Winterbegehung Palü Ostpfeiler


Publiziert von tombe , 14. April 2013 um 13:56.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Berninagebiet
Tour Datum:13 April 2013
Hochtouren Schwierigkeit: S+
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bernina-Gruppe   Palü-Gruppe 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 2000 m
Kartennummer:268

Palüostpfeiler, eine der grossen Grattouren und das im Winter, geht das? Wir wollten es auf jeden Fall versuchen.
Am Samstagmorgen früh über den Julier nach Pontresina, wo wir nicht ganz alleine an der Kasse der Diavolezzabahn anstehen. Ich traue meinen Ohren nicht CHF 58.- für zwei einfache Bergfahrten! Die haben definitiv was am Helm- hätte ich das vorher gewusst, ich wär früher aufgestanden und gelaufen- einfach aus Prinzip. 
Bei diesem traumhaft schönen Wetter lassen wir uns die Stimmung nicht vermiesen und stehen um 0845 auf der Diavolezza. Fahrplan Diavolezza:
http://www.engadin.stmoritz.ch/winter/de/aktivitaeten/sport/ski-snowboard/diavolezza-skifahren/fahrplan-diavolezza-winter/

Da heisst es Ski anschnallen und 200hm abfahren. Dabei haltet man sich links, östlich Richtung Piz Trovat, um die Höhe möglichst zu behalten. Bei den jetzigen Verhältnissen kann man das allerdings nicht verfehlen.
Vor uns sind einige Gipfelstürmer unterwegs, somit haben wir eine gute Spur. Der folgen wir zuerst stark links haltend, über die Spaltenzone. Auf 3225m setzen wir den Blinker und gehen, immer leicht ansteigend, südwestlich bis auf 3320m. So queren wir save, am Seil zum Ostpfeiler. Jetzt beginnt es stark zu winden und ich, voll optimistisch mit dem Sonnenkäpi, frier mir fast die Ohren ab bei dem gratis peeling. Bei dem Pulverschnee ist unsere Spur innerhalb von 15min verschwunden.

Hier auf ca. 3300m, 20m über der markanten Spalte wechseln wir von Ski auf Steigeisen. Die Ski aufgebunden, mit zwei Eisgeräten bewaffnet, beginnt Benny zu klettern. Es stellt sich schnell heraus, dass der lockere Schnee, den der Wind in den Zustieg verfrachtet hat, nicht zu unserm Vorteil ist. Die Pickel und Steigeisen finden nie richtig halt im Schnee, der Granit ist plattig. 2. Seillänge liegt an mir, welche mit einer unangenehmen Querung beginnt und als Dessert einen Steilaufschwung aufweist. Bin ich froh, habe ich mir noch zwei Keile in den Rucksack geworfen.
Uns wird sofort bewusst, das wird kein Zuckerschlecken! Wenn wir jetzt weiter gehen, müssen wir A schneller werden und B richtig einen Durchziehen. Wir gehen weiter und finden aus dem steilen Gelände heraus den Grat. Jetzt ist das Gelände flacher, die Verhältnisse aber gleich schlecht. Aperer Fels welchen wir teils ohne Eisgeräte klettern, wechselt mit viel Schnee und meistens beides zusammen. Wir klettern am vollen 30m Seil. Ich führe und lege so gut es geht Zackenschlingen und meine lieben Keile. Die Zeit verrinnt viel zu schnell, nicht weil es mir super gefällt, sondern weil irgendwann immer die Sonne untergeht. Vielfach macht mir das Ausgraben vom Fels, mit dem vielen Triebschnee mehr Mühe als das Klettern. Wir wühlen uns hoch, der Grat will einfach nicht enden. Obwohl wir meinen, den Verhältnissen entsprechend gut voran zu kommen. Auf 30m lege ich eine mal zwei Sicherungen und wir versuchen das Seil immer zwischen ein paar Zacken zu halten. An der Stelle Danke Benny, super einen verlässlichen Partner an seiner Seite zu haben. Obwohl wir die Sicherheit auf ein Minimum schrauben, geschieht nichts überhastet, step by step. Wir gelangen zum Turm, wo wir vor der Querung Schlaghacken finden, sehr zu meiner Beruhigung der Nerven. Benny sichert mich bei der Querung und wieder hoch auf den Grat. Beim Aufschwung zum Grat steckt wieder ein Schlaghacken. Welch eine Freude, so falsch kann die Linie nicht sein. Nach dem Turm kommt nochmal eine richtig fiese Plattenstelle, welche mit 10cm grobkörnigem Sch.....bepappt ist. Nach meiner bewährten Felsputz- Wühlmethode sehe ich einen Schlaghacken, doch fast keine Felsstruktur. Arschbacken zusammen und sauber auf den kleinen Unebenheiten antreten. Benny ist informiert und steht am gestreckten Seil bereit. Insgesamt finde ich hier zwei Schlaghacken.
So zieht sich der Grat dahin und meine Kräfte gehen ebenfalls dahin. Die zunehmende Höhe tut ihres dazu uns nicht schneller werden zu lassen. Die aufgebundenen Ski stören hin und wieder bei den Steilaufschwüngen, zudem drückt der Rucksack schwer. 
Wir glauben schon fast nicht mehr daran als wir auf den Firngrat kommen, der super Verhältnisse aufweist und uns mehr oder weniger flott auf den Ostgipfel führt. Völlig am Ende meiner Kräfte Physisch und mental, nehme ich nach 9h Kletterei einen schluck Tee. Der Wind hat aufgefrischt unsere Handschuhe und Hände sind steif gefroren. Also keine Zeit verlieren und absteigen, den 20m höheren Palü Gipfel lassen wir aus. Der Abstieg erfolgt der normalen Aufstiegsroute entlang. Auf dem Persgletscher gehen wir links Richtung Morteratschglescher, welcher gut mit Stangen markiert ist. Die Abfahrt fordert nochmals volle Konzentration, da der Sulzschnee bereits gefroren ist.
Um 20.00 bestellen wir im Restaurant am Bahnhof von Morteratsch, erleichtert und völlig fertig unser verdientes Bier mit Schnaps. Von einem Taxi lassen wir uns zur Diavolezza Talstation fahren und gelangen von dort mit dem Auto wieder überglücklich nach Hause.

Anmerkung:
Die Länge der Tour sollte nicht unterschätzt werden. Die Kletterei ist anhalten und exponiert. Im Sommer sicher traumhaft, im Winter gewöhnungsbedürftig. 
Meine Kamera hat leider schon vor dem Grat den Geist aufgegeben.
Fotos:https://www.dropbox.com/sh/b90wizilp5t3upi/GaGRvViWHB           

Tourengänger: tombe


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Kommentare (1)


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jfk hat gesagt: woww!
Gesendet am 14. April 2013 um 20:05
Gratulation zu dieser Hammertour. Und dann noch im Winter!

G. Jonas


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