Barthgrat - ein Markstein der Alpingeschichte -


Publiziert von ADI , 1. Oktober 2011 um 22:23.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:25 September 2011
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: WS - Gut fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:Scharnitz-Gleirschhöhe-Gleirschtal-Möslalm-Samertal-Jägerkar-Kar in den Flecken-Katzenkopf-Barthgrat-Mittlere Jägerkarspitze-Südliche Jägerkarspitze-Kar in den Flecken-Jägerkar-MTB Rückfahrt nach Scharnitz
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem PKW via Mittenwald zum kostenfreien P noch vor der Grenze; noch vor der Esso-Tankstelle rechterhand. Hinten beim gebührenpflichtigen P verlangen sie jetzt unverschämte 6 EURO!!!!!!!!!!!!!!
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bike-Hike; Bikedepot am Beginn des Jagdsteiges vom Jägerkar. Ohne Bike so als Tagestour NICHT machbar!
Unterkunftmöglichkeiten:diverse in Scharnitz
Kartennummer:Kompass Karte 26 Karwendel 1:50000

Der von Hermann von Barth im Juli 1870 erstbegangene und nach ihm zu Ehren benannte "Barthgrat" wird vom Karwendelführer als ein "Markstein der Alpingeschichte" bezeichnet.

Zu Recht, denn jedem muß der Atem stocken, der auf im geht und dann bedenkt, das der liebe Hermann damals keinen AV-Führer zu Hand hatte, kein GPS/Handy/25000 -er Karte hatte, er mit schwerer Lodenjacke, Champagnerflasche(als Trinkgefäß), Kaffeemaschine(!) und langer Alpenstange bewaffnet unterwegs war um diesen wirklich mehr als luftigen Grat zu stürmen.....noch dazu seilfrei! Ein wahnsinniger Pionier seiner Zeit.

Es ist wirklich UNGLAUBLICH wie alpinistisch stark der Mann drauf war, wenn man den Grat selber absolviert hat.

Los geht's wie immer bei solchen Touren mit dem Bike in Scharnitz.
Auf ins schöne Gleirschtal und hoch über die alte, grobe Schotterstrecke zum Bikedepot am Beginn des schönen Jagdsteiges, der hoch ins Jägerkar führt.

Einsam geht's hoch durch's Felsportal zum Kar in den Flecken.
Via SO- Flanke in leichtem Gelände zum Katzenkopf(I+ und brüchige Schrofen).
Hier hat's seit neuem ein schönes GB(Dank dem Spender!), wir sind die 2. Partie die hochgeht heuer.....soviel zur Frequenz auf diesem Berg.

Dann geht die "Wanderung" los:

Zuerst leicht über den Ostgrat lange über brüchige Felssufen runter(I-II) und dann waagrecht dahin.
Weiter südlich vom Grat auf luftigen, ausgesetzen Bändern bis zum Abbruch.
Hier ist dann Ende der Wanderung.

Es geht runter in eine Scharte(Stellen III, brüchig und steinschlaggefärlich).
Oben kann man mittels Klemmkeilen die Sache aber recht gut absichern.
Nicht absteigen in den dunklen Felskamin, der nach SO abbricht!
Man hält sich hier immer am abbrechenden Grat, auch wenn's am Anfang etwas unüberschaulich ist.
Runter in eine Scharte und auf der anderen Seite wieder hoch(II/III).
Weiter waagerecht am luftigen Grat bis zum gelben Abbruch.
Hier geht's rechts brüchig runter und weiter nach NO in eine sehr enge, brüchige, gelbe Scharte.
Nun nach rechts zu dem fragilen Grattürmchen und zur "messerscharfen Schneide".
Diese erreicht man, die schärfste, senkrechte Gratkante rechts(südlich) umgehend über luftige Felsen.

Es ist schon eine etwas bizarre Szenerie und Vorstellung, wenn man jetzt bedenkt, daß der 25-jährige H. v. Barth damals 1870 über die nun folgende echt messerscharfe Schneide(III, extrem luftig!) mit seinem über 2 Meter langen Alpenstock drübergegangen ist!

Nach dieser Gruselstelle geht's nochmal runter in eine sehr enge Scharte(II/III, Steinschlag!) und über die folgende Wand(II/III, halbwegs fester Fels, Steinschlag!) wieder hoch zum Grat.

Jetzt hat man es fast geschafft, der weitere Grat ist nur noch I-II und teilweise recht luftig, aber sonst nicht mehr schwer. Das Seil kann in den Rucksack.
Über brüchige Schrofen(I) erreicht man die Mittlere Jägerkar.

Tja, jetzt kann man sich seine Halbe aufmachen, wenn man eine dabei hat.

Der Abstieg zur Südlichen Jägerkar(I+) ist rel. leicht, wenn auch nicht trivial.
Aufpassen muß man in den steilen Schrofen schon, unten im Kar "in den Flecken" hat man es dann endgültig geschafft.

Der Rest ist Formsache....mit dem Bike geht's in Windeseile zurück zum P.

