einer mitreisenden Schulklasse, die hier ausstieg, verblieben wir im Zug und warteten die Rückfahrt nach Bulle ab. Ohne Umzusteigen, konnten wir sitzenbleiben, unser nächstes Ziel: Montbovon. Da die Mittagszeit schon heranrückte, musste der nächste „Futtertrog“ eruiert werden. Wir beschlossen Eingehen auf Bekanntes! Und mein Gourmessa-Köcher enthält immer eine „Überraschung“ – ich werbe beinahe in eigener Sache..., he?
 
... in Montbovon ergibt sich ein unbeabsichtigtes Stell-dich-ein „historischen Bahnmaterials“: die ziemlich moderne Komposition der tpf, eine Ausgabe der MOB in Blau/Weiss und die Touristik-Version 2000 der MOB, mit ihren Pullmann-Waggons. Genau so bedächtig wie hier die Züge verkehren, meldete sich der Hunger.

... auf der Rückfahrt nach Bulle verliessen wir den NPZ in Albeuve, nur einen Steinwurf von der Haltestelle fanden wir ein Lokal, die Auberge de l’Ange, mit ihrem Intérieur „tout bois“, wo Claudia und ich auch schon übernachtet und diniert haben. Rasch füllte sich das Restaurant: Einheimische in ihren Handwerksüberkleidern, Touris wie Tobi und ich und Stammgäste, denen man aus der Sprache heraushören konnte, dass die schon vor Mittag hier zusammengekommen sind ...etwas derb und lauter als die andern Gäste. Das uns gereichte Tafelwasser (sans bulles et l’eau du robinet) wurde in einer eisblauen Bügelflasche auf den Tisch gestellt – ein sehr sympathischer Zug. Eine Aufmerksamkeit aus der Küche leitete das Mahl ein, danach le petit salade und Tobi widmete sich dem Fisch, während ich dem Schwein huldigte – beides Tagesteller, deren Preise sich sehen lassen können. Dazu ein Mont Vully. Vorteil: wer das Lokal verlässt, kann nahtlos in die Bahn steigen, denn die liegen nur 20 Meter auseinander!
 
... wir fahren nach Bulle zurück (historischer Stadtkern und seine 25 Brunnen), haben noch restliche 50 Minuten Zeit, bis der Sprinter uns nach Bern zurückbringt und Tobi möchte das vormittägliche Ausgelassenhaben des Schoggi-Genusses nun doch noch nachholen. Wir verlassen das Bahnhofsgebäude und nur ein paar Schritte weiter duftet es aus einer Confiserie nach eben ...solchen Köstlichkeiten. Noch „verklemmen wir es“ und spazieren im Sinne eines kleinen Stadtrundganges durch die Altstadt mit ihren Linden- und Pappeln-Alleen. Nicht unerwähnt lassen wollen wir den Hinweis eines hikr-Prominenten, der gleichermassen in Kurzzeiten Berge hinanstürmt, wie auch der Gourmessa oft verpflichtet ist – seine Empfehlung in Bulle, die wir nicht aufgesucht haben, aber an der wir jetzt vorbeigekommen sind, möchten wir doch hervorheben: Zazas Empfehlung für Fondue in Bulle ist das Cabriolle! Ein Blick auf die Uhr verrät uns, dass wenn wir noch dem Genuss frönen wollen, sollten wir der Confiserie Comte Michel an der Avenue de la Gare 10 jetzt die Aufwartung machen. Encore une fois en bois – das Intérieur. Die Mousse-au-Chocolat zerfliesst im Munde, süss und dazu einen Espresso bzw. einen Cappucinno. Plötzlich werden die Minuten kurz, der Zug ruft.
 
... nicht nur in den Gassen ist Schokolade ein Thema: auch auf Schienen kann man sich diesem Genuss hingeben. Die MOB hat eigens eine Zugskomposition geschaffen, le train du chocolatund den sehen wir auf einem Nebengeleise stehen. Profaner geht es zu und her, als wir uns in den Sprinter setzen und nach Bern bringen lassen. Gesättigt durch Fisch und Schwein, Kaffee und Mousse ruhen die Erzählkunst und der Diskurs! So bleibt ein Schweigen übrig bis wir in Bern ankommen!
 
... mein Wunsch an Tobi: Schutt- und Plattenwanderung mit etwas Luft und Gourmessa! 

Tourengänger: Henrik , Tobi
Communities: Touren und Tafeln


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Pfaelzer hat gesagt: http://www.aubergedelange.ch/
Gesendet am 17. August 2013 um 12:01
Da wäre ich auch nicht abgeneigt...;-)

Machst du jetzt Bilder mit dem Tablet?

LG
Wolfgang

Henrik hat gesagt: RE:http://www.aubergedelange.ch/
Gesendet am 17. August 2013 um 12:02
Ja, auch, und ich bin erstaunt mit welcher Qualität die da zustandekommen! Ist ja auch einfach.

Danke für dein Posting.

Herzlich

Henrik


Kommentar hinzufügen»