Barthgrat extended
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Das Datum ist gesetzt. Am 18. September wandle ich auf den Spuren des hoch verehrten Hermann von Barth. Ich brauche mich nicht länger aufzusparen - einmal mehr muss ich hinaus um mich von der Last zu befreien, die ich mir durch jahrelanges Schauen und Studieren, selber auf die Schultern gepackt habe. Erwartungsvoll, abenteuerlustig aber auch ein bisschen scheu gehe ich die Tour an. Schließlich schreibt Barth selbst von dem Grat, der später seinen Namen erhalten soll, keine Steigerung mehr gefunden zu haben, sich aber auch keine zu wünschen.
Ich bin also vorgewarnt, vom Meister persönlich. Die Einstellung mit der ich schließlich antrete mir selbst ein Bild zu verschaffen, wird bei Zarathustra so vortrefflich in Worte gefasst:
Du gehst deinen Weg der Größe: nun ist deine letzte Zuflucht geworden, was bisher deine letzte Gefahr hieß!
Du gehst deinen Weg der Größe: das muss nun dein bester Mut sein, dass es hinter dir keinen Weg mehr gibt!
Der herrliche, klare Morgen lässt die Lebensgeister in mir wachsen. Ein Tag der so beginnt, kann fast keine Enttäuschung werden, so spricht die Erfahrung aus mir. Mit dem für Karwendeltouren unverzichtbaren Radl geht es zur Amtssäge. Hier schlage ich einen gänzlich anderen Weg ein um auf den Katzenkopf zu gelangen, als Barth im Jahre 1870. Ich steige über den Süd-West Grat hinauf, der war damals noch keine Option, ist aber eine sehr interessante Variante. Hier kann ich schon ein bisschen kraxeln und mich mit der Ausgesetztheit anfreunden.
Oben angelangt kann ich den ganzen Barthgrat bis hinüber zur Mittleren Jägerkarspitze vor mir sehen. Sollte man meinen, aber ich weiß es besser. Ab der Hälfte des Grates wird es ziemlich unruhig mit Einschnitten, Wänden, Ecken und Kanten. Oder wie Barth meint: ein Riesenrachen, jeden Augenblick bereit, das über ihm hinweggaukelnde Opfer zu verschlingen.
Dass die Beschreibung als Rachen keineswegs übertrieben ist, wird klar wenn man vor dem Abgrund steht den man abzuklettern hat. Es gilt also sich zu sortieren, eine Linie auszuspähen, und dann los zu legen. Aber es geht dann eh ganz gut, auch der gleich anschließende Wiederaufstieg ist kein Gegner.
Dass die Beschreibung als Rachen keineswegs übertrieben ist, wird klar wenn man vor dem Abgrund steht den man abzuklettern hat. Es gilt also sich zu sortieren, eine Linie auszuspähen, und dann los zu legen. Aber es geht dann eh ganz gut, auch der gleich anschließende Wiederaufstieg ist kein Gegner.
Ich komme dem Kernstück des Übergangs immer näher - der spitzigen Felsschneide. Kein Bericht und kein Foto kann diesem Gebilde annähernd gerecht werden. Hier heißt die Devise: drüber, bevor man zu viel nachdenkt wie es nicht gehen kann! Den Gefühlsausbruch spare ich mir für später auf, die Schwierigkeiten sind an diesem Punkt nämlich nicht überstanden. Es geht von einer engen Scharte aus nochmal eine Wand hinauf. Klettertechnisch ev. sogar die Schlüsselstelle.
Als mit dem Erreichen der Mittleren Jägerkarspitze die Hauptaufgabe des Tages erledigt ist, statte ich (wie Barth vor 150 Jahren) noch der Nördlichen Jägerkarspitze einen Besuch ab. Dann trennt sich mein Weg von dem des großartigen Karwendelerforschers. Für mich geht es in der Rinne zwischen den beiden Jägerkarspitzen recht beeindruckend hinunter in die schaurig schöne Steinwüste des Rigelkars.
Immer noch sind Körper und Geist dermaßen frisch, dass ich unbedingt eine Fleißaufgabe dranhängen will. Dass die Wolken in dem Moment verdächtig nach Regen ausschauen, wische ich beiseite. Billiger werde ich den Berg den ich noch im Sinn habe nämlich nicht mehr bekommen. Es ist beschlossen, der Hohe Gleirsch wird der heutigen Gipfelliste auch noch hinzu gefügt. Über seinen Ostgrat geht es nochmal weglose 400 Hm nach oben. Aber es lohnt sich, kann ich doch von hier den Barthgrat in seiner ganzen Pracht einsehen und den wunderbaren Tag nochmal Revue passieren lassen.
Tourengänger:
Toni83

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