Schafnase (2011m) via NW-Grat
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Nach einer erholsamen Nacht im Stroh und einem reichhaltigen Frühstück fuhren wir zum Glaubenbielen hoch, wo wir unser Auto kurz vor der Passhöhe auf dem riesigen Parkplatz (P. 1565) abstellten. Das Wetter war schlechter als erwartet, sprich: dunkles Gewölk über dem Berner Oberland, derweil starker Föhn blies.
Den Giswilerstock hatte ich seit einem knappen Jahr im Hinterkopf, nicht zuletzt weil ich bemerkt hatte, dass auch Felix diesen via NW-Grat
geschafft hatte. Mit seinen Ängsten stellt er immer wieder einen gewissen Referenzpunkt für mich dar. Nun sollte es also soweit sein: nach etwas Vorgeplänkel die erste deftige Kraxeltour dieses Jahres. Der Anblick der Schafnase liess mich keinen Augenblick daran zweifeln, dass die mitgeschleppte Kletterausrüstung und der grosse Respekt ihre Berechtigung hatten: heute würden wieder einmal meine Grenzen ausgetestet...
Nach angenehmem Einlaufen zur Jänzimatt kürzten wir den Aufstieg zum Einstieg etwas ab und landeten nach ca. 40 Minuten bei P. 1734. Den ersten Aufschwung überkraxelten wir direkt, worauf es nochmals (und für eine Weile zum letzten Mal) kurz einfach und grasig wurde. Danach begann der eigentliche Grat, wobei wir den ersten Aufschwung rechts in der Flanke umgingen und dann nach links hoch zum Grat kraxelten.
Was dann folgte war hart an der Grenze dessen, was sich mit meiner Höhenangst vereinbaren lässt: oftmals ziemlich ausgesetztes, ungesichertes, doch irgendwie auch genüssliches Klettern (II) in teilweise zweifelhaftem Fels. Wir prüften sicherheitshalber jeden Griff zwei Mal, denn am Grat gibt's so einiges was nicht hält. Allerdings gibt es gleichzeitig auch immer zuverlässige Griffe und Tritte, so dass man nirgends zu waghalsigen Manövern gezwungen wird.
Nun, bei der ersten richtig happigen Passage suchte mein Auge noch nach einer Alternative in der Flanke. Nach kurzem Rekognoszieren wurde mir aber klar: auf dem Grat bleiben ist stets die beste Option, auch wenn's dort teilweise schon sehr luftig ist. Nach einigem Hin und Her in meinem Kopf entschied ich mich, das Seil nicht zur Hilfe zu nehmen. Und so blieb es bis oben – und gelang recht gut, auch wenn ich mich erst auf dem Gipfel wieder wirklich wohl fühlte.
Von P. 1734 bis zum Gipfel benötigten wir rund 50 Minuten. Ich hatte den Eindruck, der NW-Grat habe mich mental einiges mehr gefordert als bspw. meine letztjährige Haggenspitz-Überschreitung. Insgesamt war ich recht stolz auf mich, insbesondere weil ich die Sache seilfrei bewältigt hatte. Diesen Sommer will ich auf die
Schächentaler Windgällen und solche, erfolgreiche „Übungstouren“ im Hinterkopf werden mir auf dem Weg dorthin sicherlich helfen bzw. mir rechtzeitig mitteilen, dieses Ziel noch ein weiteres Jahr warten zu lassen.
Nun, da's auf dem Gipfel mächtig blies und's im Berner Oberland immer unerfreulicher aussah, beschlossen wir via Furgge gleich wieder auf den Glaubenbielen abzusteigen und den Ausflug zur Rossflue bleiben zu lassen. Für allfällige Schneefelder im steilen Abstieg hatten wir unsere Pickel dabei. Da aber mittlerweile der gesamte Weg schneefrei ist, blieben diese am Rucksack. Etwas aufpassen musste man im Abstieg von der Furgge aber schon, denn der Wanderweg ist voll mit lockerem, rutschigem Geröll. Knapp drei Stunden nach Aufbruch waren wir zurück auf dem Glaubenbielen.

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