Der Hohe Gleirsch und die verfahrenen chinesischen Touristen

Ein Übertrag aus dem alten Tourenbuch:
Wie auch auf hikr.org so oft beschrieben, führte mein Weg zunächst über den Westgrat. Die Gämsen waren noch völlig verschlafen und wunderten sich sichtlich, dass hier bereits an einem Freitag ein bergsteigender Idiot herumpoltert. Meine seltsamste Begegnung erlebte ich dann jedoch am Nachmittag beim Abstieg.

Die Amtssäge hatte ich gerade hinter mir gelassen, als ich hinter einer Kurve der breiten Forststraße auf eine Gruppe von acht Chinesen traf. Neben denen stand ein Kleinbus, offensichtlich ein Mietfahrzeug. Allesamt reckten sie ihre Huawei-Handys in den Himmel. Als sie mich bemerkten, stand plötzlich so etwas wie Hoffnung in ihren Gesichtern geschrieben. Das passiert mir nur sehr selten ...
In zerbrochenem Englisch erfahre ich vom Anführer, der sich durch nichts Besonderes auszeichnete, außer das er eben bröckelnd Englisch sprach, dass man vom Flughafen Innsbruck komme und jetzt eigentlich nach München fahren möchte. "Where we ar no?" Ich greife mir sein Huawei-Handy - meine Fingerabdrücke liegen nun auch sicher beim chinesischen Geheimdienst vor - und zeige denen den weißen Fleck in Google Maps, an dem sie sich nun befinden. Mir ist völlig schleierhaft, wie man sich hierher verfahren kann. Vielleicht haben die ja zu viel Strohrum in Scharnitz gebunkert.
Nun denn, es hilft nichts, ihr müsst umkehren! Die gesamte Bagage verschwindet samt baggage wieder im Kleinbus und wendet das Fahrzeug umständlich auf der breiten Forststraße. Ich gehe ein paar Schritte weiter und schon brausen sie an mir vorbei, die chinesischen Touristen. Sie hätten mich ja mal fragen können, ob ich mit möchte. Dann aber wäre mir der erfrischende Weg durch die Gleirschklamm leider erspart geblieben.