***** Tour für T6-Freaks und etwas darüber hinaus belastbare Bergabenteuerer; landschaftlich einzigartig schön, wie der AV-Führer richtig verspricht.
50m Seil sehr empfehlenswert, dazu einige Klemmkeile und Bandschlingen.
Die AV- Führer Beschreibung stimmt, auch wenn's knapp beschrieben ist.
EIN UNVERGESSLICHES KARWENDEL-ABENTEUER!

Wenn man noch länger im Jahr Licht hat, dann kann man ja noch den Katzenkopf SW-Grat(den Kardirk gemacht und toll beschrieben hat) vorher noch dranhängen.....muß aber dann weit zu Fuß zum Bike zurückhatschen.
Wir haben die "Fußfreundliche" Variante gewählt.

Mit auf Tour: mein unverzichtbarer Karwendel- Abenteuerer UWE.

Tourengänger: ADI


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Kommentare (10)


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83_Stefan hat gesagt: Gratuliere!
Gesendet am 1. Oktober 2011 um 22:45
Da kann man nur sagen "wow"!
Hermann von Barth meinte übrigens, er hätte sich keine Steigerung in der Schwierigkeit mehr gewünscht und er war froh, lebendig wieder runter gekommen zu sein ;-) .

Adiii hat gesagt: Barthgrat
Gesendet am 2. Oktober 2011 um 13:44
Meine Hochachtung. Eine beeindruckende Tour und schöne Bilder. Am schwierigsten stelle ich mir das finden der geeigneten Route vor. Ich bin noch nicht lange in dem Forum, hab aber schon einige deiner Touren nachgelesen und mir einige Anregungen dabei fürs nächste Jahr geholt.

ADI hat gesagt: RE:Barthgrat
Gesendet am 4. Oktober 2011 um 09:29
Hallo, (fast) Namensvetter!

Danke!
War echt sehr beeindruckend, der Grat.
Die Orientierung ist hier gar nicht soo schwer.
Heikel ist das überall so brüchige Gestein.

Schöne weitere Touren wünsche ich Dir!

VLG, ADI

gero hat gesagt: Gratuliere ebenfalls !
Gesendet am 2. Oktober 2011 um 16:56
Ein tolles Abenteuer .... bekanntlich wirklich nur für Meister des Karwendels. Und damit wohl eine Deiner Top Ten Touren!

Man kann wirklich nur den Hut ziehen vor den Leistungen des HvB. Er war seiner Zeit weit voraus ... tragisch, sein Ableben in Afrika. Immerhin hat er uns sein Buch hinterlassen. Wenn der gewußt hätte, daß seine Bewunderer erst 150 Jahre später auf den Plan treten würden.

Gruß, Georg

marc1317 hat gesagt:
Gesendet am 2. Oktober 2011 um 17:51
Was für eine Tour, einfach der Hammer! Die Tour ist vorgemerkt...

Wieder einmal ein Beispiel dafür, das man die Bergsteiger ( so ungern ich es auch sage ) mit denen von damals, in keinster Weise vergleichen kann. Das waren wirklich noch "klassische" Bergsteiger!

Gruss

Marcel

kardirk hat gesagt:
Gesendet am 2. Oktober 2011 um 20:20
Congratulations,

Super Bilder mit schöner Beschreibung, da kann ich mir die Begehung ersparen, zumal die eh weit über meinen Möglichkeiten liegt. Ungalublich was unser Hermann da geklettert ist, muß gleich nochmal seinen Bericht mir zu Gemüte führn.

Auf weitere klasse Touren, hoffentlich hält der Super Altweibersommer noch ein bischen.
Dirk

algi hat gesagt:
Gesendet am 4. Oktober 2011 um 10:25
Am witzigsten find ich das Foto mit der Lücke und dem brüchigen Türmchen, sowas sieht man nicht so oft..

Die Tour würde mich schon auch interessieren, wenn's nur nicht so ein Bruchhaufen wär. Aber, schaun mer mal.

Gruss Albert

Tef hat gesagt:
Gesendet am 4. Oktober 2011 um 20:50
Hammermäßig!
Jetzt wirds aber Zeit, sich auf Hermann umtaufen zu lassen ;-)
beste Grüße
Tef

bergclaus hat gesagt: Herrlich dokumentiert.
Gesendet am 18. Oktober 2011 um 07:29
Endlich habe ich einmal Zeit, die Bilder durchzuklicken. Alles bestens dokumentiert!
Aber ich muss zugeben, dass ich mich nicht mehr so gut daran erinnern kann. Nur noch die wenigsten Passagen habe ich wiedererkannt. Ich kann mich noch besonders an eine steile Rinne, die ich im Abstieg bewältigen musste, erinnern.
Ich war froh, als ich es geschafft hatte!
Nochmal Gratulation zu dieser Klassikertour!
Grüße von Claus

Martinausd hat gesagt: Ehrfurcht und Respekt
Gesendet am 31. Dezember 2011 um 23:44
erheischt dieser Bericht.
Da ist ein Marathonlauf nix im Vergleich.
Wieviel Getränke hattet Ihr denn dabei?
Bei mir streikt der Rücken ab 4l.-leider.


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