Überschreitung des Hohen Gleirsch


Publiziert von maxl , 23. Juli 2013 um 21:36. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:14 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:45
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Um Scharnitz herum diverse kostenlose Parkmöglichkeiten. Oder aber den teuren P Karwendeltäler (6€), wenn man drauf besteht... Dann von der B177 in den Ort herein
Unterkunftmöglichkeiten:keine

Der Hohe Gleirsch ist einer der wenigen eher zahmen Gipfel in der westlichen Gleirsch-Halltal Kette und gleichzeitig ein hervorragender Aussichtspunkt. Gleichwohl ist er weit davon entfernt, überlaufen zu sein - die meisten Freizeitsuchenden im Karwendel ziehen es vor, die Forstpisten mit ihren sportlichen Radln rauf- und runterzurasen. Um so besser, denn dann hat unsereins den Gipfel selbst an einem sonnigen Hochsommer-Sonntag fast für sich. Am lohnendsten ist der Gleirsch als Rundtour, und zwar unbedingt im Aufstieg über den abwechslungsreichen Westgrat (nicht im Abstieg!!! Orientierungsprobleme) und im Abstieg über den etwas ruppigen, aber leichten Normalweg.

Wir fahren gegen viertel vor neun nach ausgiebigem Frühstück mit den Radln in Scharnitz los. Am großen, sauteuren Parkplatz der Karwendeltäler geht's vorbei und anschließend noch ein Stückerl ins Hinterautal. Nach einer guten viertel Stunde sind wir auf der Gleirschhöhe (Kreuz und Blick in die schöne Glerischklamm), dort zweigt nach rechts der Fahrweg ins Gleirschtal ab. Er überquert in einem Gegenanstieg von guten 40m die junge Isar und steigt jenseitig kräftig an. Für uns ambitionierte Radler bedeutet das freilich schieben. Hechelnd und keuchend oben angekommen sind wir froh, dass es flach wird. Fast eben rollen wir also gemütlich noch einen guten Kilometer weiter, bis nach links eine Forststraße abzweigt. Dort Bike-Depot.

Jetzt geht's zu Fuß die Forststraße hoch. Will man den W-Grat auch wieder absteigen, sollte man auch hier mit dem Radl hochkeuchen. Der Weg beschreibt einige weit ausholende Kehren und trifft schließlich nach einer knappen Stunde auf den deutlichen Bluetsgraben. Diesen überquert er leicht abfallend, jenseitig sind nach links weg Steigspuren in den Wald zu erkennen. Dort geht's hinauf.

Um halb elf, also nach guten anderthalb Stunden, sind wir am Einstieg angekommen. Orientierungstechnisch ist der Anstieg zum Westgrat nicht schwer: auf dünnen Pfadspuren, die sich gelegentlich auch verlieren, geht's immer an der im Aufstiegssinn rechten Seite des Bluetsgrabens bergan, zunächst durch Wald, später dann durch ein paar Latschen. Dort muss man sich ein bisserl durch's Unterholz kämpfen, doch ziemlich exakt am Beginn der Latschenzone beginnt ein mit Steinmann markierter Pfad - kaum zu verfehlen, wenn man sich dicht am Graben hält (gero's Anweisungen haben hier gute Dienste geleistet, vielen Dank!). Durch die Latschenzone schlendern wir also bequem den Steig hinauf, bis wir in freies Gelände kommen. Dort verlieren sich die Spuren schnell wieder, aber das macht nix, denn in begrüntem Schrofengelände kann man frei Schnauze zur Grathöhe aufsteigen. 75 min nach dem Einstieg sind wir oben, hier konstant T3.

Auf dem Westgrat geht's zunächst sehr mild dahin. Der breite Rücken ist schön zu erwandern. Bald wird's aber felsiger und einige kurze Steilstufen sind zu erkraxeln (bei geschickter Routenwahl nicht über I). Gelegentlich muss man in die schrofige Südseite ausweichen, das ist aber auch nicht schwer, solange man möglichst schnell wieder zum Grat zurücksteigt. Dort oben hat's guten Fels und das kraxeln macht Spaß. Fabian bleibt kurz vor dem Gipfel einmal zu lang in der Südflanke und muss etwas arbeiten, um im rutschigen Gelände wieder zum Grat zurückzukommen. Aber auch das meistert er prima, und so kommen wir wohlbehalten um eins am riesigen Kreuz des Hohen Gleirsch an. Aufstiegszeit ab Scharnitz knapp 4 1/2 h, am letzten Gratabschnitt T4 und I.

Jetzt heißt's erstmal die Sonne und die (leider ziemlich diesigen) Ausblicke auskosten. Zunächst ist noch ein netter Frankfurter, den wir noch aus der Pension in Scharnitz kennen, am Gipfel, danach sind wir eine dreiviertel Stunde allein. Besonders die Nahblicke richtung Barthgrat sind aller Ehren wert, aber auch die instruktive Schau in die Karwendeltäler braucht sich net zu verstecken (vor wem auch...?!). Das GB von 2002 ist allerdings ziemlich voll, vielleicht bringt die Traudl demnächst mal ein neues rauf.... oder auch einer der Leser???

Um zehn vor zwei robben sich die nächsten Personen über den Normalweg gen Gipfel, also haun wir wieder ab. Jetzt geht's den spärlich markierten Normalweg durch die steile, aber recht hindernislose W-Flanke hinab. Eine kurze Querung nördlich des Oberen Sagkopfes bewegt sich im T3+-Bereich, man könnte wohl aber auch auf sie verzichten. Sonst durchgängig bis zur Latschenzone T3.

In den Latschen ist der Steig luxuriös ausgeschnitten und gut zu erkennen (ab hier T2). Dafür ist's brütend heiß, naja. An einigen Abbrüchen vorbei quert der Steig in's eindrückliche Gleirscher Riegelkar und zweigt von hier in einer Spitzkehre in den Wald ab. Hier ist's kühler, sehr schön. In mildem Gefälle gehen wir zum Beginn des Steigs (Schild) an der Amtssäge im schönen Gleirschtal. 3 eher gemütliche Stunden ab Gipfel.

An der Amtssäge wollten wir eigentlich einkehren. Doch so ein Mist, sie hat geschlossen. Die viertel Stunde zur Möslalm taleinwärts hatschen geht gar nicht, so stapfen wir etwas mürrisch die 3km zurück zum Radldepot. Dort sind wir froh, dass wir die Radln mitgenommen haben, denn jetzt rollt sich's recht angenehm raus. Nach einer halben Stunde sind wir wieder in Scharnitz und lassen das schöne Karwendel-Wochendende gebührend ausklingen. Schee, auch der Fabian will wieder in's urweltliche Gebirg zurückkehren. Knappe 9h haben wir also gebraucht (incl. einer 3/4h Gipfelrast), W-Grat T4, I, und Normalweg max. T3+.

Tourengänger: maxl, Fabse_94


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