Überschreitung Haggenspitz (1761m) & Kleiner Mythen (1811m)
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Angesichts der grossen Hitze verzichteten wir dieses Wochenende auf grössere Touren. Meinen mittlerweile zwei überdehnten Fussgelenken und dem arg verstauchten Zeh war das wohl auch recht. Aber etwas Knackiges musste dann doch noch sein. Wenn man in der Innerschweiz wohnt, ist man diesbezüglich ja gut versorgt. Zum Beispiel mit den Mythen-Gipfeln...
Letzten November schaffte ich endlich meine erste Haggenspitz-Überschreitung. Meine Freundin wollte sich diesen Spass natürlich unbedingt auch mal schenken. Dass es danach über den Kleinen Mythen weiter gehen sollte, war sowieso klar. Für alle Fälle, sprich den Kamin im Direktaufstieg zum Kleinen Mythen, hatten wir ein 20m-Seil im Rucksack, den Müller-Kamin schloss ich angesichts meiner beiden angeschlagenen Füsse zu Hause schon aus.
Kurz vor acht Uhr starteten wir auf der Haggenegg zu unserer Tour. Es wehte bereits jetzt etwas Föhn, was die Wärme erträglich machte. Den Anfang des Haggenspitz-Aufstiegs konnten wir zudem im Schatten machen. Der Einstieg in die Route ist relativ einfach zu finden: Auf der Haggenegg folgt man dem Pfad, der einen via P. 1410 zu den Schärsack-Zähnen führt. Diese umgeht man westseitig, zunächst noch im Wald. Der Pfad wird nun zusehends steiler und ist eigentlich kaum zu verpassen. Im Verlauf weisen viele rote Punkte den Weg.
Nun, für unsere Haggenegg-Überschreitung hatten wir diesmal sicherlich die bestmöglichen Bedingungen: das Gelände war trocken und natürlich schneefrei, im Gegensatz zu unserer November-Tour, wo wir v.a. in der Umgehung des Müller-Kamins mit recht ungemütlichen Schneefeldern zu kämpfen hatten. Technisch schwierig ist der Aufstieg zum Haggenspitz nicht, aber während einer Stunde gilt volle Konzentration. Ausrutschen ist an vielen Stellen nicht erlaubt.
Um ca. 9 Uhr trafen wir auf dem Haggenspitz ein, dessen Gipfel vor uns vier weitere Kraxler eingenommen hatten. Der Blick ins Gipfelbuch offenbarte, dass sich hier am Vortag zahlreiche Exponenten der hikr-Community ausgetobt hatten. Insbesondere alpstein und
Felix möchte ich zur erfolgreichen Tour gratulieren.
Kurz darauf stiegen wir zum Griggeli ab und zum Kleinen Mythen hoch. Noch auf dem Haggenspitz war mir klar, dass ich den Kamin auf der direktesten Variante auslassen würde (Variante rot statt blau auf diesem Foto). Ich stand recht wacklig auf meinen Füssen und mit einem verstauchten, grossen Zeh zu klettern war nicht allzu angenehm. Als wir dann aber unter dem Kamin standen, änderte sich meine Meinung schnell. Die Kraxlerei auf den Haggenspitz hatte Spass gemacht und ich fühlte mich recht gut. Allora, let's go for it!
Madame führte den Aufstieg an, ich folgte ihr auf den Fersen. Am Einstieg zur Kletterei im Kamin realisierte ich, dass die Bedingungen um einiges besser waren als letzten September, sprich: trocken. Reichlich motiviert stieg ich Madame hinterher. Bald war die Kette und schliesslich das Drahtseil erreicht, welche den Aufstieg im oberen Teil des Kamins erleichtern. Und schwupps standen wir um 9.45 Uhr auf dem Gipfel, ohne das Seil aus dem Rucksack hervor geholt zu haben. Tipptopp: Ich war stolz auf mich und das positive Erlebnis stärkt mein Selbstvertrauen für weitere Touren im T5/T6-Bereich!
Auch hier verweilten wir nicht lange, es zog uns zu einem windstilleren Plätzchen irgendwo unterhalb des Vorgipfels. Auf dem Normalweg ging's also vom Kleinen Mythen runter und über den Grat zum Vorgipfel. Ganz alleine waren wir hier nicht unterwegs, wirklich grosser Andrang herrschte aber keineswegs. Nach einer Pause zogen wir dann gemütlich hinunter nach Zwyschet Mythen und via Geissloch hoch zur Haggenegg. Ziemlich genau vier Stunden nach Abmarsch standen wir wieder beim Auto.
Zum Schluss noch ein Wort zur Bewertung: Neulich haben wir den NW-Grat auf die Schafnase gemacht, eine Tour die auf hikr grösstenteils mit T5+ bewertet wird. Die Haggenspitz-Überschreitung dann als schwieriger zu taxieren, fällt mir persönlich fast etwas schwer. Mich zumindest forderte die Schafnase einiges mehr, zumal man dort an verschiedenen Stellen sehr ausgesetzt in teils etwas unzuverlässigem Fels klettert. Wie auch immer...: die Diskussion um die Bewertung der Routen (T5, T5+, T6- oder gar T6) wird wohl ebenso ewig anhalten wie jene, ob der Direktaufstieg zum Kleinen Mythen durch den Kamin eine II oder eine III ist. So oder so ist man gut beraten, wenn man Haggenspitz und Kleinen Mythen nicht bei Nässe macht, trittsicher und zumindest im T5-Bereich sattelfest ist, ein Gespür für Routenfindung und allenfalls noch ein Seil und ein paar Exen dabei hat. Gerade am Haggenspitz gibt es immer wieder Sicherungsmöglichkeiten inkl. Bohrhaken.

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